Das Internet und die Folgen

Hallo alle zusammen!

Jetzt ist es etwa zehn Jahre her, seit das Internet zum Massenphänomen geworden ist. Die Menge an gespeicherten bzw. ausgetauschten Daten hat astronomische Werte erreicht. Man müsste doch meinen, dass sich die Geschwindigkeit des technischen bzw. kulturellen Fortschritts während dieses Zeitraums mindestens verzehnfacht haben sollte. Möglicherweise sehe ich zu schwarz, was den technischen Fortschritt anbelangt, aber im kulturellen Bereich ist doch ein derartiger Schub nicht festzustellen. Bin ich zu ungeduldig? Oder was ist da los?

Gruß,
Oliver

Hallo,

Die Menge an gespeicherten bzw.
ausgetauschten Daten hat astronomische Werte erreicht. Man
müsste doch meinen, dass sich die Geschwindigkeit des
technischen bzw. kulturellen Fortschritts während dieses
Zeitraums mindestens verzehnfacht haben sollte.

Kann es sein dass hier Quantität und Qualität verwechselt wird?
Es gibt vieles im Internet, was ich nicht als Bereicherung der modernen technischen Zivilisaton ansehe.

Gruß
Jörg

Hallo Oliver,

Man
müsste doch meinen, dass sich die Geschwindigkeit des
technischen bzw. kulturellen Fortschritts während dieses
Zeitraums mindestens verzehnfacht haben sollte.

was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Es gibt sicher Bereiche, in denen sich die Technik in den letzten Jahren explosionsartig enwickelt hat, die Computer sindwohl das Paradebeispiel.
In anderen Bereichen hat sich alles in ‚normalen‘ Bahnen entwickelt. Aber man muß sehen, daß sich weitestgehend unabhängig von Internet, sich das Wissen momentan exponentiel entwickelt.

Gandalf

Kann es sein dass hier Quantität und Qualität verwechselt
wird?

Der Buchdruck war auch nur eine Möglichkeit, die Quantität zu erhöhen. Dass das Time Magazine Gutenberg zum Mann des Jahrtausends gekürt hat, ist wohl überzogen, aber eine gewisse Bedeutung wird dieser Erfindung wohl keiner absprechen.

Lieber el`Ol

Man müsste doch meinen, dass sich die Geschwindigkeit des
technischen bzw. kulturellen Fortschritts während dieses
Zeitraums mindestens verzehnfacht haben sollte.
… im kulturellen :Bereich ist doch ein derartiger
Schub nicht festzustellen.

Als Gutenberg seine Erfindung machte, hat er überhaupt erst
die Voraussetzung dessen geschaffen, was den technischen
Fortschritt des Menschen ausmacht.
„Mann des Jahrtausends“ ist für mich völlig i. O.
Der kulturelle Fortschritt, oder besser gesagt, die kulturelle
Weiterentwicklung, wurde durch diese Verbreitungsmöglichkeit
deutlich beschleunigt, da gebe ich dir recht.
Aber: Ab einem gewissen Punkt überflügelt das technische Wissen
einfach den Grad der Weiterentwicklung kultureller Urbestände.
Die Komplexität jedes Wissenschaftsbereiches ist so immens
gewachsen, dass Spezialisierungen unumgänglich sind.
Aus diesem Grund kann es keine Universalgelehrten mehr geben.
Wir können unsere eigenen Schöpfungen nicht mehr überblicken,
die Folgen nicht mehr abschätzen. Unser Wissen explodiert; wir
selbst hinken hinterher, wie denn mit diesem Wissen
umgegangen werden muss.
Der Schub, von dem du richtigerweise schriebst, ist so stark,
dass unsere sich äußerst langsam entwickelnden Wertvorstellungen
von dem, was gut ist und was böse ist, nicht mehr zeitgleich anpassen
können.
Unsere Schöpfungen zwingen uns Verhaltensweisen auf, sei es
die Kernspaltung, sei es die Gentechnik, sei es die Kriminalitätsbekämpfung,
sei es ein in jedem Sinne übergreifender Gedankenaustausch wie dieser übers
Internet.
Wir können nicht erkennen, wohin dieses Gemenge an konkretisiertem
Wissen uns führt. Wir führen nicht mehr, wir werden geführt.
Mit einem Wort: Unsere Moralvorstellungen benötigen für eine
inhaltliche Kurskorrektur deutlich mehr Zeit als das, was wir
als Fortschritt erachten.

