Das Böse

Hallo,

Ich halte den Begriff „Böse“ für äußerst subjektiv.

dann kannst Du „philosophisch“ auch keine Aussagen darüber
machen,
weder so noch so.

Sehe ich anders.

Philosophische Betrachtungen versuchen aber „objektive“
allgemein
gültige Aussagen zu formulieren.

Sehe ich auch anders. :o)
Die „Liebe zur Weisheit“ sucht Aussagen, die dieser Liebe Wert sind.

Wenn der Begriff „böse“ auch noch in anderem Zusammenhang
gebraucht
wird - böser Löwe, böses Wetter, böses Gesicht u.a. - dann muß
man
die jeweiligen Zuordnung jeweils voran stellen sonst kommt nur
Gequatsche heraus.

In diesem Fall ging es um einen bösen Menschen, bzw. um die böse Tat eines Menschen.
Weswegen zum Glück nicht nur Gequatsche rauskam. :o)

Grüße
K.

Eine andere Denkmöglichkeit darüber
Weil dieser „Fall“ - wie derzeit ohnehin überall - auch in einer Diskussionssendung des ORF (Club2) nur die Ratlosigkeit aller möglicher „Experten“ hervor gebracht hat, will ich den Kommentar, den ich der Redaktion gerade übermittelt habe (die kennen mich dort auch schon sehr lange) :smile:, auch hier als erweiterte Denkmöglichkeit zur Verfügung stellen.

Grüße

Gert

Schreiben an ORF/Club2-Redaktion:

Zur Mitkenntnis: Herrn Dr. R. Haller

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich darf auch Ihre Redaktion zum wiederholten Male im Verlauf der letzten 12 Jahre darauf hinweisen, dass und warum die mediale Inszenierung der offensichtlichen „Ratlosigkeit“ auch im gegenständlichen Fall nichts mehr als Heuchelei darstellt:

  1. Zu den psychiatrischen „Expertisen“:

Um überhaupt eine auch sachlich vollständige und damit richtige Aussage darüber zu treffen, aufgrund welches „Geisteszustandes“ diese Tat von einem Menschen begangen wurde, wäre die Grundvoraussetzung, dass ein jeweiliger „Analytiker“ („Psychiater“) zuerst einmal auch selber vollständig und damit richtig verstanden hat, was „Mensch“ überhaupt ist!

Kindergartenlogik, und wem das schon nicht einleuchtet, der/die sollte vielleicht auch ein mögliches eigenes „Defizit“ mit in Betracht zu ziehen beginnen.

  1. Zum wirklichen (Hinter)Grund aller solcher „Wahnsinnstaten“

Jede beliebige so genannte „Extremverhaltensweise“, unter Anwendung von „Gewaltmitteln“ aller möglichen Intensitätsgrade, ist eine zwingende und daher auch vorhersehbare Konsequenz auf der individuellen Ebene, und das aufgrund einer „Kaskade“ von „Gewalt“, deren oberste Ebene aber nichts weniger als die so genannte „legitime Staatsgewalt“ darstellt!

Indem nämlich diese bereits mit einer in sich und - aus heutiger Sicht - irrationalen Begründung gegenüber jedem Menschen und von Kindheit an zur Anwendung gebracht wird (nur graduell unterschiedlich in den verschiedenen Ländern, aber nicht prinzipiell), wird ein gesamtgesellschaftlicher Zustand geschaffen, der – und wie die Praxis ja eindrucksvoll in diesen Tagen vor Augen führt – diese Irrationalität auf allen Ebenen lediglich widerspiegelt.

Dass daraus auch solche „Einzelfälle“ als scheinbare Extreme hervor gehen, ist daher eine logisch ableitbare und unvermeidbare Konsequenz.
Diese dann aber als „Einzelfall“ erklären und beurteilen zu wollen, ohne diesen ganzheitlichen Hintergrund dabei mit bedacht zu haben, stellt daher das gegenwärtige „Expertentum“ nicht nur in Frage. Denn aufgrund der Auslassung dieser Zusammenhänge bei dieser längst veralteten Art der „Psychoanalyse“ (??) wird dem eigentlich verantwortlichen Gewalt-Aspekt geradezu weiter Vorschub geleistet. Das wäre unter dem Blickwinkel der bekannten Theorien dann nämlich eine „gute Gewalt“!?!?

