DDR-Abitur in Mathe?

Guten Tag,

ich schreibe 2010 Abitur in NRW. Bei Mathe (grundkurs) schaff ich so 7-11 Punkte, aber ich mag das Fach nicht wirklich. Daher will ich mit Freunden vor Weinachten die Prüfungsvorbereitung richtig starten. Denke, das macht weniger Stress und so. Übers internet haben wir Aufgaben vom DDR-Matheabi gefunden. (Wir lernen zuviert, zwei machen LK, gleicher Lehrer!!) Wir mussten feststellen, dass sogar die LK-Schüler bei manchen Aufgaben keine Lösung wußten!
Wer weiss also, wie das DDR-Abi in Mathe gemacht wurde? So viel ich weiss, wurde in der DDR zentralabi und G8 gemacht (wie in NRW). Stand zumindest mal in der Zeitung. Als GKler verstehe ich nicht, dass die LKler ratlos vor der Aufgabenstellung sitzen und sagen, dass der oder der stoff nicht drangenommen wurde. Die Lehrer erzählen die Lehrpläne müssten entrümmpelt werde, da die Schüler dengleichen Stoff nicht in G8 schaffen können und dass G8 schlechter als G9 ist. Im TV hört man aktuell ständig, dass die DDR Ende der 80er kaputt war, Wirtschaft im Eimer, politisches System am Ende, aber wie geht unter diesen Bedingungen so ein schweres Abitur? Für uns ist das widersprüchlich!!

Tschö

Rubens

Hi,

naja zunächst einmal hat wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nichts damit zu tun, wie schwer ein MAtheabi ist.

Um mal ein paar Diskussionsgrundlagen in die Runde zu werfen (du hast auch mich jetzt auf den Gedanken gebracht - aber ich habe keinen Überblick übdr die Mathestundenzahlen in Westdeutschland, nur meine Erinnerungen an meinen Matheunterricht in der DDR - Mathe 2 aufm Abizeugnis - und die Stundenzahlen aus meinem eigenen Unterricht)

Ich habe ein paar von meinen alten Hausaufgabenheften (unddamit alten Stundenplänen) hier, und habe für Klasse 3, 6, 7, und 9 jeweils 6 Stunden Mathematik pro Woche. Ich erinnere mich auch, dass sehr viel Wert auf Kopfrechnen gelegt wurde. Auch nach Einführung des Taschenrechners (7. Klasse glaub ich, Schuljahr 85/86 war das, ich war einer der ersten Jahrgänge) wurde viel Wert auf Überschlagsrechnungen gelegt und auf die ähigkeit, Werte z.B. aus Logarithmentabellen abzulesen. Alles Dinge die das logische Denken fördern undviele Rechenoperationen erleichtern, weil man weiß, was man tut - und nicht nur darauf vertraut, dass das der Rechner schon macht.Auch methodisch haben wohl unterschiede geherrscht. Habe einer befreundeten Mathelehrerin (West) mal erzählt, dass ich mich noch ganz bildlich an die Einführung des Integrierens erinnere, wie da unter dem Graphen die Fläche bestimmt wurde, in dem man für alle Punkte von a bis b (oder was auch immer die Variablen waren) der WErt bestimmt und zusammenaddiert wurde. Schien eine Eingebung fü sie gewesen zu sein, das mal so vorzumachen, vielleicht das Ganze mal so aufzuziehen.
Auch waren bei uns viel früher alle Naturwissenschaften auf dem Lehrplan. Ab der 5. Bio, Greographie, Physik und zusätzlich dann ab der 7. Chemie, nur in der 10. Klasse Astronomie. Alles Sachen, die ja die Mathematik als Hilfswissenschaft brauchen.
Überhaupt habe ich das Gefühl, dass in der DDR die Naturwissenschaften einen höheren Stellenwert hatten - sie waren genauso wichtig wie Sprachen.

Nur mal so hingeworfen, ich bin selber gespannt, was bei der Diskussion rauskommt.

die Franzi

Guten Abend.

Überhaupt habe ich das Gefühl, dass in der DDR die
Naturwissenschaften einen höheren Stellenwert hatten - sie
waren genauso wichtig wie Sprachen.

Eher sogar wichtiger. Entscheidend war aber wohl tatsächlich die Art der Wissensvermittlung, und da kann ich, im Gegensatz zum DDR-Unterricht, nur aus eigener Erfahrung sagen, dass die DDR-Mathematikbücher - ich habe hier z.B. die Kleine *lol* Enzyklopädie Mathematik, die von sich behauptet, den Mathestoff bis zum Abitur abzudecken, im Jahr 1984 in Bembelhausen verlegt, aber von DDR-Profs konzipiert und seit 1963 dort im Einsatz … Das Ding schlägt erstens beim Runterfallen ein Loch ins Laminat, bisher aber auch noch jedes westdeutsche Mathematikwerk, das ich in meine unqualifizierten Pfoten bekam (sind schon ein paar), kostete seinerzeit 39 DM, als „Mathematik für Irgendwasler, die sonst nix mit Mathe zu tun haben“ nach Westmasche schon 59 kostete, und zwar pro Band, von denen es drei gab.

