Darum sind deutsche Schüler so schlecht

Habe ich eben im Newsboten gefunden:

_ Schlüssel zum Lernerfolg liegt vor und außerhalb der Schule

Von Rudolf Grimm, dpa

Hamburg (dpa) - Die im internationalen Vergleich erschreckenden Schulleistungsdefizite in Deutschland haben vor allem vor- und außerschulische Ursachen. Dieser These und ihrer Begründung gilt ein Beitrag in der neuesten Ausgabe des „Sprachdienstes“ der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden). Es geht dabei insbesondere um die mangelnde Lesefähigkeit - „die Schlüsselkompetenz für Lernen schlechthin“. Auch die 2001 veröffentlichte internationale Schulleistungsstudie Pisa bewertet diese Fähigkeit so. In einer kürzlich vorgelegten neuen Auswertung dieser Studie rangiert Deutschland wiederum nur im unteren Mittelfeld.

Wichtigste Voraussetzung für das Erlernen des Lesens ist die Beherrschung der Alltagssprache bei Schulbeginn. Wie der Autor des Beitrags, Professor Klaus Ring, Geschäftsführer der Stiftung Lesen (Mainz), verdeutlicht, gibt es schon da in Deutschland gravierende Defizite. Unter den dreieinhalb- bis vierjährigen Kindern deutscher Herkunft zeigen 25 Prozent klinisch auffällige Sprachentwicklungsstörungen. Vor zehn Jahren waren es erst 4 Prozent. Bei der Einschulung sind es immer noch 20 Prozent, obwohl sich zu diesem Zeitpunkt bereits etwa die Hälfte dieser Kinder in sprachtherapeutischer Behandlung befindet.

Was das Lesen selbst angeht, so zeigen Befunde, dass viele Kinder nicht nur nicht richtig lesen können, sondern auch nicht interessiert sind am Lesen. Von den Jungen wollen nach eigenem Bekunden mehr als 50 Prozent gar nicht lesen. Der Autor bemerkt dazu: „Vielen Kindern wird zu Hause nicht vorgelesen, so dass sie gar nicht wissen, was (Vor-)Lesen bedeutet, wenn sie in den Kindergarten kommen.“ Viele Eltern lesen überdies selbst nicht mehr.

Beim Erlernen von Fähigkeiten spielt die Steuerung durch „biologische Uhren“ eine entscheidende Rolle. Der Zeitraum, in dem bestimmte Entwicklungsprozesse ablaufen können, ist begrenzt, wie neue Ergebnisse der Gehirnforschung zeigen. Das „Entwicklungsfenster“ für die Sprache schließt sich mit fünf bis acht Jahren.

Auch die Entwicklung der Lesekompetenz ist begrenzt. Das „Fenster“ ist während der ersten dreizehn bis fünfzehn Jahre geöffnet. Dass es länger offen ist, als das für die Sprache, hängt mit den unterschiedlichen Zeiträumen zusammen, mit denen sich in der Entwicklungsgeschichte des Menschen die entsprechenden Hirnregionen entwickelt haben.

Die „Leseregionen“ sind jünger als die „Sprachregionen“. Entscheidend ist bei der Herausbildung beider Fähigkeiten das eigene Handeln. Passive Reize werden nicht umgesetzt, betont Ring.

Die Notwendigkeit, früh mit solchen Aktivitäten zu beginnen, begründet die Professorin Elsbeth Stern vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin auch damit, dass vor allem so die mit dem Lernen einhergehende „Automatisierung“ gewährleistet wird. Wie sie in der Zeitschrift „Psychologie heute“ (Weinheim) deutlich machte, erfordert gutes Lesen eine hochgradige Automatisierung des Erkennens von Buchstaben und Wissen darüber, welche Buchstabengruppen welchen Silben zugeordnet sind. „Ein im Lesen ungeübter Mensch hingegen muss jeden Buchstaben in einen Laut übertragen und daraus mühsam ein Wort konstruieren. Es wird Arbeitskapazität gebunden, die für das Sinnverständnis verloren geht. Die Pisa-Studie zeigte, dass hier das Problem für viele Hauptschüler liegt.“

Mit Hilfe von Sprachspielen lasse sich die Fähigkeit, die lautlichen Merkmale einer Sprache zu erkennen, schon im Kindergarten trainieren. „Kinder, die dieses Training durchlaufen haben, lernen in der Grundschule sehr viel unproblematischer Lesen und Schreiben.“

©dpa_

Da gibt es viel Arbeit für Eltern und Kindergärten!

