Das neue Superbenzin 'Super E 10'

Ähm… vielleicht solltest du mal die Wahlprogramme oder den Koalitionsvertag lesen. Dort steht z.B. auf Seite 28 drin:

„Wir werden die Einführung von E10-Kraftstoff auf
freiwilliger Basis und als zusätzliches Angebot mit klarer
Kennzeichnung ermöglichen.“

Davon abgesehen, dass auch der Koalitionsvertrag einfach so festgelegt wurde, ohne den Wähler zu fragen, kann weder von Freiwilligkeit (die Mineralölindustrie muss Strafen zahlen, wenn sie nicht genug von dem gepanschten Zeug verkauft) noch von einem zusätzlichen Angebot die Rede sein (E10 ersetz andere Kraftstoffe). Aber die haarsträubende Art und Weise, wie dieser Unsinn jetzt durchgepeitscht werden soll, passt durchaus ins Gesamtbild. Wenn im Laufe des Projektes an irgend einer Stelle die Vernunft gesiegt hätte, wäre das Ganze schon längst gestorben. Der einzige nachvollziehbare Grund für die Einführung von Biosprit wäre eine geringere Abhängigkeit von Importen. Aber davon abgesehen, dass die 10% uns im Ernstfall nicht retten würden, ist Deutschland ja noch nicht einmal in der Lage diesen Anteil selbst zu produzieren.

Selbst wenn wir von 3% Mehrverbrauch ausgehen

Davon abgesehen, dass da die erhöhten Nebenkosten nicht berücksichtigt sind, befürchte ich, dass diese Schätzung zu optimistisch ist. Beim Diesel sieht es jedenfals wesentlich trauriger aus. Bei mir führt die Biodiesel-Beimischung zu einem Mehrverbrauch von rund 9 % (im Vergleich zu ungepanschtem Diesel aus Polen) - und das, obwohl weniger als 9 % Biodiesel zugegeben werden! Das liegt daran, dass der Motor nicht für Biodiesel geeignet ist. Die Beimischung sorgt dafür, dass der gesamte Treibstoff (und nicht nur der darin enthaltene Biodiesel) nicht optimal verbrannt wird. Dass der Mehrverbrauch durch Zumischung von 10 % Alkohol zum Benzin bei Fahrzeugen, die dafür nicht konstruiert wurden, bei nur 3 % liegen soll, glaube ich erst wenn ich es sehe.

Egal, ob das Fahrzeug den Sprit verträgt oder nicht, er ist einfach
chemisch aggressiver und das Risiko trägt man letztlich selber.

Kannst du das mal bitte belegen?

Das sagen z.B. die betreffenden Autohersteller. Aber was verstehen die schon von Autos?

Und wie erklärst du dir,
dass in anderen Ländern wie z.B. den USA die Autos seit Jahren
mit E10 fahren - und die haben auch einen hohen
Altfahrzeugbestand - ohne dass dort die Motoren kaputt gehen?

Die Autos, die das nicht ausgehalten haben, sind mittlerweile verschrottet und die dortigen Hersteller und Importeure werden mittlerweile gelernt haben, worauf sie achten müssen.

Und auch in Brasilien schüttelt man ohnehin nur den Kopf, weil
dort fahren deutsche Importautos problemlos sogar mit E25…

http://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/0,…

Nicht jeder Deutsche fährt ein Auto, das sich für den Export nach Brasilien eignen würde. Wenn Du den Artikel aufmerksam liest, dann wirst Du auch feststellen, worin das Geheimnis der Alkoholresistenz der brasilianischen Autos liegt: Dort wurde parallel zur Einführung des Biosprits die Entwicklung geeigneter Fahrzeuge vorangetrieben.

Die CO2-Einsparung bei
Bioethanol hängt sehr stark davon ab, was du wo und wie
anbaust. Für Bioethanol aus Weizen in Deutschland wird z.B.
vom britischen Verkehrsministerium angegeben, dass es ein
Drittel weniger CO2 erzeugt, als Benzin. Und zwar unter
Berücksichtigung von Dünger, Ernte, Transport, Raffinierung
und allem was sonst noch so anfällt bei dem Prozess. Und das
haben die 2008 schon geschrieben, lange bevor der deutsche
Michel das E10 als neuen Feind entdeckt hat.

