'Das Einzige Irrationale ist der Tod!'

Hi,

weil wir im Gegensatz zu den Tieren ALLE wissen, dass wir mit Sicherheit sterben werden, müsste man auch rein rational, um dem Schmetterich aus vorigem Post zu folgen, einstimmig die Zustimmung geben für OS. Und warum tun wir denn das nicht ALLE? Zumindest ich tue es NICHT, weil ich eben nicht so funktionalistisch und rational bin, wie „man“ sollte. Was mich in meinem Leben am meisten erschüttert hat ist die Nähe des Todes. Und da ich weder an die schönen Geschichten der Esoteriker und Religiösen glaube, denk ich zum Beispiel im Sinne Wittgensteins:

„Wir fühlen, dass selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.“

Zu diesem zentralen Thema, das uns alle betrifft, und doch fast immer erfolgreich verdrängt wird, habe ich im Eso-Brett was geschrieben. Ich habe meine Erlebnisse geschildert mit dem nahen Tod, der schockiert und den man trotz aller Strategien nie verdrängen kann. Das betrifft nicht nur meine eigenen Erfahrungen, sondern auch die mit anderen Menschen.

Ein dynamischer Unternehmer, der sich hier ein Haus baute und mir versicherte: „Weißt du Claus, das wird kein gewöhnliches Haus, ich habe extra einen Star-Architekten von Teneriffa beauftragt, das wird ein ganz besonders Haus.“ Als ich mit ihm über das Thema „Unsterblichkeit“ diskutierte, sagte er: „Das ist ja schrecklich! Stell dir mal vor, du müsstest ewig leben?!“ Drei Monate später war er tot. Wenn ich mit seiner viel jüngeren Frau, einer hübschen Italienerin, über seinen Tod spreche, verdrängt sie ihn, es ist ihr unangenehm…

Mich hat auch der Tod eines Managers hier auf der Insel schockiert, der knapp über Fünfzig aus dem Stress in Deutschland ausstieg und sich ein Haus kaufte. Einige Zeit später starb er, ganz mit dem Umbau seines Hauses beschäftigt und ohne jemals die Zeit zur Ruhe zu finden, die er hier auf unserer Insel sich so sehr ersehnt hatte. Vor zwei Jahren sagte meine Schweizer Nachbarin, sie hätte zwanzig Leute gezählt, die sie näher kannte, und alle hier auf der Insel gestorben sind…

Mich hat zum Beispiel eine Geschichte tief berührt von einem jungen Liebespaar. Sie machten Urlaub im „kleinsten Hotel der Welt“, mit nur vier Betten. Das „kleinste Hotel der Welt“ liegt auf einer schmalen Felsenzunge und ragt mitten in den Atlantik und kann bei hoher Flut auch mal völlig überspült werden.

Nachts um ein Uhr trafen sie im Dorf, das vom Hotel ca. 2 Kilometer weit weg liegt, den Hotel-Manager, der ihnen anbot, sie mit seinem Auto nach unten zum Hotel mitzunehmen. Aber statt gleich auf ihr Zimmer zu gehen, wollten sie noch ein wenig spazieren gehen am Meer. Am nächsten Morgen entdeckt der Manager, dass die Betten unberührt sind und ruft die Polizei. Das Liebespaar war in der Nacht in einen Hohlweg gelaufen, in dem die Fischer ihre Boote zu Wasser lassen. Der Hohlweg führt steil nach unten und macht plötzlich eine scharfe Biegung. Ich kenne diesen Hohlweg genau, weil ich selber schon mal da hinein gelaufen bin, voller Neugier, wie es hinter der Kurve weiter geht. Und genau hinter dieser scharfen Biegung des Hohlwegs lauert der Tod…

Bei Ebbe ist der Hohlweg keine Gefahr, aber bei Flut! Man biegt neugierig um die Kurve und kann von einer Wellen dann sofort auf dem steil abfallenden und glitschigen Weg in den Atlantik gerissen werden. Mit einem Hubschrauber findet man die Leiche des jungen Mädchens, ihr Freund bleibt für immer im Atlantik verschollen, auch ich hätte so sterben können…

Wenn der amerikanische Philosoph Prof. Thomas Nagel das Problem der „Qualia“ (siehe Wikipedia!) unter die philosophische Frage stellt: „Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?“, interessiert mich dagegen die Frage: WIE FÜHLT ES SICH AN, in der Nacht nichtsahnend und voller Neugier in einen Hohlweg zu laufen, und gleich nach der Kurve von einer Flutwelle in den tobenden Atlantik gerissen zu werden? Was für Gefühle müssen das sein, bis schließlich der Tod eintritt? Und hätte man, rein „rational“, die Leiche des jungen Mädchens zur OS verwenden sollen? Oder sind im Kontext dieser Frage die Emotionen einfach zu irrational?