Gruß Fritz

Wenig überraschend…
…finde ich das. Dieses:

Unter den dreieinhalb- bis
vierjährigen Kindern deutscher Herkunft zeigen 25 Prozent
klinisch auffällige Sprachentwicklungsstörungen.

„Vielen Kindern wird zu Hause nicht
vorgelesen, so dass sie gar nicht wissen, was (Vor-)Lesen
bedeutet, wenn sie in den Kindergarten kommen.“ Viele Eltern
lesen überdies selbst nicht mehr.

war zumindest mir schon lange klar - und ich denke, vielen anderen auch. Man muß sich meist nur in seiner Umgebung ein wenig umschauen, um festzustellen, daß heute oft das Buch durch den Fernseher ersetzt wird. Daß das dann die Sprach- (je nach Sendungen…) und Lesekompetenz nicht gerade fördert, dürfte einleuchten…

Gruß Kubi

Was Hänschen nicht lernt …
Hallo, Fritz,
ebenso wie Kubi hielt sich bei mir die Überraschung in Grenzen.
Des Schwarze Pisa-Peter liegt eindeutig bei den Erzeugern. Denn „wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er ihm alles abgeguckt.“ heißt es bei Wilhelm Busch.
Soll ich noch mehr Plattitüden anhäufen? Bitte sehr:
„Ho mä dareus anthropos ouk paideuetai“ (Der Mensch lernt nur durch Mühsal)
Früh übt sich, was ein Meister werden will.
Beispiel ist alles, sonst nichts. (Pestalozzi)
Das Reis kannst Du binden, den Baum nicht mehr.

Es ist also keine neue, nur eine vergessene Weisheit.
Wenn ich die Stunden zusammenrechne, in denen ich vorgelesen und Bilderbücher angeschaut habe … Sie waren bestens investiert!

Grüße
Eckard.

Hallo Fritz,

Da gibt es viel Arbeit für Eltern und Kindergärten!

Dazu braucht man dann genuegend Kindergartenplaetze. Und gerade neulich habe ich diese - fuer mich sehr einleuchtende Argumentation gelesen (ich glaube in „Newsweek“, aber leg mich nicht darauf fest):
was nuetzt es, wenn die Uni nichts kostet, wenn wegen mangelnder Kindergaerten bzw. Kindergaerten, die kosten, die Ungleichheit zwischen Kinder aus Arbeiterfamilien und Akademikerfamilien zementiert wird? Diese Unterschiede in der Foerderung werde noch groesser durch zu kurze Tagesschulzeiten, und dann nehme man noch ein Schulsystem, das bei 10jaehrigen bereits entscheidet, wo der Lebensweg hinfuehrt, und man hat ein Problem.

Gruesse, Elke

Hallo Eckard,

Des Schwarze Pisa-Peter liegt eindeutig bei den Erzeugern.
Denn „wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er ihm
alles abgeguckt.“ heißt es bei Wilhelm Busch.

Ganz kann ich dir nicht folgen. Wenn es so einfach waere, dann wuerden wir nicht so schlecht im Vgl. zu anderen Nationen abschneiden, die auch keine groessere Lesekultur haben, aber andere Schul- bzw. Erziehungssysteme.

Gruesse, Elke

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daß die Eltern schlecht sind?

gruss

Hallo Eckard,
ich kann dir nur voll zustimmen. Als Kind habe ich die (ach so schlimmen) Comics verschlungen, erst die Bilder, später dann den Text gelesen. Dabei war alles von Donald Duck bis Lucky Luke dabei und ich bilde mir ein, dass mir Lesen und das daraus folgende Textverständnis heute leichter fällt als einigen anderen.