Erstens werden dort auch andere Beispiele genannt (woher stammt der Alkohol für unser Benzin?) und zweitens ist das alles hinfällig, wenn durch die Biosprit-Beimischung - wie bei meinem Auto - mehr Mineralöl verbraucht wird, als ohne. Da müsste die CO2-Bilanz von Biosprit schon negativ werden, um das auszugleichen.

Hier gibt es viel effektivere Möglichkeiten.

Entscheidend ist nicht, welche Möglichkeiten es gibt, sondern welche tatsächlich genutzt werden.

Wenn man die restlichen Umweltprobleme dazuzählt (Monokulturen,
Überdüngung, größerer Druck global Wälder abzuholzen), dann
ist die Umweltbilanz schlechter als die von Erdöl.

Monokulturen und Überdüngung hast du auch jetzt in der
normalen Landwirtschaft. Daran ändert das E10 nichts.

Da übersiehst Du zwei Dinge:

  1. Für die Nahrungsmittelproduktion gelten strengere Grenzwerte für den Einsatz von Pestiziden und Dünger und

  2. Da der Bedarf an Nahrungsmitteln nicht sinkt, müssen für die Biospritproduktion zusätzliche landwirschaftliche Nutzflächen geschaffen werden. Die Umweltbelastung durch E10 kommt also zu der durch die Nahrungsmittelproduktion zusätzlich hinzu.

Nur stammt unser Biosprit fast ausschließlich aus
der EU selbst.

Das allein besagt noch gar nichts. Du musst auch die Außenhandelsbilanz an Nahrungsmitteln berücksichtigen - insbesondere, ob und wenn ja wie sie sich mit der verstärkten Produktion von Biosprit verändert hat. Ich habe dazu keine brauchbaren Informationen gefunden. Kennst Du welche?

Mir fallen nämlich da nur die Mineralölkonzerne ein,
denen diese Panik nutzt, können sie so ja den Biosprit aus dem
Markt drängen und sogar noch Extramengen von ihrem teuren
SuperPlus verkaufen.

  1. Welcher Gewinn würden denn da nach den Strafzahlungen für das nicht verkaufte E10 konkret übrig bleiben?

  2. Warum solln sich die Mineralölkonzerne davor scheuen mit E10 Geld zu verdienen?

Oder wie kann es sein, dass auch vor E10
oder E5 dort genau so viele Leute hungerten wie heute auch?

  1. Ist das so?

  2. Kann es sein, dass es da noch anderen Einflussfaktoren gibt?

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Desweiteren
wird darauf hingewiesen, Gemisch nicht älter als 30Tage werden
zu lassen, da durch die Wasseraufnahme des Alkohol’s sich das
Gemisch entmischt.

Die Neigung zur Entmischung ist übrigens Temperaturabhängig. Je geringer die Temperatur, um so geringer ist der für die Phasentrennung notwendige Wasseranteil. Das erhöht paradoxerweise die Gefahr bei warmen feuchtem Wetter. Da kann das Benzin zwar viel Wasser aufnehmen, ohne sich zu entmischen, aber wenn man dann an der Tankstelle frisches kaltes Benzin zumischt, dann hat man den Salat. Die wässrige Phase liegt dann unter dem Benzin und nichts geht mehr.

Und auch in Brasilien schüttelt man ohnehin nur den Kopf, weil
dort fahren deutsche Importautos problemlos sogar mit E25…

Nur weil es andere machen, wird es noch lange nicht besser. Die machen das übrigens nicht aus Umweltgründen, sondern um unabhängig vom Erdöl zu sein. Dass die sich damit ihre Umwelt kaputtmachen interessiert sie im Moment noch nicht. Das habe ich auch auf den Philippinen erlebt, die Leute interessieren sich nicht für Umwelt, die wollen essen.

Diagramme zu Emmissionen der Biokraftstoffe:
http://www.upi-institut.de/biosprit.htm

und weitere Links:
http://umweltinstitut.org/agro-kraftstoffe/allgemein…

http://www.umweltruf.de/

Gruß
Tilo

Hallo,

Nur weil es andere machen, wird es noch lange nicht besser.