Gruß
C.

Moin,
woher willst du wissen, was Tiere wissen?

Und wo dich der Tod ‚schockiert‘ - mich nicht. Ich arbeite ehrenamtlich als Sterbebegleiter und finde den Tod weder ‚schockierend‘ noch ‚lauernd‘
Du trennst Tod von Leben. Ich habe dieses dualistische Bild nicht. Was geboren wird stirbt - so what? Ich war auf jeden Fall schon länger tot als ich lebe und werde nach diesem Intermezzo der Zustandsform von Materie auch wieder tot sein.
Ich bin neugierig:
Werde ich dement werden? Werde ich den Todeszeitpunkt selber wählen? Werde ich merken ‚jetzt passiert’s!‘? Werde ich allein sein? Will ich das? Werde ich länger krank sein? Wird es plötzlich passieren? usw.

Mich würde interessieren, warum du ‚schockiert‘ vom Tod eines Managers bist?

Und wie es sich anfühlt von einer Welle ins Meer gespült zu werden? Kurzen Moment Panik und dann ertrinken - was schneller geht als die meisten denken. Ich finde - ein guter Tod. Wen die Götter lieben - den lassen sie jung sterben (Plautus) :smile:

Servus,

weil wir im Gegensatz zu den Tieren ALLE wissen, dass wir mit
Sicherheit sterben werden, müsste man auch rein rational, um
dem Schmetterich aus vorigem Post zu folgen, einstimmig die
Zustimmung geben für OS.

Nunja, ich denke, dass auch Tiere wissen, dass sie sterben. Immerhin sind Tiere auch Lebewesen, welche trauern, fühlen und manche Katze sogar den Tod spüren kann. So haben wir z.B. in einem Altersheim in der Nähe eine Katze, die immer zu den Leuten hingeht, die als nächstes sterben werden und begelitet sie in den Tod (wenn man will).

Nunja, warum ist der Tod irrational? Weil wir es einfach noch nicht wissen, was passiert. Deswegen erfindet man sich etwas, um sich zu trösten, wie eine Religion oder sagt sich einfach, es ist vorbei. Ich habe selbst keine Ahnung, wobei ich die Meinung vertrete, dass ein Prozess zu Ende geht und das körperliche abbauen beginnt. Wie gesagt, keine Ahnung.

Und warum tun wir denn das nicht
ALLE? Zumindest ich tue es NICHT, weil ich eben nicht so
funktionalistisch und rational bin, wie „man“ sollte. Was mich
in meinem Leben am meisten erschüttert hat ist die Nähe des
Todes. Und da ich weder an die schönen Geschichten der
Esoteriker und Religiösen glaube, denk ich zum Beispiel im
Sinne Wittgensteins:

„Wir fühlen, dass selbst, wenn alle möglichen
wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere
Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.“

Wir können viel wissen. Wir wissen z.B. heute mehr als gestern. Evtl. wird es auch später eine Lösung für den Grund des Todes geben(der Mensch sagte auch früher, man kann nicht fliegen).
Goethes Faust ist wohl die Kultfigur, wenn es um Wissenschaft und den Sinn des Lebens geht. Faust hatte ja seinen Seelenfrieden in Faust 1 nicht gefunden, obwohl er doch alles weiss.
Das Problem liegt also nicht nur am Wissen, sondern dass wir machtlos sind. Wir wissen, dass eine tote Person nicht(zum. in sehr seltenen Fällen) wieder zurückkehrt. Wir nennen es Tod und können den nur kaum beeinflussen(wir können ihn hervorprovozieren, indem wir aus einem 12 stöckigen Haus springen oder eben mit einem Defibrilator(oder wie auch immer das Ding heißt) zurück geholt werden).
Hätten wir das Wissen und die Macht der Umsetzung, wäre vieles einfacher auf der Welt.