Gruß Aelx

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Hallo,

Ganz kann ich dir nicht folgen. Wenn es so einfach waere,
dann wuerden wir nicht so schlecht im Vgl. zu anderen Nationen
abschneiden, die auch keine groessere Lesekultur haben, aber
andere Schul- bzw. Erziehungssysteme.

wenn Du hier auf die angeblich fehlende Ganztagsschule hinauswillst, kann uch nur sagen: früher gab’s die auch nicht und die Schüler haben trotzdem was gelernt. Allerdings war man früher auch daran gewöhnt, sich anzustrengen und man hat nicht halb so viel Ablenkung gehabt (TV, Walkman, PC/Playstation). Also vielleicht doch ein wenig die Eltern?

Axel

Ganz kann ich dir nicht folgen. Wenn es so einfach waere,
dann wuerden wir nicht so schlecht im Vgl. zu anderen Nationen
abschneiden, die auch keine groessere Lesekultur haben, aber
andere Schul- bzw. Erziehungssysteme.

Hallo, Elke,
ich will gar nicht so sehr auf dem Vergleich mit anderen Ländern herumreiten. Es wäre da zu untersuchen, wie die Familienstrukturen, die Einkommensverhältnisse, kurz eine Unmenge von Faktoren sich auf die Lern- und Lesefähigkeit auswirken und ob die jeweiligen Schulsysteme diesen Strukturen unterstützen oder ihnen zuwiderlaufen. Dass in dieser Hinsicht bedarf besteht weiß ich als Mann einer Grundschullehrerin aus täglichem mit-Leiden.

Mir ging es darum, darauf hinzuweisen, dass Lese- und Lernfähigkeit nicht gottgegeben ist, dass sie nicht erst im Kindergarten oder gar des Schule gefördert werden muß, sondern dass diese Förderung praktisch vom ersten Tag des Lebens an erfolgen muß. Und dass man diese Aufgabe eben nicht an Walkman, Fernseher, Spielzeug und Co abgeben kann sondern, dass es der ständigen tätigen Begleitung der Bezugspersonen bedarf, die dem kleinen Menschen die große Welt erklären und ihm hineinhelfen.

Grüße
Eckard.

daß die Eltern schlecht sind?

Nein, Local,
das heißt es nicht. Es bedeutet aber, dass die Mehrzahl der Eltern nicht genügend Zeit, Aufmerksamkeit und Sorgfalt auf die Erziehung ihrer Kinder verwenden, dass sie diese Aufgabe leichtfertig an Fernsehen, Walkman, Plasitkspielzeug in Mengen delegieren und dann meinen, sie hätten alles für ihre Kinder getan, indem sie sie zwar materiell versorgten, aber ideell vernachlässigt haben.
Wer die halbe Stunde „Mensch-ärgere-Dich -nicht“ mit seinem 5-jährigen für die Lindenstraße ausfallen lässt, wer statt eines Bilderbuches körbeweise Plastikramsch schenkt, statt ein Märchen vorzulesen oder gar zu erzählen lieber einen Krimi guckt, der versäumt seine Pflicht an seinen Kindern.
Schlecht sind die Eltern nicht, sie sind unwissend und sie denken nicht nach und wenn, dann nur darüber, wie sie am einfachsten mit der Pflicht „Erziehung“ zu Rande kommen.
Gruß Eckard.

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Hallo, Eckard,

jetzt mal nicht zum Inhalt.

Denn „wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er ihm
alles abgeguckt.“ heißt es bei Wilhelm Busch.

Dieser Wilhelm Busch heißt Friedrich Schiller. Wallensteins Lager, Kapuzinerpredigt.
Aber gibs zu, das war eine Schlinge für den Besserwisser.

„Ho mä dareis anthropos ouk paideuetai“ (Der Mensch lernt nur
durch Mühsal)

Hier ziehe ich die wörtliche und drastischere Übersetzung vor: Der nicht geschundene Mensch wird nicht erzogen!

Früh übt sich, was ein Meister werden will.

Variante: Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.

