Datensammlung

Hallo,

vor einiger Zeit gab es hier eine Diskussion über Datensammlung/Vorratsspeicherung, u.a. diese:

/t/wieso-gegen-dna-fingerabdruck-datenbanken/6468487/10

Der Spiegelartikel vom heutigen Tage

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,79…

zeigt auf, dass es offenbar um den Datenschutz bei polizeilichen Maßnahmen doch nicht so gut gestellt ist, wie man immer wieder beteuert. Die eingesetzte Software geht lt. diesem Artikel weit über das hinaus, was das BVerfGericht als zulässig erklärt hat. Wenn Daten vorhanden sind - legal oder illegal - gibt es immer wieder Begehrlichkeiten, diese zu nutzen. Soll der Bürger wirklich „auf Teufel komm raus“ überwacht werden?

Wie ist eure Meinung dazu?

Gruss

Iru

Hallo,

es passt in die immer unerträglicher werdende Kette von Verfassungsbrüchen der Politik, die so die Demokratie gefährdet.

Seinerzeit wurde schon die Vorratsdatenspeicherung gekippt, die Wahlrechtsreform für die Bundestagswahlen ist nach wie vor nicht umgesetzt worden, trotz mehrfacher Ermahnungen aus Karlsruhe.

Zugleich werden Milliarden zur Gewinnmaximierung von Banken (nichts anderes sind der Rettungsschirm und die Griechenlandhilfe) in allerkürzester Zeit durch das Parlament geprügelt und man beschließt eine unerhörte EFSF-Ermächtigung. Abweichler unter den Parlamentariern werden wüst beschimpft. Die immer neuen Milliarden, die da beschlossen werden, stehen - genauso wie der Bundeswehreinsatz in Afghanistan - im klaren Widerspruch zum Willen der Bevölkerung.

Jetzt wieder so eine Aktion, bei der staatlicherseits über die Stränge geschlagen wird. Die Bürger sind nicht blöd und erkennen, dass hier nicht irgendein einzelner Fehlgeleiteter sein böses Spiel treibt, sondern tatsächlich von offiziellen Organen gegen die Verfasung verstoßen wird.

Und dann wundert man sich, dass die Menschen nicht mehr zu den Wahlen gehen oder massenweise Protest wählen. Wenn wenigstens klare Worte, dass Verfassungsbrüche nicht geduldet werden und deutliche Konsequenzen gezogen werden, aus den Bundesbehörden oder der Regierung kämen. Aber nichts dergleichen!

All dieses sind kleine Nadelstiche, die die Demokratie gefährden und die Politik schläft bzw. macht munter mit. DDR reloaded.

Leider wirken die Systemmedien daran mit. Von kritischem Journalismus kann heute kaum noch die Rede sein: dass Griechenland gerade dabei ist 400 Panzer zu kaufen konnte man der deutschen Presselandschaft lange Zeit nicht entnehmen. Dafür werden die Titelseiten, Schlagzeilen und Sondersendungen mit Apple-Hofberichterstattung rund um das neue iPhone und Steve Jobs gefüllt, so als wäre das wichtig für die Mehrheit der Bevölkerung. Wäre es ein Einzelversagen könnte man das noch gelassen betrachten, aber es zog sich ja flächendeckend durch alle Medien.
Ich rate jedem, „Das Medienmonopol“ zu lesen! Man bekommt es als pdf frei im Netz und danach hat man die Mechanismen verstanden.

Wenn dem Esel zu wohl ist, geht aufs Eis tanzen…

MecFleih

Hallo,

das bringt überhaupt nichts…weil
die
organisierte Kriminalität
weitaus besser asugerüstet ist als es die Ermittlungsbehörden sind.
Gleiches gilt auch für den Terrorismus…

Will man wirklich „Erfolg“ haben,so muss man der OK die Lebensgrundlage entziehen…zum B. durch Hasch auf Krankenschein…
Es ist immer wieder erstaunlich,wie „Lernunwillig“ doch Politiker sind…(um nicht andere Begriffe zu gebrauchen…).

