Das Problem staatlicher Firmengründungen

Eigentlich „ein ketzerischer Gedanke“, der vor 20 Jahren, - auch noch vor zehn Jahren – als Abweichung von der Political-correctnes und dem Dogma, daß staatliches Wirtschaften nach Prinzipien der Vernunft schlecht und privates, weil gewinnorientiertes Handeln besser sei und Freiheit bedeute, noch mit Bann und Fluch bestraft wurde:
Wenn ein Ministerium – oder meinetwegen auch eine Stiftung – in Krisenzeiten und Krisenländern und Regionen – Firmen gründet und dafür geeignetes Personal anstellt, wie jede AG oder GmbH und entsprechend ausbildet, um damit zu produzieren, Arbeitsplätze zu schaffen und um allgemeine Prosperität und auch das Staatseinkommen zu fördern, warum muß dies scheitern und gilt deswegen als baba, als böse und verrucht?.

Hallo,

nun, zum einen gibt es da das Problem, dass niemand wirklich „haftet“. Die Politiker (oder Verwaltungsangestellten), die den Betrieb gründen tun dies ja nicht mit eigenem Geld. Und ein möglicher Gewinn fließt halt auch nicht (auch nicht zum Teil) in ihre Taschen. Das bedeutet, dass niemand ein gesteigertes Interesse an vorsichtigen und/oder gewinnsteigernden Aktionen.

Ein gutes Beispiel für die Effizienzsteigerung durch Privatisierung ist der Telekom-Bereich. Hier sind damals die Gebühren innerhalb von Anderthalb Jahren teilweise um 80%(!) gefallen!

Ein anderes Problem ist der Parteiklüngel, der garantiert dafür sorgt, dass nicht die kompetentesten, sondern die mit den besten Beziehungen führende Posten bekleiden werden.

Gruß

Anwar

Hallo,

Wenn der Staat Unternehmen führt, muss das ja auch von Personen getan werden, in dem Fall dann von Beamten, nehme ich an. Da habe ich auch so meine Bedenken.

Aber vom Staat gegründete Stiftungen, die von Geschäftsführenden Managern geleitet werden, die durch ein Bonussystem am Funktionieren des Unternehmens interessiert sind, funktionieren durchaus, die gibt es auch.

Dank voller Kassen, weil in guten Zeiten die Gewinne nicht entnommen werden (von wem auch?) haben diese Stiftungen auch die Krise nach der Lehmann-Pleite ohne Blessuren überstanden.
Ein schönes Beispiel ist http://www.saarschmiede.de
Die wurde genau in der Krisenzeit gebaut und gehört der http://www.strukturholding.de

Gruß Rainer

Hallo Anwar,
Dein trauriger Kommentar entsprich genau den realen Erfahrungen wie auch jeder Intuition. Wie - um alles in der Welt - sollte ein Beamter auf die Idee kommen, z.B. preiswerte Handgriffe für Dachfenster zu produzieren, um damit Arbeitsplätze, Geldkreislauf, Steuerfluß und allgemeine Prosperität zu fördern. Auf die menschliche Vernunft zu setzen ist reine Utopie.
Aber, warum ist das so, war meine Frage, - und ich will eigentlich die konkrete Realität Deiner Antwort nicht. Gibt es keine Lösung?

ganz herzlich
Friedhelm

Hallo Anwar,

das Problem der Haftung bei Versagen einer Führungskraft gibt es aber nun wirklich nicht nur bei „Staatsunternehmen“.
Haben wir denn nicht zur Zeit ein beängstigendes Versagen von Führungskräften vor Augen?
Moralisch , charakterlich und intellektuell.
Wenn sie ihre Entscheidungen doch einmal in all ihrer Konsequenz verstanden haben, so sind sie flugs auf die Suche nach einem „Investor“ gegangen der die Verantwortung und die finanziellen Konsequenzen ihrer Entscheidungen getragen hat bzw. noch immer trägt!Dieses nennt man Stellvertreterfunktion.

Gruß

T.

Aber vom Staat gegründete Stiftungen, die von
Geschäftsführenden Managern geleitet werden, die durch ein
Bonussystem am Funktionieren des Unternehmens interessiert
sind, funktionieren durchaus, die gibt es auch.

