Darf autodidaktisch erworbenes Wissen in die Softskills?

Mahlzeit!

Kurze Frage: Wenn sich jemand autodidaktisch Wissen für einen speziellen Beruf aneignet (bzw. angeeignet hat), darf er diese dann in den Softskills aufführen? Oder wäre das nur dann sinnvoll bzw. „erlaubt“, wenn man dieses Wissen auch schon in dem Beruf ausgeübt hat?

(Beispiel; Mensch möchte Journalist werden, arbeitet ein Buch über Interviewführung durch und möchte sein Fachwissen nun als „Interviewführung - Das Finden von Fragen“ und „Interviewführung - Gespräche in Gang halten“ aufführen).

GLG
Tichuspieler

Tach!

Du darfst alles. Nur macht es einen eher komischen Eindruck. So wie bei denen die sich „interkulturelle Kompetenz“ zuschreiben weil sie einen zweiwöchigen Sprachkurs auf Mallorca gemacht haben. Ein Profi wird eh sofort erkennen ob diese Fähigkeiten nun angelesen sind oder auf Erfahrungswerten beruhen. Zwei Fragen und Deine Antworten darauf und das war’s. Also nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Gruss
K

Hallo Kasi!

Danke für Deine Antwort.
Jetzt stellt sich aber die Frage, ob jemand, der zumindest schon mal mit dem Thema intensiver in Berührung gekommen ist (z.B. durch Lesen und Erarbeiten) weniger Chancen hat als jemand, der sich überhaupt nicht damit beschäftigt hat, aber eben in diesen Beruf hineinwill.

GLG
Tichuspieler

Moin,

(Beispiel; Mensch möchte Journalist werden, arbeitet ein Buch
über Interviewführung durch und möchte sein Fachwissen nun als
„Interviewführung - Das Finden von Fragen“ und
„Interviewführung - Gespräche in Gang halten“ aufführen).

das Lesen eines Buches allein erzeugt nur wenig Wissen, Erfahrung schon gar nicht.

Wenn sich jemand bei mir auf eine Laborantenstelle bewirbt und stolz erkklärt, er habe den kompletten 'Mortimer (ein Standardlehrbuch für Allgemeine Chemie) durchgearbeitet, kann aber keinen Laborantenbrief vorweisen, dann finde ich das günstigstenfalls witzig.
Anders sieht es aus, wenn diese Person nachweisen könnte, daß er ohne Laborantenbrief zwar aber langjährig eine Stelle ausgeübt habe, wo er bestimmte (von mir verlangte) Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben konnte.
Diese Person hätte, wenn weitere Bedingungen zuträfen, durchaus eine Chance.

Gandalf

Klar njein!
Hallöchen,

um mich dem Vorposter anzuschließen: Man darf „Wissen“ jedweder Art in jedweder Form im Profil aufführen. Dabei ist der Kontext des Erwerbs nicht so wichtig wie der Umgang mit dem Wissen.

Ich gebe Dir ein Beispiel, warum solches „autodidaktisch angeeignete Wissen“ schnell problematisch sein kann:

Erst vorgestern hatte ich ein Interview mit einem Kandidaten, der behauptete, eine Expertenqualifikation zu besitzen.
Eine einzige Frage „Was ist denn das Wichtigste (in einer speziellen, alltäglichen SItuation)? Geben Sie mir ein Beispiel aus Ihrer Erfahrung.“ - hat ihn dermaßen bloßgestellt, dass das Gespräch mental schon vorbei war.

Wenn man tatsächlich Autodidakt ist und die Qualifikation auch tatsächlich anwenden kann, darf man sowas jedoch ohne Weiteres tun.

Zu Deinem Beispiel:

Mensch möchte Journalist werden, arbeitet ein Buch über Interviewführung durch und möchte sein Fachwissen nun als „Interviewführung - Das Finden von Fragen“ die „Interviewführung - Gespräche in Gang halten“ aufführen.