Aber mit jeder „Verschärfung“ ihrer angeblichen „Legitimierung“ – wie das ja tagtäglich und via Medien (!) allen Menschen „verkündet“ wird -, ist eine weitere Eskalation von „Gewalt an sich“ und auf allen Ebenen vorprogrammiert!
Der „Wahnsinn“ ist also kein „Rätsel“ mehr, sondern hat eine schon längst nachvollziehbare Methode.
Ob das die „Psychiater“ wegen der weiter zu erwartenden und vorhersehbaren Zunahme „psychischer Störungen“ aufgrund von „Gewalt an sich“ glücklich machen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln. Denn während die noch an den „Einzelfällen“ herum rätseln, ist „die Gewalt“ gerade dabei, auf ganz anderen Ebenen in neue Dimensionen zu eskalieren, die nämlich für alle noch wesentlich „unlustiger“, vor allem aber nicht mehr „therapierbar“ sein wird
Ich belasse es bei diesem sehr verkürzten Kommentar. Die ganzheitliche Darstellung der Zusammenhänge und Hintergründe steht – wie Ihnen aber längst bekannt ist – auf meinem Blog zur Information zur Verfügung:
http://www.gertkriwetz.wordpress.com/

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gert Kriwetz

Hallo Klaus,

Wenn der Begriff „böse“ auch noch in anderem Zusammenhang
gebraucht
wird - böser Löwe, böses Wetter, böses Gesicht u.a. - dann muß
man
die jeweiligen Zuordnung jeweils voran stellen sonst kommt nur
Gequatsche heraus.

In diesem Fall ging es um einen bösen Menschen, bzw. um die
böse Tat eines Menschen.
Weswegen zum Glück nicht nur Gequatsche rauskam. :o)

nein , es ging , ausgehend von Breivik darum:

In meinem Praktische- Philosophie -Kurs entbrannte heute eine
Diskussion über ihn.

Was ich dabei festgestellt habe ist,dass es scheinbar"das Böse"
in unserer Vorstellung heutzutage gar nicht mehr gibt,…

also um „das Böse“ an sich und nicht um die Befindlichkeit des
Betrachters und daraus die Zuordnung von Böse zu einem Menschen oder
einer Tat.
Gruß VIKTOR

Hallo,

also um „das Böse“ an sich und nicht um die Befindlichkeit des
Betrachters und daraus die Zuordnung von Böse zu einem
Menschen oder

„böse“ ist ein Adjektiv. Wenn man es als Substantiv gebraucht und meint es gehöre nun zu der Klasse der real existierenden Substantive, dann täuscht man sich selbst.

Genauso könnten wir über das Große, das Schnelle, das Unsinnige an sich, nachdenken.

„böse“ als Adjektiv hat ferner die Eigenart das es mehr die Beziehung des Bezeichnenden zum Bezeichneten charakterisiert, wenn es nicht einfach übernommen wurde.
Wenn es aber einfach übernommen wurde, ohne das eine nähere Begründung für das Bösartigkeit gegeben wurde, wird es lediglich eigene ängstlichen Phantasien in dem Betrachteten postulieren die u.U. nichts mit dem Betrachteten zu tun haben.

Grüße
K.

Hmm…soll man jetzt sagen: „Er kann doch garnichts dafür, das
er Kinder umgebracht hat. Er war einfach krank!“…ich denke
nein. Auch wenn Menschen psychisch oder physisch „krank“ sind,
bedeutet es nicht, dass sie anders behandelt werden sollen.
Sie brauchen zwar Hilfe in einigen Dingen, aber doch sind wir
alle Menschen und sollten auch alle gleich gerichtet werden.

Deine Denkkombination verstehe ich nicht.

Man kann psychisch krank sein, aber für bestimmte Taten hat man die Verantwortung zu übernehmen. Eine psychische Erkrankung darf nie die Entschuldigung dafür sein, schädigendes Verhalten gegen andere zu richten. In welcher Form man den dann Täter zu nennenden zur Übernahme der Verantwortung bringt, ist eine andere Frage.

Manchmal - wie im genannten Fall - kann man nur noch strafen - jeder muss mit den Konsequenzen dessen leben was er getan hat, und weiters muss die Allgemeinheit vor diesem Menschen bis in alle Zukunft geschützt werden.

