Dateien löschen = “recyceln”?

Hallo, wenn ich mit dem üblichen Datei-Explorer unter Windows 11 z.B. im Ordner "Fotos” 800 Dateien auswähle und die Entfernen-Taste drücke, werden sie in den Papierkorb verschoben und bleiben dort, bis sie “endgültig gelöscht” oder “wiederhergestellt”, also in den ursprünglichen Ordner zurückverschoben werden. Während des Löschvorgangs erscheint über der grafischen Verlaufsanzeige dieser Text:

800 Elemente werden von Fotos recycelt

(S.a. Bild unten.) Kann man diesen oben beschriebenen Vorgang tatsächlich als "Recyceln” bezeichnen? Also das Verschieben von Dateien in den Papierkorb zumeist in der Absicht, sie kurzum ganz zu löschen - passt hier der Ausdruck "Recyceln” genau? Oder was passt besser?

PS.
Nach meiner Erinnerung lautet die Meldung in Windows 10 genauso. Wie heißt es in MacOS oder allgemein in anderen Dateiverwaltungen?
Auch "endgültig gelöschte” Dateien kann man zumindest mit einem Zusatzprogramm eventuell “wiederherstellen”. Ob der Ausdruck „Wiederherstellen“ genau passt, möchte ich erst später diskutieren.

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Kleiner Tipp: wenn Du Umschalt + Entfernen drückst, werden die Dateien direkt gelöscht! (Ohne Umweg über den Papierkorb).

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Sprachlich gesehen ist der Begriff „recyclen“ hier nicht angebracht, bedeutet das doch, dass die Datei irgendwo anders und ggf. in einer anderen Form wiederverwendet wird.
Angemessener fände ich „in Papierkorb verschieben“. (Wobei es kein „Papierkorb“ ist, sondern ein „Dateikorb“ - aber das hätte wieder eine andere Bedeutung …) Weil Windows diesen Speicherort aber als Papierkorb bezeichnet, kann man ihn konsequent so verwenden.
Das endgültige Löschen könnte man als „schreddern“ bezeichnet.

IT-ler werden allerdings zu recht „in Papierkorb verschieben“ und „schreddern“ kritisieren - wird die Datei doch weder verschoben bzw. noch zerstört. Für den Nutzer sieht es halt nur so aus.

Gruß Bombadil

Damit ist der Speicherplatz gemeint. Er ist dann zum erneuten beschreiben frei gegeben. So lange das nicht geschehen ist, kann man mit Hilfsprogrammen die Daten/Bilder wieder „ausgraben“:

Wie kommst Du darauf? Die ITler, mit denen ich bisher zu tun hatte (und das sind Einige), würden dich schief ansehen, wenn das nicht „verschieben“ genannt wird. Entweder weil sie die Analogie zur realen Welt kapiert haben oder weil sie sich gar nicht bewusst sind, dass ein Verschieben über die Basisprozesse eines Rechners innerhalb des gleichen Laufwerks eigentlich ein Umbennen ist.

Selbst den Programmierern der entsprechenden Windows-Prozesse scheinen das nicht zu wissen. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, warum Windows daraus tatsächlich einen Kopiervorgang mit anschließendem Löschen der Quelldatei macht, während in der Konsole via REN(AME) das gleiche Endresultat bringt

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Hallo, Danke für Eure Kommentare.

Das hatte ich auch gedacht. Diese Formulierung fände ich viel klarer.

Also müssten sie korrekt etwas schreiben wie „Der Speicherplatz von 800 Dateien wird freigegeben zum Neu-Beschreiben“?
Aber das stimmt ja nicht, die Dateien liegen ja einstweilen noch im Papierkorb, wo sie ebenfalls Speicherplatz blockieren.
Die Formulierung „Der Speicherplatz von 800 Dateien wird freigegeben zum Neu-Beschreiben“ wäre für meinen Geschmack auch zu indirekt, so etwa wie „Ich gebe den Ablageplatz dieses Zettels frei“ statt „Ich werfe den Zettel weg“ oder „Dieses Krankenhausbett wird zu Weihnachten frei sein“ im Liebesfilm um eine Todkranke.

Da stand „von Fotos recycelt“, also der Speicherplatz im Ordner „Fotos“ wird freigegeben. Was sich sonst noch auf deiner Festplatte befindet, ist in diesem Moment egal.

Wie der ganze Vorgang beschrieben wird liegt am Übersetzer. Da kommen manchmal Fehler in der Bedeutung raus, da rollen sich einem die Fußnägel hoch.
Gerade bei technischen Übersetzungen wissen die Übersetzer oft nicht, was sie da vor sich haben.

Bitte nicht!

Schreddern bezeichnet ja das Zerschneiden / Zerreißen von Papier, mit dem primären Zweck, den Inhalt unlesbar zu machen.

