Das sogenannte lautieren

Hallo,

in den Klassen 1 und 2 war es erwünscht, dass die Kinder lautieren, also so schreiben, wie sie sprechen. Nun auf einmal in Klasse 3 sollen sie von jetzt auf gleich nach den Regeln der Rechtschreibung schreiben. Ich finde das unmöglich. Jedes Wort soll erst im sogenannten Findefix nachgeschlagen werden, so dass die Kinder gar nicht mehr wissen, welchen Satz sie eigentlich aufschreiben wollten. Ist das nur an der Schule meiner Tochter so schief gelaufen, oder geht es anderen auch so?

Viele Grüße
Sarah

Liebe Sarah!
Mittlerweile lernt mein viertes Kind mit dieser Methode Lesen und Schreiben, und die sogenannte „Schreib-Lese-Werkstatt“ wird in unserer Stadt viel und kontrovers diskutiert. Meinen eigenen Erfahrungen nach hat diese Methode viel für sich, aber nur dann, wenn einige Bedingungen erfüllt sind:

  • intensive und umfassende Vorbereitung durch den Lehrer. Die Methode ist nur dann erfolgreich, wenn der Lehrer bereit ist, sich auf jedes einzelne Kind und dessen individuellen Lernfortschritt einzulassen, aber das erfordert viel Arbeit.
  • Unterstützung durch die Eltern. Den Forderungen der Schule, die Kinder „machen zu lassen“ kann man in der ersten Zeit durchaus folgen. Wenn das Kind aber eine gewisse Sicherheit erlangt hat, sollte man (behutsam) auch korrigierend eingreifen (auch wenn die Schule davon nicht begeistert ist).
  • Verwendung eines Mischsystems. Die besten Erfahrungen habe ich mit Lehrern gemacht, die diese neue Methode mit Elementen anderer Methoden (je nach den Bedürfnissen der Kinder) kombiniert haben. Die „Hardliner“, wie du sie geschildert hast, verlangen tatsächlich den Beginn des Rechtschreibtrainings erst im 3. Schuljahr, und das ziemlich abrupt. Viel erfolgreicher aber ist der Beginn bereits im 2., z. T. sogar schon im 1. Schuljahr, dafür aber langsam und spielerisch.
    Dieser letzte Punkt wird bei uns besonders heiß diskutiert. Die „Hardliner“ behaupten, es würde durchaus genügen, den Kindern in der Grundschule ein „Rechtschreibgefühl“ zu vermitteln, während die weiterführenden Schulen eine gewisse „Rechtschreibsicherheit“ voraussetzen. Ausbaden dürfen diesen Streit wie immer die Kinder. Ich würde deshalb dazu raten, als Eltern möglichst früh auf Rechtschreibung zu achten, allerdings ohne die Kinder zu entmutigen. Die Freude am eigenen Können ist eine Lernmotivation, die nicht zu unterschätzen ist.
    Und gerade das scheint mir bei eurer Schule zu kurz zu kommen. Jedes Wort im Findefix nachzuschlagen ist ja nervtötend und nimmt einem jede Lust am Schreiben. Könnte es nicht sein, dass die Kinder im Moment nur den Umgang mit dem Wörterbuch lernen sollen? Dann wäre so ein Vorgehen allerdings gerechtfertigt.
    Mein jüngster Sohn hat eine Lehrerin, die bereits im 2. Schuljahr sehr auf Rechtschreibung achtet. Sie hat zu diesem Zweck eine „Wörterklinik“ (= Karteikasten) eingerichtet, wo „kranke“ (= falsch geschriebene) Wörter zunächst in die Aufnahme, dann auf die Intensivstation, dann aufs Krankenzimmer kommen und schließlich, wenn sie „gesund“ (= sicher beherrscht) sind, wieder nach Hause entlassen werden. Das fanden selbst wir Eltern so witzig, dass wir gerne mitgearbeitet hätten.
    Wie du siehst, hat diese Methode Vor- und Nachteile. Ich bin allerdings mit meiner eigenen Art damit umzugehen bisher sehr gut gefahren, und meine Kinder haben dabei recht gut rechtschreiben gelernt.

Viele Grüße,
Martina

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Mein jüngster Sohn hat eine Lehrerin, die bereits im 2.
Schuljahr sehr auf Rechtschreibung achtet. Sie hat zu diesem
Zweck eine „Wörterklinik“ (= Karteikasten) eingerichtet, wo
„kranke“ (= falsch geschriebene) Wörter zunächst in die
Aufnahme, dann auf die Intensivstation, dann aufs
Krankenzimmer kommen und schließlich, wenn sie „gesund“ (=
sicher beherrscht) sind, wieder nach Hause entlassen werden.

Hallo, Martina,
für diese Wörterklinik bekommst Du ein dickes Sternchen (bitte weitergeben). Ich finde das eine richtig tolle und creative Idee.
Gruß Eckard.

Liebe Martina,

ich muß mich jetzt ganz kurz fassen, da wir in ungefähr 2 Stunden in den Urlaub fahren. Daher komme ich auch erst jetzt zum Antworten - die ganze Packerei und bis man alles organisiert hat…

Jedenfalls wollte ich Dir für Deine tolle Antwort danken. Ein Sternchen hast Du von mir in jedem Fall bekommen :smile:. Beim nächsten Elternabend werde so einiges von Dir zum Besten geben!