Dank voller Kassen, weil in guten Zeiten die Gewinne nicht
entnommen werden (von wem auch?) haben diese Stiftungen auch
die Krise nach der Lehmann-Pleite ohne Blessuren überstanden.
Ein schönes Beispiel ist http://www.saarschmiede.de
Die wurde genau in der Krisenzeit gebaut und gehört der
http://www.strukturholding.de

Hallo Rainer,
Danke für Deinen „Optimismus“ - Saarlandschmiede - wenn dahinter nur nicht der Diabolo und Satansbraten „Oskar Lafontaine“ steckt! Gestern warf ihm der gute Brüderle (im Phoenixgespräch) noch vor: „Wir wollen keine Verhältnisse, wie in der DDR.“ Zurecht?

ganz herzlich
Friedhelm

Hallo Friedrich,

Danke für Deinen „Optimismus“ - Saarlandschmiede - wenn
dahinter nur nicht der Diabolo und Satansbraten „Oskar
Lafontaine“ steckt! Gestern warf ihm der gute Brüderle (im
Phoenixgespräch) noch vor: „Wir wollen keine Verhältnisse, wie
in der DDR.“ Zurecht?

*gg* Oskar hat tatsächlich die Weichen dafür gestellt, als er noch Ministerpräsident war. Aber die Stiftung wurde dann doch einige Jahre später gegründet, damit hatte Lafontaine dann nichts mehr zu tun. :smile: Da lag noch ein Konkurs dazwischen.

Und Brüderle … Der hat so viel Gewicht wie die FDP. Ich hoffe doch, daß die nach der nächsten Wahl in Vergessenheit geraten. :smile:

Gruß Rainer

Hallo,

Ein gutes Beispiel für die Effizienzsteigerung durch
Privatisierung ist der Telekom-Bereich. Hier sind damals die
Gebühren innerhalb von Anderthalb Jahren teilweise um 80%(!)
gefallen!

Was wohl weniger mit der Privatisierung, als mit dem Fall des Telekom-Monopols und der kompletten Umstrukturierung der Nachfrage- und Angebotslandschaft zusammenhing. Oder wie sieht es denn bei der etwa gleichzeitigen Privatisierung der Post / Bahn aus? Enorm gestiegene Preise bei gleichzeitiger Ausduenung der Serciveleistungen bei der Post, (wie viele Briefkaesten gibts es denn noch bei dir in der Naehe?.. oder wieviele Postannahmestellen?)
Oder bei der Bahn? … Abbau von Arbeitsplaetzen, Streckenstillegungen im Nahverkehr, Bahnhoefe ohne Personal, Abbau von Serviceleistungen, etc.

Oder meinst du, die Privatisierung im Energiesektor hat deine Stromrechnungen kleiner ausfallen lassen?

Tschau
Peter

Moin,

Oder wie sieht
es denn bei der etwa gleichzeitigen Privatisierung der Post /
Bahn aus?

Nur das die Bahn noch gar nicht privatisiert ist. Und tatsächlich: Dort wo private Bahnunternehmen tätig sind, soll der Service besser sein.

Was die Post angeht: Das Briefmonopol ist ja noch nicht gefallen. Aber ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo man auf Päckchen und Pakete bis zu zwei Wochen gewartet hat. Heute sind es maximal 2 Tage…

Oder bei der Bahn? … Abbau von Arbeitsplaetzen,

Abbau von Arbeitsplätzen ist nichts per se schlechtes, aber das begreift ja leider in Deutschland niemand.

Gruß

Anwar

Hallo,

Eigentlich „ein ketzerischer Gedanke“, der vor 20 Jahren, - auch noch vor zehn Jahren – als Abweichung von der Political-correctnes und dem Dogma, daß staatliches Wirtschaften nach Prinzipien der Vernunft schlecht und privates, weil gewinnorientiertes Handeln besser sei und Freiheit bedeute, noch mit Bann und Fluch bestraft wurde:

Also das ist wohl eine (un)bewußte? Verkürzung und Verdrehung, wenn hier behauptet wird, dass staatliche Unternehmen nach den Prinzipien der Vernunft geführt werden.
Das ist bestenfalls das ehrenwerte Ziel. Aber wird das dann in der Realität auch erfüllt? Wie genau definiert man das Ziel Vernunft, um hinterher den Erfolg zu messen?
Wir leben in einer limitierten Welt, da scheint es das Vernünftigste, wenn man mit den limitierten Dingen möglichst effizient umgeht. Und die Unternehmen, die eine Leistung am effizientesten Herstellen können, machten die größten Gewinne.
Die Frage ist also eher, warum dies staatlichen Unternehmen nicht gelingt, wobei ich mich hier gar nicht auf Gewinn sondern allein auf Effizienz beziehen will. Hierzu wurden hier schon mangelnde Anreize der führenden Akteure genannt.

