Das natürliche Leben ist schon Läuterung genug?

Hallo,

Ich lese gerade Schopenhauer und frag mich was ein asketischer Lebensstil bringen soll. Ich glaube mittlerweile, dass das natürliche Leben schon allein ein automatischer Läuterungsprozess ist und mit absterben des Geschlechtstriebes im Greisenalter automatisch die Verneinung des Willens zum Leben eintritt. Oder ist es eher die Haltung des Bewusstseins die man zum Leben einnimmt ?
Vielleicht ist ja hier jmd bewandert in der Philosophie Schopenhauers ?

Viele Grüße

Frage von Religionswissenschaft verschoben nach Philosophie & Ethik
MOD Pierre

Manchmal schon, da muss ich Dir zustimmen.
Im Prinzip hat es ja keiner leicht. Der eine hat die und der andere hat halt andere Probleme.

In Deiner Welt gibt es weder Schmarotzer noch Gewalt.
Gratulation.

Danke für deine Antwort. Kannst du das bitte etwas deutlicher ausführen .So ist deine Antwort kaum verständlich. Oder versteht jmd anders was kever meint.

Ein nicht unbedeutender Anteil seiner Beiträge sind für Dritte unverständlich, und das Lästige daran ist, dass er sich nie auf Rück- oder Nachfragen hin äußert, genauso wenig wie er zu einer Diskussion seiner teils abenteuerlichen Thesen bereit ist.

Kurz: Gib Dir nicht allzu viel Mühe damit - da wird nichts weiter kommen.

Schöne Grüße

MM

Askese bedeutet Verzicht. Religionen befassen sich mit den Ursachen für Bosheit. Bosheit bemerkt man zumeist bei Streits um Haben, Ehre und Macht. Da geht man bis zum Tod des anderen. Ich persönlich habe keinen Zweifel daran, dass diese drei die Wurzel allen Übels darstellen. Wenn man also diese drei Bestrebungen meiden will, so muss man sich darin üben, zu verzichten. In Kurzform, ich will nicht mehr haben, ich will nicht höher angesehen sein und ich will nicht mehr Macht als die Anderen. Ich glaube auch wirklich, dass dies hehre Ziele sind.
In allen Religionen wurde ein Leben nach dem Tod gepredigt, wie auch immer, und davon abhängig gemacht, wie viel Andere durch mein Wirken beschädigt wurden. Schopenhauer war Christ. Tu Gutes und Du wirst Gutes ernten. Aber das findest Du in allen Religionen wieder. Schopenhauer war eben auch Philosoph. Askese ist die Übung, die drei grundsätzlichen Versuchungen zu beherrschen, also sich des Willens, andere Menschen zu übervorteilen, zu erwehren. Es ist gewissermaßen eine Sucht, die überwunden werden soll. Enthalte Dich des Haben-wollens, der Machtgier und dem Streben nach Ansehen. Das ist ein Mammutprogramm. Ja, es entspricht gewissermaßen dem Anti-Alkohol-Konzept der Totalabstinenz. Es lässt sich über die Aussichten dieses Konzepts streiten. Ich bin eher ein Freund der Methode, es im praktischen Leben alltäglich zu üben.
Aber fest steht, wer auf Haben, Macht und Ruhm (Ehre, Ansehen) verzichtet, der bringt niemanden um, weder in der Ehekrise noch in politischen Auseinandersetzungen. Der ist niemals Schuld an einem Krieg. Der kann max. für Verstimmung sorgen.

Ich kann dir knapp in Gestalt eines Syllogismus aufzeigen, wie Schopenhauer das verstand.

  1. Die Welt ist hochgradig scheiße:
    „Die Wahrheit ist: wir sollen elend seyn, und sind’s. Dabei ist die Hauptquelle der ernstlichsten Uebel, die den Menschen treffen, der Mensch selbst: homo homini lupus . Wer dies Letztere recht ins Auge faßt, erblickt die Welt als eine Hölle, welche die des Dante dadurch übertrifft, daß Einer der Teufel des Andern seyn muß“

  2. Die Welt, wie wir sie wahrnehmen und leben, ist nichts anderes als das kaleidoskopische Formenspiel des Willens [„Systemlogiken“ könnte man das zeitgemäßer nennen; Schopenhauper meint mit dem Begriff also nicht nur irgendwelche bewussten ‚ich will das‘]

  3. Man kann es nicht wollen, die Welt nicht-scheiße zu machen, weil jeder Wille, und sei er noch so logisch und noch so gutmenschlich, schlicht und einfach dieses Weltkaleidoskop antreibt, d.h. die Scheißwelt genauso antreibt wie jeder andere Wille auch.

Was kann ich thun? [Kants, Schopenhauers großer Bezugspunkt, berühmte Frage]

Ich kann mich einfach suizidieren.
Game over?
Das Welt-Kaleidoskop [schönes Schopenhauersches Wortspiel] stoppt?
Nein, das tut es nach Schopenhauer nicht.
Wenn du dich und ich mich tötest, dann vernichten wir deinen und meinen Willen, aber nicht den Willen, der die Welt antreibt.

Was dann?
Nicht wollen!
Askese!
Voilà.

Das ist Schopenhauers blinder Fleck, den Nietzsche seinem großen Bezugspunkt Schopenhauer vorwirft: Nicht wollen ist auch wollen, philosophischer: der Wille zum Nichts ist auch nur ein Wille unter all den anderen.
Auch er treibt das Welt-Kaleidoskop an, und erschafft beispielsweise eine Welt von Arschlöchern, die sich, homo homini lupus, denke ans Ausgangszitat, einander mittels Askeseforderungen fertigmachen wollen.
Auch in säkularer Form übrigens, mittels hochtrabender Erzählungen vom Klimawandel etwa.

Zitatquelle: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Schopenhauer,+Arthur/Die+Welt+als+Wille+und+Vorstellung/Zweiter+Band/Ergänzungen+zum+vierten+Buch/46.+Von+der+Nichtigkeit+und+dem+Leiden+des+Lebens

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Noch kurz dazu (im Sinne Schopenhauers):
Das ist viel zu spät, da hast du dich schon fortgepflanzt.

Die Fortpflanzung, und der damit verbundene Geschlechtstrieb, ist für Schopenhauer eine der stärksten Manifestationen des Willens zum Leben.

Man muss verstehen, dass Schopenhauer den „Willen“ nicht sehr psychologisch versteht, und schon gar nicht als individuellen Willen, sondern als blinde, unbewusste Naturkraft, die alles durchzieht, auch die biologische Welt.