Darf man sich über den Tod der Mutter freuen?

Werter Nemo,

Erfrischend und klar ist deine Antwort.
Woher kommt eigentlich der von dir zitierte Spruch: „über den Toten nichts als Gutes“?

Gruss: Gerrit

Natürlich.

Alles Andere wäre üble Heuchelei.

der „de mortuis nil nisi bene“ schon immer für einen blöden
Spruch hielt.

Moin FBH,

… Da sagte

eine Frau,  dass ihre Mutter ihr die Jugendzeit vermiest hat
und dass der Tod dieser Mutter eine Freude für sie gewesen sei
und noch ist.  Eine miserable, Rabenmutter sei die jetzt
verstorbene Mutter gewesen.

Natürlich darf man sich darüber freuen.
Man kann es aber wohl selten wirklich, wenns um die eigene
Mutter (soziale Mutter, nicht nur Erzeugerin) geht, und sei
sie noch so eine Unmensch gewesen, weil man da einfach zu sehr
in der Ambivalenz steckt. Immerhin hat man als Kind schon aus
Selbstschutz eine gewisse Form der Liebesbindung zu ihr
aufgebaut. Man war ja lange Zeit unendlich abhängig von ihr.

Insofern vermute ich bei den meisten, die sich da allzu sehr
darüber freuen, dass das eben ihres Form des Betrauerns oder
zumindest des Damitumgehens ist.
Die einen idealisieren die verlorene Mutter, die anderen
entwerten sie.

Bei meiner Bekannte hatte ich nicht diesen Eindruck. Eher, dass sie wirklich froh ist ihre Mutter endgültig los zu sein. Man kann doch auch aus dieser Ambivalenz herauswachsen.
Gar konnte die Nähe dieser Mutter eher eine Gefahr als ein Schutz gewesen sein.

Gruß
F.

Gruss: Gerrit

Moin Miss sophie,

Hallo,

Finde ich mutig aber nicht klug, daß deine Bekannte das so
offen ausspricht.

Es klang ganz natürlich. Weder voller Hass, noch Selbstmitleid. So wie man eben sagt: Uff, bin ich froh, dass ich endlich die Fahrprüfung bestanden habe.

Da sagte eine Frau,  dass ihre Mutter ihr die Jugendzeit vermiest hat
und dass der Tod dieser Mutter eine Freude für sie gewesen sei
und noch ist. 
Dies Bild, dass anschliessend von dieser Rabenmutter
geschildert wurde, steht im schrillen Gegensatz zu  sonst
„gehörte“  Bilder. 

Manche Menschen, Mutter oder nicht, verstehen es meisterhaft,
ihr innerfamiliäres „schlechtes Benehmen“ zu verschleiern,
(nennen wir es verniedlichend mal so).

Ja, das verstehe ich. Vorallem dann weil das Kind dann Niemand mehr hat der auf seine Seite steht. Es ist alleine in dem Moment wo es noch viel zu schwach ist um bereits allein zu sein.

Ist so eine Situation die Folge davon, dass zwei Personen,
trotz Blutsbände, zu verschieden sind? Gar eine Konkurrenz und
somit   in diesem Fall  eine Feindin?

Als Moses mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabstieg war
er wohl vom Anblick Gottes als brennendem Busch noch etwas
geblendet und benusselt, ist gestolpert und lang
hingeschlagen. Dabei hat er zwei der ZWÖLF Gesetzestafeln
zerdeppert. (ZWÖLF ist eine heilige Zahl, nicht zehn).
Auf einer dieser Tafeln stand das Gebot, daß Eltern ehrenWERT
zu sein haben, wenn sie von ihren Kindern geehrt werden
wollen.
Was auf der zwölften Tafel stand ist (noch) ein Geheimnis

-)))

Auf Tafel XII stand: du sollst nicht hinfallen…

Gruß
Misssophie

PS: Für deine Bekannte ist es gut und heilsam, diese Wut zu
haben. Sie hat jedes Recht dazu.

Ich glaube nicht, dass meine Bekannte eine Wut hat. Sie ist blos froh und sagt dies auch.

Gruss: Gerrit

Moin Zaunkönigin,

Hallo!

Darf man sich über den Tod der Mutter freuen?

Wenn jetzt die ewigen Nörgeleien vorbei sind, die ganzen
Sticheleien über Jahre und Jahrzehnte hinweg endlich aufhören,
ist das ein Grund, sich sehr erleichtert und befreit zu
fühlen, und das kann durchaus als Freude empfunden werden.

Damit meinst du, dass man sich über den Tod einer solchen Mutter freuen darf?

Unsere Gesellschaft fordert, respektvoll mit Müttern
umzugehen, leider fordert sie noch nicht, dass Mütter
respektvoll mit ihren Kindern umgehen. Würden alle Eltern ihre
Kinder lieben und wertschätzen, würde sich wohl kaum ein Kind
über den Tod der Eltern freuen.

Ist eine Wahrheit.

Gruss: Gerrit

Zaunkoenigin

Woher kommt eigentlich der von dir zitierte Spruch: „über
den Toten nichts als Gutes“?