Im Digitalen gibt es den Begriff auch, da wird der von der Datei belegte Platz auf der Platte überschrieben. So gibt es z.B. das Tool File Shredder dafür. Zugegeben, es gibt noch andere Begriffe genau dafür (wipe, (secure) erase,…). Aber man sollte das Wort „Schreddern“ ganz sicher nicht verwenden, wenn der Dateiinhalt noch auf der Platte bleibt.

Apropos…
Ich spreche mal bildlich…

Eine Festplatte ist wie ein Aktenordner mit Seiten drin. Der Chef (Computer) dikiert, was auf welche Seite geschrieben werden soll, die Sekretärin führt das aus, und überschreibt eine Seite auch, wenn da bereits was steht. Und der Chef weist die Sekretärin an, Seiten vorzulesen. Sie hat aber generell keine Ahnung davon, was auf welche Seite steht, und ob das noch gebraucht wird. Das weiß alles nur der Chef.

Will der, dass nicht mehr benötigte Daten wirlich nicht mehr lesbar sind, wird er anweisen, irgendwas anderes auf die entsprechenden Seiten zu schreiben, sie also zu überschreiben.

Moderne SSDs verwenden dünneres Papier und spitzere Stifte, weshalb die Sekretärin viel, viel schneller schreiben und auch lesen kann - allerdings nutzt sich dieses Papier ab. Damit das nicht zu einem Problem wird, sagt der Chef der Sekretärin, zumindest, welche Seiten nicht mehr benötigt werden. Wann immer sie nun etwas auf eine bestimmte Seite schreiben soll, schaut sie erstmal, ob es evtl. freie Seiten gibt, deren Blätter weniger abgenutzt sind, und tauscht die gegen das der zu beschreibenden Seite aus.

Das mit dem „irgendwas diktieren um Daten zu überschreiben“ ist jetzt doof, denn die Sekretärin tauscht ja die Blätter vorher aus, und das Überschreiben führt zu Abnutzung… Aber sie weiß ja, welche Seiten nicht mehr benötigt werden, und hat die strikte Anweisung, diese Seiten auf keinen Fall vorzulesen.

Im Klartext: Gelöschte Dateien auf einer SSD sind weg, die ganzen Rettungsprogramme nutzen nichts, und schreddern ist nicht notwendig. Oder doch?

Der Chef diktiert sehr oft Kurznotizen aus 2-3 Sätzen, jede auf einer Seite. Bald sind alle Seiten belegt, obwohl die alle zu 90% leer sind. Ist halt doof, daher überlegt er sich, dass er auch viele Kurznotitzen auf eine Seite schreiben lassen kann. Das führt aber dazu, dass es Seiten mit mehreren Kurznotizen geben kann, von denen manche benötigt, und andere nicht benötigt werden - die Seite insgesamt also benötigt wird. Die Sekretärin liest die auch gern komplett vor!

Im Klartext: Normalerweise belegt jede Datei ein oder mehrere ganze Sektoren (Seiten). Dateisysteme wie NTFS und BTRFS sind aber in der Lage, sehr kleine Dateien zusammen in einem Sektor unterzubringen, so dass solch kleine gelöschten Dateien wiederherstellbar sind.

(Sorry, Sonntag Nachmittag, Langeweile und so…)

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Du übersiehst, dass Windows eine festgelegte Größe für den Papierkorb reserviert. Aufgrund diesem Mechanismus wird der Speicherplatz beim Verschieben in den Papierkob tatsächlich für Anwendungen freigegeben.

Das ist hier sogar sehr naheliegend. Immerhin ist die Übersertzung von „Papierkorb“ im Englischen „recycle bin“.

Naja, nicht allgemein.

Äh, um welches BS ging es doch gleich?
Ach ja, Windows 11.
Und was steht in deiner Übersetzungsliste?

Doch … allgemein. Wer meint, dass es für ein Wort nur eine passende Übersetzung gibt, hat das System Sprache noch nicht verstanden.

Das weiß auch leo.org (die Du leider nicht als Quelle angeben hast). Andernfalls würde dort nicht „waste“ auftauchen, denn das steht (1:1 übersetzt) für „Müll“, nicht für Papierkorb. Aber genauso, wie es im Deutschen „in den Müll werfen“ gibt (was ganz streng genommen quasi falsch ist), ist es halt trotzdem eine verständliche Verwendung … und dann wären da noch Dialekte u. ä.

„recycle bin“ wird nicht weniger richtig, nur weil es Alternativen gibt.

Der eigentliche Punkt in diesem Fall ist aber, dass der Übersetzer (bzw. die Übersetzungs-Software) „recycle bin“ vor sich hat, welches ins Deutsche übersetzt werden soll. Da ist es vollkommen irrelevant, welche Übersetzungsmöglichkeiten es von „Papierkorb“ ins Englische gibt.