Lieber Thorshammer
Du lässt uns an deiner Weltsicht folgendermaßen teilhaben:
Eine ernsthafte Antwort hat dir hier niemand gegeben, aber man
kann sich dem Problem folgendermaßen nähern.
Menschen die ein Körperglied verloren haben, berichten über
diesen sogenannten Phantom-Schmerz. Dieser hinterläßt den
Eindruck, daß das Glied noch vorhanden ist. Somit läßt sich
die Spur , zumindest bis auf diesen feinstofflichen Körper
verfolgen, der unverletzbar ist.
Die eigentliche Ursache, könnte aber das Körperbewußtsein
selbst sein. Dieses arbeitet ja unabhängig von unserem Willen.
Die Organe führen ihre Arbeit selbstständig aus und es werden
ständig neue Zellen gebildet. Dieses Bewußtsein könnte seine
Information sehrwohl aus dem des feinstofflichen Körpers holen
und ein neues Glied bilden. Was aber hindert es daran?
Altern und Tod, sowie auch die Fähigkeit sich zu erneuern,
liegen wahrscheinlich hier verborgen und müssen hier gefunden
werden.
Aber das erfordert eine bewußte Nach-Innen-Wendung. Wenn nun
diese Möglichkeit in unser Bewußtsein gekommen ist, wird sie
auch von der Natur irgendwann beantwortet werden.
…da bin ich mir sicher.
Ein sympathischer Zug. Sicherheit im Weltbild ist etwas sehr Erstrebenswertes, kann aber manchmal auch Hürden aufbauen.
Zu deiner Antwort:
Es werden in der Tat ständig neue Zellen gebildet, das stimmt. Es ist in der DNS enthalten, dass sie es solange tun, bis die ursprüngliche Funktion des Organs wiederhergestellt ist. Das hat ganz bestimmt nichts mit Bewusstsein zu tun, sondern mit dem Gesamtbauplan, der in jeder Zelle des Körpers enthalten ist, wie du sicherlich weißt. Das diese Funktion sich nicht auf ganze Gliedmaßen erstreckt, hat meines Erachtens seinen banalen Grund in der Tatsache, dass evolutionäre Vorgänge sehr, sehr langsam verlaufen. Allein der Umstand, dass es die genetische Information der Regenerierung gibt, legt vielleicht nahe, dass es a) generell natürlich möglich ist und b) dass dieser Vorgang etwas ist, was sich „gerade“ entwickelt.
Um das, was ich sagen will, verdeutlichen zu können, will ich es allgemeiner formulieren. Zuvor möchte ich noch einmal auf die Ausgangfrage verweisen, damit der Zusammenhang klar ist:
Wo steckt eurer Meinung nach die Information, defekte oder fehlende Körperteile wieder ::nachwachsen zu lassen?
Allgemein behaupte ich, lieber Thorshammer, dass die Information, defekte Körperteile zu regenerieren, in wie oben erwähnt, in den Zellen steckt. Auch die Ausführung zur Handlung ist so geregelt. Sie ist Materie und hat nichts geistigem Gehalt zu tun.
Anders sieht es mit den „fehlenden Körperteilen“ aus.
Die Information, ein fehlendes Glied wie z. B. einen unserer Arme vollständig nachwachsen zu lassen, ist offensichtlich nicht vorhanden. Vielleicht existiert diese Option einmal, vielleicht auch nicht. Das hängt von den Umweltbedingungen ab, in denen wir Menschen in den nächsten zehntausenden von Jahren leben. Dies folgt keinem Plan. Den gibt es nicht. Evolution hat kein Ziel.
In den nächsten zehntausenden von Jahren werden wir uns, eine Weiterexistenz vorausgesetzt, mehr oder weniger stark verändern. Wenn es unserer Population nutzen sollte, dass einige wenige von uns gewisse Fähigkeiten wie die Veranlagung dahin, Gliedmaßen nachwachsen zu lassen, entwickeln und die Gelegenheit haben, diese Information genetisch weiterzugeben und sich diese Fähigkeit gegenüber dem „herkömmlichen Modell“als Vorteil erweist, dann wird die Fähigkeit des „Nachwachsen-Lassens“ein Bestandteil unseres Kampfes ums Dasein werden.
Dies gilt im Prinzip auch für Frösche.
Schön sieht man an diesem Beispiel, so verkürzt es auch sein mag, die „Nicht-Gesteuertheit“ der Evolution. Es kann durchaus sein, dass ein Frosch mit der Möglickeit der kompletten Neuausbildung aller Organe und Gliedmaßen viel, viel bessere Überlebenschancen hat als die „jetzige Version“. Und vielleicht stellt die „jetzige Version“ das Grundmuster der „kommenden Version“ dar. Wenn Störche und Franzosen die „jetzige Version“ wegfressen, dann wird die genetische Information des Teiles der Froschpopulation, der dieses neue Merkmal zumindest rudimentär in sich trägt, nicht zur nächsten Generation übertragen.
Noch einmal: Es steckt kein Plan dahinter.
…da bin ich mir sicher.
Ich bin mir, lieber Thorshammer, sicher, dass du dir sicher bist.
Daher bin ich sicher, sicher zu sein.
Viele Grüße
Voltaire