Zu deinen Beispielen fällt mir die Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral von Heinrich Boll ein. Denn der Fischer arbeitet nicht, um später nicht mehr zu arbeiten, sondern tut es jetzt schon. Somit hat er mehr Zeit zu leben, denn der Tod kommt früher oder später, da er selbst kaum Macht darüber hat.

WIE FÜHLT ES SICH
AN, in der Nacht nichtsahnend und voller Neugier in einen
Hohlweg zu laufen, und gleich nach der Kurve von einer
Flutwelle in den tobenden Atlantik gerissen zu werden?

Nunja, freude, spaß und abenteuerlust sind es höchstwahrscheinlich nicht.
Nur jemand der den Tod evtl. auf ähnliche weise begegnet ist, kann das am Besten beschrieben, wie es ist, todesangst zu haben.

Was für
Gefühle müssen das sein, bis schließlich der Tod eintritt?

Meine Vermutung ist ein ziemlich beschissenes. Angst, Verzweiflung und die Machtlosigkeit, die das größte Raubtier der Welt aufeinmal spührt. Wie eine Ameise, die von kleinen Kindern gequält wird, bis sie stirbt.

Und hätte man, rein „rational“, die Leiche des jungen Mädchens zur
OS verwenden sollen?

Man hätte herausfinden können, ob sie ertrunken ist oder ob sie ausgerutscht ist und sofort starb auf dem Weg. Naja, was nützt eine Hülle noch, wenn man herausfinden will, wie der Tod ist? Ich habe keine Ahnung von Gerichtsmedizin, aber evtl. gibt es bestimmte Hormone die freigesetzt werden, wie Adrenalin und kann dadurch eine Stimmug reproduzierene, die evtl. zum Zeitpunkt des Todes statt gefunden hat.

Was ich mich eher Frage ist, warum es den Menschen in seinem Leben so sehr beschäftigt,was nach seinem Leben ist, wenn er doch einfach leben sollte und was danach kommt akzeptiert.
Jeder hat die Wahl, wie er leben will. Gut oder böse eben, falls man das so sagen kann.

mfg,

Hanzo

Schmerzen sind ein rationaler Wille

Moin,
woher willst du wissen, was Tiere wissen?

So gut wie überhaupt (über-) leben zu wollen, ist ein Grundbedürfnis, Gefahren zum Tod zu vermeiden. Das weiß jeder Wurm. Aber wir Menschen können darüber reden, schreiben, philosophieren, das ist der Unterschied. Tiere wissen im Augenblick, wenn der Tod nahe ist, wir wissen es dagegen immer, wenn wir darüber nachdenken, das tun Tiere nicht.

„Nicht geboren zu werden ist unbestreitbar die beste Lage. Leider steht sie niemandem zu Gebot“, schreibt der französische Philosoph E. M. Ciorann, der über dieses zentrale philosophische Thema lebenlang nachdachte.

Was du sagst, klingt interessant und vor allem absolut rational! Ich bezweifle allerdings, ob du auf Zahnschmerzen z. B. auch so neugierig bist, wie scheinbar auf einen bewusst erlebten Tod. Bekanntlich nimmt Sigmund Freud einen „Todestrieb“ an. Ich halte diese Lehre für absolut falsch, Freud starb sicher nicht so „hingebungsvoll“, wie in seiner rational konstruierten Lehre. Ich glaube, dass wir „ewig“ leben wollen, wie die Tiere. Nach meiner Sicht sind alle Anstrengungen auf die Unsterblichkeit gerichtet. Darum bemüht sich nicht nur allein die Medizin…

Schmerzen sind ein rationaler Wille zur (unbewussten) Unsterblichkeit aller Tiere und Menschen, nicht im Jenseits, sondern hier und jetzt, im Diesseits.

Gruß
C.

Und doch machtlos…

Das Problem liegt also nicht nur am Wissen, sondern dass wir
machtlos sind.

Der Wille zur Macht ist der zum (Über-) Leben, und doch sind wir machtlos gegenüber dem Tod. Aber alle Bemühungen der Menschheitsgeschichte sind gegen die Machtlosigkeit gerichtet, rein pragmatisch, während Esoterik und Religion es fatalistisch hinnehmen und einen tröstenden Glauben lehren.

Gruß
C.