Angeblich von Solon.

http://de.wikipedia.org/wiki/Solon

so sehe ich das auch
Hallo zusammen!

Mir kamen auch als Erstes die Begriffe „Erleichterung“ oder vielleicht auch „Befreiung“ in den Sinn, aber keinesfalls „Freude“.

Dass die genannte Frau echte Freude empfindet, verglichen mit „froh und fröhlich sein, lachen und vergnügt“, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Aber ich habe auch ein gutes, freundliches Verhältnis zu meinen Oldies, daher kann ich die Empfindungen der Frau nicht nachfühlen.

Angelika

Moin Peter(TOO),

Hallo Gerrit,

Die eigentlich Frage ist, wie kommt die Gesellschaft dazu mir
vorzuschreiben, was ich fühlen muss und was nicht und wie ich
zu trauern habe?

Ja, diese Fragestellung ist besser!

Aber mittlerweile sind wir dabei, von dem mittelalterlichen
Zwängen weg zukommen, versuchen uns auf eine tolerante
MultKulti Gesellschaft hin zu entwickeln und selbst hier in
der Schweiz haben die Frauen das Stimm- und Wahlrecht
erhalten.

Sei vorsichtig werter Peter. Als Ausländer lebte ich eine Weile in die Schweiz und habe jetzt von dort die besten Erinnerungen am Volk und Land. Und immer noch pflege ich Umgang mit viele gute Freunde/Innen. Daher stehe ich sofort an die Schiessscharten wenn die CH angegriffen wird um dies Land zu verteidigen!

Gruss: Gerrit

MfG Peter(TOO)

Danke Nemo, Metapher und Eckhard für die Erklärung!

Gruss: Gerrit

Tach,

Aus welche Gründe meinst du, dass man sich nicht über den Tod
eines Menschen freuen darf? Religiöse Gründe?

eher ethische oder Gründe, die in der Erziehung liegen, die sich aber dann wieder auf Ethik zurückführen lässt.
Religiöse Gründe sind da sicher eine Teilmenge davon, aber längst nicht die gesamte Menge, die ist viel größer.

Gandalf

Hi,

Darf man sich über den Tod der Mutter freuen?

das muss jede/r mit sich selber ausmachen.

In unserer Gesellschaft ist dies mit einem ziemlich starken Tabu belegt, wohl aus ethischen Gründen als auch sicher einem nicht zu geringen Maß auch Heuchlertum.

Es gehört sich nicht, sich über den Tod eines engen Verwandten, der Eltern gar zu freuen.
Tut man es doch, muss man sich heftiger Reaktionen erwehren, meist zumindest.

Wenn jemand für sich gute Gründe hat, finde ich da nichts verwerfliches dran.

Gandalf

Philosophische Frage
Hallo!

Damit meinst du, dass man sich über den Tod einer solchen
Mutter freuen darf?

Okay, jetzt wirds philosophisch.
Hier geht es ja um eine „Rechtsprechung“, die nicht von der Gesetzgebung sondern von der Gesellschaft ausgeht.
Diese ist in ihrer Meinung aber nicht einheitlich. Deshalb kann man die Frage: „Darf man sich über den Tod der Mutter freuen?“ nicht allgemeingültig beantworten.

Ich habe mich in meinen Ausführungen zum Anwalt jener gemacht, die sich über den Tod ihrer Mutter freuen.
Ein Urteil wollte ich damit nicht sprechen, das ist glaube ich jedem Menschen selbst überlassen.

Zaunkoenigin

Moin Zaunkönigin,

Damit meinst du, dass man sich über den Tod einer solchen
Mutter freuen darf?

Okay, jetzt wirds philosophisch.

Ich möchte lediglich wissen wie der Einzelner darüber denkt, ob man sich wohl oder nicht über den Tod der Mutter freuen darf. Keine philosophische Betrachtungen.

Ich habe mich in meinen Ausführungen zum Anwalt jener gemacht,
die sich über den Tod ihrer Mutter freuen.
Ein Urteil wollte ich damit nicht sprechen, das ist glaube ich
jedem Menschen selbst überlassen.

Eben! Nur die, auch deine, persönliche Ansicht interessiert mich.

Zaunkoenigin

Gruss: Gerrit

Insofern vermute ich bei den meisten, die sich da allzu sehr
darüber freuen, dass das eben ihres Form des Betrauerns oder
zumindest des Damitumgehens ist.
Die einen idealisieren die verlorene Mutter, die anderen
entwerten sie.

Bei meiner Bekannte hatte ich nicht diesen Eindruck. Eher,
dass sie wirklich froh ist ihre Mutter endgültig los zu sein.

Das widerspricht dem von mir Geschriebenem ja überhaupt nicht.

Man kann doch auch aus dieser Ambivalenz herauswachsen.

Nein, das kann man nicht.
Nicht in diesem Sinne, dass man seine frühen Erfahrungen los wird.

Gar konnte die Nähe dieser Mutter eher eine Gefahr als ein
Schutz gewesen sein.

Na, das ist freilich gut möglich.

Gruß
F.