Dauer zw. Neumond u. Sichtbarkeit Neulicht ?

Hallo liebe Astronomen,

ich bin astronomischer Volllaie und hab mich vor Jahren mal mit der Frage der Sichtung des Neulichts im Raum Palästina (Beobachtungsort Jerusalem: +31°46’45 nördl. Breite & +35°13’29 östl. Länge) befasst, aus historischen Gründen. Jetzt möchte ich an meiner historischen Untersuchung weiterarbeiten, stehe allerdings etwas ratlos vor meinen damaligen Neulicht-Rechercheergebnissen, da ich nicht mehr so recht weiß, wie ich damals darauf gekommen bin und mir die veralteten Standardwerke von Ideler u. Ginzel auch nicht wirklich weiterhelfen können. Es geht mir um die früheste mögliche Sichtbarkeit des Neulichts nach dem Neumond (bei angenommenen optimalen Sichtbarkeitsbedingungen).

Ich habe mir damals zusammengereimt:
Zur Zeit der Frühlingstagundnachtgleiche erscheint das Neulicht in den Breiten Palästinas frühestens 18 Std. nach der Konjunktion, zur Zeit der Herbsttagundnachtgleiche frühestens 42 Std., zur Zeit der Sommer- und der Wintersonnenwende etwa 30 Std. nach Neumond. Von Tag zu Tag im Jahr rückt der früheste Zeitpunkt also ca. 8 Min. vor bzw. zurück.

Kennt sich da jemand aus und kann mir sagen, ob das überhaupt stimmen kann? Oder ich gliedere meine Fragen besser mal:

Ist zur Zeit der Frühlingstagundnachtgleiche die Weile vom Neumond zum Neulicht am kürzesten? (Und liege ich da mit ca. 18 h für die Breiten Palästinas richtig?)

Ist entsprechend zur Zeit der Herbsttagundnachtgleiche die Weile vom Neumond zum Neulicht am längsten? (Stimmen da für meine Breite ca. 42 h?)

Stimmt es, dass zu den Zeiten der Sommer- u. Wintersonnenwende die Zeit zwischen Neumond und Neulicht ungefähr den Mittelwert beträgt?

Und wenn das alles so wäre, kann ich dann (von diesen Fixpunkten ausgegangen) einfach die Dauer von Tag zu Tag im Jahr proportional steigen bzw. sinken lassen?

Ich weiß, dass man eigentlich mit Schoch oder noch besser mit Yallop rechnen müsste. Aber solche Rechnungen übersteigen meine astronomischen Fähigkeiten und meine Liebe zum Aufwand bei Weitem. Es geht mir nicht um exakte Ergebnisse, sondern ich bin auf der Suche nach so was wie Faustformeln, mit Hilfe derer ich mich näherungsweise im Jahr orientieren kann.

Für Antworten und Tipps wäre ich Euch riesig dankbar!

Liebe Grüße
Robert

Hallo Robert,

hast Du mal nach „Mondphasen“ gesucht? Es gibt sehr viele Treffer, sehr vieles aus dem Bereich „Astrologie“, dort habe sie eine große Bedeutung. Egal ob man jetzt an die Auswirkungen glaubt oder nicht, werden sie dort genau berechnet.

Ich habe einfach mal einen Link herausgenommen, der auf weitere verweist, die wohl den theoretischen Hintergrund liefern. Ich habe diese jetzt nicht verfolgt, da es kein Thema ist, das mir „unter den Nägeln brennt“. Aber vlt. ein Anfang. Der Zeitraum umfaßt zwar nicht den Ursprung unserer Zeitrechnung, aber ist wohl mittels der Hinweise erweiterbar.

http://www.maa.mhn.de/StarDate/mondphasen.html

HTH

Gruß Volker

Hallo Volker,

erst mal herzlichen Dank für Dein Mitdenken!

Die Seite ist auch interessant für mich; kannte ich auch noch nicht.
Jedoch gibt sie hinsichtl. der Mondphasen nur die 4 Hauptphasen wieder. Die Neumonde von weit in der Antike bis heute stellt auch die Seite der NASA bereit. Mein Problem ist ja das Neulicht!!!, die erste schmale Sichel, welche sich 1-2 Tage nach Neumond i. d. Abenddämmerung zeigt (zumindest bei guter Witterung). Die neue Sichel kann halt mal früher u. halt mal später nach dem Neumond gesichtet werden u. die antiken Orientalen haben mit der Sichtung ihre Monate eingeläutet.
Ich will unbedingt wissen, ob es da irgendwelche Regeln gibt, wie sich die Dauer zw. Neumond u. Neulicht übers Jahr verteilt.
(Nebenbei: Mir ist bewusst, dass selbst wenn wir uns an einem Jahrpunkt befinden würden, an dem die früheste Sichtung nach 18h möglich wäre, der Neumond aber bsplw. morgens 4.00 Uhr einträte, das Neulicht frühestens in der Abenddämmerung am nächsten Tag, also grob 38h später beobachtet werden konnte.)

Liebe Grüße
Robert

Hallo Robert, Dein Problem hängt mit der „Steilheit“ der Ekliptik (Ekl) bei Sonnenuntergang zusammen. Die Sonne steht immer (definitionsgemäß) auf der Ekl, der Mond (fast) auch (kaum mehr als 5° drüber oder drunter). Liegt die Ekl sehr flach, gehen Sonne und Mond (kurz nach Neumond) gleichzeitig unter. Steht die Ekl sehr steil, geht die Sonne schon bald weit vor dem Mond unter, und man hat schon früh Neulicht.

Darum stimmt Dein Zusammengereimtes. Am 20.März Sonnenuntergang in Jerusalem steht die Ekl steil. 90°-32°+23° = 81° (Äquatorebene -Breite + Schiefe der Ekl). Bei Sonnenaufgang liegt die Ekl flach, 90°-32°-23° = 35°.

Am 23. Sept sind die Morgen-Abend-Verhältnisse umgekehrt.

An den Sonnenwenden steht die Ekl morgends und abends etwa 55° steil (90°- 35°) und damit zwischen den anderen Werten.

Der zeitliche Abstand zw Neumond und 1. Sichtbarkeit hängt allerdings stark davon ab, wie nahe Neumond dem folgenden Sonnenuntergang liegt. Dadurch kannst Du zwischen gerade nicht sichtbar und gerade sichtbar schnell einen Sprung von 24 Stunden haben. Gruß, eck.

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