Das St. Florian-Prinzipele

Guten morgen,

ich habe mir den Spaß gemacht, die Korrelation zwischen Wahlbeteiligung an der gestrigen Volksabstimmung und der Entfernung nach Stuttgart für die 56 größeren Städte zu berechnen: 0,77 (*)

Oder wie der Schwabe sagen würde: heiliges Bimbamle.

Und da wundern sich die Demonstranten, daß sich außerhalb von B-W kaum eine Sau für ihre Proteste interessiert hat. Schon im 67 Kilometer entfernten Sinsheim lag die Beteiligung nur bei knapp 35% (Stuttgart: 68%).

Grüßle

Christian

(*)Bis 0,7 spricht man von einer mittleren Korrelation, bis 0,9 von einer hohen.

Hallo,

Und da wundern sich die Demonstranten, daß sich außerhalb von
B-W kaum eine Sau für ihre Proteste interessiert hat.

Das habe ich eh nie verstanden. Etwas landeseigeneres als die Gestaltung und Investition der Infrastruktur gibt es wohl kaum - unter anderen Vorzeichen hätten sich jede Menge BWler (zu recht) darüber aufgeregt, wenn ein Hamburger oder Berliner sich in ein solch regionales Thema einmischen wollte.

In diesem Fall aber schien ein Zuspruch (für die Gegner) aus Flensburg mehr wert zu sein als die Stimme des eigenen Nachbarn, der sich vielleicht weniger kritisch über das Projekt äußerte.

Im übrigen sehe ich aus anderen Bundesländern auch eher Spott auf uns Hamburger und das Elb-Philharmonie-Desaster niederregnen als ernst gemeinte Vorschläge. Auch das finde ich recht normal.

Gruß

Anwar

Mich freuts nur, dass die Klatsche perfekt war:

Eine klares Votum für den Ausstieg und eine zu geringe Wahlbeteiligung wären Gift gewesen.

SO hingegen sollte mal langsam zumindest bei einigen Gegnern ankommen, dass es Zeit ist, das Ding endlich hinzunehmen.

Hallo,

Und da wundern sich die Demonstranten, daß sich außerhalb von B-W kaum eine Sau für ihre Proteste interessiert hat. Schon im 67 Kilometer entfernten Sinsheim lag die Beteiligung nur bei knapp 35% (Stuttgart: 68%).

Und wie sieht es bei der Zustimmung bzw. Ablehnung aus? Ich hätte ja vorher vermutet, dass es an der Quote scheitert, weil nur diejenigen wählen gehen würden, die dagegen sind. Aber das nun sogar eine Mehrheit zur Wahl gegangen ist und gegen das Dagegensein gestimmt hat, Respekt. Selbst in Stuttgart, der gefühlten Hauptstadt der Dagegenseier, hat eine Mehrheit gegen das Dagegensein gestimmt.
Und wenn das Projekt weiter so im Zeitplan liegt, werden die Grünen nicht mal ausreichend Gelegenheit haben es bis zur nächsten Wahl in ihren Ämtern und Behörden nenneswert zu behindern. Echt bitter.

Grüße

die schreiende Minderheit
Hallo,

Und da wundern sich die Demonstranten, daß sich außerhalb von B-W kaum eine Sau für ihre Proteste interessiert hat. Schon im 67 Kilometer entfernten Sinsheim lag die Beteiligung nur bei knapp 35% (Stuttgart: 68%).

Und wie sieht es bei der Zustimmung bzw. Ablehnung aus?

da wird es ein bißchen schwieriger. Während Stuttgart bei der Wahlbeteiligung ziemlich weit vorne lag, liegt es bei der Zustimmung bzw. Ablehnung irgendwo im Mittelwert. Tatsächlich waren bezogen auf die größten Städte (und mehr habe ich mir nicht angeschaut) nur 13 mehrheitlich für die Kündigung (die Hochschulstandorte Freiburg, Heidelberg und Tübingen auf den ersten drei Plätzen)

  • und diese 13 sind im Schnitt satte 133 Kilometer von Stuttgart entfernt.

