Parallelwelt, Selbstkonsistenz, Final Destination
Hi.
In einem selbstkonsistenen Universum wären die Zettel mit dem Augenblick, in dem ich die Arbeit in Händen halte, vermutlich leer, oder?
Warum? Sie kamen vermutlich per Zeitkapsel aus der Zukunft, vor Wochen lief doch ein Film mit ähnlicher Thematik, Titel vergessen. Für die Selbstkonsistenz-Theorie sehe ich da kein Problem, außer die Zettel sind Originale ohne Kopien. Werden aus der Zukunft gekommene Originale in der Gegenwart zerstört, können sie natürlich nicht identisch in der Zukunft produziert werden. Wenn es aber nur um Informationen geht, unabhängig von ihrer materiellen Fixierung, wäre ein Szenario denkbar, in welchem die „Arbeit“ (d.h.ihr ideeller Inhalt) in der Zeit zurückreist.
Das Selbstkonsistenz-Konzept ist also nur dann plausibel, wenn es um aktive Veränderungen geht, die ein Zeitreisender in der Vergangenheit durchführt. Dazu auch weiter unten.
In einem Paralleluniversum würde ich es lesen können, da es ja von einem anderen Ich geschrieben wurde.
Das Parallelweltkonzept greift nur da, wo es darum geht, dass Veränderungen in der Vergangenheit zu einer neuen Gegenwart führen. In deinem Beispiel dann vielleicht dazu, dass die Zettel (ihr Erscheinen verändert die Gegenwart) in der Zukunft (also der neuen Gegenwart) nie geschrieben werden.
Welche Konsequenzen hätte das aber noch?
Es gibt grundsätzlich mehrere Möglichkeiten, das Problem fiktiv zu lösen.
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Geht man vom GV-Paradoxon aus, dann ist Zeitreise unmöglich.
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Die Parallelweltvariante bietet die Möglichkeit, das Paradoxon aufzulösen. Da jeder Moment in zahllose Teilmomente teilbar ist bis ins Unendliche, wäre nach dem Zenon-Paradox allerdings überhaupt kein Moment greifbar, in welchem sich die Welt in zwei parallele Welten splitten könnte. Diese Variante leidet also unter einer fundamentalen Unlogik.
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Die Selbstkonsistenz-Variante ist recht ansprechend. Ich favorisiere sie schon länger für eine geplante Passage meines entstehenden Fantasy-Romans, in welcher die Protagonistin in das alte Babylon zurückgeschleudert wird, um sich dort im Körper einer Sexsklavin wiederzufinden (natürlich kehrt sie später in die Gegenwart zurück). Um einem Paradoxon zu entgehen, konzipiere ich das so, dass die vergangenen Handlungen und die gegenwärtigen Handlungen so verknüpft sind wie die beiden Seiten eines Möbiusbandes, die in Wahrheit eine Seite sind - Vergangenheit und Gegenwart bedingen sich also wechselseitig.
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Eine weitere Möglichkeit ist vielleicht meine „Erfindung“
, keine Ahnung. In Anlehnung an das Konzept von „Final Destination“ könnte man davon ausgehen, dass Veränderungen in der Vergangenheit zwingend zu dem Zustand der Gegenwart führen, der vor der Veränderung vorlag. D.h. egal welche Veränderungen stattfinden, sie führen, wenn auch über unterschiedliche Entwicklungen, zur gleichen Gegenwart.
Das würde aber bedeuten, dass keine Veränderungen möglich sind, die den Status quo der Gegenwärt zwingend verändern würden (z.B. die Tötung eines Vorfahrens eines Menschen, der ohne den Vorfahren nicht leben würde). Gemäß dem Final-Destination-Prinzip würde (in der Vergangenheit) irgendetwas geschehen, das solche Handlungen des Zeitreisenden verhindert, die zu einem Paradoxon bzw. eine zwingend notwendigen Veränderung der Gegenwart führen würden. Sich dafür etwas einfallen zu lassen, ist Job des Autors und erfordert viel Phantasie, um all die Hindernisse, die sich der geplanten Tat entgegenstellen, plausibel erscheinen zu lassen.
In „Die Zeitmaschine“ mit Guy Pearce ist es so, dass der Protagonist per Zeitreise den Tod seiner Geliebten verhindern will, dass aber trotz seiner verändernden Eingriffe die Geliebte dennoch stirbt, allerdings auf eine andere Weise als zuvor.
In der Final-Destination-Variante führen Veränderungen allerdings zwingend zum absolut gleichen Ergebnis. Deswegen ist der Handlungsspielraum des Zeitreisenden eingeschränkt. Es kann ihm z.B. nie gelingen, den Vorfahren eines noch Lebenden zu töten. Irgendwas kommt halt immer dazwischen 
Diese Variante nenne ich schlicht die „Final-Destination-Lösung“.
ist für eine Geschichte
…
Na dann viel Spaß.
Chan