Hallo,

der Tod ist nicht irrational. Wenn es so wäre, dann wäre das Leben auch irrational. Es ist von der Natur im höchsten Maß rational ein Leben zu begrenzen um Platz zu schaffen für neues Leben und neue Entwicklungen.

Tiere wissen nicht, dass sie sterben müssen? Kannst Du dafür eine Quelle angeben oder sprichst Du hier von Deiner persönlichen Meinung bzw. Glauben? Letzteres wäre ok, aber so hast Du das nicht formuliert

Der dynamische Unternehmer, der Manager, das junge Liebespaar müssen sterben - genauso wie das ahnungslose Kind, der alte Mann, Du, ich, die Geranie und der Goldfisch - alle. Den Tod selbst kann man nicht für irrational erklären, allerhöchstens die Umstände, die zur Tod geführt haben kann man verurteilen. Und damit meine ich keine im tosenden Meer endenden Wanderpfade oder auf der Leiter einkehrende Herzinfarkte, ja noch nicht einmal die Tötung eines Tieres um es zu essen, sondern die Mordung aus niederen Gründen wie Krieg, Macht oder Rache.

Viele Grüße

Hi Pollux,

woher willst du wissen, was Tiere wissen?

Zudem stellt sich dann die Frage, warum Tiere flüchten, wenn sie ihre Fressfeinde sehen. Auch wenn sie nichts vom Tod wüssten ist es zumindest der Instinkt für eine Bedrohung, Gefahr.

Gruß,
Anja

… Aber wir Menschen können darüber reden, schreiben,
philosophieren, das ist der Unterschied.

Ja, klar. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Tier ‚Mensch‘ und anderen Tieren. Was ich andeuten will, ist, dass das erstens ein quantitativer und kein qualitativer Unterschied ist und zum zweiten wissen wir noch zu wenig über die Austauschmöglichkeiten von Tieren - z.B. Elefanten oder Delfinen.

… wir wissen es dagegen
immer, wenn wir darüber nachdenken, das tun Tiere nicht.

dass Tiere das generell nicht tun wissen wir nicht und ich bin ziemlich sicher, dass sehr viele Menschen denken ‚Andere sterben - aber ich nicht‘. Das sagen sie normalerweise nicht und kommt das Gespräch drauf wird ein abgeklärtes ‚Ja natürliche, jeder muss sterben‘ gemurmelt.

„Nicht geboren zu werden ist unbestreitbar die beste Lage.“

Hier stimme ich nicht zu. Ich lebe gern und finde es toll. Aber davon abgesehen ist es eine Null-Aussage. Wäre ich nicht geboren worden, wäre es weder ‚gut‘ noch ‚schlecht‘ Aberbillionen von ‚potentiellen‘ Lebewesen sind nicht geboren worden. Das ist so. Eine Wertung ist imo müßig.

Was du sagst, klingt interessant und vor allem absolut
rational! Ich bezweifle allerdings, ob du auf Zahnschmerzen z.
B. auch so neugierig bist, wie scheinbar auf einen bewusst
erlebten Tod.

Zum einen sage ich es nicht ‚rational‘ sondern ich empfinde es auch so. Du scheinst auch in diesem Punkt ein sauber dualistisches Weltbild zu haben und zwischen ‚rational‘ und ‚emotional‘ zu trennen.
Genau diese dualistischen Weltinterpretation führt imo zur Angst vor dem ‚lauernden‘ Tod. Shakespeare lässt seinen Hamlet sagen: „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu“

Freud…„Todestrieb“ …Ich glaube, dass wir „ewig“
leben wollen, wie die Tiere.

Was hast du nur immer mit den Tieren? Was lässt dich annehmen, dass Tiere so grundsätzlich anders sind als Menschen? Ja, wir haben einen größeren Neokortex und wahrscheinlich größere Erkenntnisfähigkeiten. Wir können vieles besser als andere Tiere, vieles auch schlechter. Aber das sind keine qualitativen Unterschiede.

Nach meiner Sicht sind alle
Anstrengungen auf die Unsterblichkeit gerichtet. Darum bemüht
sich nicht nur allein die Medizin…

Mag ja sein, dass sich die Medizin bemüht. Aber nutzen wird es nichts. Sterben ist notwendig und Teil des Lebens.