Zusammenfassend kann man also sagen: dort wo die Wahlbeteiligung am höchsten war, war man a) näher dran und b) eher für das Projekt. Wer hätte das nach dem ganzen Theater gedacht…

In dem Zusammenhang fällt mir der von mir als Gegenstück zur schweigenden Mehrheit eingeführte Begriff der „schreienden Minderheit“ wieder ein.

Gruß
Christian

Flughafen München
Hi!
Beim Flughafen München wird es ähnlich ausgehen, fürchte ich.
Wer nicht betroffen ist, dem geht doch z.B. die zusätzliche Lärmbelastung am Allerwertesten vorbei.

Grüße
kernig

Hi,

In dem Zusammenhang fällt mir der von mir als Gegenstück zur
schweigenden Mehrheit eingeführte Begriff der „schreienden
Minderheit“ wieder ein.

in dem Zusammenhang würde ich ja sagen, dass Volksabstimmungen doch nicht so schlecht sind, wie immer alle behaupten, da das Volk ja angeblich so dämlich ist.
Zumindest wenn das Ergebnis eines ist, wo jetzt alle mit leben können müssen.

Gruß
T.

Schöne mühe hast du dir da gemacht… die Grafik des Statistischen Landesamts dürfte in Sachen Beteiligung ähnliches aussagen:

http://www.statistik-bw.de/Wahlen/Volksabstimmung%5F…

Abgesehen natürlich von Boris Palmer Land :wink:

Hallo,

Beim Flughafen München wird es ähnlich ausgehen, fürchte ich. Wer nicht betroffen ist, dem geht doch z.B. die zusätzliche Lärmbelastung am Allerwertesten vorbei.

Bin in der Tat weder vom Lärm am Flughafen München, noch dem eines anderen, betroffen.
Klär mal alle Nichtanrainer auf, worum es in München geht und welche Volksabstimmung vorgesehen ist.
Mich würde insbesondere interssieren, was geplant ist (Ausbau wahrscheinlich) und worüber in der Volksabstimmung abgestimmt wird (grundsätzlich dagegen? mehr Lärmschutz? eingeschränkte Flugrouten, -zeiten, Flugzeugtypen?) Und vor allem würde mich interessieren, wer sowas anstrengt, wenn die Erfolgsaussichten mangels Medieninteresse noch niedriger sein dürften
Im Gegensatz zu S21 scheint das Medieninteresse geradzu winzig.

Grüße

hallo,

das problem ist, dass es schnell gehen musste und die öffentlichkeit kaum zeit hatte, sich nach fast 20 jahren des angelogen werdens eine echte meinung zu bilden.

ich sollte noch vorweg nehmen, dass mir öffentliche verkehrsmittel und die stadt stuttgart an sich nichts bedeuten.

es gibt kein gewichtiges vernünftiges argument für s21, das wird gnadenlos offensichtlich wenn man sich mal ernsthaft damit beschäftigt und nicht nur zeitung liest (z.b. gutachten lesen, oder verstehen was ein taktfahrplan bedeutet, oder einfach mal zuhören was befürworter und gegner von sich geben, und noch viel mehr: wie sie sich verhalten).
von seiten der befürworter ist fast auschliesslich zu hören „das ist demokratisch legitimiert“.
will man sich nach argumenten für s21 erkundigen, dann muss man kontra s21 ressourcen konsultieren um überhaupt fündig zu werden, denn nur die setzen sich ernsthaft damit auseinander.

jetzt wird (wieder demokratisch legitimiert) ein sinnloses projekt realisiert, dessen ursprünge im grössenwahn der 90er jahre und der vetternwirtschaft einflussreicher interessengruppen liegen (es gab nie wirklich unabhängige gutachten), und das für die nutzer der bahn fast garnichts bringt, und dessen resultat weniger belastbar sein wird als der kopfbahnhof im heutigen zustand.

ist doch klar dass das unerträglich ist!
diese entwicklung kann den grünen eigentlich nur nutzen.