Kommt darauf an.

Zu diesem Skill würde ich persönlich Dir im Vorstellungsgespräch gar keine Fragen stellen. Ich würde eine Situation konstruieren, wo genau das passiert: Du musst die Gesprächsführung übernehmen und eine bestimmte Information aus mir herauskitzeln. Gelingt es Dir, hast Du diesen Skill.

Mit dem Hinweis auf diesen „Skill“ hängst Du daher möglicherweise ein Damoklesschwert über Deine Bewerbung. Eventuell ist es günstiger, hier einen Hinweis zu geben „Interesse existiert, praktische Erfahrung mangelt noch“.

Gruß,
Michael

Hallo an Alle!

Danke erstmal für Eure Antworten.
Ich erlaube mir einmal, Dir, Gandalf, ein kleines Gegenbeispiel zu bringen von dem ich hoffe, dass Du mir dazu Deine ehrliche Meinung schreibst.

Wenn sich jemand bei mir auf eine Laborantenstelle bewirbt und
stolz erkklärt, er habe den kompletten 'Mortimer (ein
Standardlehrbuch für Allgemeine Chemie) durchgearbeitet, kann
aber keinen Laborantenbrief vorweisen, dann finde ich das
günstigstenfalls witzig.

gehen wir scherzeshalber einmal davon aus, Du schreibst eine Stelle aus, in der Bedingung ist, man sollte sich besagtes Buch durchgelesen, besser noch, durchgearbeitet haben.
Selbst wenn ich dieses 5mal gemacht habe, würde ich mich nicht auf diese Stelle bewerben - einfach, weil ich zur Chemie weder Draht noch Talent habe.
Von dieser Seite wäre es also sinnfrei, eine Bewerbung an Dich zu schicken.

Nun gehen wir aber einmal davon aus, Du schreibst eine Stelle für einen Texter aus, willst jedoch, dass die Bewerber Abitur vorweisen können.
Meine Wenigkeit hat jetzt „nur“ erweiterten Realschulabschluss.
Aber: meine Wenigkeit kann gut formulieren, mit Wörtern jonglieren, hat das Talent für Sprachmelodie und aufgrund eines recht großen Wortschatzes auch das Gefühl für das richtige Wort an der richtigen Stelle.
Ein weiterer Bewerber hat nur halb so viel auf dem Kasten - aber eben Hochschulreife.
Wie groß ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass Du mich zu einem Vortsellungsgespräch einlädst bzw. wie groß ist die wahrscheinlichkeit, dass Du mich von vornherein aus dem Pool rausschmeisst, weil ich eben nicht das Abitur vorweisen kann?

Natürlich will ich nicht abstreiten, dass Erfahrungen den einen oder anderen Pluspunkt für den Bewerber bedeuten.
Allerdings - und das ist nun meine unmaßgebliche Meinung - sollte man auch auf Talent schauen und auch einmal das Risiko auf sich nehmen, sich einen Bewerber etwas genauer anzuschauen, auch wenn er nicht mit den geforderten Skills aufwarten kann.

GLG
Tichuspieler

P.S. Danke an Michael für den Formulierungsvorschlag - so in dieser Richtung hatte ich auch schon überlegt zu schreiben…:wink:

Analogien
Moin,

Von dieser Seite wäre es also sinnfrei, eine Bewerbung an Dich
zu schicken.

daß ich das als Analogie oder Beispiel geschrieben habe ist Dir aber klar?!

Den Rest meiner Antwort hast Du hoffentlich auch gelesen?
(Nur um sicher zu gehen, auch das ist als analoges Beispiel zu betrachten!)

Gandalf

Ja, ich hatte Deine Replik schon verstanden.
Meine (zugegeben rhetorische) Frage sollte nur aufzeigen, dass ich ein Problem damit habe, dass heutzutage in unserer Gesellschaft mehr Wert auf Abschluss und Fachwissen bis ins kleinste Detail vorausgesetzt wird, aber Engagement und Talent leider schneller im Papierkorb landen als sie brauchten, den Empfänger zu erreichen.