Das stimmt. Ich habe aber auch gar nicht argumentiert, dass Biokraftstoffe gut sind, weil die Brasilianer das auch machen. Ich habe gesagt, dass in Brasilien, den USA und anderen Ländern normale Autos problemlos mit Ethanol-Beimischungen von 10% und mehr fahren, ohne dass da irgendwas kaputt geht. Es ist daher schlicht Panikmache, dass Autos - die vom Hersteller für E10 freigegeben wurden - irgendeinen Schaden durch den Sprit erleiden würden.

Das habe ich auch auf den Philippinen erlebt, die Leute interessieren
sich nicht für Umwelt, die wollen essen.

Und wie ich schon mal sagte: Die Leute kriegen nicht mehr oder weniger zu essen, weil wir E10 tanken. Gerade in den ärmsten Ländern ist die Landwirtschaft die einzige Einnahmequelle für die Leute. Diese machen wir ihnen aber gerade durch unsere Überproduktion an Lebensmitteln kaputt! D.h. die Leute dort haben keine Chance, dass sie selbst Geld verdienen, um sich Essen kaufen zu können. Wenn wir wegen E10 weniger billige Nahrungsmittel in die Märkte der dritten Welt pumpen würden, dann wäre das im Gegenteil ein Beitrag dazu, dass die weniger Hunger leiden.

Nur ein Beispiel von vielen: Hähnchenfleisch.
Hühnerhaltung ist in Afrika für viele Kleinbauern eine wichtige Einnahmequelle. Inzwischen sind viele aber pleite oder knapp davor, weil wir mit billigem Hähnchenfleisch die Märkte dort überschwemmen.

„Rund 90 Prozent der Hühnerfarmer in Ghana haben inzwischen aufgegeben. Der Markt in Ghana nimmt kaum noch eigene Hühner ab. Sie sind zu teuer, sagen die Händler. Hühnerfleisch aus Europas Agrarfabriken ist billiger, viel billiger.“

http://www.dw-world.de/dw/article/0,3612264,00.html
http://www.eed.de/meatexport
http://www.domradio.de/aktuell/66487/durch-billig-hu…
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/lebensmittel-t…

Toll, oder? Ein Verzicht auf E10 wird diesen Leuten sicher viel helfen…

Das Problem ist ja nicht, dass zu wenig Nahrung auf der Welt vorhanden wäre, das Problem ist, dass sich viele Leute auf der Welt Nahrung nicht leisten können!

Diagramme zu Emmissionen der Biokraftstoffe:
http://www.upi-institut.de/biosprit.htm
http://umweltinstitut.org/agro-kraftstoffe/allgemein…
http://www.umweltruf.de/

In deinen Links geht es um Agrosprit, der z.B. Urwaldflächen verdrängt. Das ist mit Sicherheit nicht klimafreundlich, und das bestreitet doch auch keiner und das will doch auch keiner. Aber das ist nicht der Sprit der in deinem Tank landet. Der größte Teil unseres Bioethanols wird in der EU hergestellt! Wegen ihm müssen keine Urwaldflächen weichen, die Argumente greifen daher doch hier überhaupt nicht.

Auch die anderen Argumente z.B. auf der Seite des Umweltinstituts München e.V. sind ziemlich schwach. Nur ein Beispiel: Dort wird gesagt, dass der Sprit den CO2-Ausstoß ja nicht um 35% senke, sondern nur um 3,5%, weil ja nur 10% Ethanol beigemischt werden. Nona, welch überragende Erkenntnis. Natürlich senkt E10 nicht den CO2-Ausstoß des Autofahrens um 35%, wenn 90% des Sprits weiterhin Benzin sind. Das ist doch eine triviale Erkenntnis. Aber 3,5% Reduktion sind doch besser wie keine und E10 ist ja nur eine Maßnahme von vielen, mit denen wir versuchen müssen, unsere Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Wie sollen wir es sonst schaffen?