Gemecker ohne Ende
Hallo,

das problem ist, dass es schnell gehen musste und die
öffentlichkeit kaum zeit hatte, sich nach fast 20 jahren des
angelogen werdens eine echte meinung zu bilden.

ich nehme an, daß das Deine höchst objektive Einschätzung ist.#

es gibt kein gewichtiges vernünftiges argument für s21

Genau. Bahn, Land und Bund kübeln aus purer Langeweile Milliarden zum Fenster hinaus und alles, was in den letzten 20 Jahren dazu gesagt wurde und in der eigens erstellten Inforbroschüre zur Volksabstimmung steht, war und ist gelogen.

gutachten), und das für die nutzer der bahn fast garnichts
bringt, und dessen resultat weniger belastbar sein wird als
der kopfbahnhof im heutigen zustand.

Großprojekte lassen sich in den seltensten Fällen einfach mal eben in die Landschaft husten. Ich erinnere mich zum von vornherein zum Schweitern verurteilte Münchener Flughafen, der statt ein Provinzflughafen zu sein, nun zu den zehn größten Flughäfen Europas zählt. Ich erinnere mich an die ganz ganz furchtbare ICE-Strecke von Köln nach Frankfurt, die - nach allem was man hört - so furchtbar gar nicht ist. Ich erinnere mich an diverse Baumaßnahmen in meiner Heimatstadt (südliche Autobahnzubringer, Rheinufertunnel, die ein oder andere Rheinbrücke, die ein oder andere U-Bahnlinie oder - aktuell - den Köbogen), die in der Planungsphase alle ganz schrecklich waren (und sind), die Umwelt zugrunde richteten und den Untergang des Abendlandes erahnen ließen (und lassen), während im Nachhinein keiner mehr etwas gesagt haben will und sich die Lebensqualität in dieser Stadt in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert hat.

Die Gegner wollten den Volksentscheid, sie haben ihn - im Gegensatz zu den Gegnern vieler anderer Großprojekte - bekommen und damit hat sich das.

Gruß
C.

Hi,

mir sind schon als ich zum ersten Mal von S21 hörte, einige Argumente dafür eingefallen: Wie gerne hätte ich so einen Durchgangsbahnhof in München (Immer erwst eine halbe Stunde in die Stadt rein fahren, dann in die gleiche Richtung wieder ne halbe Stunde raus und dann um die Stadt rundrum, wenn man auf die andere Seite Bayerns will)! Und das ERgebnis einer solch großen Investition sehe ich immer unterwegs, beim Umsteigen, wenn ich meine Eltern besuchen fahre. DEr Kopfbahnhof ist dort zwar Kopfbahnhof geblieben, aber der gesamte Kopf wurde unterhöhlt, um Platz für 2 Stockwerke Shopping zu haben, Halle ausgebaut, insgesamt alles grundsaniert http://www.allianz-pro-schiene.de/bahnhof-des-jahres…

Ich habe auch ohne zu recherchieren nur durch gelegentliches Lesen hier im Forum Argumente für S21 geliefert bekommen. Weniger Leerfahrten von Zügen, mehr Pünktlichkeit, weniger Lärmbelästigung.

Und Deine LEseverstehensaufgabe für heute ist, in dem Text hier nach mehr Arbeitsplätzen zu suchen, die durch einen solchen Bahnhofsumbau geschaffen werden, als nur die Bauarbeiter.

die Franzi

Lokales, Nationales und die Alpenfestung
Hiho,

wie ich ab und zu im Vorfeld zum Besten gegeben habe, ging es um einen Bahnhof und einen Streckenabschnitt an den Magistralen (Dortmund)-Frankfurt-München-(Rosenheim-Brenner) und (Rennes)-Paris-Wien-(Budapest-Bucuresti-Constantia). Gar so lokal beschränkt ist dessen Bedeutung nicht.