Schmerzen sind ein rationaler Wille zur (unbewussten)
Unsterblichkeit aller Tiere und Menschen, nicht im Jenseits,
sondern hier und jetzt, im Diesseits.

Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Schmerzen sind kein ‚rationaler Wille‘ sondern ein Mechanismus der uns warnt, wenn etwas nicht in Ordnung ist und sind Teil der ‚Kommunikation‘ des Organismus mit der Umwelt.
Schmerzen werden überschätzt. Die Angst vor den Schmerzen führt zu Schmerzen bevor man Schmerzen hat. Die Einstellung zu etwas bestimmt zum großen Teil wie man es erlebt. Ja, ich bin neugierig, wenn ich zum Zahnarzt gehe, wie ich auf diese Erfahrung reagiere - was nicht ausschließt die moderne Pharmakunst in Anspruch zu nehmen.
Und von welchem ‚Jenseits‘ sprichst du?

Schmerzen sind ein fühlbarer WILLE zur Unsterblichkeit, zum Überleben des Körpers in dieser Welt, und nicht nur wie bei einem technischen Apparat, ein „Warnsignal“, dass wie bei einem Auto zum Beispiel Sprit fehlt. Nawis denken im Maschinen-Weltbild und so ziehen sie auch ihre Schlüsse.

Im Übrigen habe ich eben gerade KEIN dualistisches Weltbild, ich trenne nicht zwischen Gefühl und Verstand, beides zusammen dient dem Überleben.

Aber Bedürfnisse sind real FÜHLBARE Erfahrungen und diese hat keine Maschine.

Gruß
C.

woher willst du wissen, was Tiere wissen?

Zudem stellt sich dann die Frage, warum Tiere flüchten, wenn
sie ihre Fressfeinde sehen. Auch wenn sie nichts vom Tod
wüssten ist es zumindest der Instinkt für eine Bedrohung,
Gefahr.

Was Sie sagen, sehr geehrte Frau Vogel, bestreite ich doch in keinster Weise!

Gruß
C.

Ich halte diese Art von Argumentation, der Tod gehört zum Leben, um neuem Leben Platz zu machen, für eine Ich-Konstruktion, hinter der auch der naive Glaube Platz findet, ein „Vater im Himmel“ habe die Welt nach seinem Willen geschaffen und deshalb sei alles gut, das so sein muss, wie es nun mal vom Schöpfer vorgesehen ist. Sorry, aber an diesen konstruierten RATIONALISMUS glaube ich eben nicht! Im Gegenteil bestätigt mir diese Art von Argumenten, welche unbewussten Ängste vor dem Tod trotzdem bei allen Lebenwesen vorhanden sind und wie der Mensch sich Rechtfertigungen dazu ausgedacht hat, um etwas zu erklären, ohne dass er in Wirklichkeit sich selbst oder die Natur BEGREIFT.

Die ganze abendländische Kultur ist voll mit diesen rationalisierten Argumentationen, was manche Einfaltspinsel dann auch noch „Wissen“ nennen, obwohl es nur ein erwünschter GLAUBE ist, der einem ständig darüber weg hilft, die eigenen unbewussten Ängste vor dem Tod zu kompensieren.

Und die Führungskräfte, die ihre Weltanschauungen an die Massen weiter lehren, haben den wahren Nutzen, egal, an was die Massen GLAUBEN.

Gruß
C.

Hallo,
Dir steht es natürlich frei zu glauben, was Du willst. Problematisch wird es erst, wenn Du anderen nicht einen anderen Glauben zulässt.

Eine nicht zu diskutierende Tatsache ist, dass jedes Leben im Tod endet. Mit dieser Tatsache kann man diverse Glaubensrichtungen konstruiieren, warum das so ist. Die Religionen bieten sicher verschiedene Erklärungsansätze dafür, auch die Philosophen. Man kann aber auch ganz pragmatisch nach der wissenschaftlichen Biologie argumentieren und sagen, dass bestimmte Zellen altern und irgendwann aufgrund dieses Prozesses nicht mehr lebensfähig sind - das bestrifft nicht nur lebende Materie - auch eine Geigensaite wird irgendwann stumpf klingen und schließlich reissen, genauso wie ein Gummi irgendwann seine gewünschte Eiganschaft der Elastizität verliert und porös wird. Ja, noch nicht einmal ein Stern ist endlos existent.