Die USA haben es doch in den Jahren 1919 bis 1933 „vorgemacht“…
Das Alkohol-Verbot führte nur zu Kriminalität und satten Gewinnen…

Hi,

Die eingesetzte Software geht lt. diesem Artikel weit über das hinaus, was das BVerfGericht als zulässig erklärt hat. Wenn Daten vorhanden sind - legal oder illegal - gibt es immer wieder Begehrlichkeiten, diese zu :nutzen. Soll der Bürger wirklich „auf Teufel komm raus“
überwacht werden?

Wie ist eure Meinung dazu?

Mittlerweile weiß man nicht mal genau, wo dieser Bundestrojaner eigentlich herkommt. Es würde mich nicht wundern, wenn sich die Geschichte als Fake herausstellen sollte.

Gruß S

Hallo,

Es würde mich nicht wundern, wenn sich die Geschichte als Fake herausstellen sollte.

insgeheim befürchte/hoffe ich das auch.

Gruss

Iru

Meiner Meinung nach ist die technische Recherche des CCC wahrscheinlich wie so oft zutreffend…

Alleine mir fehlt:

  • Wer ist tatsächlich derjenige der das Ding zum Einsatz gebracht hat
  • Aufgrund welcher richterlichen Beschlusslage
  • eben der „politisch-juristische“ Hintergrund

Gruss HighQ

Ich kann dir das Untersuchungsergebnis bereits nennen: das war mal wieder ein übereifriger Programmierer in der beauftragten Firma oder irgendein ganz unbedeutender, kleiner Abteilungsleiter, die das in Eigenregie ohne Wissen irgendwelcher Führungen initiiert haben. Man hat die erweiterten Funktionen aber nie benutzt weil man um deren Existenz ja auch gar nicht wusste. Und NATÜRLICH hat man das Programm jetzt sofort aus dem Verkehr gezogen und modifiziert. Selbstverständlich alles nur eine kleine, unbedeutende Panne irgendwelcher verwirrter Mitarbeiter unteren Ranges…

MecFleih

Hallo,

Aber genau das ist es, was ich bemängele. Wenn man die Möglichkeit hat, Daten zu erheben, wird es gemacht. Zunächst werden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dann wird es ausgedehnt. Ist ja elastisch, unser Recht. Und plötzlich werden Daten erhoben, die eigentlich gar nicht erhoben werden dürften.
Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass sowas gemacht wird (immerhin hat die StA bei mir die entsprechenden Blätter aus meiner Strafakte entfernt, da sie zugegebenermaßen rechtswidrig erhoben wurden. Es war aber ein Kampf, bis sie es zugeben mussten) und bin deshalb sehr empfindlich in solcherart Ermittlungen. Daten wecken immer Begehrlichkeiten und es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis jemand diesen Begehrlichkeiten nachgibt.

Vor 30 Jahren war es noch einfach, da gingen wurden Telefonate abgehört und das war’s. Heute sind die Kommunikationsmittel und auch andere Daten automatisch abruf- und kontrollierbar. Wer Daten und Informationen hat, hat Macht. Und die will schließlich jeder haben. Deshalb bin ich auch entschiedener Gegner von Vorratsdatenspeicherungen.

Gruss

Iru

Aha…

und was hat das mit illegalen Abhöraktionen zu tun?

Iru

Hi,

es hat auch sehr viel mit 2 Phänomenen zu tun:

  • zum einen völlige Ahnungslosigkeit vieler politisch Verantwortlicher. Denen fehlt Basiswissen unterster Stufe um überhaupt zu kapieren, über was sie reden. Ich hab’ jetzt keine Lust Links herauszusuchen, aber es gibt diese Interviews von Kinderreportern mit Politikern, wo Fragen wie „Was ist ein Browser?“ gestellt werden - und die Damen und Herren wissen sowas nicht. Das sind keine Reportagen von 1995, sondern aktuelle, gerade ein paar Wochen alt.
    Solchen Leuten können ihre Sachverständigen natürlich „alles“ erzählen, die werden ihren „Experten“ glauben - und da das meist interessierte Lobbyisten sind kommen anschließend nicht die besten Empfehlungen und Lösungen, sondern das, was irgendwer gerne zum eigenen Nutzen anbringen möchte, zum Zuge.

