Das Zittern der Kelten

Hallo Rolf,

Cäsar und J.Flavius scheinen nicht die einzigen Zeitzeugen des
Todes Jesu gewesen sein.

Cäsar warl wohl nicht, wie schon geschrieben wurde.

Ew gibt eine alte irische Überlieferung die berichtet
folgendes:

ich habe in einem Buch über Druiden (ich glaube es war von Jean Markale) gelesen, daß Jesus eine Druidenausbildung erhalten haben soll. Grundlage der Theorie war, daß Jesu Leben für ca. 20 Jahre eine Lücke aufweist, zwischen der ersten Predigt als zehnjähriger und sein späteres Wirken als ca. 30jähriger und eine Druidenausbildung auch ca. 20 Jahre dauert.

Spinnt man das weiter und nimmt Telepathie als Kommunikationsmedium dazu, könnte das mit Deiner Theorie hinhauen.

Gandalf

Die Weisheit der Brahmanen
die kannst du nur erahnen
wenn du selbst Brahmane bist
was leider unzutreffend ist.

Cäsar und J.Flavius scheinen nicht die einzigen Zeitzeugen des
Todes Jesu gewesen sein.

…kleinen Verschreiber :wink:

Es muß natürlich Tacitus heißen, damit sollte es stimmen.

Also, Rolf -
der Tacitus macht’s um keinen Deut besser. Zunächst einmal: als Zeitzeugen bezeichnet man Menschen, die ein historisches Ereignis selbst miterlebt haben. Dies trifft in Bezug auf die Kreuzigung Jesu weder auf Tacitus noch auf Flavius zu. Es handelt sich nicht einmal um Zeitgenossen - Flavius Josephus wurde 37 u.Z. geboren; Publius Cornelius Tacitus 55 u.Z.

Das sog. Testimonium Flavianum (Antiquitates Judaicae XVIII 3,3) ist darüber hinaus eine Fälschung des dritten Jahrhunderts, wie aus Origenes (185-254 u.Z.) Schrift Contra Celsum I,47 eindeutig hervorgeht. Auch Justin (ca. 100 - 165 u.Z.), Tertullian (ca. 150 - ca. 230 u.Z.) und Cyprian (ca. 200 - 258 u.Z.), die Josephus Flavius sonst als Quelle genutzt haben, beziehen sich nicht auf dieses angebliche „Testimonium“ - das tut erst Eusebius (260-339 u.Z.).

Aus Tacitus’ Annalen 15,44 - um 116 verfasst - geht lediglich hervor, dass Tacitus die Behauptung, der Urheber des „verderblichen Aberglaubens“ der „Chrestianer“ sei durch Pontius Pilatus hingerichtet worden, glaubte. Tacitus hatte keinerlei Anlass, an diesem aus seiner Sicht alles andere als günstigem Zeugnis zu zweifeln. Dass er die Angelegenheit selbst nicht näher untersucht hat bzw. sich auf eine unzuverlässige Quelle stützt geht wiederum daraus hervor, dass er Pontius Pilatus als Prokurator bezeichnet. Tatsächlich war Pilatus jedoch Präfekt. Der nicht unbedeutende Unterschied zwischen einem Prokurator und einem Präfekten war Tacitus (selbst 112 - 116 Prokonsul der Provinz Asia) natürlich bekannt. Die Stelle bei Tacitus ist lediglich ein Beleg dafür, wie die urchristliche Jesusüberlieferung um 64 u.Z. aussah - nicht dafür, dass sie auf historisch verbürgten Ereignissen beruht.

Eine Quelle für Deine irische Legende kenne ich nicht - in den bekannteren Annalen, die in vorchristliche Zeit zurückreichen (Annals of Inisfallen, Annals of the Four Masters) und in der Lebensbeschreibung des hl. Columban (Betha Choluim Chille, sie setzt mit Abraham ein) findet sich jedenfalls nichts dergleichen.