Das selbstproduzierte Problem besteht darin diese Alterungsprozesse als Teil der Welt zu akzeptieren. Nach dem Motto „alles soll so bleiben, wie es ist“, fängt man sich eine Weltanschauung ein, die absolut irrational ist.

Es ist eine luxoriöse Unterstellung von Dir, dass alle Lebewesen Angst vor dem Tod haben. Dem ist nicht so. Insbesondere Menschen, die es gelernt haben diesen natürlichen Prozess zu akzeptieren, haben keine Angst vor dem Tod. Es gibt genug Menschen, die eine Todessehnsucht haben (was nach Freud sogar einer der Triebe des Menschheit ist). Diese Todessehnsucht ist nicht mit einem Suizidwunsch gleich, sondern eher nach der Erlösung (z.B. bei einer schweren Krankheit).

Wenn Du jede andere Meinung und Glauben so wehement ablehnst - woran glaubst Du?

Viele Grüße

Ich behaupte doch gerade das Gegenteil, nämlich dass kein Lebewesen sterben will, auch wenn man rein abstrakt das Gegenteil behauptet rationalistisch.

Ausnahmen sind religiöse und politische Fanatiker, die sich selber opfern, um von anderen Menschen nach ihrem Tod dafür geehrt zu werden oder im „Jenseits“ ein besseres Leben zu erhoffen. Was ich aber behaupte, ist, dass der Wille zur Unsterblichkeit bei allen Lebewesen in der materiellen Welt und im materiellen Körper bewusst oder unbewusst erstrebt wird, und dass die Religionen und die Esoterik die Machtlosigkeit der Menschen gegenüber dem sicheren Tod fatalistisch interpretieren und auf eine Hoffnung in einem konstruierten „Jenseits“ lehren.

Und dein Vergleich mit einer Geigensaite, die irgendwann reißt, ist doch lächerlich. Eine Geigensaite ist ein Werkzeug wie ein Hammer für fühlende, denkende und handelnde Menschen mit dem realen Bedürfnis nach Unsterblichkeit. Hat je eine Maschine dieses reale Bedürfnis???

Gruß
C.

Schmerzen sind ein fühlbarer WILLE zur Unsterblichkeit,…

Das ist dein GLAUBE den du gern weiter haben kannst. Dieser Glaube wird allerdings von der biologischen Seite nicht gestützt.

Im Übrigen habe ich eben gerade KEIN dualistisches Weltbild,
ich trenne nicht zwischen Gefühl und Verstand, beides zusammen
dient dem Überleben.

Überleben von was? Dieser Satz ist in sich unlogisch

Aber Bedürfnisse sind real FÜHLBARE Erfahrungen und diese hat
keine Maschine.

Niemand hat was von ‚Maschinen‘ gesagt.

Wer sich in heutiger Zeit weigert Ergebnisse der Naturwissenschaften in seine philosophischen Überlegungen einzubeziehen betreibt imo eine leere Philosophie. Jedermann kann rosa Elefanten postulieren - aber ‚Erkenntnis‘ ist das nicht.

Schmerzen sind ein fühlbarer WILLE zur Unsterblichkeit,…

Das ist dein GLAUBE den du gern weiter haben kannst. Dieser
Glaube wird allerdings von der biologischen Seite nicht
gestützt.

Wille ist etwas Wesenhaftes und nicht etwas „Mechanisches“ in der Wirklichkeit des Lebens. Das Wesen von Tieren hat in dieser Beziehung eine viel klarere Vorstellung als wir Menschen mit unseren Kultur- und Sprachkonstrukten. Ich weiß nicht, inwieweit du überhaupt mit Managementlehren vertraut bist, deren Welt- und Menschenbild von einer Selbstorganisation des ganzen Kosmos ausgeht und der reale Einzelwesen
sich selbst organisieren, nach dem Prinzip, wie es die Psychologie und Hirnforschung beschreibt: Lust und Schmerz als die beiden Polaritäten das Leben „vernünftig“ zu organisieren. Der Harvardprofessor Alfred Whitehead, der gerade für Manager eine ganz andere Koswmologie zugrundelegt als die der üblichen w3issenschaftlichen mechanistischen Weltanschauung, schreibt bezüglich des Begriffs „Unsterblichkeit“ Folgendes:

„Alles Bezogensein hat seine Grundlage im Bezogensein von Wirklichkeiten; und dieses Bezogenseinbetrifft voll und ganz ie Aneignung des Toten durch das Lebendige - anders gesagt, die objektive Unsterblichkeit.“

Was du mir „rational“ sagen willst, ist genau das Gegenteil von Begreifen der WIRKLKICHKEIT, deren Selbstorganisation real existierender Einzelwesen immer in jeder Sekunde auf „objektive Unsterblichkeit“ abzielt, das ist sowohl das bewusste als auch zum weit größten Teil UNBEWUSSTE Bestreben in Wirtschaft, Kunst und Politik.

Was Wirtschaftsmanager zum Beispiel verkaufen ist genau das, was Whitehead mit seine „Aneignung des Toten durch das Lebendige“ ausdrückt, denn nur, weil Menschen dieses real fühlbare (unbewusste) Bedürfnis haben, Schmerz zu vermeiden und Lust zu vermehren, kann man den Menschen überhaupt Dinge verkaufen wie Kleider, Schuhe, Brot, Butter, Fleisch, Autos, Immobilien, Möbel - und nicht zuletzt Unterhaltungsangebote.

Mein Weltbild ist weder dualistisch noch statisch, da verstehst du wahrscheinlich nur „Bahnhof“, sondern im Gegenteil von Heraklit überzeugt: Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen, alles fließt, der Zeitpfeil ist nur nach vorne gerichtet und ohne Umkehr denkbar.

Im Übrigen ist es eine sehr platte Diskussion, die auf zwei unterschiedlichen Ebenen stattfindet: Auf dem Bewussten und dem Unbewussten. Ich glaube nicht, wie Sigmund Freud, dass das Unbewusste der „Wahnsinn“ ist, sondern der eigentliche Wille zur „objektiven Unsterblichkeit“, die immer nur von der ganzen Menschheit erstrebt wird seit dem Erfinden des Rades bis zum heutigen Internet. Individuell ist der Tod eine sehr kurz begrenzte „objektive Unsterblichkeit“.

Aber kollektiv gesehen ist die „objektive Unsterblichkeit“ 5 Millionen Jahre alt durch die sexuelle Fortpflanzung. Das ist nicht nur ein GLAUBE, sondern ist sowohl philosophisch als auch wissenschaftlich begründbar.

Gruß
C.

o.T.
Hallo,
ich erlaube mir eine Detailfrage abseits vom Weg.

Shakespeare lässt seinen Hamlet
sagen: „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken
macht es erst dazu“

Mit der doppelten Verneinung im ersten Teil sagt er hier aus, dass alles entweder gut oder böse ist, das widerspricht aber irgendwie dem zweiten Teil. Ist das Zitat falsch oder ist das ein logischer Fehler bei Shakespeare?

Gruß
Werner

Hallo

Was ich aber behaupte, ist, dass der Wille zur

Unsterblichkeit bei allen Lebewesen in der materiellen Welt
und im materiellen Körper bewusst oder unbewusst erstrebt
wird

Aufgrund welcher Information, oder welchem Wissen, stellst du eine derartige Behauptung auf?

Gruss
pue

Hallo,
irgendwie finde ich es albern! Der Tod ist Bestandteil unseres Daseins. Du bist genauso machtlos gegenüber das Geboren-Werden, das Altern, das tägliche Essen und auf’s Klo gehen.

Viele Grüße

1 Like

Hallo Frau Vogel,
erstmal sind alle Lebewesen darauf ausgerichtet zu überleben und ihre Art zu erhalten. Aufgefressen werden sollte also vermieden werden. Das ist überhaupt nicht paradox gegenüber dem Gedanken, dass der Tod irgendwann da sein wird.

Viele Grüße

Hallo,
ich erlaube mir eine Detailfrage abseits vom Weg.

Shakespeare lässt seinen Hamlet
sagen: „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken
macht es erst dazu“

Mit der doppelten Verneinung im ersten Teil sagt er hier aus,
dass alles entweder gut oder böse ist, das widerspricht aber
irgendwie dem zweiten Teil. Ist das Zitat falsch oder ist das
ein logischer Fehler bei Shakespeare?

oder es leidet durch die Übersetzung…

…; for there is nothing either good or bad, but thinking makes it so …