Ich bin da immer ein wenig hin- und hergerissen Ich selbst hasse es unsagbar, wenn ich mich ausgefragt fühle. Was dann - wenn mich mir unbekannte Menschen im Rahmen von Smalltalk befragen „Wo arbeiten Sie denn?“ antworte „In Kleinkleckerlesdorf“ (obwohl mein Beruf nur für Insider unfassbar peinlich ist).
In Vorstellungsgesprächen handhabe ich das komplett anders. Da bin ich absolut gnadenlos ehrlich. Bei den letzten erfolgreichen Gesprächen habe ich zu mindestens einer der zukünftigen Aufgaben gesagt „Kann ich nicht, will ich auch nicht!“. Vertrag hatte ich am Ende trotzdem bekommen und um die Erledigung der angesprochenen Tätigkeit wurde ich nicht einmal ersucht… [Anmerkung für die üblichen Verdächtigen: das funktioniert nicht, wenn ein zukünftiger Mathelehrer sagt, dass er nix so sehr hasst wie Mathe oder das sprechen vor größeren Gruppen jüngerer Leute. Es geht da also nicht um Kerntätigkeiten sondern mehr um „wünschenswert wären auch Kenntnisse in xy“].
Und genauso bin ich auch absolut ehrlich, wenn es um „kurzzeitige“ Beschäftigungen geht. Natürlich sage ich nicht „Mein Chef war ein Dingsloch“ (auch wenn das vielleicht die Wahrheit ist) oder „Das war ein unerträglicher Sauladen“ oder „Die haben mich im Vorstellungsgespräch verarscht“. Das formuliert man dann halt ein bissle höflicher „Es gab ein Missverständnis, ich war davon ausgegangen, Schwerpunktmäßig Tätigkeit x zu machen, im Unternehmen stellte sich dann raus, dass der Schwerpunkt Tätigkeit y war“ (Wichtig: im neuen Job sollte dann Tätigkeit x auch der Schwerpunkt sein und von y keine Rede!).
„Ich möchte nicht darüber sprechen“ fände ich für „nur“ einen Jobwechsel echt übertrieben. Das wäre eher auf Fragen wie „Warum sind Sie mit Mitte 30 noch immer nicht verheiratet?“ oder „Warum sind Sie konfessionslos?“. Für kurze Beschäftigungszeiten geht notfalls immer „persönliche Differenzen“ (Achtung, das kann einmalig vorkommen, aber nicht mehrmals) oder „Tätigkeit anders als erwartet“ oder „noch in der Probezeit bei Unternehmen_B die Zusage von Unternehmen_A bekommen“ (dazu braucht’s natürlich nen Wechsel von B zu A, und dann auch ne längere Tätigkeit bei A).
Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten. Wenn Du mal - ggf. unter einem zeitweilig anderen Account - die anonymisierte, aber wahre Geschichte erzählen würdest, dann finden wir schon eine hübsche, ehrliche und doch gesprächstaugliche Formulierung