Das Dreieck des Demiurgen

Hallo allerseits,
Weiss jemand wie das Dreieck des Demiurgen aussieht?
ein Dreieck mit der Spitze nach oben oder nach unten??
aus welchen Bestandteilen besteht es noch???
Weiss jemand, wie es genau aussieht? (googlen hat nix gebracht)
Welche Parallelen wie zB der zur indischen Shakti fallen euch noch ein?
(das Dreieck der Shakti weist nach unten…)
vielen Dank im Voraus, lG

Hallo,

Weiss jemand wie das Dreieck des Demiurgen aussieht?

um zu wissen, was du damit meinst, wäre ein Hinweis nützlich, woher du das hast.
Die Stichworte „Demiurg“ und „Dreieck“ führen zunächst zu der Schrift „Tímaios“ von Platon. Dort konstruiert - im Bericht des Astronomen Tímaios - der Demiurg im Auftrag der Ideen den Kosmos aus dem leeren Raum aus Dreiecken. Diese sind allerdings rein geometrische Objekte: Die Basis ist das gleichseitige Dreieck, das, um die Hohenlinie halbiert, zwei rechtwinkliche Dreiecke gibt. Das sind dann die Bausteine der weiteren Kosmoskonstruktion, in dessen Endstufe dann die Weltseele und die Einzelseele steht.

Welche Parallelen wie zB der zur indischen Shakti fallen euch noch ein?

Da gibt es keine Parallelen. Du beziehst dich vermutlich auf das Sri-Yantra, das aus 9 miteinander verflochtenen Dreiecken besteht, wobei 4 mit der Spitze nach oben Shiva repräsentieren, und 5 mit der Spitze nach unten die ihm zugeordnete Shakti. Das sind aber Symbole und keine geometrischen Objekte. D.h. das Yantra hat hier eine meditative Valenz (in Analogie zu den Mandalas). In Platons Tímaios aber geht es um eine mathematische Fundierung der Materie und des Kosmos.

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,
sorry hab ich vergessen: das stammt aus dem Buch von R. Haase, Grundlagen der harmonikalen Symbolik - Seite 55, Text zur Symbolik der Zahl drei. Natürlich steckt Plato’s Timaios dahinter, und die Pythagoräer.

Die Frage gehört in den Kontext, daß ich mich mit Symbolik in verschiedenen Kulturen beschäftige, und glaube, daß zB auch das Shakti-Konzept recht eigentlich einiges ‚gnostisch‘ zu verstehendes Gedankengut aufweist:
Shakti als Weltenschöpferin (~ Prakrti) und Shiva als Purusha passen meiner Meinung nach recht gut auf den obersten transzendenten Gott, der keinen eigentlichen Kontakt zur Schöpfung hat, der aber zuerst Wesenheiten emaniert, welche diese Schöpfung selber ausführen. (verzeih die saloppe Ausdrucksweise).
Das ‚Symbol‘ der Shakti ist über das Sri Yantra hinaus, ein nach unten weisendes Dreieck, das SY ist eigtl. schon fast ein Art ‚Sonderfall‘ …

Daß diese Vergleiche nat. nicht 1 : 1 gehen, ist schon klar, wenn man nur an die Konzepte von shabda-brahman, nirguna brahman, maya-shakti und paramashiva denkt. (Nichtsdesto weniger neige ich dazu ‚Shakti‘ mit der griech. ‚Dynamis‘ zu vergleichen)

Mir geht es aber hauptsächlich um den Vergleich der Symboliken, und wie weit sie einer ursprünglich gemeinsamen Wurzel entstammen könnten.
Ich denke, daß ähnliche Konzepte sich auch in ähnlichen Symbolen darstellen liessen, und
daß ein nach unten weisendes Dreieck für die schaffende göttliche Frau womöglich als ein (in vielen Kulturen) passendes Symbol empfunden worden ist

Von der Gnosis habe ich bisher (leider) nicht mehr als einen gewissen Überblick…

Göttliche Triangulationen
Hi Count.

Shakti als Weltenschöpferin (~ Prakrti) und Shiva als Purusha
passen meiner Meinung nach recht gut auf den obersten
transzendenten Gott, der keinen eigentlichen Kontakt zur
Schöpfung hat, der aber zuerst Wesenheiten emaniert, welche
diese Schöpfung selber ausführen. (verzeih die saloppe
Ausdrucksweise).

