Es ist bemerkenswert, in welche Richtung und gegen welche politische Uberzeugung dem Begriff eine eindeutige „politisch korrekte“ Wertung und Begründung für die Wahl von Seiten der Jury gegeben wurde. Eine politische, sicherlich keine sprachliche Entscheidung der GfdS:
Immer größere Bevölkerungsschichten sind in ihrem Widerwillen gegen »die da oben« bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren.
http://gfds.de/wort-des-jahres-2016/
Diese Ansage ist, man entschuldige meine Ausdrucksweise, faktenbefreiter Bullshit. Das Nachplappern einer denunzierenden Bundeskanzlerin.
Postfaktisch bedeutet jedenfalls im Sinne politischer Vorgaben nun, dass genau eine bestimmte politische Ausrichtung, egal ob Politiker oder Bürger, jenseits von Fakten handelt (s. auch PS).
Was aber bedeutet dann die ergebnis- und erfolglose OSZE-Konferenz hinsichtlich der Fakten Krieg/Opfer/Flüchtlinge, wenn nicht im eigentlichen Sinne des Wortes postfaktisch?
Oder die Ignoranz der Kanzlerin gegenüber dem Parteibeschluss in Sachen Doppelpass, wenn nicht im eigentlichen Sinne des Wortes postfaktisch?
Kann man den Begriff postfaktisch für diese Formen der Faktenignoranz dann durch unmenschlich im ersten Falle und undemokratisch im zweiten Falle ersetzen?
Franz
Post-faktisch.
Der Begriff an sich ist sprachlich unlogisch, ein debiles Konstrukt. „post“ in der Bedeutung „nach“ ist nur falsch. Fakten sind stets vorhanden. Aber selbst die GfdS findet dazu nur eine halbherzige Begründung, indem sie die Begriffe „antifaktisch“ oder, besser, „kontrafaktisch“ nahelegt.
http://gfds.de/wort-des-jahres-2016/#postfaktisch
Tatsächlich werden Entscheidungen nicht „nach“ oder „gegen“ Fakten getroffen, sondern stets in Abwägung (also parallel) zu Fakten getroffen. Welche immer das auch sein mögen.
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