Das Gymnasium von Spoerls "Feuerzangenbowle"

Hallo!

bin verzweifelt, was das bedeutet.

Von der heiteren Lausbüberei ist die
Kirche so weit weg wie das Gymnasium
von Spoerls „Feuerzangenbowle“.

Danke sehr

Von der heiteren Lausbüberei ist die
Kirche so weit weg wie das Gymnasium
von Spoerls „Feuerzangenbowle“. In der
gegenwärtigen Wahrnehmung dominieren
– zulasten der von Schuld Freien und
zum Schaden der Freude an den göttlichen
Dingen – Ereignisse und Personen,
die zu allem Möglichen anregen, nur
nicht zu origineller Spitznamenprägung.
Die Lust am witzigen Spitznamen hat
dem Drang nach harten Schimpfnamen
Platz gemacht, und Freunde der biblischen
Poesie könnten sogar auf den Gedanken
kommen, die „Büffel von Baschan“
zu aktualisieren. Das hat der
Psalm 22 aber nicht verdient.

Hallo,
dazu müsstest du dir den Film „Die Feuerzangenbowle“ ansehen.

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Hallo Bernd54!

Ich müsste mir für 90 Minuten einen Film anschauen, um herauszufinden, was „Feuerzangenbowl“ in diesem Kontext bedeutet. :thinking: Ich verstehe den ganzen Text nicht. Ich verstehe nicht, was der Autor hier sagen will: Was ist der Tenor des Textes? Den Text finde ich nicht ganz witzig

(SZ) Der 22. Psalm, in dem Christi Leiden
und Herrlichkeit geweissagt wird, beginnt
mit dem Vers: „Ein Psalm Davids,
vorzusingen vonder Hindin, die frühe gejagt
wird.“ Und was singt die Hindin? In
Vers 13 singt sie: „Büffel vonBaschanumringen
mich“, und auch wenn man nicht
weiß, dass Baschan das Land der Riesen
war, will man, ob Hindin oder nicht, von
den dortigen Büffeln nur ungern umringt
werden.Diese Büffel feiern in dem Büchlein
„Spitznamen in der Literatur“ fröhlicheUrständ.
Dessen Verfasser, der Liturgiewissenschaftler
Guido Fuchs, berichtet
aus seinenWürzburger Studientagen,
dass die von ihm geleitete Choralschola
bei einer Vesper mit dem Bischof den 22.
Psalm justament wegen dieser Büffel
nicht singen durfte. Der Grund: Die den
BischofumringendenDomkapitulare trugen
den Spitznamen „Dombüffel“.
Aus solchen Mitteilungen weht es wie
aus einem verlorenen Paradies, aus einer
Zeit jedenfalls, in der die Ministranten als
„Lausbuben des liebenGottes“ ihre halbfrommen
Streiche verübten und, wenn
die allgemeine Erinnerung das richtig
sieht, von Pfarrer und Kaplan nicht mehr
zu gewärtigen hatten als ebenfalls halbfromme
„Donnerwetter“. Zum literarischen
Säulenheiligen der damaligen
Spitznamenkultur brachte es der kleine,
dicke und bei heiligen Dingen denMund
spitzende Religionslehrer Falkenberg.
Von ihm erzählt Ludwig Thoma in den
„Lausbubengeschichten“, dass er zu den
Kindern immer „ihr Kindlein“ sagte und
deshalb „der Kindlein“ genannt wurde.
Ganz so harmlos,wie sein Spitzname sich
anhörte, war der Gottesmann übrigens
nicht. Wahrscheinlich hätten auch manche
Spitznamen, die Karl Friedrich Wilhelm
Wander im Deutschen Sprichwörter-
Lexikon präsentiert, auf ihn gepasst:
Dunkelmann, Zionswächter oder Mucker.
Der Mucker als Synonym für den
Frömmler ist früh belegt und wurde laut
Wander wieder hervorgeholt, als in Königsberg
diePrediger EbelundDiestel einenVerein
beiderleiGeschlechts zurWiederherstellung
der paradiesischen Unschuld
und zur Erzielung eines neuen
Messias gegründet hatten; einen Beleg
dafür, dass mit dem Mucker eigentlich
ein Kaninchenbock gemeint sei, habe er,
Wander, freilich nirgends finden können.
Von der heiteren Lausbüberei ist die
Kirche so weit weg wie das Gymnasium
von Spoerls „Feuerzangenbowle“. In der
gegenwärtigen Wahrnehmung dominieren
– zulasten der von Schuld Freien und
zum Schaden der Freude an den göttlichen
Dingen – Ereignisse und Personen,
die zu allem Möglichen anregen, nur
nicht zu origineller Spitznamenprägung.
Die Lust am witzigen Spitznamen hat
dem Drang nach harten Schimpfnamen
Platz gemacht, und Freunde der biblischen
Poesie könnten sogar auf den Gedanken
kommen, die „Büffel von Baschan“
zu aktualisieren. Das hat der
Psalm 22 aber nicht verdient.