Grüße Fritz

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Hallo Axel,

ich will beileibe nicht die Eltern aus der Verantwortung nehmen. Ich finde halt nur, dass es ein vielschichtiges Problem ist.
Nein, frueher gab’s keine Ganztagsschule, aber dafuer ein Elternteil, das zuhause war UND Zeit hatte.
Meine Kinder gehen nicht auf eine Ganztagsschule, sondern auf eine amerikanische Schule. Unterricht von 8-2:30, das ist auch nicht der ganze Tag, aber doch eine Menge mehr, als auf einer deutschen Schule. In den ersten Klassen habe ich oft bedaeurt, so wenig Zeit fuer sie zu haben (wenn sie erst um 3 Uhr nachhause kommen, dann ist nach dem Essen und der halben Stunde Hausarbeit oder so, kaum noch 1 Stunde Zeit vor dem Abendessen - die wollen sie dann eher mit Freunden und draussen verbringen (sollen sie auch!). In dem von mir gelesenen Bericht wurde nur darauf hingewiesen, dass wir im Vergleich zu anderen Laendern am wenigsten Kinder aus nicht Akademikerfamilien auf die Unis schicken und natuerlich sollte man sich fragen, warum.

Gruesse, Elke

HAllo Eckard,

Klar gebe ich dir recht. Es ist ein vielschichtiges Problem. Wir sehen das wohl ziemlich aehnlich. Allerdings klang dein Posting schon etwas einseitig. Man muss aber den Eltern (allen Eltern!) die Moeglichkeiten in die Hand geben, ihre Kinder richtig zu foerdern.

Gruesse,
Elke

Hallo,

die Schulleistungen unserer Schüler widerspiegeln das gesellschaftliche Interesse überhaupt, gepaart mit einer kaum vorstellbaren Arroganz der Politik vor den Problemen der Zukunft. Fehlerhafte Bildungspolitik steht an erster Stelle.
Nun wird das Bildungssystem ähnlich wie es in der DDR war neu erfunden. Spielerisches Heranführen der Kinder an den Schulunterricht bereits im Kindergarten. Anerziehung von Gruppenverhalten, Disziplin und Ordnung vor der Schulzeit und nicht wie jetzt halbherzig in Klasse 1 bis 3. Der Kindergarten war nicht nur ein Kinderaufbewahrungsort,wie es heute vielfach ist, sondern es wurde mit zum teil gezielten Plänen mit den Kindern schulvorbereitend gearbeitet. Meine Kinder fanden es damals sehr interessant.
Der größte Fehler scheint mir darin zu liegen, daß den Kindern in einer Phase in der sie eine Selbstbestätigung und Ansporn brauchen, die Möglichkeit genommen wird ihre Leistungsstellung in der Klasse festzustellen. Welcher Dummling hat festgelegt, daß es in der oder sogar den ersten Klassenstufen keine Noten geben darf?
Stellt Euch vor, ihr bekommt in einem neuen Betrieb eine neue Arbeit und keiner sagt etwas zum Leistungsverhalten. 1 bis zu 3 Jahre weder Lob noch Tadel. Für mich wäre es ein Kündigungsgrund.
Ein anderer Fakt neben allen schon erwähnten Verantwortungen der Eltern ist die mangelnde Fähigkeit eines nicht geringen Teils der Lehrer, ihr Wissen auch erfolgreich zu vermitteln.

Kein Wunder(wenn es stimmt was ich hörte),denn Deutschland dürfte wohl das einzigste Land der Welt sein, in dem ein Lehrer während seines Studiums das Fach Pädagogik nicht belegen muß.
Über viele Jahre bewiesene, dem Schulamt bekannte Unfähigkeit eines Lehrers entwickelt nicht die Schlussfolgerung diesen Lehrer aus dem Schuldienst zu entfernen, sondern er wird von Schule zu Schule geschickt, daß auch wirklich alle Schüler im Umkreis von mindestens 50 Kilometer wissen, was ein unfähiger Lehrer ist.
Nicht daß ich falsch verstanden werde, ich achte die Arbeit unserer Lehrer. Nur kann ich die Gängelei und Sturheit mancher Schulämter und -ministerien nicht verstehen.
Eigentlich war das Ergebnis von PISA vorprogrammiert. Anstatt fundiertes Grundwissen zu vermitteln, wird gesungen, gemalt, Theater gespielt usw. Sicher, das muß auch sein, aber nicht mit einem höheren Stundenvolumen gegenüber den Grundfächern.