Und es deckt Gebiete ab, die man in der BRD längst aus dem Abi geschmissen hat, wie die sphärische Trigonometrie und das komplette Vermessungswesen und noch andere Schweinereien. Wenn das das DDR-Matheabi im Jahr 1984 war, dann habe ich keine weiteren Fragen …

das aktuelle Mathe-Abitur Hessen (zentral) deckt (für Abendschulen, da weiß ichs, am Tag liege ich in meinem Sarg) noch nicht einmal die Analysis halbwegs vernünftig ab - wie eine gebrochen rationale Funktion integroren/differenzoren wird, weiß ein hessischer (Abend)Abiturient schlicht nicht, jedenfalls nicht aus dem Unterricht, weil nur ganzrationale und Exponentialfunktionen drankommen, und von letzteren auch nur die mit Eule.

Wenn man einer hessischen Abendschul-Matheklasse 12 (G9-Philosophie) ein paar Rechentricks mit Logarithmen vorführt, dann fallen die vom Sockel … wir haben uns mit den Dingern so um 1976 herum noch massiv beschäftigt - OK, das war noch mit Tafeln usw., die heute wirklich niemand mehr braucht - und lernten damit umzugehen, und zwar in der Sek I Klasse 8 und 9.

Sitzt aber jemand, der seine Erstbeschulungserfahrungen aus östlichen Bezirken (DDR,PL,RUS … egal) hat, in dieser Klasse, dann drehen die im Matheunterricht plötzlich auf, dass einem die Tränen kommen. Das ist ein ziemlich deutlicher Hinweis, finde ich.

Gruß Eillicht zu Vensre

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Guten Tag,

Übers internet haben wir Aufgaben vom
DDR-Matheabi gefunden. (Wir lernen zuviert, zwei machen LK,
gleicher Lehrer!!) Wir mussten feststellen, dass sogar die
LK-Schüler bei manchen Aufgaben keine Lösung wußten!

tja

Wer weiss also, wie das DDR-Abi in Mathe gemacht wurde? So
viel ich weiss, wurde in der DDR zentralabi und G8 gemacht
(wie in NRW). Stand zumindest mal in der Zeitung. Als GKler
verstehe ich nicht, dass die LKler ratlos vor der
Aufgabenstellung sitzen und sagen, dass der oder der stoff
nicht drangenommen wurde.

Du vergleichst zwei Schulsysteme. Wie soll ein LKler den Stoff des Schulsystems beherrschen, in dem er nicht ausgebildet wurde?
Das kann er doch gar nicht.

Die Lehrer erzählen die Lehrpläne
müssten entrümmpelt werde, da die Schüler dengleichen Stoff
nicht in G8 schaffen können und dass G8 schlechter als G9 ist.

wenn Du den Lernstoff von 9 Gymnasialschuljahren in 8 komprimierst, schmiert zwangsläufig etwas ab.
Es sei denn, man wäre konsequent aus Ganztagsschulge gegangen.

Im TV hört man aktuell ständig, dass die DDR Ende der 80er
kaputt war, Wirtschaft im Eimer, politisches System am Ende,
aber wie geht unter diesen Bedingungen so ein schweres Abitur?
Für uns ist das widersprüchlich!!

wiederum vergleichst Du Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Glaubst Du, Menschen, denen es wirtschaftlich schlecht geht, verlernen gleichzeitig das Denken?

Mathematik als Wissenschaft hatte im gesamten Ostblock einen hohen Stellenwert.
Warum?
Im Gegensatz zu anderen naturwissenschaftlichen Fächern ist der „Geräteaufwand“ und damit die volkswirtschaftlichen Aufwendungen minimal.

ich arbeite in einer naturwissenschaftlich bestückten Bibliothek und erlebe jeden Herbst, wenn die Erstis ihr Studium beginnen, dass die jungen Damen und Herren die Ohren anlegen, sobald es ins mathematische Vorsemester geht. Und das ist „nur“ der Stoff von G9 in 6 Wochen kurz wiederholt.

Sei gewarnt!
Geli

Und es deckt Gebiete ab, die man in der BRD längst aus dem Abi
geschmissen hat, wie die sphärische Trigonometrie und das
komplette Vermessungswesen und noch andere Schweinereien. Wenn
das das DDR-Matheabi im Jahr 1984 war, dann habe ich keine
weiteren Fragen …

Oh, ich hatte gerade 1984 mein Mathe-Abi gemacht :wink:
Die Inhalte der Lehrpläne wechselten auch in der DDR mehrmals im Laufe der Zeit, so kann ich mich an sphärische Trigonomie in der Schule überhaupt nicht erinnern (damit hatte ich später im Studium dann auch Schwierigkeiten), während mein Vater davon schwärmte :wink:

Auf jeden Fall gilt: es gab zentrale einheitliche Lehrpläne für das ganze Land, es gab mehr Mathematikstunden pro Woche, da konnte also auch mehr Stoff abgehandelt werden als heutzutage.

