Darf man das 'Du' ablehnen?

Hallo zusammen,

ich hatte letztens ein Vorstellungsgespräch (hab die Stelle nicht bekommen, versuche es aber vielleicht bei dem gleichen Institut noch einmal). Dort scheint es üblich zu sein, dass sich alle Mitarbeiter duzen.
Unter Mitarbeitern finde ich das nicht super, aber OK. Das Problem ist, dass auch bei dem Bewerbungsgespräch sofort geduzt wurde. Ich hab dann nichts dazu gesagt, weil man bei Bewerbungsgesprächen im Zweifelsfall vorsichtig sein sollte.

Mir ist klar, dass das „Du“ immer von der älteren, mächtigeren Person oder der Person, die schon länger da ist, angeboten wird (in diesem Fall treffen alle drei Kriterien zu). Darf denn die jüngere Person das „Du“ höflich ablehnen? Ich würde also etwas sagen wie:

„Ich würde mich freuen, wenn Sie mir das „Du“ anbieten, wenn ich hier arbeite. Während des Bewerbungsgespräches ist mir das - rein subjektiv - aber sehr unangenehm.“

Ein einmal gebrauchtes „Du“ zurückzunehmen gilt ja als Ausdruck der Feindschaft. Wie ist das hier?

Einen schönen Tag noch,

Groove

Hallo,

ob man das „darf“, weiß ich nicht, aber wenn das Duzen dort eben dermaßen üblich ist, dass es bereits während eines Vorstellungsgesprächs praktiziert wird (das habe ich so noch nie gehört oder erlebt), würde ich es höchst befremdlich finden, dass sich ein jüngerer Bewerber daran stört.

Ich würde mich fragen, ob jemand, der sich um solche „Formalitäten“ so viel Gedanken macht, ins Kollegium passt.

LG
sine

Hallo Groove

ich hatte letztens ein Vorstellungsgespräch (hab die Stelle
nicht bekommen, versuche es aber vielleicht bei dem gleichen
Institut noch einmal). Dort scheint es üblich zu sein, dass
sich alle Mitarbeiter duzen.

dann heule mit den Wölfen

Unter Mitarbeitern finde ich das nicht super, aber OK. Das
Problem ist, dass auch bei dem Bewerbungsgespräch sofort
geduzt wurde. Ich hab dann nichts dazu gesagt, weil man bei
Bewerbungsgesprächen im Zweifelsfall vorsichtig sein sollte.

so ist es.

Mir ist klar, dass das „Du“ immer von der älteren, mächtigeren
Person oder der Person, die schon länger da ist, angeboten
wird (in diesem Fall treffen alle drei Kriterien zu). Darf
denn die jüngere Person das „Du“ höflich ablehnen?

Wenn Du die Stelle nicht willst, nur zu!

Ich würde
also etwas sagen wie:

"Ich würde mich freuen, wenn Sie mir das „Du“ anbieten, wenn
ich hier arbeite. Während des Bewerbungsgespräches ist mir das

  • rein subjektiv - aber sehr unangenehm."

definitiv: Dieser Satz wäre ein absoluter Knieschuss. Wenn Du jetzt schon ein Problem damit hast, solltest Du gründlich nachdenken, ob Du dort wirklich arbeiten willst.

Ein einmal gebrauchtes „Du“ zurückzunehmen gilt ja als
Ausdruck der Feindschaft. Wie ist das hier?

nicht anders. Du wirst quasi in die Familie hineingezogen und lehnst das ab.

Einen schönen Tag noch,

wünsche ich auch
Geli

Hallo,

jedenfalls würde das auf mich als Personaler zum einen unhöflich und vor allem auch recht unflexibel wirken.

Grüße
Didi

Moin,

kurz und knapp:
Wenn das ‚Du‘ Dir solche Probleme macht, ist diese Stelle definitiv nichts für Dich!

Weitersuchen!

Gandalf

Hallo Groove,

stimme Gandalf zu: Im Bewerbungsgespräch kann und wird auch getestet werden, wie ein potentieller Mitarbeiter mit den Gepflogenheiten im Unternehmen zurecht kommt. Wenn Du bereits an dieser Stelle Magenschmerzen mit dem Duzen hast, wird sich das wahrscheinlich mit Vertrag nicht ändern.

Wenn Du das „Du“ bereits an dieser Stelle ablehnst, signalisiert Du dem Unternehmen, dass Du nicht der richtige für die Position bist.

Viele Grüße
Diana (leidenschaftliche Siezerin :wink:

Hallo,

Das Problem ist, dass auch bei dem Bewerbungsgespräch sofort
geduzt wurde.

Wie? Ohne vorher zu fragen, ob es einem recht ist? Ohne das „Du“ anzubieten?

So etwas ist nur unhöflich und zeugt von schlechten Manieren (von einem schlechten Führungsstil mal abgesehen). Du bist schließlich ein Gast in diesem Haus, ein fremder noch dazu.

Ich würde trotz der Duzerei meines Gegenüber beim „Sie“ bleiben.

"Ich würde mich freuen, wenn Sie mir das „Du“ anbieten, wenn
ich hier arbeite. Während des Bewerbungsgespräches ist mir das

  • rein subjektiv - aber sehr unangenehm."

Würde ich bei angebotenem „Du“ dann nicht so machen, eher:
„Wenn Sie mir es anbieten, gerne.“

Tztztz, Sachen gibt es …

Gruß
Der Franke

Hi,
also ich finde Vortellungsgespäche sind, von Seiten des AG, ein Bereich in dem einige „Höflichkeitsregeln“ über Bord gehen müssen.