Nein, es reicht, die Inhaltsangabe zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Feuerzangenbowle#Inhalt

Es geht darum, dass dort ein Schulleben beschrieben wird, welches nicht der Realität im Gymnasium entspricht.

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Davon aber abgesehen: der Film lohnt sich wirklich anzuschauen :slight_smile:

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Es lohnt sich wirklich, den Film anzuschauen.

Wie ist es richtig? Ich bin mir da im Moment unsicher.

OT: An den Filmkünstlern der 1930er und 11940er Jahre könnten sich die heutigen „Macher“ mal ein Beispiel nehmen. Jedes einzelne Wort ist zu verstehen. Trotz der damailg zur Verfügung stehenden Tontechnik. (Die Feuerzangenbowle ist 1944 enstanden, als der Krieg für Deutschland de facto schon verloren und alles auf das Allernötigste herunterbeschränkt war) Heute hat man alle möglichen und verfügbaren Digitaleffekte - und was geschieht:

Ich: „WAS hat der jetzt gesagt?“ Frau: „Ich hab’s auch nicht verstanden“. Trotz mehrfachen Zurückspulens und Lautstärkeerhöhung gibt man das Vorhaben auf, den Schauspieler zu verstehen.

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Keine Ahnung, Deines liest sich auf jeden Fall besser als mein Gestammle :slight_smile:

Dafür reibe ich Dir auch die 11940er Jahre jetzt nicht unter die Nase

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Moin,

Ich: „WAS hat der jetzt gesagt?“ Frau: „Ich hab’s auch nicht verstanden“.

dazu muss man einfach hinnehmen, dass heute im Film keine Infos mehr übermittelt werden sollen, sondern Gefühle - der Text ist Nebensache, das merkt man ja auch den Drehbüchern an, von der Dialogregie ganz zu scheigen. Iss wurscht, es gibt ja auch keine Schauspieler mit Sprechausbildung mehr, sondern nur noch gecastete Stammler*innen.

Und glaube ja keiner, Hans Moser, Theo Lingen und Götz George hätten das Sprechen nicht gelernt - Nuscheln, Gischpeln und Haspeln durfte damals nur, wer vorher das Sprechen gelernt hatte.

Gruß
Ralf

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Moin,

die Feuerzangenbowle ist keine Bowle, sondern heißgemachter Rotwein, der mit geschmolzenem Zucker „trinkbar“ gemacht wird, wobei das Schmelzen durch Zugabe von reichlich Rum und Anzünden des Gemischs erreicht wird - also ein Gesöff, das garantiert blitzschnell besoffen macht. Gemeint ist hier aber der Film, der einen Schulbetrieb auf selten dämliche Weise parodiert, heute würde man wohl sagen „gewaltig lustig“.

Was der SZ-Feuilletonist mit dem Vergleich ausdrücken möchte, erschließt sich mir allerdings nicht. Dass Kirche mit ihren Missbrauchsskandalen (und auch sonst) nichts Lustiges ist, hat doch niemand bezweifelt.

Gruß
Ralf

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Ach Du heilige „Sch…“, was für ein Text. Wer hat denn den verbrochen? Kaminer?

Was hier vollkommen verschwurbelt angedeutet wird ist eine Kritik am sexuellen Missbrauch durch Geistliche, die der Autor daran festmacht, dass er diese nicht mehr mit verniedlichenden Spitznamen betiteln will, sondern lieber grobe Schimpfwörter verwenden möchte, wenn er diese anspricht/von/über sie schreibt. Das ganz gipfelt dann darin, dass er sich den Psalm 22 zur Brust nimmt und zwar einerseits dann schreibt, dass dieser es nicht verdient hätte, „aktualisiert zu werden“, andererseits damit aber natürlich genau dies anspricht.

