Darum sind deutsche Schüler so schlecht

Hi,

Da gibt es viel Arbeit für Eltern und Kindergärten!

na fein, dann braucht ihr in Deutschland (und wir in Österreich) ja nicht mehr den Sinn eines früh und irreversibel differenzierenden Schulsystems zu hinterfragen, und Länder, deren Schüler bessere Ergebnisse erzielen, befinden sich wohl einfach auf einem anderen Planeten.

Täubchen

Hi!

Tag zusammen…
Als Lehrer wundert man sich ja häufig über Schüler. Aber meist
nur bis zum Elternsprechtag.
„Ach. Ich habe mein Kind jetzt endlich dazu bekommen, nicht
mehr so nervig zu sein.“ „Interessant, wie denn?“ „Es hat
jetzt seinen eigenen Fernseher im Zimmer!“
Oder: „Wer von euch hat schon mal ein Buch gelesen?“ Fünf (von
30) zeigen auf.
Nur Beispiele.

Meine Rede, nur würde ich es etwas drastischer ausdrücken: wie soll aus einem Kind etwas werden, dessen Eltern desinteressierte Konsumproleten sind?

Wer sagt denn eigentlich, dass beide Elternteile (falls es sie
gibt) arbeiten müssen? „Unser Kind soll es ja besser haben…“
Wltern (und Kinder) brauchen DRINGEND Luxus, Gameboy,
Fernseher, PC, etc.

Das ist mir zu einfach. Wer heute mit einem etwas geringeren Gehalt in Städten wir M, HH, F, D lebt, braucht ein zweites Gehalt, um über die Runden zu kommen.
Hier hat sich die Gesellschaft über die zügellose Immobilienspekulation seit den führen 70ern selbst ein Bein gestellt.

Man darf ja auch nicht vergessen, dass ein Kind, welches keines der von Dir genannten „Statussymbole“ besitzt, per se auch nicht unbedingt glücklich ist (Ausgrnzung u.s.w.).

Das kostet alles viel Geld und will finanziert werden. Ob ein
Kind besser versorgt wäre durch Zuwendung, echtem Interesse,
freudigem Spiel oder sonstigen anregenden Dingen, kann ja der
Nachbar nicht sehen. Und das ist es, was leider häufig bei uns
zählt: Materiell perfekt ausgestattete Kinder, die aber häufig
leider geistig verarmen.

Ist mir etwas zu pauschal, s.o.

(Hab ich mir nicht ausgedacht, kenne ich von meinen
Geschwistern, die solche Eltern sind. Und aus der Schule).

Das glaube ich. Allerdings gibt es auch materiell perfekt ausgestattete Kinder, die Leistung zeigen.

Es geht dahe rin meinen Augen primär darum, wie zu Hause miteinander umgegangen wird. Diskutiert man miteinander, verfolgt man Hobbies zusammen, liest man u.s.w. oder hängt man nur vorm TV ab?
Darum geht es.

Grüße,

Mathias

2 Like

wenn Du hier auf die angeblich fehlende Ganztagsschule
hinauswillst, kann uch nur sagen: früher gab’s die auch nicht
und die Schüler haben trotzdem was gelernt.

Gibts eigentlich auch Statistiken mit denen man diese Aussage untermauern könnte ?

SAN

Verstehe die Schlussfolgerung nicht
Hi Aragorn,

Schön und gut, ich glaube schon zu verstehen, was Du ausdrücken willst. Nur: warum glaubst Du, ausgerechnet die arbeitenden Eltern sind die konsum-übersättigten, die nie ein Buch lesen und als Zerstreuung nur fernsehen kennen?

Mir fallen bei dieser Beschreibung eher die Eltern ein, die selbst den ganzen Tag zuhause sitzen, nichts Anregendes kennen und von ihrem eigenen Leben frustriert sind. Um Deinen Kindern geistige „Nahrung“ zu bieten, musst Du zunächst einmal selbst darüber verfügen und dazu kann es sehr gut sein, zu arbeiten und eigene Interessen ausserhalb Deiner Wohnung zu verfolgen.

