Bis jetzt dachte ich immer, weil ich es so gelernt hatte, das
W.A.Mozart, die Welt der klassischen Musik revolutioniert hat.
Es war wohl das modernste seiner Art.
Es gab und gibt sicherlich zu jeder Zeit Komponisten, die das „modernste seiner Art“ komponieren, das kann man sicherlich nicht für Mozart alleine in Anspruch nehmen.
Ich würde auch nicht behaupten, dass Mozart die klassische Musik revolutioniert hat, viele Sachen, die Mozart gemacht hat, sind aus der Entwicklung der Musik jener Zeit erklärbar. Mozart war sicherlich in mancher Hinsicht genialer, als andere Komponisten seiner Zeit, aber was hat er denn revolutioniert?
Angeblich waren vorher alle musikalischen Kompositionen auf
eine Art mathematischer Formeln aufgebaut.
Das hast du vielleicht mal im Musikunterricht mit halbem Ohr bei Bach aufgeschnappt.
So richtig habe ich das nie verstanden, aber egal.
Seit kurzem beschäftigt mich aber das Stück „Kanon“ von Johann
Pachelbel (1653-1706)
Eine sehr schöne Melodie, die vor kurzen auch zweckentfremdet
wurde.
Was ist denn „vor kurzem“. Pachelbel wird schon seit Jahrzehnten als Vorlage genommen, auch in der Popmusik.
Nachdem ich also versuchte, mit meiner Gitarre mitzuspielen,
viel mir sehr schnell auf, das die Melodie eine ganz einfache
Struktur hat. Ich meine, das man mit sehr wenigen Akkorden das
Lied begleiten kann. Es passt also sehr gut in unser Zeitalter
der Pop-Musik.
Ehrlich gesagt macht mich das stutzig. Ist es dann nicht so,
das der Komponist seiner Zeit viel weiter voraus war als
Mozart und wieso hat man praktisch jetzt erst wieder davon
gehört ?
Wieviele Akkorde brauchst du denn bei Mozart? Bei Pachelbel sind es immerhin 6 Akkorde, also bereits eine erweiterte Kadenz (Die Akkordfolge findet man auch in Mozarts Zauberflöte). Da die Akkordbegleitung bei Pachelbel ein Ostinato ist, liegt es in der Natur der Sache, dass die Anzahl der Akkorde begrenzt sein muss.
und wieso hat man praktisch jetzt erst wieder davon
gehört ?
Ich habe eine Aufnahme des Kanons aus den siebziger Jahren und ich meine, meine Noten wäre noch älter. Betrachtet man die gesamte Musikgeschichte, so ist das natürlich jetzt erst, aber ein großer Teil der Barockmusik war im 18. und 19. Jahrhundert einfach vergessen, weil es alte Musik war. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat man viele Kompositionen erst wieder entdeckt.