Darf ein AG einen Vater nach dessen Elternzeit kündigen und wenn ja, aus welchen Gründen?

Nach der Geburt des Kindes nimmt der Vater die vorher schriftlich angekündigte Elternzeit von z.B. 1 Jahr, weil seine Frau Hauptverdienerin ist und schnell wieder arbeiten will. Der AG hat ihm bei dieser Ankündigung bereits angedroht, dass er ihn nach der Elternzeit kündigen wird. Ein Grund dafür findet sich schnell. Darf er das so einfach, z.B. aus betrieblichen Gründen?

Auch Grußlos,

ja es stimmt schon, dass ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer in der Regel über kurz oder lang los wird, wenn er es unbedingt will. (dabei meine ich jetzt keine rechtlich saubere Betrachtung).Aber diese Situation ist jetzt einfach glaube ich stimmungsmäßig aufgeladen und meine Erfahrung zeigt, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde, also Ruhe bewahren. Und falls eine Kündigung kommt, dann darum kümmern.

Und auf die Gefahr hin einen Shitstorm auszulösen, muss ich hier auch mal erwähnen, dass es für den ein oder anderen Arbeitnehmer gar nicht so einfach ist, wenn Mitarbeiter in Elternzeit gehen, die Zeit muss erstmal überbrückt werden, gerade bei Spezialisten.

Immer noch grußlos

Hallo,

es gibt ein Kündigungsschutzgesetz.
Ob dieses hier gilt, entscheidet sich über die Anzahl der Beschäftigten:

KSchG §23:
Die Vorschriften des Ersten Abschnitts gelten (…) nicht für Betriebe und Verwaltungen, in denen in der Regel fünf oder weniger Arbeitnehmer ausschließlich der zu ihrer Berufsbildung Beschäftigten beschäftigt werden.

In Betrieben und Verwaltungen, in denen in der Regel zehn oder weniger Arbeitnehmer ausschließlich der zu ihrer Berufsbildung Beschäftigten beschäftigt werden, gelten die Vorschriften des Ersten Abschnitts (…) nicht für Arbeitnehmer, deren Arbeitsverhältnis nach dem 31. Dezember 2003 begonnen hat; diese Arbeitnehmer sind bei der Feststellung der Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer nach Satz 2 bis zur Beschäftigung von in der Regel zehn Arbeitnehmern nicht zu berücksichtigen.

Bei der Feststellung der Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer nach den Sätzen 2 und 3 sind teilzeitbeschäftigte Arbeitnehmer mit einer regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit von nicht mehr als 20 Stunden mit 0,5 und nicht mehr als 30 Stunden mit 0,75 zu berücksichtigen.

Und? Nennt sich unternehmerisches Risiko. Dafür bekommt der Arbeitgeber (den meinst du sicherlich :-)) auch deutlich mehr „Gehalt“ als der Angestellte.
Und wenn es für ihn nicht so einfach ist, dann sollte er halt mit dem Mitarbeiter reden und nicht mit Kündigung drohen (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl)

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Mal abgesehen davon, daß weniger ein Gehalt als vielmehr die Risikoprämie ist, die der Unternehmer idealerweise einstreicht, handelt es sich bei den gesetzlichen Regelungen für Elternzeit & Co. (die ich als Arbeitnehmer durchaus begrüße), weniger um ein unternehmerisches Risiko als vielmehr um eine sozialstaatliche oder gesellschaftliche Last, die dem Unternehmer einfach mal so auferlegt wurde und die im Extremfall ein Unternehmen an den Rand der Existenzgefährdung bringen kann. Auch wenn die Inanspruchnahme von Elternzeit auf Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeiter beschränkt ist, ist es - je nach Konstellation - nicht unbedingt trivial, so kurzfristig eine qualifizierte Aushilfe für einen Zeitraum von sechs Monaten oder einem Jahr zu bekommen. Wenn dann von den 16 Leuten auf einmal drei in Elternzeit gehen wollen, kann daraus schnell eine unlösbare Aufgabe werden.

Das ist ein Punkt, an den man denken sollte, wenn man mit aller Vehemenz auf seine Rechte als Arbeitnehmer bzw. Vater/Mutter in spe pocht.

Gruß
C.

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so und genau hier sind wir an dem Punkt der schief läuft: Man sollte
a) nachdenken und
b) mit einander reden

und das läuft i.d.R. schief, oft auch auf beiden Seiten gleichzeitig (also auf Seiten Unternehmer wie auch Arbeitnehmer!). Aber aufgrund meiner Erfahrung wird hier von Seiten der Vorgesetzten viel zu oft geschlafen und dann steht man am Ende vor einem Scherbenhaufen.

Beispiel: Ich musste für eine neue Stelle (bei der der TVÖD gilt) über 1,5 h einfach (!) fahren. Die Stelle wurde extra für mich für ein spezielles Projekt geschaffen, das sonst eingestellt worden wäre (an dem Projekt habe ich 3 Jahre lang schon bei einer anderen FIrma mit dem neuen Arbeitgeber als Partner gearbeitet. Dort hatte ich den Vorteil, dass ich längere Zeit von zu Hause aus arbeiten konnte (und das wurde mir von allen bescheinigt: sehr erfolgreich). Das wurde bei der neuen Stelle abgelehnt (schauen wir mal nach ein paar Monaten). Während der nächsten Monate suchte ich mehrfach das Gespräch mit meinen Vorgesetzten: Dann hieß es immer „schwierig“, „kennen wir nicht“, „wie soll das gehen“. Also kam dann irgend wann von meiner Seite die Kündigung, weil die Arbeitsbedingungen nicht passten (das Projekt aber so weit in trockenen Tüchern war, dass es jemand anders weiter machen konnte). und siehe da: Schon nach 2 Tagen wurde mir angeboten 3 Tage im Homeoffice zu arbeiten und dass es sogar ein internes Programm der Firma gibt, das hier Abteilungen und Mitarbeiter unterstützt (sprich dafür gab es sogar extra Geld!!!).

Also: Wenn es wichtige Mitarbeiter gibt, dann sollte man halt öfters mit denen reden und ZUHÖREN. Und wenn Nachwuchs bei einem ansteht, dann eben gleich auf sie zugehen und ZUSAMMEN eine Lösung erarbeiten (sind z.b. einige Stunden am Tag Consulting/Telefonarbeit/Emails von zu hause aus möglich?)
Und wenn ein Mitarbeiter sich langsam zu einem unersetzlichen Mitarbeiter entwickelt, ohne den die Firma an den Rand des Ruins gerät, dann kann ich nur empfehlen was in der Fachliteratur dazu steht: Dann ist es höchste Zeit sich von dem Mitarbeiter zu trennen! Auf Wunsch suche ich gerne die Quelle dafür raus…