Aber es geht auch über die Schule hinaus in die Lehrausbildung. Auch hier die gleiche Misere. Nicht ein sondern gleich mehrere Lehrlinge müssen den Lehrer laufend korrigieren, weil der Lehrer gar selbst nicht verstanden hat, was er da lehren soll.
Sicherlich sind es Einzelfälle, sicherlich gibt es auch begabte Schüler, die in einzelnen Gebieten einen Wissensvorsprung vor den Lehrern haben.
Aber es bewahrheitet sich immer wieder der Fisch fängt am Kopf an zu stinken und die praxisfremden Bürokraten halten den Fisch schön zusammen, daß das „warme Nest“ auch ja nicht auseinanderfällt.

Gruß Gert

Gruß Gert

marodes Ausbildungssystem von Kindergarten an
Hallo Fritz,

was mich zum Ende der Kindergartenzeit immer so angenervt hat, war das Gemaule von Kindergärtnerinnen und Volksschullehrern (die wir vorab kennenlernen durften), weil die Kinder teilweise schon lesen und schreiben konnten. „da tun sie Ihrem Kind keinen Gefallen damit. Da langweilt es sich doch im ersten Schuljahr.“
Meine standen mit 5 schon in den Startlöchern und gingen mir mit ihrer Fragerei und ihrer Unzufriedenheit fürchterlich auf den Keks, weil die Zeit der Puppen und Bauklötzchen einfach vorbei war. Und so ist auch einigen anderen Kinder ergangen. Kinder werden zu spät eingeschult.

Deshalb bin ich ein wenig skeptisch bei dem Gedanken, dass wir Deutschen lesefaul, und in Sachen Sprache mit unseren Kindern besonders nachlässig sind, als unsere europäische Nachbarn.
Ich bin davon überzeugt, dass unser Ausbildungs- und Schulsystem von Kindergarten an ziemlich unterentwickelt ist. Die Mankos können selbst Laien wie wir Eltern nicht mehr übersehen:

  • zu wenig Erzieher für zuviele Kinder
  • zuviele Ausländer und Problemkinder in einer Gruppe
  • Pädagogisches Knowhow ist veraltet oder kann nicht umgesetzt werden
  • Kinder sind schlecht oder gar nicht beaufsichtigt (bei berufstätigen Eltern, mangelnde Kinderbetreuungsangebote in Deutschland)
  • zu wenig Unterricht in den ersten Schuljahren und zu hohe Unterrichtsausfälle
    ------und so weiter

Ich glaube, dass in Frankreich und England die Kinder auch viel vor dem Fernseher sitzen, und nicht wesentlich mehr lesen wie wir. Und in England soll das Leben so teuer sein, dass viele Frauen wie ihre Männer in Vollzeit arbeiten müssen. Die Eltern in unseren Nachbarländern sind deshalb nicht viel aufmerksamere Eltern als wir.

viele Grüße
grilla

Hallo Gert,

wenn doch im Leben alles so einfach wäre, wie von dir dargestellt. Man zeigt mit dem Finger auf die Lehrer, wie üblich, und schon ist das „Feindbild“ klar definiert.
Ich habe den Eindruck, daß du den Artikel, den Fritz hier reingestellt hat, entweder gar nicht gelesen oder nicht verstanden hast.