Berlin (bzw. damals noch Bonn) hat sich übrigens einige Jahrzehnte lang in den Schienenverkehr im südlichen Baden-Württemberg durchaus heftigst eingemischt: Die Dampflokomotiven der westdeutschen „NATO-Reserve“ waren im Bahnbetriebswerk Ulm beheimatet, die Diesel in Kempten. Mit der Folge, dass Linien von der Bedeutung der Südbahn Ulm-Friedrichshafen-Lindau und der Illertalbahn Ulm-Memmingen-Kempten-Oberstdorf bis heute ohne Fahrdraht sind.

Hieraus eine Erklärung für die 75,5% Neinstimmen im Wahlkreis Biberach/Riss ziehen zu wollen, ginge allerdings ein bissel übers Ziel hinaus…

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

1 Like

Na für mich ist das durchaus ein Argument gewesen… kommt S21 nicht, rückt die überfällige Elektrifizierung der genannten Strecken in noch weitere Ferne.

heul doch!
dieses subjektive Gemecker geht mir so auf den Sack.
Letztendlich haben die Gegner durch Ihr Medienecho geblendet gemeint Oberwasser zu haben. Dem war nicht so. Ende.

Ich geb dir nur in einem Punkt gerne recht.
Die Abstimmung hätte 20 Jahre früher statt finden müssen… nicht im nachhinein.

Hallo Torsten,

(Ich) würde (…,) ja sagen, dass Volksabstimmungen
doch nicht so schlecht sind, wie immer alle behaupten, da das
Volk ja angeblich so dämlich ist.

Die Abstimmung war grenzwertig. Sie hätte nicht sein dürfen. Auf was sonst soll Verlass sein, wenn nicht auf die formal rechtmäßig verlaufene langjährige Planung des Projekt S21? Ist eine Volksabstimmung überhaupt das gleiche wie Formen einer direkteren Demokratie? Niemals.

Grüße _ mki _

Hallo,

Die Abstimmung war grenzwertig. Sie hätte nicht sein dürfen.
Auf was sonst soll Verlass sein, wenn nicht auf die formal
rechtmäßig verlaufene langjährige Planung des Projekt S21?

deswegen fängt man ja auch mit der Abstimmung beizeiten an, bevor sämtliche Verträge unterzeichnet werden. Dann kann sich hinterher weder vom Volk noch vom Vertragspartner jemand beschweren.

Ist eine Volksabstimmung überhaupt das gleiche wie Formen einer
direkteren Demokratie? Niemals.

Aber ja, und in manchen Gegenden funktioniert das auch, wenn sich nicht einige für viel schlauer als andere halten.

Gruß
T.

Hallo!

Ist eine Volksabstimmung überhaupt das gleiche wie Formen einer
direkteren Demokratie? Niemals.

Aber ja, und in manchen Gegenden funktioniert das auch, wenn
sich nicht einige für viel schlauer als andere halten.

Gruß
T.

So isses. Die Münchner haben - gegen die Beschlüsse des rot-grünen Stadtrats zur Autoabgewöhnung mittels Staus - durch Volksbegehren drei Straßentunnels erzwungen.
H.

Hi,

Keine Erklärung, nur eine Schilderung: Hier in der konservativen Provinz waren die Strassen und Gemeindeblattseiten gepflastert mit Plakaten und Anziegen die genau eine Aussage hatten: „Soooo viel Geld für den Ausstieg verballern, das wollt ihr doch nicht wirklich?“

Zur „Wahl“ am sonnigen Sonntag ging die Stammwählerschaft der schwarzen Partei in gepflegtem outfit direkt nach dem obligatorischen Kirchgang.
Die sind jetzt alle froh so viel Geld gespart zu haben und wenn dann irgendwann die echten Kosten auf dem Tisch sind werden sie wieder schön am Stammtisch bruddeln.
Mit den von Blumepeder des öfteren geschilderten Konsequenzen von S21 für den Rest des Ländles hat sich hier keiner wirklich auseinandergesetzt.

Gruss
M.