  • in der politischen Kultur der letzten Jahre ist immer mehr eine Meinungsdiktatur etabliert worden. Wenn Bush sagt „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“, wenn Merkel von „alternativlos“ redet oder man Dinge als „systemrelevant“ bezeichnet, wird ein vernünftiger Diskurs unterbunden.
    Bei der Datensammelwut wird auch immer argumentiert, dass es unumgänglich sei weil man den internationalen Terror anders nicht bekämpfen könne und unterschwellig wird vermittelt „Wenn ihr Deutschen, die ihr mit Gartenzwergen vorm Einfamilienhäuschen im Wolkenkuckucksheim lebt, nicht wollt, dass der Terror und die Bomben aus der Tagesschau auch in eure Stadt kommen, dann müsst ihr auch für das datensammeln unserer Behörden sein.“ Und es finden sich auch immer schnell willfährige Systemschafe, die mit dem „Ich habe nichts zu verbergen, warum sollte ich dagegen sein?“-Spruch kommen.

Da kommen wir allerdings in den Bereich der allgemeinen politischen Kultur und ich hatte das schon in meinem anderen Posting angesprochen: selten hatte man das Gefühl, dass die Politik so unbeeindruckt über den Bürgerwillen hinweggeht wie es heute der Fall ist.

Andererseits ist die Welt natürlich auch komplexer geworden. Simples Telefon-Abhören oder Post-Überwachen war mal die Heile-Welt-Lösung der 1960er und 1970er-Jahre. Heute laufen die Deals elektronisch und global. Das stellt die Strafverfolgungsbehörden durchaus vor das Problem, ein gewisses Spinnennetz auslegen zu müssen. Wenn man erstmal 3 Tage auf einen richterlichen Beschluss warten müsste um 3 Emails abfangen zu dürfen, dann gute Nacht, Marie…

Wünschenswert wäre, wenn es darüber einen generellen Diskurs gäbe - und zwar als generelles Konzept für die Zukunft, nicht nur punktuell da, wo irgendein neuerlicher Verfassungsbruch diskutiert werden muss.

Gruß,

MecFleih

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Hallo,

wohl kaum…genausowenig, wie immer noch von den Providern
(Trotz des Urteils des Bundesverfassunsggerichtes)
Verbindungsdaten aufgezeichnet werden länger als „erlaubt“…

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Hallo,

sehr viel…weil es sich um blinden Aktionismus
handelt…

Kriminalistische Arbeit war schon immer „Fußarbeit“…
man muss wissen was auf der Strasse los ist…und das kann man nicht im Cyberspace…dazu braucht man den realen Kontakt zum Volk…
Denn Terroristen sind selten auch bei ihren eigenen Landsleuten beliebt…egal ob es „Otto“ aus der Heide oder „Ahmed“ aus Kairo ist, der normale Bürger will nur eines…sein Leben leben…seine Kinder groß bekommen und sein Geschäft (oder Arbeit) gut machen…

Anstelle von Computerprogrammen sollte man mehr Migranten in den Polizeidienst holen…das wäre effektiver.

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Hallo,

Kriminalistische Arbeit war schon immer „Fußarbeit“…
man muss wissen was auf der Strasse los ist…und das kann
man nicht im Cyberspace…dazu braucht man den realen Kontakt
zum Volk…

Klingt zwar toll, stimmt aber nicht. Die Kriminalität hat viele Erscheinungsformen. Woher stammen denn deine kriminalitischen Erkenntnisse bzw. welche Ermittlungen hast du geführt?

Gruss

Iru

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