Hallo,
Was mich momentan an der Politik ankotzt ist das „von oben
Herablassende“. Das Ganze sei ein Informationsproblem und die
Autofahrer sind sowieso dumm.
Ähm… vielleicht solltest du mal die Wahlprogramme oder den Koalitionsvertag lesen. Dort steht z.B. auf Seite 28 drin:
„Wir werden die Einführung von E10-Kraftstoff auf freiwilliger Basis und als zusätzliches Angebot mit klarer Kennzeichnung ermöglichen.“
Das E10 fiel also nicht vom Himmel, sondern es war lange klar, dass es eingeführt wird. Der Bürger hat aber genau diese Politik gewählt. Findest du es da nicht selber etwas anmaßend, dass du den Parteien jetzt untersagen willst, genau das umzusetzen, was sie dir vorher versprochen haben?
Da wird alles, was man nicht
hören will, einfach sowas von ignorant und besserwisserich
weggewischt, das ist nicht mehr zum Aushalten.
Schauen wir mal, ob du die Gegenargumente ebenfalls einfach nur wegwischt…
Der Mehrverbrauch frisst den Preisunterschied auf.
Rechne das doch mal vor. Selbst wenn wir von 3% Mehrverbrauch ausgehen, dann ist es immer noch 2-3 Cent billiger als E5. Das sind bei 20.000 km und einem Verbrauch von 8l/100km im Jahr fast 40 EUR die du im Jahr sparst.
Und davon abgesehen: E10 wurde nicht eingeführt, dass du Geld sparst, sondern um die CO2-Emissionen zu senken und die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Darauf komme ich aber ohnehin weiter unten nochmal.
Egal, ob das Fahrzeug den Sprit verträgt oder nicht, er ist einfach
chemisch aggressiver und das Risiko trägt man letztlich selber.
Kannst du das mal bitte belegen? Dieses Argument wird immer genannt, ohne irgendeinen Beleg, dass dies wirklich ein Problem ist. Auch im alten Sprit waren 5% Bioethanol drin. Wieso war das kein Problem für die Autos? Gibt es irgendwo zwischen 5% und 10% Anteil eine magische Schwelle, wo plötzlich die Motoren kaputt gehen? Und wie erklärst du dir, dass in anderen Ländern wie z.B. den USA die Autos seit Jahren mit E10 fahren - und die haben auch einen hohen Altfahrzeugbestand - ohne dass dort die Motoren kaputt gehen? Und auch in Brasilien schüttelt man ohnehin nur den Kopf, weil dort fahren deutsche Importautos problemlos sogar mit E25…
http://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/0,…
Die CO-Einsparung ist wenn überhaupt nur sehr gering.
Auch hier: Kannst du das belegen? Die CO2-Einsparung bei Bioethanol hängt sehr stark davon ab, was du wo und wie anbaust. Für Bioethanol aus Weizen in Deutschland wird z.B. vom britischen Verkehrsministerium angegeben, dass es ein Drittel weniger CO2 erzeugt, als Benzin. Und zwar unter Berücksichtigung von Dünger, Ernte, Transport, Raffinierung und allem was sonst noch so anfällt bei dem Prozess. Und das haben die 2008 schon geschrieben, lange bevor der deutsche Michel das E10 als neuen Feind entdeckt hat.
Und wie du in der Grafik sehen kannst, ist Bioethanol aus Weizen nicht unbedingt die beste Variante, wie man Bioethanol erzeugt. Hier gibt es viel effektivere Möglichkeiten. Bei Weizen oder Mais ist das Problem, dass ein Großteil der Zellulose noch nicht zur Umsetzung in Ethanol genutzt werden kann. Aber auch hier wird daran geforscht und Ethanol aus Zellulose ist nur eine Frage der Zeit, und dann wird die Bilanz von Weizen nochmal deutlich besser und könnte so gut werden wie die von Zuckerrohr, wo sogar nur ein Viertel des CO2s im Vergleich zu fossilem Benzin entsteht.
Wenn man die restlichen Umweltprobleme dazuzählt (Monokulturen,
Überdüngung, größerer Druck global Wälder abzuholzen), dann
ist die Umweltbilanz schlechter als die von Erdöl.
Monokulturen und Überdüngung hast du auch jetzt in der normalen Landwirtschaft. Daran ändert das E10 nichts. Dass die Landwirtschaft ihre Emissionen reduzieren muss, da stimme ich dir ja zu. Das ist aber ein Problem, dass sich so oder so stellt - vollkommen unabhängig von E10.