Es wird in dem Artikel doch klar darauf hingewiesen, daß bei vielen Kindern Defizite vorhanden sind, die im Vorschulalter entstanden sind und auch durch die beste Bildungspolitik nicht ausgeräumt werden können. Auch dem besten Lehrer ist von vornherein die Chance genommen aus den Kindern etwas zu machen, wenn sie schon mit nicht wiedergutzumachenden „Auffälligkeiten“ in die Schule kommen. Ein Lehrer kann nur auf dem aufbauen, was ihm vom Elternhaus geliefert wird. Hier sind die Eltern gefordert ihren Kindern ein Minimum an Schul- und Lernfähigkeit zu vermitteln. Das kann nicht die Aufgabe der Schule sein, denn um bestimmte Defizite aufzuarbeiten ist es dann einfach zu spät (siehe Artikel)

Ich habe durch häufige Präsenz in der Schule meiner Kinder viele Lehrer kennen gelernt. Den größten Teil habe ich als Kompetent und Engagiert erlebt. Natürlich gibt es auch unter den Lehrern schwarze Schafe, so wie überall. Und natürlich muß das Bildungssystem und die Lehrerausbildung verbessert werden … keine Frage. Nur, wer sich davon das Allheilmittel verspricht und meint, damit sind die Probleme gelöst, der irrt.

Aber es bewahrheitet sich immer wieder der Fisch fängt am Kopf
an zu stinken

So ist es. Allerdings ist die Schule nicht der Kopf, sondern das Ende in der Erziehungskette. Das Fundament wird im Elternhaus gelegt. Und wenn da schon einiges im Argen liegt, so wird die Schule aus dem „Material“, das sie vorfindet auch keine Nobelpreisträger machen.

Und nun bitte ab zum Nachsitzen und den Artikel bitte nochmal aufmerksam lesen. Ansonsten Thema verfehlt, 6 setzen!

Gruß
Roland

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Hallo Orlando,

gehen wir mal nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Was ist wahrscheinlicher,

  1. Es versagen Millionen von Eltern oder
  2. Es versagt ein System, in dem der Lehrer das ausführende Bestandteil ist?
    Aber so sollte es eigentlich nicht nicht rüber kommen. Ich habe mich einfach mal der „anderen Seite“ gewidmet. Das Thema Eltern wurde schon hinreichend diskutiert. Sicher ist das alles richtig, doch stellt sich mir die Frage, wenn es denn an den millionenfachen Eltern allein läge, warum haben sie sich in so kurzer historischer Zeit so schnell zurückentwickelt? Oder anders gesagt, woran liegt es ,daß sich Eltern in anderen Ländern weiter entwickeln, während es die Eltern in Deutschland nicht in die Reihe bekommen?
    Ich habe diesen Frust auf das deutsche Bildungssystem, weil ich ein besseres System gekannt habe und diesen Rückschritt in der Bildung bei meinen Kindern miterleben durfte.
    Wenn ich über unfähige Lehrer geschrieben habe, soll das nicht heißen, dass ich die Lehrer verdamme, sondern ich prangere den Zustand an, dass nichts dagegen passiert. In der freien Wirtschaft werden nachweislich unfähige Mitarbeiter entlassen.

Der Lehrer allein kann sicherlich die Kinder nicht erziehen. Den Hauptteil der Erziehung haben die Eltern zu tragen. PISA fragt aber nicht nach Erziehung, sondern nach Bildung als Bestandteil der Erziehung.
Wie gesagt, ich weise den Lehrern keine Schuld zu. Es sind politische Fehler. Neben den wirtschaftlichen Problemen mit deren Nebenwirkungen, einer seit Jahren verfehlten Einwanderungspolitik, einem rudimentären Nationalstolz, fehlende oder mangelnde Vorbilder, Bestechlichkeit und verfallende Moral auf nahezu allen Ebenen, fällt es vielen Mitbürgern schwer Achtung zu wahren. Dies setzt sich auch in den Familien fort. Achtung und Autorität wird nicht mehr vorgelebt. Woher sollen die Kinder ihre Vorbilder nehmen?

Gruß Gert

Richtigstellung, Ergänzung und Zustimmung
Hallo Gert,

zunächst möchte ich Orlando vorbehaltlos zustimmen, dass du den Artikel tatsächlich nicht richtig gelesen hast, sondern nur ein altes „Feindbild“ vertrittst… der Lehrer ist an vielem Schuld! Diese Haltung ist mittelalterlich und passt nicht mehr in ein modernes Bildungssystem.