Viele Grüße
Voltaire

Die Komplexität jedes Wissenschaftsbereiches ist so immens
gewachsen, dass Spezialisierungen unumgänglich sind.
Aus diesem Grund kann es keine Universalgelehrten mehr geben.

Ich habe mir auch bereits eine Erklärung zurechtgebastelt, die auf dieser Erkenntnis beruht. Gruppen von Spezialisten (nennen wir sie „elitäre Zirkel“) besitzen seit eh und je eigene Kanäle der Informationsverbreitung, z.B. über Fachzeitschriften oder Kongresse. Die traurige Schlussfolgerung wäre: Die Demokratisierung der Informationsverbreitung erhöht tatsächlich vor allem die Quantität.

Hallo,

Gruppen von Spezialisten (nennen
wir sie „elitäre Zirkel“) besitzen seit eh und je eigene
Kanäle der Informationsverbreitung, z.B. über
Fachzeitschriften oder Kongresse.

es ist nun mal so, daß Spezialisten sich irgendwann kaum noch mit Nichtspezialisten ihres Fachs verständigen können. Auf großen Veranstalltungen wie z.B. der Achema (der größten Chemiemesse der Welt) gibt es ein großes Begleitprogramm an Vorträgen und ich schaue gerne bei Vorträgen vorbei, die nicht mein Fachgebiet behandeln, um einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Leider muß ich immer wieder feststellen, daß ich dort nur noch Bahnhof und Koffeklauen verstehe.

Die traurige
Schlussfolgerung wäre: Die Demokratisierung der
Informationsverbreitung erhöht tatsächlich vor allem die
Quantität.

Diese Entwicklung ist nicht neu, sie fällt nur jetzt besonders auf, weil Du die Möglichkeit hast, Dich preiswert und problemarm mit Informationen zu versorgen.
Und andersherum hast Du auch die Möglichkeit, preiswert und problemarm viele Informaionen weltweit zu veröffentlichen. Früher geschah das, wenn überhaupt, nur in Publikationen, die sehr wenige Menschen erreichten.

Gandalf

Mal eine andere Sichtweise
Da im Internet so viele Infos gesammelt werden, sollte man sich mal überlegen wer da noch nutzen von hat.Da ich mich gerade darüber informiere wer hinter Schüler/Studie VZ steht,stelle ich mir die Frage: Was hat dieser Verlag v. Holtzbrinck davon all die Infos von unseren Kindern zu sammeln? Werden wir da etwa geführt oder gar verführt? Ich fand bei meiner Suche viele Berichte die in Richtung Scientology führten.Antworten fand ich bis jetzt noch nicht.Aber es wäre ein Leichtes unsere Jugendlichen so zu beeinflussen.
Gruß Schmitzken

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Nun jaaa…

Aber es wäre ein Leichtes unsere Jugendlichen so zu
beeinflussen.

…nur weil wir Zugang zu ungeahnten Mengen an mehr oder weniger nützlichen Informationen haben, heißt das doch noch lange nicht, dass wir unseren Verstand an der Garderobe abgeben müsse. Auch als Jugendlicher nicht. Und ob dieser über die Fähigkeit zum eigenständigen Denken verfügt, liegt auch heute noch in den Händen der Eltern.

Beste Grüße

=^…^=
Katze

Hallo,

Jetzt ist es etwa zehn Jahre her, seit das Internet zum
Massenphänomen geworden ist. Die Menge an gespeicherten bzw.
ausgetauschten Daten hat astronomische Werte erreicht.

Naja, nicht das Wissen an sich hat sich wegen dem Internet vervielfacht,
sondern die Möglichkeiten zur Publikation für die große Masse.
In Folge gibt es auch den Effekt, daß der Anteil an nicht relevanten
Infos, welche ich wegfiltern muß, stark zugenommen hat.
Internet ist in erster Linie ein riesiger Berg von Informationsmüll.

Wissen muß mühseelig erarbeitet werden (Forschung und Entw.).
Da haben die modernen Informationstechnologien einen ganz erheblichen
Schub gebracht, indem sie viele Prozesse stark beschleunigen.
Z.B. durch CAD-Programme, automatisierte Auswertungen,
schnelle mathematische Berechnungen, Simulationen usw.

Beispiel: Früher hat die Entwicklung einer Leiterplatte mit
Erstellung der Schaltpläne und Layouts von Hand Monate gedauert.
Heute braucht man dafür bei gleicher Komplexität paar Tage.
Natürlich ist die Komplexität der Produkte extrem gestiegen.