Freundliche Grüße,
Ralf

2 Like

ich glaub, ich habe Dein Buch gefunden:

http://www.celtoslavica.de/sonnenkreuz.html

In dem Manuskript des Lebor Lagin (»Buch von Leinster«, um 1150) ist eine irische Sage erhalten (Version A nach Meyer), die dieses Erleben indirekt widerspiegelt. Die Sage Aided Conchobuir handelt vom Tod des Königs Conchobar von Ulster: Während einer Schlacht dringt Conchobar eine aus Hirn und Kalk gefertigte Kugel in den Kopf, die nicht mehr entfernt werden kann. Aus diesem Grund darf er sich nicht mehr erregen, da er sonst an der Verletzung sterben müßte. »So ging es bis zu dem Tag, an dem er hörte, daß [Jesus] Christus von den Juden gekreuzigt wurde. Dieses Verbrechen brachte die gesamte Natur zum Erbeben. Himmel und Erde bebten (…) »Was bedeutet dies Zeichen?», fragte Conchobar seinen Druiden. »Welch großer Frevel wird heute begangen?» [Und der Druide erzählt Conchobar, daß in diesem Moment in Palästina Jesus Christus gekreuzigt wird.] »Das Wesen, das gerade gekreuzigt wurde, ist in derselben Nacht wie du geboren, aber nicht im selben Jahr.» Da glaubte Conchobar an Jesus Christus. Er ist der eine von zwei Menschen in Irland, die sich vor der Ankunft des Glaubens zum Wahren Gott bekannten.« Conchobar gerät nun derart in Zorn über das Unrecht, das Jesus Christus angetan wird, daß er an seiner Verletzung stirbt.

Hallo

Vielen Dank. Vermute, daß es die Geschichte ist. Sie wäre dann aus dem ULSTER-Zyklus.

Damit hätte man auch die Zeit von Conchobar und seinen Mannen gefunden.

gruß
rolf

Hallo Ralf

Danke für die detaillierte Aufklärung.

gruß

Hallo,

Schliemann folgte keiner Legende, sondern einer Sage, die
wirklich historisch überliefert war. Mehr noch: Er grub nach
einer Vergangenheit, die es logisch einfach gegeben haben
mußte, er suchte die Vorgänger der klassischen Griechen. Die
mußten ganz enfach Spuren hinterlassen haben. Und daß er dabei
den Haupttreffer gelandet hat, war einmal das ergebnis einer
jahrelangen zielstrebiugen Arbeit und zum anderen auch ein
wenig Glück.

Und doch hat er nicht das Troja gefunden, das er suchte, sondern eine Nachfolgesiedlung, erst sein Kompagnon Wilhelm Dörpfeld, der zurückblieb um noch ein wenig weiterzugraben, fand das Troja Homers (also die Schichten die später dafür gehalten wurden, auch von anderen, die 6. oder 7. Siedlungsschicht).
Gruß Susanne

ich glaub, ich habe Dein Buch gefunden:

http://www.celtoslavica.de/sonnenkreuz.html

Ah ja, das Lebhar Laighneach (Book of Leinster) oder Lebhar na Núachongbála (Book of Noughaval). Die „Kugel“ war übrigens das versteinerte Gehirn von Mesgegra, König von Leinster. Eine englische Übersetzung der Geschichte kann man hier nachlesen: http://www.maryjones.us/ctexts/conchobar3.html

Bleibt mir nur noch, zu zitieren, was der Autor des Book of Leinster an anderer Stelle (am Ende der Erzählung vom Rinderraub von Cooley, Táin Bó Cúailnge) schreibt:

„Aber ich, der ich diese Geschichte oder besser Fabel niedergeschrieben habe, schenke den verschiedenen Ereignissen, die in ihr berichtet werden, keinen Glauben. Denn manche Dinge darin sind Täuschungen von Dämonen, andere poetische Erfindung; einige sind wahrscheinlich, andere unwahrscheinlich während wiederum andere zum Ergötzen närrischer Menschen gedacht sind.“
(von mir nach der englischen Übersetzung Cecile O’Rahillys übersetzt)

Freundliche Grüße,
Ralf