Hi Stefan!
Zumindest denken viele Busfahrer, sie dürften alles.
So ziemlich jeder denkt in einer gewissen Situation mal, er
dürfte alles.
Das ist eine eher akademische Annahme, die hier nichts zur Sache tut.
Am 23.12. fuhr ich gemütlich mit 250
Also mit 250 fährt man auf öffentlichen Straßen meiner Meinung
nach nicht mehr gemütlich. Da fordern Kurven (die man bei
Tempo 100 kaum wahrnimmt), wechselnde Straßenbeläge,
Seitenwind, ungeschickt fahrende Mitmenschen etc. die volle
Konzentration und sofortige Reaktionsbereitschaft des Fahrers.
Richtig. Und?
Färst Du normalerweise nicht voll konzentriert Auto?
auf der A99, wenig
Verkehr, trockene Straße,
Daran, dass eine Straße nicht trocken sein könnte, möchte ich
bei dem Tempo genausowenig denken, wie an die Möglichkeit,
dass mir ein Tier vor’s Auto laufen oder fliegen könnte, und
ich dann bei Tempo 200 zur Flipperkugel werde!
…oder Dich der Blitz auf der Toilette trifft…
Nichts für ungut, man kann auch auf dem Fußgängerweg ausrutschen.
Will heissen: man kann im Auto auch bei 50 Km/h schon schwer verunglücken. Es kommt eben auf die Rahmenbedingungen an.
Dennoch sollte man diese Möglichkeiten jederzeit im Hinterkopf
haben.
Richtig.
gut drauf,
Also eventuell etwas euphorisch und vom Verkehrsgeschehen
abgelenkt?
Nein, ich meinte damit, ich war wach, nüchtern, unaufgeregt, konzentriert.
als ein Reisebus mit ca.
110 schleudernd von ganz rechts auf die äußerste linke Spur
zog,
[…]
Daraufhin bin ich dann eben abgefahren und habe ihn angezeigt.
In der Tat 'ne böse Geschichte, und dein Zorn sowie die
Anzeige sind sicherlich berechtig.
Danke. Hier muss, da wir uns noch nicht kennen, übrigens erwähnt werden, dass ich von dieser gegenseitigen Anzeigerei im Straßenverkehr normalerweise nichts halte, nur diese Situation erforderte aufgrund des Charakters des versuchten Totschlags eine Reaktion meinerseits.
Aber sowas wäre (und ist) mir genau zwei Mal passiert: Das
erste und das letzte Mal.
Fährst Du also nicht mehr Auto?
Seit ich mal eine vergleichbare Erfahrung gemachthabe habe,
fahre ich generell keine 250 mehr, wenn andere
Verkehrsteilnehmer in der Nähe sind.
Es sind immer andere in der Nähe, bzw. man muss immer damit rechnen, ausser auf einer abgesperrten Rennstrecke.
Gerade wenn ich schon aus
der Entfernung sehe, dass sich vor mir eventuell ein
„Elefantenrennen“ anbahnen _könnte_, gehe ich vom Gas - auf
180, oder auch auf 150 runter, und schon kommt man ganz relaxt
an solchen Situationen vorbei.
Das tue ich normalerweise auch, die meisten Situationen wiederholen sich ja nach einem Muster, so dass eine vorausschauende Fahrweise in wenigen Jahren gut antrainiert werden kann. Ich möchte dabei erwähnen, dass meine Bremsscheiben üblicherweise zwischen 100.000 und 150.000 Km halten, was wohl darauf hin deuten dürfte, dass ich einigermassen friedlich fahre.
In dem beschriebenen Fall allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass der Busfahrer wirklich über zwei Spuren nach ganz links fährt.
Auf zweispurigen Strecken kennt man das ja, hier fahre ich auch nur noch um die 160. Aber hier war das schon eine besonders heisse Situation…
Klar hast du Recht damit, dass sich ein Busfahrer oder
sonstwer erstmal vergewissern muss, ob der Überholvorgang
überhaupt gefahrlos möglich ist. Aber wenn du mal in den
Paragraph Nr. 1 der StVO schaust, dann steht da was von
gegenseitiger Rücksichtnahme. Das heißt im Klartext, dass du
auch darauf vorbereitet sein musst, dass sich jemand falsch
verhalten könnte.
In einem realistischen Rahmen war ich das ja auch.
Allerdings ist der §1 hier m.E. falsch interpretiert.
Man kann und muss nicht mit allem rechnen. Oder könntest Du bei 130 auf der Autobahn abbremsen, wenn plötzlich ein Kind auf die Straße springt?
Nach Deiner Interpretation des §1 wäre es inakzeptabel, auf der Autobahn schnelloer als 40 und in der Stadt überhaupt mit einem Auto zu fahren.
Ich interpretiere die „gegenseitige Rücksichtnahme“ als „Leben und Leben lassen“, auf der Autobahn also als „der Situation angepasste V, andere auch mal überholen lassen, ausreichend Sicherheitsabstand einzuhalten und aufmerksam und fit zu sein“.
Und bei Tempo 250 ist man mit einem normalen Straßenwagen auf
so ziemlich gar nichts mehr vorbereitet.
Das sehe ich anders.
Ich fahre öfter mal schnell, bin darin trainiert und verringere meine V, sobald etwas mehr Verkehr ist bzw. ich merke, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt.
Allerdings muss ich auch sagen, dass der Geschwindigkeitsbereich über 180-200 einen trainierten und besonders wachen Fahrer erfordert. Schon die A4 TDIs mit 210 Vmax werden sehr häufig in furchteinflössender Art und Weise gesteuert. Eine Hand am Handy, in der anderen eine Kippe, Abstand zum Vordermann 5 m und solche Dinge. Und genau dann wird es wirklich gefährlich.
Natürlich kann man sich darüber streiten, ob man auf den öffentlichen ABs Tempi von 270 oder sogar mehr fahren sollte. Hier bin ich der Ansicht, wird es irgendwann eng, auf die Fehler der anderen adäquat reagieren zu können. Zwischen 240-250, was man ja mit vielen aktuellen Autos erreicht, und 270+, liegt eben doch noch mal ein gewaltiger Unterschied. Aber das müssen die wenigen Glücklichen, die ein Fahrzeug, mit dem man solche Tempi erreichen kann, besitzen, für sich selbst entscheiden. Die meisten Unfälle mit Todesfolge spielen sich jedenfalls in deutlich niedrigeren V-Bereichen ab.
Denk’ an deine eigene Gesundheit,
Ich habe bereits das Rauchen aufgegeben. Reicht das immer noch nicht…??
denn es vermeidet nicht nur
Unfälle, sondern es fährt sich auch viel stressfreier, wenn
man in potenziell kritischen Situationen rechtzeitig vom Gas
geht. Und viel später ankommen tust du dadurch garantiert auch
nicht.
Ich weiss. Normalerweise fahre ich mit meiner Alltagskiste, die sowieso gerade mal gute 220 laufen würde, mit gemütlichen 180. Diese V ist auch bei etwas mehr Verlehrsaufkommen noch gut beherrschbar und gibt anderen noch eine Chance, mal vor einem überholen zu können.
Du siehst, so ein teuflischer Raser bin ich nicht. Ich fahre nur ab und an gerne schnell - wo es möglich ist.
Grüße,
Mathias