Das Christentum und das alte Testament

In den Diskussionen der vergangen Tage wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass sich das Christentum auf das neue Testament bezieht und das alte Testament eher als religiöse Kontext durchgeschleift wird.

Für mich als Atheisten ist das schwer nachvollziehbar.

Der Gott des AT ist eine durch und durch unerfreuliche Persönlichkeit. Eine Gräueltat folgt auf die nächste und selbst, wenn er nicht aus einer Laune heraus ganze Völker ausrottet verlegt er sich eben auf psychische Folter. Kurzum, Gott wird im AT als ziemliches Arschloch dargestellt.

Im NT kehrt sich das plötzlich um und mit einem Mal gehts plötzlich um Mitgefühl, Nächstenliebe und einen liebenden Gott. Für mich ist das irgendwie ein Widerspruch. Die Sache ergibt eigentlich nur dann Sinn, wenn der Gott dessen Sohn Jesus ist, nicht der Gott des AT ist. Wenns der gleiche Gott wäre müste man sich fragen warum er sich geändert hat und wie ein Sinneswandel Gottes mit der Omnipotenz zusammenpasst.

Aber warum behält das Christentum das AT überhaupt bei?  Wie geht man da mit der Widersprüchlichkeit beider Bücher um? 

Und mal als weitere Frage: Wie definiert das Christentum Gott überhaupt? Die Bibel stellt ihn ja als persönlichen Gott dar, was in der Vergangenheit ja anscheinend auch anders ausgelegt wurde.

praktisches Problem
Hallo,

ohne AT wäre ja ein Weisungsvakuum entstanden. Die 10 Gebote, die Bücher der Weisheit, die vielen Parabeln von Hiob und Co wären ja mit einem Male nichts weiter als nette Erfahrungen aber nicht von Gott inspiriert. Dafür gab es wohl nie die richtige Zeit im Christentum.

Der Gott des AT ist eine durch und durch unerfreuliche Persönlichkeit.

Naja, er war derart > wie es zu der Zeit schicklich und sinnvoll war.

Im NT kehrt sich das plötzlich um und mit einem Mal gehts
plötzlich um Mitgefühl, Nächstenliebe und einen liebenden
Gott. Für mich ist das irgendwie ein Widerspruch.

Den man auf mehrerlei Weise eliminieren kann: z,B,; 1) die Menschen haben sich weiter entwickelt (zum Guten hin) oder 2) die bisherigen Geschichten brauchten ein korrektiv um den unveränderlichen Gott klarer darzustellen.

Aber warum behält das Christentum das AT überhaupt bei?  Wie
geht man da mit der Widersprüchlichkeit beider Bücher um? 

Verschieden. Jede Konfession wie sie will und alle vermutlich in einer Art wo ein klar denkender Mensch sagt : ja, ne, is klar. Zu jeder Textstelle, zu jedem Buch kannst Du Dir beliebige Kommentare der großen Konfessionen ansehen, was diese nun „eigentlich“ wohl bedeuten soll.

Rein sachlich ist der „unterschiedliche“ Gott auch nicht unlogischer als z.B. die 2 Stammbäume Jesu im NT.

Gruß
achim

Hallo,

Im NT kehrt sich das plötzlich um und mit einem Mal gehts
plötzlich um Mitgefühl, Nächstenliebe und einen liebenden
Gott. Für mich ist das irgendwie ein Widerspruch.

Nun, dies muss es nicht.
Schau Dir einfach mal an, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen und wie sie dann später den Umgang mit ihren Enkeln pflegen.
Er ist verschieden und was gäben die Kinder, die Enkel sein zu dürfen!

VG

Für mich als Atheisten ist das schwer nachvollziehbar.

Der Gott des AT ist eine durch und durch unerfreuliche
Persönlichkeit. Eine Gräueltat folgt auf die nächste und
selbst, wenn er nicht aus einer Laune heraus ganze Völker
ausrottet verlegt er sich eben auf psychische Folter. Kurzum,
Gott wird im AT als ziemliches Arschloch dargestellt.

Vielleicht ist die Antwort auf all diese „Religionsexperten“ in den letzten Tage, dass sie eben nicht ihre Interpretation zum Mass aller Dinge verklären sollten, sondern in den Dialog mit den Anhängern der jeweiligen Religion treten sollten, wenn sie verstehen wollen, wie diese ihrer Religion verstehen.

Für mich als Aussenstehender, ist doch erst einmal nicht von Bedeutung, was in irgend einem Buch steht, wie ich dieses Buch oder gar in der Regel, einen kleinen Abschnitt aus einem Buch verstehe, sondern welche Bedeutung dieses Buch für jemand anderen hat. Vor allem wenn jemand versucht die Inhalte eines Buches für seinen Lebensentwurft zu gebrauchen, dann muss ich mit dieser Person mich darüber unterhalten.

Denn ein Buch kann mich nicht darüber aufklären, wenn ich etwas missverstehe…

Da blendest Du aber ganz viele Stellen aus dem Alten Testament aus, beispielsweise die Propheten, deren Botschaft keineswegs so platt und eindimensional war wie Du darzustellen beliebst.
Aber den Versuch, den Gott des Tanachs - des Alten Testaments, wie wir Christen sagen - von dem des neuen zu trennen, hat in der alten Kirchengeschichte schon Markion unternommen. Das hat die Kirche aber sehr schnell als Irrweg erkannt und Markion einen Ketzer genannt.

Darum nur ein paar Hinweise: Der Tanach ist keine einheitliche Schrift, die Erfahrungen mit Gott und die entsprechenden Gottesbilder (keiner kommt ohne ein solches Dottesbild aus, trotz des zweiten Geborts!) haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert und gewandelt.
Dem gegenüber ist das Neue Testament in einer verhältnismäßig kurzen Zeit entstanden: Der älteste Paulusbrief - 1. Thessalonicher - wird auf 48/49 n. Chr. datiert, die letzten Schriften sind Ende des 1./Anfang des 2. Jhdts geschrieben worden. Ausnahmen sind der Judas- und der zweite Petrusbrief, die tief ins zweite Jahrhundert gehören. Also 60-80 Jahre für das NT, verglichen mit 600-700 für den Tanach. Hinzu kommt, dass das NT sich auf die Biographie und die Verkündigung eines einzigen Menschen konzentriert.
Der allerdings lebte in den Vorstellungen des Tanachs und predigte und lebte seine Gotteserfahrung, die sich nicht sehr von anderen Vorstellungen unterschied, die zu seiner Zeit ebenfalls im Umlauf waren. Anders gesagt: Was Jesus Neues gebracht hat, passt auf eine Postkarte; aber dieses Neue hat sich in die Entwicklung des Judentums von seinen Anfängen an nahtlos eingepasst.
Darum ist jene Trennung von Tanach und NT eine künstliche. Sie ist im Lauf der Kirchengeschichte immer dann konstruiert und betont worden, wenn es darum ging, das Vorrecht der Kirche vor der Synagoge zu begründen.

Gruß - Rolf

Hallo,

Kurzum Gott wird im AT als ziemliches Arschloch dargestellt.

Darstellungen liegen eben im Auge des Betrachters.

Der Polizist, der mir ein Knöllchen verabreicht, sieht in meinen Augen eher wie ein A. aus.
Sein Sohn sieht ihn aber vielleicht als ganz lieben Daddy.

Lies mal in den Psalmen nach, wie David seinen Gott sieht.
Und dann denk noch mal über den Begriff „A…“ nach.

Gruss Harald