Alles Liebe
Sarah

Hallo,

in den Klassen 1 und 2 war es erwünscht, dass die Kinder
lautieren, also so schreiben, wie sie sprechen. Nun auf einmal
in Klasse 3 sollen sie von jetzt auf gleich nach den Regeln
der Rechtschreibung schreiben.

Ja, da haben Sie wirklich Recht. Meiner Tochter geht es genauso.
Die Fehler und Lücken dürfen über 2 Jahre hin geschrieben werden und das ist so o.K. Plötzlich in der 3. werden die Fehler präzise benotet. Ich verstehe diese Methode überhaupt nicht.
Und ein Mischung wäre mir sehr Recht. Die Lehrerin meiner Tochter verrweigert Rechtschriebung mit den Kindern zu üben in der 3. Klasse. Ihre Noten entstehen durch 4 Sätzige geübte Diktate. Danach wird die Rechtschreibung nicht merh beachteet, bis zum nächsten geübten Diktat.
Sie legt Wert auf den Schreibfluß beim Aufsatz und korrigiert grundsätzlich die Fehler nicht.
ICh bin inzwischen wütend, da ich Ihre fehlenden Übungen Zuhause nicht in Heimarbeit ausgleichen kann. Jegliche Grundlagen der Rechtschreibung (Verlängerung, suche nach dem Wortstamm backen
die Bäckerei, … oder kurzer Selbstlaut, kurzer Vokal,
wie weiß ich von dem h in dehnen ) werden nicht trianiert !

Ich weiß nicht mehr weiter und finde das diese Methode
Grundlage für jegliches Schulversagen ist.

Ich finde das unmöglich. Jedes

Wort soll erst im sogenannten Findefix nachgeschlagen werden,
so dass die Kinder gar nicht mehr wissen, welchen Satz sie
eigentlich aufschreiben wollten. Ist das nur an der Schule
meiner Tochter so schief gelaufen, oder geht es anderen auch
so?

Viele Grüße
Sarah

Liebe Sarah!
Mittlerweile lernt mein viertes Kind mit dieser Methode Lesen
und Schreiben, und die sogenannte „Schreib-Lese-Werkstatt“
wird in unserer Stadt viel und kontrovers diskutiert. Meinen
eigenen Erfahrungen nach hat diese Methode viel für sich, aber
nur dann, wenn einige Bedingungen erfüllt sind:

  • intensive und umfassende Vorbereitung durch den Lehrer. Die
    Methode ist nur dann erfolgreich, wenn der Lehrer bereit ist,
    sich auf jedes einzelne Kind und dessen individuellen
    Lernfortschritt einzulassen, aber das erfordert viel Arbeit.
  • Unterstützung durch die Eltern. Den Forderungen der Schule,
    die Kinder „machen zu lassen“ kann man in der ersten Zeit
    durchaus folgen. Wenn das Kind aber eine gewisse Sicherheit
    erlangt hat, sollte man (behutsam) auch korrigierend
    eingreifen (auch wenn die Schule davon nicht begeistert ist).
  • Verwendung eines Mischsystems. Die besten Erfahrungen habe
    ich mit Lehrern gemacht, die diese neue Methode mit Elementen
    anderer Methoden (je nach den Bedürfnissen der Kinder)
    kombiniert haben. Die „Hardliner“, wie du sie geschildert
    hast, verlangen tatsächlich den Beginn des
    Rechtschreibtrainings erst im 3. Schuljahr, und das ziemlich
    abrupt. Viel erfolgreicher aber ist der Beginn bereits im 2.,
    z. T. sogar schon im 1. Schuljahr, dafür aber langsam und
    spielerisch.
    Dieser letzte Punkt wird bei uns besonders heiß diskutiert.
    Die „Hardliner“ behaupten, es würde durchaus genügen, den
    Kindern in der Grundschule ein „Rechtschreibgefühl“ zu
    vermitteln, während die weiterführenden Schulen eine gewisse
    „Rechtschreibsicherheit“ voraussetzen. Ausbaden dürfen diesen
    Streit wie immer die Kinder. Ich würde deshalb dazu raten, als
    Eltern möglichst früh auf Rechtschreibung zu achten,
    allerdings ohne die Kinder zu entmutigen. Die Freude am
    eigenen Können ist eine Lernmotivation, die nicht zu
    unterschätzen ist.
    Und gerade das scheint mir bei eurer Schule zu kurz zu kommen.
    Jedes Wort im Findefix nachzuschlagen ist ja nervtötend und
    nimmt einem jede Lust am Schreiben. Könnte es nicht sein, dass
    die Kinder im Moment nur den Umgang mit dem Wörterbuch lernen
    sollen? Dann wäre so ein Vorgehen allerdings gerechtfertigt.
    Mein jüngster Sohn hat eine Lehrerin, die bereits im 2.
    Schuljahr sehr auf Rechtschreibung achtet. Sie hat zu diesem
    Zweck eine „Wörterklinik“ (= Karteikasten) eingerichtet, wo
    „kranke“ (= falsch geschriebene) Wörter zunächst in die
    Aufnahme, dann auf die Intensivstation, dann aufs
    Krankenzimmer kommen und schließlich, wenn sie „gesund“ (=
    sicher beherrscht) sind, wieder nach Hause entlassen werden.
    Das fanden selbst wir Eltern so witzig, dass wir gerne
    mitgearbeitet hätten.
    Wie du siehst, hat diese Methode Vor- und Nachteile. Ich bin
    allerdings mit meiner eigenen Art damit umzugehen bisher sehr
    gut gefahren, und meine Kinder haben dabei recht gut
    rechtschreiben gelernt.

Viele Grüße,
Martina