Dazu die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, die sich
zwangsläufig bei großflächigem Anbau ergibt. Bei kleinen
Flächen wäre das vielleicht ok, mit der Ausweitung des
Biosprits ist das aber nicht mehr der Fall. Und wir leben nun
mal nicht auf einer Insel. Die Leute in Südamerika und
Südostasien wollen auch nur überleben, und wenn sie für das
Zeug Geld kriegen, dann müssen halt Anbauflächen und Wälder
weichen. Kontrollieren kann das dort sowieso niemand.
Richtig. Nur stammt unser Biosprit fast ausschließlich aus der EU selbst. Ich habe hier schon mal an anderer Stelle gesagt, dass der gesamte Bioethanol-Import der EU (also nicht nur von uns in Deutschland) gerade mal 5% der Menge ausmacht, die die Brasilianer *selbst* verbrauchen. Dort fährt man nämlich mit E20 (ohne dass die Motoren kaputt werden). Wie sollen unsere Importe angesichts dieser Zahlen jetzt bitte für das Abholzen von Regenwald in Südamerika verantwortlich sein, wenn die dort ein vielfaches der Menge alleine selbst verbrauchen und unsere Mengen unter „ferner liefen“ fallen? Falls da unten Regenwald für Biosprit gerodet wird, dann musst du wenn dann die anklagen, die zu 95% daran schuld sind, und das wären in dem Fall die Brasilianer selbst!
Und auch die Nahrungsmittelkonkurrenz: Da der größte Teil des Bioethanols ohnehin aus der EU stammt, verringert sich wenn dann die europäische Nahrungsmittelproduktion. Und das ist nicht schlecht, sondern verdammt gut, weil wir mit unseren subventionierten billigen Nahrungsmitteln die Märkte in Afrika und anderen Entwicklungsländern überschwemmen und dort die Agrarmärkte kaputt machen. Die dortigen Bauern wären froh, wenn sie endlich weniger von dem europäischen Billigzeugs ins Land geliefert bekämen, damit sie endlich selber von ihrer Landwirtschaft leben können. Dieses „wir essen den Leuten da unten das Essen weg“, ist das mit Abstand falscheste Argument dass es in der ganzen Diskussion gibt.
Bei den Leuten, die sich hier so wehement für E10 einsetzen,
muss man sich echt fragen, welchen Hintergrund sie haben.
Ich habe gar keinen Hintergrund irgendwelcher Art zu diesem Thema. Ich finde es bloß extrem komisch, wenn hier mit falschen Argumenten eine Angst erzeugt wird. Ich frage mich eher, wer diese ganze Panik gegen E10 verursacht und wem sie nutzt: Mir fallen nämlich da nur die Mineralölkonzerne ein, denen diese Panik nutzt, können sie so ja den Biosprit aus dem Markt drängen und sogar noch Extramengen von ihrem teuren SuperPlus verkaufen.
Das was in Sachen E10 derzeit abläuft, ist eine schon richtige Desinformation der Bevölkerung. Immer wieder wird ein bisschen Angst - wie z.B. neulich von dem BMW-Mechanik-Typen - geschürt, dass doch die Autos kaputt gehen. Dabei fahren die gleichen BMWs in den USA problemlos mit E10 ohne dass irgendwas kaputt geht!
Und wenn dann noch hungernde Kinder der Dritten Welt vorgeschoben werden, warum man nicht E10 tanken soll, dann muss ich einfach was dagegen sagen. Denn unsere Agrarexporte und -subventionen sind es, die für viel mehr Hungers verantwortlich sind. Oder wie kann es sein, dass auch vor E10 oder E5 dort genau so viele Leute hungerten wie heute auch? Das hätte sich ja sonst drastisch erhöhen müssen, oder nicht?
Ansonsten sollen sie die Leute, die es aus
Überzeugung nicht tanken wollen, in Ruhe lassen.
Aha. Weil du nicht hören willst, was dir nicht in den Kram passt?
Und wieso nimmst du dir das Recht heraus, hier andere deine E10-Kritik aufs Auge zu drücken, sprichst es aber gleichzeitig den anderen ab, dasselbe aus ihrer Perspektive zu tun? Sonderlich durchdacht und gerecht scheint mir auch diese Forderung von dir nicht zu sein…
vg,
d.