Zusammenfassend stelle ich einfach fest, dass v.a. immer drei Hauptargumente gegen E10 ins Feld geführt werden, die für mich alle nicht wirklich nachvollziehbar sind.

a) Die Autos gehen kaputt.
Wie kann es dann sein, dass sie in anderen Ländern nicht kaputt gehen, die schon lange mit E10 fahren?

b) Wir tanken der Dritten Welt das Essen weg.
Wie können sich die dann die Leute in der dritten Welt schon seit Jahren darüber aufregen, dass wir ihnen mit zu vielen billigen Lebensmitteln ihre heimische Landwirtschaft kaputt machen und sie deswegen kein Geld haben, sich Lebensmittel zu kaufen?

c) E10 führt zu keiner Reduktion der Treibhausgase.
Das ist der Punkt, wo man am ehesten drüber streiten kann. Aber hier muss man differenzieren, weil es eben einen Unterschied ausmacht, ob man für den Biosprit z.B. Regenwälder rodet oder ob man ihn hier in der EU erzeugt, wo man höchstens unsere Überproduktion an Lebensmitteln etwas dämpft, was aber ja gut ist.

vg,
d.

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Hallo,

Davon abgesehen, dass auch der Koalitionsvertrag einfach so
festgelegt wurde, ohne den Wähler zu fragen

Der Willen zur Einführung von Biokrafstoffen stand auch schon im Wahlprogramm, dass der Wähler vor der Wahl lesen konnte.
http://www.regierungsprogramm.cdu.de/doc/pdf/091106-…

Nachdem eine Mehrheit der Leute diese Regierung gewählt hat, kann man der Regierung doch jetzt nicht vorwerfen, dass sie ihre eigenen Wahlversprechen umsetzt.

Aber davon abgesehen, dass die 10% uns im Ernstfall
nicht retten würden, ist Deutschland ja noch nicht einmal in
der Lage diesen Anteil selbst zu produzieren.

Wieso sollten wir dazu nicht in der Lage sein? Um den gesamten in Deutschland verkauften Benzin mit E10 zu ersetzen wäre eine Fläche von nicht mal 10% der in Deutschland vorhanden landwirtschaftlichen Fläche nötig. Dann blieben immer noch 90% der Fläche zur Nahrungsmittelproduktion und angesichts unserer Überproduktion wäre das mehr als ausreichend. Mit einer kleinen Reduzierung unseres Fleischkonsums wäre sogar noch deutlich mehr möglich.

Dass der Mehrverbrauch durch Zumischung von 10 % Alkohol zum Benzin
bei Fahrzeugen, die dafür nicht konstruiert wurden, bei nur 3 %
liegen soll, glaube ich erst wenn ich es sehe.

Laut ADAC liegt der Mehrverbrauch bei 1-2% im Vergleich zum bisherigen E5. Das hat sich in sowohl bei Tests auf dem Prüfstand als auch auf der Strecke gezeigt.

Siehe z.B. B2 Tagesgespräch vom 07.03.2011 (bei Stelle 00:22:10 und 00:23:24) mit Carsten Graf, Techniksprecher beim ADAC:
http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2…

Egal, ob das Fahrzeug den Sprit verträgt oder nicht, er ist einfach
chemisch aggressiver und das Risiko trägt man letztlich selber.

Kannst du das mal bitte belegen?

Das sagen z.B. die betreffenden Autohersteller. Aber was
verstehen die schon von Autos?

Beleg doch das bitte.
Ich lese genau das Gegenteil, wenn ich mir die Infos der Hersteller durchlese: Beispiel: BMW Stellungnahme
„In BMW Fahrzeugen sämtlicher Baujahre ist der unbedenkliche Einsatz von E10 Kraftstoffen möglich - sofern die Betriebsanleitung nicht ausdrücklich die Verwendung von Super Plus Kraftstoff vorschreibt.“
Quelle: http://www.bmw.de/aktuell/inside/2008/1_benzinmotore…

Die Autos, die das nicht ausgehalten haben, sind mittlerweile
verschrottet und die dortigen Hersteller und Importeure werden
mittlerweile gelernt haben, worauf sie achten müssen.

Du glaubst also, dass ein großer Teil der Autos in Amerika an E10 kaputt gegangen ist. Auch das kannst du sicherlich belegen?