Wenn ein Ministerium – oder meinetwegen auch eine Stiftung – in Krisenzeiten und Krisenländern und Regionen – Firmen gründet und dafür geeignetes Personal anstellt, wie jede AG oder GmbH und entsprechend ausbildet, um damit zu produzieren,
Arbeitsplätze zu schaffen

Ich frage mich immer wieder, warum dies in dieser Form formuliert wird. Es ist keine Aufgabe von irgendwem Arbeitsplätze zu schaffen. Die Unternehmen schaffen Leistungen, für deren Erschaffungen sie auch Arbeitskräfte brauchen. Das ist die logische Reihenfolge.

und um allgemeine Prosperität und auch das Staatseinkommen zu fördern, warum muß dies scheitern

Diese Frage ist berechtigt. Ich tippe für Deutschland einfach mal darauf, dass es im 21. Jahundert nicht mehr funktioniert mit Organisationsstrukturen/-methoden aus dem vorletzten Jahrhundert zu arbeiten. Von solchen Dingen wie Marketing bzw. Kundenorientierung möchte ich gar nicht erst anfangen. Welchen Grund hätte die Beamtenpost gehabt mehr als ein grünes, beiges, schwarzes und weißes Tastentelefon für den Endnutzer und ein analoges Telefonnetz anzubieten? Richtig, keinen.

und gilt deswegen als baba, als böse und verrucht?.

Na eben weil es regelmäßig scheitert. Welche Begründung braucht es noch?
Es ist naturgemäß nicht unmöglich, es sind wohl die eingefahrenen Methoden an denen es scheitert.

Grüße

Hi,

Arbeitsplätze zu schaffen

Ich frage mich immer wieder, warum dies in dieser Form
formuliert wird. Es ist keine Aufgabe von irgendwem
Arbeitsplätze zu schaffen. Die Unternehmen schaffen
Leistungen, für deren Erschaffungen sie auch Arbeitskräfte
brauchen. Das ist die logische Reihenfolge.

dankeschön! Ich ärgere mich ständig, daß ‚schaffen von Arbeitsplätzen‘ als die Leistung von Unternehmern hervorgehoben wird, als würden sie kein anderes Ziel verfolgen. Daß das nur ein unbeabsichtigter Effekt ist, der beim Geld verdienen entsteht und allenfalls billigend in Kauf genommen wird, scheint kaum Jemand wahrzunehmen.

Gruß Rainer

Hallo,

dankeschön! Ich ärgere mich ständig, daß ‚schaffen von
Arbeitsplätzen‘ als die Leistung von Unternehmern
hervorgehoben wird, als würden sie kein anderes Ziel
verfolgen. Daß das nur ein unbeabsichtigter Effekt ist, der
beim Geld verdienen entsteht und allenfalls billigend in Kauf
genommen wird, scheint kaum Jemand wahrzunehmen.

Na wenn es doch immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt wird, ist das doch kein Wunder, dass viele nicht wissen, wer auf dem Arbeitsmarkt Nachfrager und wer Anbieter ist.

Und solange das wohl gerade auch in der Politik so häufig der Fall zu sein scheint, habe ich da wenige Hoffnung, was staatliche Unternehmen angeht.

Grüße

Hi,

Arbeitsplätze zu schaffen

Ich frage mich immer wieder, warum dies in dieser Form
formuliert wird. Es ist keine Aufgabe von irgendwem
Arbeitsplätze zu schaffen.

Hallo Reiner,
Du hast entweder ungenau formuliert, was ich annehme, oder Du irrst:
Natürlich ist es u.a. Aufgabe des Staates, d.h. einer gewählten Regierung, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, d.h. Arbeitsplätze zu schaffen. Ob dies grundsätzlich über den Weg staatlicher Firmen möglich ist - und warum nicht - das ist meine Frage.

Hallo,

Du hast entweder ungenau formuliert, was ich annehme, oder Du
irrst:
Natürlich ist es u.a. Aufgabe des Staates, d.h. einer
gewählten Regierung, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, d.h.
Arbeitsplätze zu schaffen. Ob dies grundsätzlich über den Weg
staatlicher Firmen möglich ist - und warum nicht - das ist
meine Frage.

Dein Zitat war nicht von mir, Du hast den Teil erwischt, den ich zitiert hatte.

Natürlich ist es Aufgabe des Staates, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Das bedeutet aber nicht, daß der Staat Arbeitsplätze ‚schaffen‘ muss.
Der Staat muß die Rahmenbedingungen so gestalten, daß bei Unternehmen ein Arbeitskräftebedarf entsteht. Das passiert dann, wenn der Gewinn durch die Einstellung von Arbeitskräften steigt.
Leute Einstellen müssen schon die Unternehmen, das funktioniert besser, als würde der Staat die Leute selbst beschäftigen. Die Unternehmer tun das aber nicht, um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um Geld zu verdienen. Wenn dabei Arbeitsplätze entstehen … Auch gut.

Bei Aktinengesellschaften kann es aber durchaus passieren (und es passiert oft), daß der Gewinn durch die Entlassung von Arbeitskräften steigt und da kann der Staat durchaus eingerifen, denn das sind Rahmenbedingungen, die diesen Effekt hervorrufen.

Gruß Rainer