Und Vorsicht: ich sage jetzt nicht, dass nur arbeitende Eltern anregend sein können, aber Arbeit als faule Konsumhaltung anzusehen und daheimbleibende Eltern als die anregenden liebevollen und phantasiebegabten (wie ich es in Deinem Posting heraulese), das kann ich nicht nachvollziehen.

[Fürs Fernsehen brauchst Du übrigens nicht zu arbeiten, das bekommst Du auch von der Sozialhilfe bezahlt.]

[Viele Kinder hängen den Nachmittag vor dem Fernseher ab, gerade weil die Eltern zuhause sind und daher eine anregende Nachmittagsschule oder ein Kindergarten nicht zur Debatte steht. Und wenn schon die Eltern keine Bücher lesen und die Kinder in ihrer Freizeit zuhause sind - was dann?]

Mit vielen Grüßen, Walkuerax

2 Like

Hallo Gert,

den Lehrern die Schuld an der Misere zu geben, geht sicher am Problem vorbei (auch wenn’s einige gibt, die an der Schule eigentlich nichts zu suchen haben). Ich bin Tochter einer Lehrerin und kenne einige Lehramtstudenten, die in den letzten Jahren an deutschen Unis studiert haben. Da gibt es einiges, was mich nervt:

  1. Wenn die Elternhäuser zunehmend versagen, muß die Schule wenigstens die Möglichkeit haben, das daraus resultierende Fehlverhalten wirksam zu bestrafen.
    Meine Mutter, Lehrerin an einer Gesamtschule, auf der sich die solzialen Problemfälle nur so häuften, berichtete in den letzten Jahren von immer lernunwilligeren Schülern und einem steigenden Anteil an Problemfällen in den Klassen. Wissensvermittlung war da kaum noch möglich, die Zeit wurde gebraucht, um elementare Verhaltensweisen zu vermitteln. Dieses Problem liegt sicher bei den Eltern, die nicht mehr in der Lage sind, ihren Sprösslingen ein Minimum an „Gehorsam“ mitzugeben. Die Zahl dieser Problemschüler steigt, darunter leidet dann auch der Rest, egal, wie „gut“ deren Eltern waren. Dazu kommt, dass lernunwillige Schüler so gut wie keine Konsequenzen fürchten müssen, und was hilft die Mitteilung an die Eltern, wenn diese das nicht interessiert. Andere Eltern , vor allem Akademiker, schalten gleich das Schulamt ein, wenn das Kind eine 5 bekommt, denn der Lehrer muß Schuld sein, es kommt nicht in Frage, dass das eigene Kind etwa wenig begabt oder faul ist.

  2. Die Ausbildung unserer Lehrer ist dringend reformbedürftig.
    Ich habe während meines Studiums der Biologie auf Diplom etliche Kanditaten für Biologie auf Lehramt kennengelernt, und mußte mit Entsetzen feststellen, dass sie fast die gleichen Lehrveranstaltungen hatten wie wir. Das „Fachwissen“, das ein Lehrer braucht, sollte er doch aber im wesentlichen mit seinem eigenen Abitur und einigen wenigen Grundvorlesungen abgedeckt haben. Er muß doch vor allem lernen, wie man Wissen vermittelt. Ich habe einen Schulfreund, der gerade sein Studium (Grundschullehramt) vollendet hat und sich denkbar schlecht vorbereitet auf seinen Beruf fühlt. Er hat sich durch diverse komplizierte Germanistikvorlesungen gequält, und nun hofft er, dass er sich durch die Berufspraxis das nötige Wissen zum Umgang mit Kindern aneignen kann. Das kann doch nicht die „Berufsausbildung“ sein. Spezialvorlesungen aus dem Hauptstudium für Magister/Diplomkandidaten gehören meiner Ansicht nach nicht in die Lehrerausbildung. Das hätte natürlich zur Folge, dass den Lehramtskandidaten dann auf sie zugeschnittene Veranstaltungen geboten werden müssten, was ja wieder Geld kostet…

Grüße

Bianca

1 Like