Als Lehrer bekomme ich alle zwei Jahre eine neue erste Klasse. Bis zu 24 kleine Individuen, die erziehungsmässig gesehen nur die Spitze eines Eisberges darstellen. Ich weiss nicht, was in den vergangenen 6 Jahren im Elternhaus, in dem die Grundsteine für die Integration in die Gesellschaft gelegt werden (oder auch nicht), passiert ist. Entwicklungspsychologisch gesehen passiert in diesem Punkt in den ersten 3 bis 4 Lebensjahren eine ganze Menge, wenn nicht das Wesentliche.

Der Kindergarten war nicht nur ein Kinderaufbewahrungsort,

unpassender und pauschalisierender Terminus

wie es heute vielfach
ist, sondern es wurde mit zum teil gezielten Plänen mit den
Kindern schulvorbereitend gearbeitet. Meine Kinder fanden es
damals sehr interessant.

Wage mal einen Blick Richtung Schweiz. Dort gibt es mittlerweile in vielen Kantonen einen Lehrplan für Kigas und der ist schul vorbereitend.

Der größte Fehler scheint mir darin zu liegen, daß den Kindern
in einer Phase in der sie eine Selbstbestätigung und Ansporn
brauchen, die Möglichkeit genommen wird ihre Leistungsstellung
in der Klasse festzustellen. Welcher Dummling hat festgelegt,
daß es in der oder sogar den ersten Klassenstufen keine Noten
geben darf?

Kannst du das mal näher erläutern? Das klingt recht wirr und pauschal…

Stellt Euch vor, ihr bekommt in einem neuen Betrieb eine neue
Arbeit und keiner sagt etwas zum Leistungsverhalten. 1 bis zu
3 Jahre weder Lob noch Tadel. Für mich wäre es ein
Kündigungsgrund.

Schön, wieder einer der es nicht kapiert hat, dass man die Schule nicht mit einem Betrieb vergleichen darf…

Ein anderer Fakt neben allen schon erwähnten Verantwortungen
der Eltern ist die mangelnde Fähigkeit eines nicht geringen
Teils der Lehrer, ihr Wissen auch erfolgreich zu vermitteln.

Eine pauschale Aussage („Fakt“) ohne Angabe von Studienergebnissen, sondern allgemeines Stammtisch-Blabla…

Kein Wunder(wenn es stimmt was ich hörte),denn Deutschland
dürfte wohl das einzigste Land der Welt sein, in dem ein
Lehrer während seines Studiums das Fach Pädagogik nicht
belegen muß.

Falsch! Lehramtstudenten der Pädagogischen Hochschulen, resp. Lehramtsstudenten für die Schulstufen Grund-, Haupt- und Realschulen belegen während ihrer Studienzeit mehrere Seminare Pädagogik… ausserdem muss man das Fach Pädagogik als solches schon noch differenzieren: Allgemeine Pädagogik und Schulpädagogik. Da besteht ein essentieller Unterschied.

Über viele Jahre bewiesene, dem Schulamt bekannte Unfähigkeit
eines Lehrers entwickelt nicht die Schlussfolgerung diesen
Lehrer aus dem Schuldienst zu entfernen, sondern er wird von
Schule zu Schule geschickt, daß auch wirklich alle Schüler im
Umkreis von mindestens 50 Kilometer wissen, was ein unfähiger
Lehrer ist.

Auch wieder eine Aussage, die man als „irgendwo einen Einzelfall zu einem Fall mit Allgemeingültigkeitszustand mutiert“ bezeichnen kann…

Nicht daß ich falsch verstanden werde, ich achte die Arbeit
unserer Lehrer. Nur kann ich die Gängelei und Sturheit mancher
Schulämter und -ministerien nicht verstehen.

Gut, da gebe ich dir Recht. Das liegt am veralteten Beamtensystem in Deutschland.

Eigentlich war das Ergebnis von PISA vorprogrammiert. Anstatt
fundiertes Grundwissen zu vermitteln, wird gesungen, gemalt,
Theater gespielt usw. Sicher, das muß auch sein, aber nicht
mit einem höheren Stundenvolumen gegenüber den Grundfächern.

