Hallo!
Seit etlichen Jahren gibt es in D kaum noch naturwissenschaftlich-technisch ausgerichtete Hochschulen und staatliche Forschungsinstitute ohne H2-Aktivitäten. Mit den Dissertationen zu allen erdenklichen Details der H2-Erzeugung, -Nutzung und -Speicherung kann man inzwischen eine größere Bibliothek füllen. Dazu kommen staatliche Fördermittel für einschlägige F&E in etlichen Unternehmen. Es gibt beträchtliche Aktivitäten für reversibel arbeitendes Equipment, das sowohl als Elektrolyseur, als auch als Brennstoffzelle arbeiten kann. Ein Schwerpunkt vieler Arbeiten liegt auf der Minimierung des Einsatzes teurer Edelmetalle, die als Katalysator gebraucht werden. Die erzielten Fortschritte sind beachtlich. Es dauert nicht mehr lange - keine halbe Dekade - bis sich Brennstoffzellen in großen Stückzahlen billig herstellen lassen. Ähnliches gilt für Elektrolyseure mit sehr einfachem Aufbau. Parallel zu diesen Aktivitäten wurden Technologien zur Erzeugung von Reinstwasser sowie die Technik von Verdichtern und Speicherbehältern in Richtung bezahlbaren Equipments weiterentwickelt. Die Zielsetzungen der vielfältigen Aktivitäten reichen von Dekarbonisierung der Mobilität, über Haustechnik bis zu tragbaren Anwendungen.
H2 hat massebezogen die etwa dreifache Energiedichte von Benzin und Diesel, hinterlässt bei seiner Verbrennung nur blitzsauberes Wasser und steht unbegrenzt zur Verfügung, ohne dafür Kriege zu führen, unappetitliche Machthaber bei Laune halten oder die Umwelt belasten zu müssen. Ach ja, das bisschen noch benötigte, nur begrenzt auf der Erde vorkommende Edelmetall lässt sich praktisch vollständig recyceln (sofern wir nicht wie bisher z. B. unsere Altautos nach Afrika verhökern, wo das Recycling nicht möglich ist, während es in D Unternehmen mit dem erforderlichen Know-How gibt).
Es geht bei H2 um Minimierung des CO2-Ausstoßes in seiner besten Form, nämlich auf genau Null, es geht um die Schonung endlicher Ressourcen und bald geht es auch ums Geldverdienen und um wirtschaftliche Vorteile für die gesamte Volkswirtschaft. H2 wird nämlich absehbar billiger als Rohölprodukte (eine Roland Berger Studie behauptete zwar das Gegenteil, aber die Autoren machten Fehler - ein Schelm, der Böses dabei denkt).
Linde und Air Liquide haben sich schon positioniert, das Oligopol der Erdölleute durch eine Alleinstellung in H2-Erzeugung und Distribution abzulösen. Wird aber nicht in der erträumten Form gelingen, weil sich die gesamte Technik von Wasseraufbereitung, über Elektrolyse bis zur Verdichtung alsbald so preiswert darstellen lässt, dass autark arbeitende Anlagen zur Stromversorgung etwa eines Einfamilienhauses und zum Betrieb eines oder weniger Brennstoffzellenautos wirtschaftlich darstellbar werden. Dann braucht man neben der Technik nur Regenwasser und Sonne und hat Strom fürs Haus und Treibstoff fürs Auto. Wer möchte, kann sich in wenigen Jahren solche Anlage in den Garten stellen, ohne Umweltrisiken nötigenfalls auch ins Überflutungsgebiet, auf ein größeres Hausboot, in den Regenwald ohne irgendwelche Infrastruktur oder an jede Windkraftanlage, die statt still zu stehen H2-Erzeugung und Verdichtung versorgt. Dabei sind in Organisation und Finanzierung ähnliche Modelle wie bei der autarken Stromversorgung einiger Gemeinden denkbar.
Soll heißen: Wer nach vielen Jahren intensiver F&E (übrigens auch in den USA) jetzt Einlegen von Leerlauf oder Rückwärtsgang propagiert, noch längere Zeit Öl verheizen und womöglich zurück zur Steinkohle will und glaubt, damit einen Blumentopf gewinnen zu können, ist schlecht informiert, von Partikularinteressen für die wirtschaftlichen Chancen blind gemacht oder einfach nur doof.
Gruß
Wolfgang