Grüße
fliegerbaer

Hallo,

… warum die
mediale Inszenierung der offensichtlichen „Ratlosigkeit“ auch
im gegenständlichen Fall nichts mehr als Heuchelei darstellt:

Ich stimme Deinen Ausführungen voll zu.
Alice Miller z.B. hat diese Strukturen ja sehr schön beschrieben. Aber sie hat auch beschrieben, wie viele Menschen das einfach nicht sehen können, weil sie selbst betroffen sind und der eigene Schmerz sie dazu zwingt Erklärungen und Rationalisierungen zu suchen, die die wirklichen Ursachen vernebeln. Da auch Experten nur Menschen sind - trifft das auch auf diese zu. Frau M. hat sich dann ja auch konsequenterweise von der Psychoanalyse und ihren Experten losgesagt.

Weswegen man eigentlich nicht von „Heuchelei“ sprechen kann.
Setzt Heuchelei nicht voraus, Wahrheiten zwar zu kennen aber absichtlich falsche Erklärungen abzugeben?
Ich glaube den Experten ihre Hilflosigkeit.

Grüße
K.

Hallo!

Aber generell teile ich deine Ansicht: dieser
Paradigmenwechsel liegt in der Luft bzw. ist bereits seit
langem eingeläutet.

A priori und a posteriori! Nur scheint dieser Prozess
für den Beobachter nicht nur stillzustehen, sondern
mitunter sogar regressiv zu verlaufen. Oder täuschen
mich meine subjektiven Sinne?

Grusz

Bist du jetzt in der Schweiz oder haben die Ösis
auch kein „ß“?

Neugierige Grüße
Paul

Hallo!

A priori und a posteriori! Nur scheint dieser Prozess
für den Beobachter nicht nur stillzustehen, sondern
mitunter sogar regressiv zu verlaufen. Oder täuschen
mich meine subjektiven Sinne?

Ich hatte in meinem Artikel selbst schon „roll-back“ geschrieben, aber dann doch wieder gelöscht.
Der Therapieoptimismus ist im Vergleich zu den 70er mit Sicherheit stark weggebrochen.
Auf der anderen Seite gehört die „Sicherheitsverwahrung“ ja auch zu diesem ‚utilitaristischen Diskurs‘ dazu, weil eindeutig am Nutzen orientiert.
Dieser Aspekt nimmt mE klar zu, wenn auch kürzlich vom Europäischen Gerichtshof zurückgeworfen, also von einem Instrument des Menschenrechts-Diskurses.

Bist du jetzt in der Schweiz oder haben die Ösis
auch kein „ß“?

Ein Tyllmesz kennt kein „ß“!

Grusz
Tyll

Hallo!

Auf der anderen Seite gehört die „Sicherheitsverwahrung“ ja
auch zu diesem ‚utilitaristischen Diskurs‘ dazu, weil
eindeutig am Nutzen orientiert.
Dieser Aspekt nimmt mE klar zu, wenn auch kürzlich vom
Europäischen Gerichtshof zurückgeworfen, also von einem
Instrument des Menschenrechts-Diskurses.

Individual- und Sozialutilitarismus gehen nicht immer
Hand in Hand und Gerichte entscheiden nicht nach
Benthams Maxime (greatest happiness of greatest number).

Ein Tyllmesz kennt kein „ß“!

Habe verstanden! :smile:)
Ich befürchtete allerdings schon den Supergau,
ohne gewagt zu haben diesen zu benennen.
Stichwort: Ossifizierung :wink:

Servas
Paul

Hallo K. :smile:,

Ich setze zuerst da an:

Weswegen man eigentlich nicht von „Heuchelei“ sprechen kann.
Setzt Heuchelei nicht voraus, Wahrheiten zwar zu kennen aber
absichtlich falsche Erklärungen abzugeben?
Ich glaube den Experten ihre Hilflosigkeit.

Na ja, manchmal kann im Kontext ein- und dasselbe Wort entweder eine informative Funktion haben oder einen Zweck erfüllen.
In Bezug auf das Schreiben - was Du aber im ersten Augenschein nicht wissen konntest :smile: - habe ich es als Mittel zum Zweck so eingesetzt.
Nämlich als „Provokation“,
Wenn man die Wirkung der Worte im Zusammenhang bzw. als Folge von „Gehirnwäsche“ einmal als „Reflex“ auslösend durchschaut hat, kann man sich damit „spielen“ sozusagen. :smile:
Und in diesem Fall wissen die, die ich so angeschrieben habe, schon längst von all dem, haben aber auf „freundlich“ nicht wirklich den „Reflex“ entwickelt, sich das mal näher anzuschauen. Erst nach „Provokation“, dann halt mit dem „Hintergedanken“: Frechheit, was erlaubt sich der eigentlich. Jetzt schau´n wir uns das mal an und dann werden wir´s dem schon zeigen… oder so ähnlich. :smile:

Daher glaube ich diesen „Experten“ hierzulande ihre Hilflosigkeit längst nicht mehr. Klar, ich versteh´ schon, warum sie die öffentliche Auseinandersetzung darüber vermeiden wie die Pest, aber kann kein „Verständnis“ mehr dafür aufbringen und „signalisieren“.
Daher „provoziere“ ich sie, wann immer ich Lust dazu habe weiter und sie können nichts dagegen tun. Das hat dieser argumentative Ansatz nämlich so an sich. :smile:))

Ich stimme Deinen Ausführungen voll zu.
Alice Miller z.B. hat diese Strukturen ja sehr schön
beschrieben. Aber sie hat auch beschrieben, wie viele Menschen
das einfach nicht sehen können, weil sie selbst betroffen sind
und der eigene Schmerz sie dazu zwingt Erklärungen und
Rationalisierungen zu suchen, die die wirklichen Ursachen
vernebeln. Da auch Experten nur Menschen sind - trifft das
auch auf diese zu. Frau M. hat sich dann ja auch
konsequenterweise von der Psychoanalyse und ihren Experten
losgesagt.

Ja, das ist sicher verständlich, allerdings eine resignative Einstellung, die wiederum darin begründet ist, dass sie - wie ja fast alle - sicher auch davon ausgegangen ist, ein beliebiges erkanntes „Problem“, in welchem Bereich auch immer, isoliert für sich (er)klären und dann auch lösen zu können.
Damit ist bereits die Argumentation darüber eine so isolierte, löst bei den „Betroffenen“ automatisch die entsprechenden „Reflexe“ aus - die sich dann als persönliche, also unsachliche Gegenangriffe manifestieren (siehe auch hierorts :smile:) - und weil sich jemand dann plötzlich alleine einer ganzen Gruppenaggression gegenüber stehend findet, ist die Resignation eine durchaus verständlliche.

Der „Fehler“ liegt allerdings wieder darin, selber die Mechanismen dieser „Reflexe“ (noch) nicht durchschaut zu haben.
Sie gründen allesamt darin, dass jede so isolierte Argumentation gleichzeitig eine Schuld-Zuweisung darstellt, zwar von keiner der beiden Seiten als solche erkannt wird (außer das Wort „Schuld“ wird dabei verwendet), aber als solche empfunden wird.
Aber selbst wenn das Wort „Schuld“ darin nicht verwendet wird, ist jede bereits implizit eine solche (aus Gründen der „Konditionierung“). Und selbst wenn - wie das ja oft versucht wird -, der eigentlichen Argumentation vorausgeschickt wird, dass damit keine Schuld-Zuweisung gemeint wäre, ändert das nicht nur nichts daran, ganz im Gegenteil, solche Sprüche verschärfen nur den Fokus darauf. :smile:

Das alles einmal ganzheitlich verstanden, führt eben auch zur Einsicht, dass erst dann endlich jede beliebige Problemlösungsdiskussion von dieser immanente „Verkrampftheit“ und Humorlosigkeit im wahrsten Sinne des Wortes befreit würde, wenn der Aspekt „Schuld“ auf einen unpersönlichen Gesichtspunkt gelenkt würde, den aber jeder im Sinne von „ah ja“ also solchen akzeptieren kann. Sowohl ein „Kritiker“ als auch ein davon „Betroffener“. :smile:

Und nur das war mein Vorschlag. Dass er im öffentlichen Diskurs nicht angenommen wurde, ließe sich wieder zerpflücken, nur bliebe auch das dann auf der - primitiven :smile: - Ebene der Schuld-Zuweisungen bzw. würde so aufgefasst.

Grüße

Gert

Ein Tyllmesz kennt kein „ß“!

Habe verstanden! :smile:)
Ich befürchtete allerdings schon den Supergau,
ohne gewagt zu haben diesen zu benennen.
Stichwort: Ossifizierung :wink:

Meine Flucht in die Schweiz wäre in der Tat für
selbige der Supergau gewesen.
Weiter als bis Reuthe bin ich aber
noch nie gekommen :wink:

Sz
T.

Ein Dank…
an alle, dir mir Denkanstöße gegeben haben (auch wenn´s jetzt schon was her ist).

Gruß
Dine