Man müsste doch meinen, dass sich die Geschwindigkeit des
technischen bzw. kulturellen Fortschritts während dieses
Zeitraums mindestens verzehnfacht haben sollte.

Bloß weil es Internet gibt, arbeiten doch nicht mehr Wissenschaftler
und Ing. an der Entw. von Wissenschaft und Technik!
Internet hat nur einige Vorteile bei der Beschaffung von notwendigen
Informationen gebracht, die vorher aber auch prinzipiell möglich waren.

Früher habe ich zu jedem Bauelement, das ich benutze ein Datenblatt
und evtl. auch Applikationsschriften benötigt, jetzt ist das immer
noch genau so.
Früher habe ich dazu beim Hersteller oder Distributor ein Datenbuch
oder Kopien per Fay oder Post bekommen, Heute lade ich das schnell
mal als PDF runter. Inhaltlich hat sich wenig geändert.

Möglicherweise sehe ich zu schwarz, was den technischen Fortschritt
anbelangt, aber im kulturellen Bereich ist doch ein derartiger
Schub nicht festzustellen.

Doch, gerade dort ist der Schub viel stärker als in der Wissenschaft
und Technik.

Zuvorderst hat die Art und Weise wie wir

Die Wirtschaft nutzt in zunehmenden Maße auf den Internettechnologien.
Weltweite vernetzung der Filialen und Tochterfirmen, gemeinsame Nutzung von
Datenbanken für alle Prozesse, Onlinegeschäfte, Internetwerbung,
weltweite Ausschreibungen per Internet, Angebot an Informationsschriften
zu eigenen Leistungen und Produkten usw.

Auch das tägl. Leben ist zumindest in der jüngeren Generation inzwischen von
Internettechnologien durchdrungen.
-> Musik, Filme
-> Foren, Onlinegames
-> Onlinegeschäfte, Onlineversandhandel
-> Preisrecherche, Prduktsuche, Pruduktinformatioen
-> Wissenserwerb (Schule, Studium) -> Online-lexika, -wörterbücher, -übersetzer
-> Informationen zu Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten, Urlaub, Onlinekarten
-> Internettelphonie, VoIP, Bildtelephonie
-> E-Learning , virtuelle Universität, Virtuelle Bücherei, Elektronische Zeitung

Bin ich zu ungeduldig? Oder was ist da los?

Entweder du siehst den Wald vor Bäumen nicht, aber du erwartest
was falsches. Erstes ist normal, wenn man damit lebt und die
Hintergründe nicht genau kennt und versteht.

Gruß Uwi

Entweder du siehst den Wald vor Bäumen nicht,

Da kann durchaus eine Wahrnehmungsverzerrung im Spiel sein. Was mich früher an sauber gefiltertem Wissen erreicht hat, war in der regel relevant. Heute können die relevanten Fakten in der irrsinnigen Menge an quer-Gemüsebeet-Wissen echt untergehen.

Hallo Oliver,

Die Menge an gespeicherten bzw.
ausgetauschten Daten hat astronomische Werte erreicht. Man
müsste doch meinen, dass sich die Geschwindigkeit des
technischen bzw. kulturellen Fortschritts während dieses
Zeitraums mindestens verzehnfacht haben sollte.

Des technischen bestimmt weitaus mehr, was das kulturelle angeht hat sich da zwar etwas getan ist jedoch nicht mit der technischen Entwicklung zu messen. Aber selbst diese Entwicklung sollte nicht einfach so mit der Hand weggetan werden.
Heute haben wir bereits Senioren und Hausfrauen im Internet, welche sich technischer Hilfsmittel bedienen die vor einigen Jahren nur den Freaks oder Ingenieuren bekannt waren.

Der Grossteil der Bevölkerung hat zumindest Grundkenntnisse von HTML erworben und gelernt eine Tastatur zu benutzen wie es damals nur die durchschnittliche Sekretärin konnte.
Meine Mutter geht auf die 60 zu, hat mit 4 Jahren angefangen auf dem Bäuerlichen Hof zu arbeiten, hat 8 Kinder geboren, nach der Grundschule keine Schule mehr besucht und sitzt heute jeden Abend vor dem Rechner und unterhält sich via Webcam mit Verwandten aus aller Welt (Europa, Afrika, Amerika, Asien) und verkauft mittlerweile Artikel über ebay. Was beinhaltet, dass sie Fotos machen und sie auf den Rechner hoch laden muss.
Aber eine Art der Unterentwicklung hat schon statt gefunden. Sie kocht nicht mehr selbst, sondern kauft tiefgefrorenes Zeugs und wärmt es auf :frowning: Das gibt es jetzt schon seit einem Jahr und ich verstehe es nicht.