Nicht jeder Deutsche fährt ein Auto, das sich für den Export
nach Brasilien eignen würde. Wenn Du den Artikel aufmerksam
liest, dann wirst Du auch feststellen, worin das Geheimnis der
Alkoholresistenz der brasilianischen Autos liegt: Dort wurde
parallel zur Einführung des Biosprits die Entwicklung
geeigneter Fahrzeuge vorangetrieben.

Auch bei unseren Autos werden längst alkoholresistente Materialien verbaut. Die Autohersteller wussten ja schon seit mehr als 10 Jahren dass Ethanol beigemischt wird und haben sich entsprechend darauf eingestellt. Das bestätigt z.B. Ferndinand Dudenhöfer in oben verlinktem B2 Tagegespräch.

Erstens werden dort auch andere Beispiele genannt (woher
stammt der Alkohol für unser Benzin?) und zweitens ist das
alles hinfällig, wenn durch die Biosprit-Beimischung - wie bei
meinem Auto - mehr Mineralöl verbraucht wird, als ohne.

Ich denke nicht, dass dein Auto in irgendeiner Weise repräsentativ ist, wenn sich in Tests und Versuchsreihen z.B. vom ADAC gänzlich andere Werte ergeben.

  1. Da der Bedarf an Nahrungsmitteln nicht sinkt, müssen für
    die Biospritproduktion zusätzliche landwirschaftliche
    Nutzflächen geschaffen werden. Die Umweltbelastung durch E10
    kommt also zu der durch die Nahrungsmittelproduktion
    zusätzlich hinzu.

Aber es gibt ja eine Nahrungsmittel-Überproduktion! Wir subventionieren unsere Landwirte ja gerade zu, dass sie Lebensmittel anbauen, die gar keiner braucht. Die verscheppern wir dann zu billigpreisen in Afrika und machen die *dortige* Landwirtschaft kaputt und entziehen den Menschen die Möglichkeit, Geld zu verdienen und sich Lebensmittel zu kaufen.

Das allein besagt noch gar nichts. Du musst auch die
Außenhandelsbilanz an Nahrungsmitteln berücksichtigen -
insbesondere, ob und wenn ja wie sie sich mit der verstärkten
Produktion von Biosprit verändert hat. Ich habe dazu keine
brauchbaren Informationen gefunden. Kennst Du welche?

Sicher, wofür gibt es das europäische Statistikamt. Wenn die EU was gut kann, dann wohl Statistiken führen :wink:
2006 führten wir für 57 Mrd Euro Nahrungsmittel, Getränke und Tabak ein und 67 Mrd wieder aus. Macht eigentlich ein negatives Bilanzsaldo von 10 Mrd. Euro. Aber: Davon musst du jetzt z.B. Sachen wie Fisch-Importe abziehen, weil Biosprit ja damit nicht in Konkurrenz steht. 2006 war die Einfuhr von Fischereiprodukten für 13,8 Mrd Euro an der negativen Außenhandelsbilanz beteiligt.

Wenn man das berücksichtigt, haben wir 2006 bei Nahrungsmitteln ohne Fisch, Getränken und Tabak einen Außenhandelsüberschuss von 4 Mrd Euro gehabt.

  1. Welcher Gewinn würden denn da nach den Strafzahlungen für
    das nicht verkaufte E10 konkret übrig bleiben?

Die Strafzahlung von 2 Cent pro Liter ist der Mineralölindustrie egal, weil die zahlen das ja nicht selbst, sondern schlagen es einfach auf den Benzinpreis drauf. Das zahlst DU, nicht die Mineralölindustrie.

  1. Warum solln sich die Mineralölkonzerne davor scheuen mit
    E10 Geld zu verdienen?

Weil sie jetzt ein schönes Oligopol haben, wo fast der gesamte Markt in Deutschland von 5 Unternehmen beherrscht wird. Biosprit wird dagegen von vielen unabhängigen Unternehmen angebaut und die Mineralölkonzerne sind verpflichtet, deren Sprit beizumischen. Sie verlieren einfach an Marktmacht.

Oder wie kann es sein, dass auch vor E10
oder E5 dort genau so viele Leute hungerten wie heute auch?