Entschuldige bitte mal. Aber diese Aussage übersteigt ja das Pauschale in ein unermessliches Blabla… du redest wie ein Grossteil des Volkes, das von der Arbeit eines Lehrers a) keine Ahnung hat und b) dieser keinerlei Respekt zollt.

Bevor du hier weiter diskutierst und weiter pauschale Äusserungen in den Raum wirfst, die augenscheinlich nur dem fundamentlosen Wissen der Allgemeinbevölkerung abgekupfert ist, gebe ich dir den guten Rat, mal verschiedene Schulen zu besuchen und mit den Lehrern zu reden.

Gruss

Matthias

Hallo Gert,

die ersten Lebensjahre eines Kindes sind wesentlich mitentscheidend für die Entwicklungsmöglichkeiten eines Kindes. Später kommt zur Prägung durch das Elternhaus oder auch zur mangelhaften Prägung der schulische Einfluß hinzu. Deshalb wird das Fundament für soziale Fähigkeiten und Defizite, für Bildung und Bildungsfähigkeit im Elternhaus gelegt. Die Schule baut danach mehr oder weniger gut darauf auf.

Unübersehbar sind die unterschiedlich ausgeprägten Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten von Kindern aus verschiedenen Bevölkerungsschichten. Das halte ich für einen wesentlichen Schlüssel für die (Aus-)Bildungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, die ein durch Herkunft Benachteiligter nur noch schwer ausgleichen kann.

Im Bildungswesen gibts bestimmt Defizite. Dort aber die alleinige Ursache allen Übels suchen zu wollen, halte ich für zu kurz gesprungen.

Diesen denkwürdigen Satz von Dir möchte ich doch noch hinterfragen:

Neben den wirtschaftlichen Problemen mit
deren Nebenwirkungen, einer seit Jahren verfehlten
Einwanderungspolitik, einem rudimentären Nationalstolz,
fehlende oder mangelnde Vorbilder…

In einer Schulklasse mit einem halben Dutzend Nationalitäten sind bei mangelhaften Sprachkenntnissen (ist das wirklich die Regel?) Probleme zu vermuten. Aber nicht alle Kinder kommen aus Hamburg-Wilhelmsburg. In McPomm beträgt der Anteil ausländischer Bürger 0,4%, dies auch noch „konzentriert“ auf die Städte Rostock, Schwerin und Greifswald. Das Land ist so deutsch, daß es deutscher kaum noch geht. Nach Deiner Diagnose müßte McPomm also eine Bildungshochburg sein… Sei bitte versichert, dem ist nicht so.

Nun mußt Du mir nur noch verraten, was vermeintlich mangelhafter Nationalstolz
und fehlende Vorbilder mit der Bildungsmisere zu schaffen haben.

Gruß
Wolfgang

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Die Schüler sind schlecht?
Tag zusammen…
Als Lehrer wundert man sich ja häufig über Schüler. Aber meist nur bis zum Elternsprechtag.
„Ach. Ich habe mein Kind jetzt endlich dazu bekommen, nicht mehr so nervig zu sein.“ „Interessant, wie denn?“ „Es hat jetzt seinen eigenen Fernseher im Zimmer!“
Oder: „Wer von euch hat schon mal ein Buch gelesen?“ Fünf (von 30) zeigen auf.
Nur Beispiele.

Wer sagt denn eigentlich, dass beide Elternteile (falls es sie gibt) arbeiten müssen? „Unser Kind soll es ja besser haben…“
Wltern (und Kinder) brauchen DRINGEND Luxus, Gameboy, Fernseher, PC, etc.

Das kostet alles viel Geld und will finanziert werden. Ob ein Kind besser versorgt wäre durch Zuwendung, echtem Interesse, freudigem Spiel oder sonstigen anregenden Dingen, kann ja der Nachbar nicht sehen. Und das ist es, was leider häufig bei uns zählt: Materiell perfekt ausgestattete Kinder, die aber häufig leider geistig verarmen.
(Hab ich mir nicht ausgedacht, kenne ich von meinen Geschwistern, die solche Eltern sind. Und aus der Schule).
Schönen Tag noch,
Aragorn.