Ich frage Dinge die ich sonst nie fragen würde und bohre nach, was sonst als sehr unhöflich empfunden würde.

Auch Anzutesten wie ein Bewerber sich in einer bestimmten (dann absichtlich hergestellten) Atmosphäre verhält ist nicht off-limits.

Je nach gefordertem Profil bringt man den Bewerber auch absichtlich in eine Situation wo er z.B. Sicherheit in gehobenen Umgangsformen beweisen muss.

Da muss man als Bewerber halt durch. Die persönliche Schwelle was man mitmacht wird halt davon reguliert wie sehr man den Job haben will.

Gruß
Nick

Hallo,

Das Problem ist, dass auch bei dem Bewerbungsgespräch sofort
geduzt wurde.

Wie? Ohne vorher zu fragen, ob es einem recht ist? Ohne das
„Du“ anzubieten?
So etwas ist nur unhöflich und zeugt von schlechten
Manieren (von einem schlechten Führungsstil mal abgesehen). Du
bist schließlich ein Gast in diesem Haus, ein fremder noch
dazu.

Das kann man generell so nicht sagen. Es hängt auch davon bei welchem Unternehmen sich der Poster beworben hat. Ich stimme zu, dass es möglicherweise unhöflich wäre, bei einem Vorstellungsgespräch in einer Bank gleich mit „Du“ angesprochen zu werden. Anders verhält es sich z.B. bei einem Vorstellungsgespräch in einem meinetwegen jungen und dynamischen Softwareunternehmen, wo zukünftiger AG und AN wohlmöglich auch noch ungefähr im selben Alter sind. Es ist also sehr situationsabhängig.

Ich war beispielsweise vor ein paar Tagen in einem Gitarrenladen und habe mir Gitarren angesehen. Der Verkäufer war in etwa so alt wie ich (30) und hat mich gleich geduzt. Das fand ich weder unhöflich noch unverschämt sonder sehr angenehm, weil er mich freundlich behandelt und gut beraten hat. Ich will sagen, dass wie so oft im Leben, der Ton die Musik macht. Ein freundliches „Du“ ist mir allemal lieber als ein unfreundliches „Sie“.

Beste Grüße
Amorp…

2 Like

Hallo Diana,

für mich ist das ein großer Unterschied, ob man irgendwo arbeitet und die Kollegen duzt, oder ob man völlig Fremde duzt. Am Arbeitsplatz fände ich das ja OK.

Groove

Hallo Franke, Nick und Amorphist,

das Duzen von Seiten der Arbeitgeberin war eher leger und nicht unhöflich.

@ Amorphist: Sie war auch fast genauso alt wie ich. Aber irgendwie finde ich das in der Situation unpassend.

@ Nick: Wenn ich mich deshalb wärend des Gesprächs unwohl fühle macht das möglicherweise einen schlechteren Eindruck, als wenn ich das schnell kläre. Das macht mich zwar nicht sympatischer, aber bei einem Bewerbungsgepräch will ich ja nicht sympatisch, sondern kompetent wirken.

Groove

Hallo Groove,

ich sehe alle Menschen - Schwarze, Weiße (und alle anderen Farben), Männer, Frauen, Alte, Junge, Kinder, Behinderte, Arme, Reiche, … als absolut gleichwertig an, auch wenn der Entwicklungsstand bzw. die Bildung u. U. völlig unterschiedlich sein mögen.

Von daher empfinde ich eher das Siezen als seltsam künstliche Attitüde und wende es nur in unvermeidlichen Situationen an :wink:

LG
sine

Moin, Groove,

meine Standardreaktion „Sie dürfen mich gerne duzen, wenn ich Sie weiterhin siezen darf“, verbunden mit einem strahlenden Lächeln, hilft so zuverlässig wie Knoblauch gegen Vampire.

Ob ich das auch sagen würde, wenn mir das Wasser bis Oberkante Unterlippe stünde, weiß ich natürlich nicht. In manchen Fällen habe ich mir damit beholfen, einfach stur beim „Sie“ zu bleiben, dann vergeht dem Gesprächspartner bald die Lust am Duzen.

Auf meiner letzten Stelle habe ich das 9 Jahre durchgehalten, beruflich geschadet hat es mir nicht, und dass der Chef in seinen Ansprachen immer wieder über „Euch - äh - Ihnen“ gestolpert ist, hat mich nicht gekratzt.

Gruß Ralf

Hallo Sine,

dass alle Menschen gleichwertig sind, darin stimme ich mit dir überein. Das ist etwas, das an unserer Gesellschaft (zumindest theoretisch) sehr gut ist. Aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen gleich - im Sinne von identisch - sind.
Es macht ja auch Sinn, dass z.B. ein Professor etwas total anderes ist, als ein Student, sonst könnten wir Studenten nichts lernen. Weil solche Unterschiede da sind, sollte die Sprache das auch wiedergeben.

Groove

1 Like

Hallo Ralf,

deine* Strategie ist wahrscheinlich die weiseste, wenn nicht gefragt, sondern einfach nur geduzt wird. Wenn der andere vorher fragt, kann man ja immer noch verhandeln.

Groove

*) Ich finde, hier ist duzen deshalb ok, weil im W-W-W alle Leute die gleiche Position haben.

Hallo Groove,
hier noch ein sehr interessanter Beitrag von Wiglaf Droste über das Duzen und Siezen:
http://www.youtube.com/watch?v=XEZBsxflrMU

Gruß, Shebop

Unbedingt!
Damit gibst Du zu erkennen, dass Dir eine gesunde Distanz wichtig ist.
Im Beruf auf jeden Fall angebracht, da sich aufkommenden Differenzen dann leichter aus der Welt schaffen lassen.