LG Beatrix

Wenn du genaue Infos suchst, dann frag mal Reinerlein. Der Kennt sich damit sicher aus.

Ui, das scheint eine sehr interessante Diskussion werden zu koennen :smile:. Also in Bayern macht man glaub ich nur im Leistungskurs die gebrochenrationalen Funktionen, ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, die gemacht zu haben, aber meine Schwester (hatte LK) hat immer drueber geflucht. Ich erinnere mich noch sehr bildhaft an die Ober- und Untersummen fuers Integrieren, unser Lehrer hat uns die rechnen lassen bis zum geht nicht mehr. Kapiert worums geht hab ich leider trotzdem nie… Toll fand ich diesen ganzen Geometriekram, ich wusste einmal in meinem Matheschuelerleben wovon der Mensch da vorne redet :smile:.
Aber wenn die DDRler sechs Mathestunden die Woche hatten, ist ja eh irgendwie klar, dass da mehr reinpasst. Wir hatten in der 10. Klasse glaub ich mickrige drei Stunden. Da kann man nicht sonderlich viel bei lernen… Besonders weil bei uns ja die ganzen Matheschwachmaten drin waren, es war ja der sprachliche Zweig. Unser Mathelehrer in der 9. hat immer versucht, uns zu erklaeren, wir haetten doch eher den Mathezweig nehmen sollen, wenn wir schlecht in Mathe sind, weil man dann mehr Uebung kriegt. Das Argument, dass die ja auch mehr Stoff haben, hat er nicht gelten lassen… Aber ich denke, ein paar Mathestunden mehr haetten mir eher nicht geschadet.
Ich hab auch mal gehoert, dass der Matheunterricht in der DDR viel alltagsnaher war. Aber ob das stimmt, weiss ich natuerlich nicht…

Hi,
ich bitte um Entschuldigung, aber bis auf den Hinweis, dass eine schlechte wirtschaftliche Lage nciht bedeutet, dass die menschen dass Denken verlernen, ist das so ziemlich… naja. Ich möchte ja, dass du meine Antwort liest.
Unterschiede des Bildungssystems: Mathe ist Mathe. Ein MAthelehrer West versteht unter Integrieren (binomischen Formeln, Dreisatz, …) das gleiche wie ein Mathelehrer Ost es getan hat (ich habe sogar, wenn auch eher zufällig, eine Mathekollegin auf eine methodische Idee zum Vermitteln des Integrierens gebracht. Als Englischlehrerin. Weil ich mich an meine erste Stunde zum Integrieren damals in der DDR erinnerte. Und weil Mathe eben Mathe ist).
In der DDR haben wir das Abitur nach 12 Jahren gemacht. Übrigens waren von der 1. - 10. Klasse alle in einer Schule, die Klassen waren auch nicht nach Fähigkeiten geteilt oder so. Die, die Abitur wollten, sind nach der 10. Klasse (und bestandenerAbschlussprüfung) auf eine andere Schule gegangen und haben dort nach zwei Jahren das Abitur bekommen. Der Grund für die wenigen Mathe- (und sonstigen Naturwissenschafts-)stunden in der Bundesrepublik liegt in der großen Betonung der Sprachen. In der DDR hatte man Deutsch und Russisch, und wenn man in alen Fächern gute Leistungen hatte,m durfte man (je nach Schule) Englisch oder Französisch lernen.
Nicht nur Mathematik, alle Naturwissenschaften hatten einen hohen Stellenwert. Über das, ws du da dir über die volkswirtschaftlichen Aufwendungen zusammenfantasierst, … wir hatten ab der 5. Klasse Physik undBiologie, ab der 7. Klasse Chemie, alle Fächer durchgängig bis zur 12. Klasse. Jede Woche wurde experimentiert, vom Lehrer mehr alsdas, von den Schülern mindestens so viel. Mit Chemikalien. Wir haben ein Radio gebaut, Lichtbrechung beobachtet, Salze ausgefällt. die Menge des in einer Flüssigkeit gelösten Salzes bestimmt, …

die Franzi

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Hi,

da habe ich wohl vorhin etwas in deiner Antwort falsch verstanden. Klar können die Schüler Sachen nicht kennen, die ihnen nicht beigebracht worden sind. Wobei ich es schon interessant fionde, dass sie auch ratlos vor Aufgaben saßen, voon denen sie anscheinend wußten, worum es geht. Das ist dann doch erstaunlich, genauso wie die Tatsache, dass in das DDR-Abitur anscheinend mehr Stoff hineinging als in das NRW-Abitur. Was sich vermutlich durch die höhere Wochenstundenanzahl erklären läßt, wie ich anderswo schon geschrieben habe.

die Franzi

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