Es gibt diverse hinduistische Modelle, aber ohne einen „transzendenten Gott“. Im Shivaismus ist Shiva dem Purusha und der Shakti als Ganzheit übergeordnet. Sein männlicher Aspekt ist Purusha, sein weiblicher Shakti. Die Schöpfung geschieht durch die Vereinigung beider Aspekte. Etwas komplizierter wird es in manchen Varianten dadurch, dass Shakti die Partnerin nicht von Purusha, sondern von Shiva ist, als dessen Lingam der Purusha fungiert.

Analogien zu Shiva-Shakti sind Osiris-Isis in Ägypten und Enlil-Ishtar in Babylonien.

Am bekanntesten ist das Dreieck Brahma-Vishnu-Shiva. Hier sind die Funktionen auf drei männliche Götter verteilt: Brahma ist der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer.

Im Vedanta gibt es die Konstellation Brahman (Weltgeist) - Jivatman (subjektiver Geist) - Maya (illusionistisches Prinzip).

Daß diese Vergleiche nat. nicht 1 : 1 gehen, ist schon klar,
wenn man nur an die Konzepte von shabda-brahman, nirguna
brahman, maya-shakti und paramashiva denkt. (Nichtsdesto
weniger neige ich dazu ‚Shakti‘ mit der griech. ‚Dynamis‘ zu
vergleichen)

Ich denke, dass der Vergleich nicht passt. Shiva bzw. Purusha gelten eher als passives Prinzip, als Geist/Bewusstsein, der das wahrnimmt, was Shakti, als Natur/aktives Prinzip, kreativ hervorbringt. Das entspricht nicht dem Verhältnis von Entelechie (Aktualität) und Dynamis (Potentialität).

Mir geht es aber hauptsächlich um den Vergleich der Symb
oliken
, und wie weit sie einer ursprünglich gemeinsamen
Wurzel entstammen könnten.

Nun, die Dreizahl in symbolischer Funktion hat eine geradezu inflationäre Verbreitung gefunden. Dass die Vater-Mutter-Kind-Konstellation die simple empirische Grundlage für all die Abstraktionen bildet, ist nicht auszuschließen. Im Christentum gibt es gleich mehrere Konzepte (Trinitität, Gott -Christus - Muttergottes, Gott - Satan - Welt, Gott - Christus - Kirche usw.). Der Trinitätsgedanke hat seine Wurzel wahrscheinlich in den drei christlichen Grundgedanken: Gott als Vater (AT), Jesus als Sohn (NT) und der Logos als Geist (Platonismus).

Von der Gnosis habe ich bisher (leider) nicht mehr als einen
gewissen Überblick…

Auch da gibt es Dreier-Konzepte:

  1. Der unsichtbare Geist zeugt mit seiner ersten Emanation, der Barbelo, den Autogenes bzw. Adamas bzw. Christus (diverse Versionen).

  2. Der unsichtbare Geist bringt drei Aspekte hervor: den Nous (Geist), die Ennoia (Idee, Gedanke) und den Logos (Vernunft).

  3. a) Der unsichtbare Geist zeugt mit Barbelo den Nous (Geist, Pneuma), der dann b) Ennoia und Logos hervorbringt (als Syzygie, also gegengeschlechtliches Paar).

Chan

Weitere Triaden
Eine kleine Liste weiterer Göttertriaden:

Sumer:

  • An (Vatergott), Enlil und Enki (seine Söhne)

  • Nanna-Sin (Mond), Utru (Sonne) und Inanna (Venus)

Phönizien:

  • Baal, Astarte, (beider Sohn) Adonis

Ägypten:

  • Isis, Serapis (bzw. Osiris), (beider Sohn) Harpokrates (bzw. Horus)

  • Horus, Buto-Akori, Hathor (Dreiermanifestation des Re)

  • Harachte (Morgensonne), Re (Mittagssonne), Atum (untergehende Sonne)

Rom:

  • Jupiter, Juno (Jupiters Gattin), Minerva (Jupiters Tochter)

Die Liste zeigt, dass für Trinitätsvorstellungen das Modell der Familie erhebliche Bedeutung hatte.

Chan

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