  1. Ist das so?

Ja. Wenn du dir Untersuchungen zum Hunger in der Welt anschaust, wie z.B. den Global Hunger Index (GHI), der u.a. von IFPRI und der Welthungerhilfe herausgegeben wird, dann sinkt der Index seit Jahren, aber natürlich gibt es dennoch immer noch viel zu viele Menschen die Hunger leiden, insbesondere in Afrika.
„The 2010 world GHI shows some improvement over the 1990 world
GHI, falling from 19.8 to 15.1 or by almost one-quarter (see chart
below).“
http://www.ifpri.org/sites/default/files/publication…

  1. Kann es sein, dass es da noch anderen Einflussfaktoren
    gibt?

Sicher. Nichts im Leben ist einfach. Aber die Kritiker am E10 machen es sich ja noch einfacher, in dem sie diese ganzen Behauptungen aufstellen, dass E10 die Autos kaputt macht, den Hunger vermehrt, usw usf… Wieso soll ich eigentlich deren Behauptungen alle widerlegen, wo sie doch erst mal in der Beweispflicht wären?

vg,
d.

1 Like

Hallo,

Der Koalitionsvertrag wurde wohl nach der Wahl
veröffentlicht.

Das stand auch schon in den Wahlprogrammen, siehe meine Antwort an DrStupid. Und die konnte der Wähler vor der Wahl einsehen.

Und selbst bei Wahlversprechungen könntest du das ja
auch nur Leuten vorwerfen, die auch schwarz-gelb gewählt haben.

In einer Demokratie entscheidet die Mehrheit und eine Mehrheit hat schwarz-gelb gewählt. Das ist doch kein Argument, Wahlversprechen zu brechen, weil es immer Leute geben wird, die die Regierung nicht gewählt haben.

Auf der anderen Seite hat er sich ja auch nicht darüber
beschwert, dass das es nirgends stand, sondern dass es
schlecht kommuniziert wurde.

Dass das ganze schlecht umgesetzt und kommuniziert wurde, das ist ja wieder eine andere Sache. Da stimme ich dir sogar zu. Im Prinzip hätten die Hersteller verpflichtet werden müssen, dass sie über das Kraftfahrtbundesamt alle Fahrzeughalter informieren, ob ihr Auto für E10 geeignet ist oder nicht. Und das natürlich VOR der Einführung von E10. Dann hätte es jeder schwarz-auf-weiss gehabt.

Nunja, unsere Schnellchecker von der Regierung haben das jetzt offensichtlich auch endlich kapiert, dass ihre Informationspolitik mehr als schlecht war.

Meine Probleme mit E10:

* ist es gut für meinen Motor?
Klar, ich kann in einer Liste nachgucken (hab ich auch
gemacht) aber wenn ich dazu zu faul bin, weiß ich es eben
nicht.

Das macht aber den E10 Sprit nicht besser oder schlechter, sondern sagt nur was über die handwerkliche Stümperei unserer Regierung aus.

Ich weiß ja nicht einmal warum die einen Autos es
vertragen sollen und die anderen nicht.

Was spielt das für eine Rolle? Du weißt ja auch nicht wieso dein Auto z.B. Super braucht und andere SuperPlus. Und auch das macht E10 nicht besser oder schlechter.

* Es ergibt einen Mehrverbrauch. Der wird zwar aktuell durch
die geringe Nachfrage und damit verbunden dem geringen Preis
wieder wet gemacht aber wird wohl nicht immer so bleiben.

Der geringere Preis wird nicht durch die geringere Nachfrage erzielt, sondern weil der Ethanol-Anteil geringer besteuert wird. Insgesamt ist die Steuer-Quote des Benzins daher gefallen. Sonst wird immer geschimpft, dass die Steuern am Benzin zu hoch sind…

* Es werden riesige Anbauflächen gebraucht, die besser
genutzt werden könnten und den Umweltgedanken zumindest mehr
als zweifelhaft erscheinen lassen.

Aber wie können sie besser genutzt werden? Wir produzieren mehr Nahrungsmittel als wir brauchen und machen mit unseren billigen Überschuss-Exporten in Afrika die Agrarmärkte kaputt. Ist das die bessere Nutzung?

vg,
d.