GLG
Tichuspieler

Moin,

das ist Glaskugelgucken - wer kann schon sagen, nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgt? Letztlich spielt sicherlich eine Rolle, wie schnell entsprechende Kenntnisse gebraucht werden. Wenn die Personalentscheider den Bewerber als sonst geeignet und lernwillig und engagiert einstufen, kann womöglich auch ein Quereinsteiger einen entsprechenden Job kriegen.

Einfaches Anlesen ist nicht unbedingt eine Qualifikation - Erfahrung sollte damit verbunden sein, hängt aber auch vom Themengebiet ab.

Ich habe bisher selten Chefs getroffen, die Leute einstellen, weil sie sie für fähig halten, evtl. fehlende Kenntnisse notfalls auch in Eigenregie sich anzueignen. DIe meisten suchen den perfekten Mitarbeiter - mit wenig Spielraum. Aber … Versuch macht kluch - und währenddessen zusehen, dass die Kenntnisse üfr den entsprechenden Job grösser werden, zumindest schon mal sehr gut fundierte Theorie :smile:

Gruß
Ex.

Moin,

dass heutzutage in unserer
Gesellschaft mehr Wert auf Abschluss und Fachwissen bis ins
kleinste Detail vorausgesetzt wird, aber Engagement und Talent
leider schneller im Papierkorb landen als sie brauchten, den
Empfänger zu erreichen.

Talent und Engagement sind sicher etwas gutes, Erfahrungen, Fertigkeiten und Kenntnisse sind aber auch sehr wichtig.
Sicher sind die Wichtungen in unterschiedlichen Bereichen auch unterschiedlich, aber unwichtig sind sie nirgendwo.

Gandalf

Meine (zugegeben rhetorische) Frage sollte nur aufzeigen, dass
ich ein Problem damit habe, dass heutzutage in unserer
Gesellschaft mehr Wert auf Abschluss und Fachwissen bis ins
kleinste Detail vorausgesetzt wird, aber Engagement und Talent
leider schneller im Papierkorb landen als sie brauchten, den
Empfänger zu erreichen.

nein.
wenn z.b. abitur verlangt wird, dann sollte man sich mit mittlerer reife nicht scheuen, sofern der rest gut passt.

Heiho!

Danke für Deine Antwort.
Ich stimme Dir zwar zu, was das Nichtscheuen angeht, kann respektive „muss“ jedoch aus Erfahrung sprechen, dass Menschen mit Abitur bzw. Studium meiner Wenigkeit vorgezogen wurden.
Beim letzten Praktikum (bei einem Radiosender) hieß es schon am zweiten Tag nach meinem Hinweis, dass von Oktober bis Anfang Dezember ein weiteres Praktikum stattfindet und ich dieses gerne wieder im Sender absolvieren möchte: „Es stehen Hochschulabsolventen Schlange bei uns. Da nehmen wir doch lieber diese als dich.“

Aber wie gesagt: Erfahrungswerte aus meinem Leben.

GLG
Tichuspieler

Moin,

na ja - es war vielleicht nicht ganz diplomatisch, den Hinweis gleich am 2. Tag zu geben. Davon abgesehen: was erwartest du? Jeder guckt immer nur nach seinem eigenen höchstmöglichen Vorteil und viele Firmen glauben, dass jemand mit Abitur und Studium grundsätzlich besser geeignet ist, weil weil weil … da stehst du nicht alleine, dazu könnte ich für ähnliche Fälle Romane schreiben.

Das ändert aber nichts dran: Versuch macht kluch - darüber habe ich selber mal (mit Abitur und Studium, aber komplett branchenfremd) einen Job bekommen, mit dem ich nie gerechnet hätte. Man kann nie wissen … und daher: versuchen, bewerben, überzeugen.

Schönen Sonntag :smile:

Gruß
Ex.