Möglicherweise
sehe ich zu schwarz, was den technischen Fortschritt
anbelangt, aber im kulturellen Bereich ist doch ein derartiger
Schub nicht festzustellen. Bin ich zu ungeduldig? Oder was ist
da los?

Da bist du wohl eher ungeduldig und nicht aufmerksam genug. Wie gesagt, heute hängen Menschen im Netz die damals nicht einmal wussten wie sie die Waschmaschine bedienen sollten.
Es werden weniger Briefe dafür umso mehr emails verschickt. Wenn man damals nur in den Ferien einen Film verschoss, ist es heute so, dass jeden Monat an die hunderte von Fotos gemacht und hoch geladen werden.

Worauf du hinaus möchtest kann ich nur erahnen und ich denke meine Antwort passt da nicht ins Bild. Natürlich sind wir technologisch gewachsen, aber geistig natürlich nicht. Selbstverständlich nicht! Denn dazu bedarf es keiner Technologie sondern nur die geistige Bereitschaft. Im Wesen ist der Mensch also das geblieben was er auch schon vor 500 Jahren war und ist.

Liebe Grüsse
Paula

Guten Tag,

Was mich früher an sauber gefiltertem Wissen erreicht hat, war
in der regel relevant. Heute können die relevanten Fakten in
der irrsinnigen Menge an quer-Gemüsebeet-Wissen echt
untergehen.

Die relevanten Fakten können nicht nur untergehen, sondern sie gehen tatsächlich unter. Ich konstruiere mal ein Beispiel, ohne es auszuprobieren: Du suchst Informationen zu „Nero“ und meinst den römischen Kaiser. Bei der Gugel-Suche wirst Du wahrscheinlich auf Hunderte von Blogs stoßen, wo irgendwelche Leute mit Informationsdurchfall von einem Hund erzählen.
Das Internet ist für mich eine riesige Bibliothek ohne Katalog.

Grüße
Pit

Wie beim Fernsehen auch

Schub nicht festzustellen. Bin ich zu ungeduldig? Oder was ist
da los?

Früher gab es 4 Programme (im Saarland mit RTL).

Jetzt gibt es … xxx (jedenfalls ziemlich viele).

Aber die Anzahl derer, die wirklich was sagen können (also wirklich von was Ahnung haben und es rüberbringen können), die hat sich nicht erhöht.

Gruß

Stefan

Hallo Voltaire,

deine folgenden Bemerkungen finde ich sehr passend:

Ab einem gewissen Punkt überflügelt das technische
Wissen
einfach den Grad der Weiterentwicklung kultureller Urbestände.

Wir können unsere eigenen Schöpfungen nicht mehr überblicken,
die Folgen nicht mehr abschätzen. Unser Wissen explodiert; wir
selbst hinken hinterher, wie denn mit diesem Wissen
umgegangen werden muss.

Der Schub, von dem du richtigerweise schriebst, ist so stark,
dass unsere sich äußerst langsam entwickelnden
Wertvorstellungen
von dem, was gut ist und was böse ist, nicht mehr zeitgleich
anpassen
können.
Unsere Schöpfungen zwingen uns Verhaltensweisen auf, sei es
die Kernspaltung, sei es die Gentechnik, sei es die
Kriminalitätsbekämpfung,
sei es ein in jedem Sinne übergreifender Gedankenaustausch wie
dieser übers
Internet.
Wir können nicht erkennen, wohin dieses Gemenge an
konkretisiertem
Wissen uns führt.

Das hier ist meiner Ansicht nach das Auschlaggebende:

Wir führen nicht mehr, wir werden geführt.

Es scheint jedoch niemanden zu interessieren, wohin wir denn geführt werden. Die Inhalte der ganzen „gut gemeinten“ Wissensvertiefungen können wir wirklich nicht immer einordnen, lassen uns damit berieseln, aber die grauen Zellen werden nicht weiter beansprucht. Uns fehlt der gemächliche Übergang.

Mir fällt das immer bei Kindern auf: die sind quicklebendig, oft auch recht nervös, weil zuviel auf sie einstürmt.Ich denke, eine ganze Entwicklungsstufe wird hierbei übersprungen, diese Stufe fehlt uns jedoch zum innerlichen stabilen Wachstum.

Gruß Elke