Hallo,
es gibt verschiedne Skalen. Wenn ihr das berücksichtigt, habt ihr kein Problem.
Skalenniveau
Das Skalenniveau ist eine z.B. in der Statistik wichtige Eigenschaft von Merkmalen.
Inhaltsverzeichnis [AnzeigenVerbergen]
1 Grundsätzliches
2 Die wichtigsten Skalenniveaus
3 Grauzonen zwischen den Skalenniveaus
4 Literatur
Grundsätzliches
Das Skalenniveau bestimmt
die (mathematischen) Operationen, die mit einer ensprechend skalierten Variablen zulässig sind. Dabei können Operationen, die bei Variablen eines bestimmten Skalenniveaus zulässig sind, grundsätzlich auch auf Variablen aller höheren Skalenniveaus durchgeführt werden.
welche Transformationen mit entsprechend skalierten Variablen durchgeführt werden können, ohne Information zu verlieren bzw. zu verändern.
Die wichtigsten Skalenniveaus sind:
Nominalskala
Ordinalskala
Intervallskala
Verhältnisskala (auch: Ratioskala)
Betrachtest Du z.B. Farben (Rot, Gelb, Grün, Blau usw.), dann kannst du diese „Werte“ zwar benennen, aber es gibt keine sinnvolle Ordnung im mathematischen Sinne (gut, physikalisch könnte man sie der Wellenlänge entsprechend ordnen). Ein anderes Beispiel wären Automarken oder Wertpapiertypen usw. Alle diese Werte sind **(„Nomen“->Name, Bezeichnung).
Mit nominalskalierten Werten läßt sich nicht viel rechnen. Man kann den häufigsten Wert ermitteln (den Modalwert), aber das war’s auch schon.
Kann man in nominal skalierte Werte eine sinnvolle Ordnung bringen, dann hat man es mit ordinalskalierten Werten zu tun. Beispiel: Schulnoten, Tumoreinstufungen, usw.
Der Unterschied zwischen den Schulnoten Note 1 und 2 mag leistungsmäßig ein völlig anderer sein als der zwischen 2 und 3. Die Schulnoten haben zwar eine klare Reihenfolge („order“->ordinal!), aber die Abstände zwischen den Werten (=Intervalle) sind nicht definiert.
Gibt es eine Ordnung in den Daten, kann man mathematisch schon mit Reihenfolgen operieren, Rangsummentests machen usw. Keinen Sinne machen Operationen wie Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren! Eine Note 3 ist eben ganz und gar nicht das gleiche wie einmal eine 1 und einmal eine 2 zu bekommen! Genausowenig ist eine 4 doppelt so gut bzw. schlecht wie eine 2.
Das ist etwas anders bei intervallskalierten Werten wie zB. der Anzahl von Menschen in einem Raum, dem Alter in Jahren oder der Temperatur in °C. Intervallskalen können diskret oder kontinuierlich sein. Eine diskrete Skala läßt nur bestimmte Werte zu. So zB. ist die Anzahl der Menschen in einem Raum diskret, beschränkt auf die natürlichen Zahlen. Es können nicht 4,3214 Menschen in einem Raum sein (im Mittel geht das natürlich, aber die _mittlere Anzahl ist eine andere Größe!). Die Temperaturskala ist ein Bsp für eine kontinuierliche Skala: Alle beliebigen Werte zwischen einem Intervall sind erlaubt, also zB. auch 21,253°C.
Intervallskalierte Werte lassen sich nun addieren und subtrahieren, aber nicht unbedingt multiplizieren und dividieren! Beispiel Jahreszahlen. Es ist klar, daß die Differenz der Jahreszahlen 1982 und 1972 den selben Unterschied darstellt wie zwischen 54 und 64. Aber was ist die Hälfte des Jahres (der Jahreszahl) 1972? Ist es das Jahr 986? Das macht nicht wirklich Sinn, weil es keinen sinnvollen Bezugspunkt gibt. Das Jahr Null ist „definiert“, sondern willkürlich „gesetzt“ worden. Das gleich ist bei der Temperatur in °C der Fall. Auch hier wurde der Nullpunkt willkürlich gewählt (da, wo reines Wasser bei „Normaldruck“ und Anwesenheit von Kristallisationskeimen gefriert). Hier ist es also auch nicht sinnvoll, von „Vielfachen“ oder „Teilen“ zu sprechen! 20°C ist eben _nicht_ doppelt so warm wie 10°C! Man kann aber sagen: „Es ist heute 4°C wärmer als gestern“.
Intervallskalen können aber einen definierten, sinnvollen Nullpunkt haben. Eigentlich haben die allermeisten Intervallskalen einen solchen Nullpunkt. Temperatur und Jahreszahlen sind die einzigen Beispiele, die mir für Intervallskalen _ohne_ Nullpunkt einfallen. Hat eine Intervallskala einen definierten Nullpunkt, so spricht man von einer Rationalskala oder auch Verhältnisskala. Auf rationalskalierten Werten kann man alle Rechenoperationen durchführen. So sind 30 m/s doppelt so schnell wie 15 m/s und 2 kg nicht nur 4kg weniger als 6 kg, sondern auch nur ein Drittel von 6 kg.
Dummerweise -und da lag Euer Problem - ist die Celsiusskala eine Intervallskala _ohne_ (math. sinnvoll) definierten Nullpunkt, also _keine_ Rationalskala. Es gibt aber eine Temperaturskala, die einen sinnvollen Nullpunkt hat: die Skala der absoluten Temperatur, die in Kelvin gemessen wird. Die Definition geht hier über die mittlere Geschwindigkeit der Molekülbewegung, also über eine rationalskalierte Größe. Damit ist auch die Temperatur in Kelvin rationalskaliert. Die Intervallgröße der Kelvinskala ist gleich der der Celsiusskala, nur der Nullwert ist verschoben, nämlich um -273.15: 0K = -273.15°C bzw. 0°C = 273.15K. In der Kelvin-Skala kann man multiplizieren. Damit wäre eine Temperatur von 546.3K (=273.15°C) doppelt so warm wie 273.15K (=0°C).
Das nächste Problem liegt dann darin, daß „Kälte“ keine physikalisch definierte Größe ist. Temperatur bezeichnet nicht die Kälte, sondern die Wärme. Umgangssprachlich wird das leider verschludert. Das führt dann zu so lustigen fragen wie „Was ist doppelt so kalt wie …“. Richtig gestellt muß diese Frage lauten: „Was ist halb so warm wie…“.
Eure Frage ist also:
Wenn heute 0 °C sind und morgen ist es [halb so warm],
wieviel Grad sind dann morgen?
Die korrekte, aber etwas indirekt gewonnene Antwort auf diese Frage ist: „-136.6°C“.
Grüße,
Jochen_**