Auf dem Weg zu dieser Konsequenz gibt der Autor sich dann als großer Bildungsbürger, der die ein oder andere „Wissensprostitution“ dahingehend betreibt, dass er an die „Lausbubengeschichten“ von Ludwig Thoma, die „Feuerzangenbowle“, „Spitznamen in der Literatur“ und das Sprichwörterlexikon verweist, und den Prozess gegen Ebel und Diestel in Königsberg anspricht, denen man damals vorgeworfen hatte in ihrer pietistischen Gemeinde zum außerehelichen Geschlechtsverkehr, … aufgerufen zu haben. Wobei er dann aus der volkstümlichen Bezeichnung der Gemeinde(mitglieder) als „Mucker“ gleich mal meint auf eine angebliche Wortbedeutung (auch da wieder diese Konstruktion: kann ich zwar nicht belegen, wollte ich aber mal ansprechen) „Kaninchenbock“ kommen zu müssen, die als Synonym für große sexuelle Aktivität herhalten sollen. D.h. er stellt die männlichen Gemeindemitglieder als sexgetriebene Wesen dar, die diese Gemeinde nur als Mittel zum Zweck betrachten würden.

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Hallo Nadja,

viele von den Texten, aus denen Du hier zitierst, sind Streiflichter der SZ.

Streiflichter kommen vom hundertsten ins tausendste, spielen mit den Worten, stellen absurde Gedankenverbindungen her. Und: Sie erklären nicht, sondern bauen häufig auf ein sehr weitgehendes Weltwissen der Leser. Und sie benützen selten den geraden Weg, sonfern nehmen einige Schlenker, Um- und Abwege. Das darf man bei der Interpretation letztendlich nicht vernachlässigen.

Ich schreibe ja häufig, dass bei Sätzen der Kotext und Kontext wichtig ist. Der Kotext ist der Text davor und danach), der Kontext ist die Sprechsituationen im weitesten Sinne.

Im Text geht es um den Gegensatz zwischen „lustigen Anekdötchen, die in altren Zeiten, aus der Welt der katholischen Kirche“ und den heute bekannten Misstständen.

Streiflichtern werden ohne Autorenangabe veröffentlicht. Manchmal erkennt man Autoren am, manchmal erfährt man es nach Jahren, wenn Sammelbände herausgegeben werden.

Ohne irgendeinen stichhaltigen Grund angeben zu können, würde ich hier auf Hermann Unterstöger tippen. Es würde zu ihm possen, aber es gibt auch viele Streiflicht-Autoren, von denen ich rein gar nichts weiß, weshalb das wirklich nur geraten ist.

Beste Grüße,
Max

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Hi,

dabei vielleicht aber auch mal unter dem Stichwort „Presbyakusis“ nachschauen. Nur so als theoretische Möglichkeit, wenn früher alles so verständlicher war.

PF

Nein, ich habe einen Hörtest gemacht. Auf dem Stand eines 18-jährigen. Und meine etwas jüngere Frau versteht es oft auch nicht.

„Ihnen fehlt der sittliche Ernst.“

Die Schlusswort von Pfeiffer (mit drei f) am Ende des Films haben Verwendung in Dr todesanzeige eines Bekannten gefunden: „Denn wahr sind nur die Erinnerungen die wir in uns tragen, die Träume die wir spinnen und die Sehnsüchte die uns treiben damit wollen wir uns bescheiden“

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„Ähnen fählt die sittliche Reife!“ Wenn schon, denn schon :wink:

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Man muss einfach nur die rote Taste drücken.

Hier habe ich in Erwägung gezogen, mir von den Herstellern dieses Machwerks die Stunde Lebenszeit ersetzen zu lassen.

Nebenbei sind die Streiflicht-Texte selbst für Muttersprachler (selbst mit Kontext-Wissen) schwer(er) verständlich. Andere SZ-Artikel sind für das Lernen der deutschen Sprache leicht(er) zugänglich.

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Stimmt, und nur selten wirklich richtig gut.

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Wiz, Sie faseln ja. Setzen Sie sich.

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Im südlichen Süden: „Setzen Sie sich Ihnen (sic) gefälligst auf Ihren Allerwertesten!“

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