DDR-BRD: Erwerbstätigkeit der Frau negativ stigmat

Hallo ihr Lieben,

möglicherweise könnt ihr mir weiterhelfen.
Heutzutage ist es ja so, dass die Frauen in der DDR gerner und selbstverständlicher arbeiten, obgleich sie Kinder haben. Das hat mit dem Kommunismus und der besseren Gleichberechtigung von Frau und Mann zu tun. Vielleicht könnt ihr es mir aber noch genauer erklären!? Wie kam es dazu?
In der BRD hingegen halten sich Traditionen länger und die Frau geht hier mit Kindern seltener und ungerner arbeiten als dies in der DDR der Fall war. Weil sie früher auch negativ stigmatisiert wurden.
Was bedeutet das? Negativ stigmatisiert? Inwiefern? Was wurde ihnen denn negativ angeredet?

Ich freue mich auf zahlreiche Antworten und hoffe, ich habe dann den Durchblick geschafft:smile:
Viele Grüße & vielen Dank für die Mühe.

Hi,

Negaive Stigmatisierung:
Das alte Rollenbild war, dass der Mann arbeitet und die Frau sich um den Haushalt kümmert. Diese Arbeitsteilung war solange sinnvoll, wie es diese ganz tollen Küchengeräte, Fertiggerichte etc nicht gab und man auch Brot etc. selber machte.
Mann und Frau mussten nur dann arbeiten, wenn ein Einkommen eben nicht reichte, um die Familie zu versorgen. Das war auch in der Bundesrepublik lange genug so - nur, wenn der Mann ein ausreichendes Einkomen hatte, konnte es sich die Frau leisten, zu Hause zu bleiben - es ist also ein Statussymbol, wenn ein Einkommen reicht.
In der DDR reichte ein Einkommen selten aus, um die gesamte Familie zu versorgen. Es gab aber vom Staat genug angebote, um die Kinder zu versorgen - Hortplätze, Kindergartenplätze, Nachmittagsangebote in der Schule, billige und reichliche Schulspeisung. Und die Kinder waren schnell selbständig - mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule, nach der Schule alleine Hausaufgaben machen und sich was zu essen machen etc.

Ob nun da aus der Not eine Tugend gemacht wurde, oder ob es von Anfang an der Plan war, dass beide arbeiten, darf der geneigte Leser selbst entscheiden. Aber diese Wahrnehmung, dass im Westen die Frau „arbeiten muss“ und im Osten die Frau „arbeitet“, die fällt mir schon auch auf. Und, dass es im Osten selbstverständlich ist - genauso, wie es übrigens selbstverständlich ist, dass der Mann Hausarbeiten und Kindererziehung übernimmt (meine Schwägerin kommt selten auf die Idee, mal zu kochen… das macht mein Bruder, und der bäckt auch meistens. Sie putzt und wäscht, und er erzieht das Kind) - während eine Frau im Westen sich damit schmückt, dass sie eine Karriere hat und somit emanzipiert ist. Leider scheint es auch zu einer emanzipierten Frau zu gehören, dass man eben keine Kinder hat…

die Franzi

Servus, Zuckerpuppe,

das war nicht so, sondern ist es noch immer. Ich denke mal, du bist einige jahre jünger als ich und hast im Bereich Gleichberechtigung noch nicht so viel erlebt.

Es herrscht immer noch die Meinung, das Kind sei unbedingt auf die ständige Gegenwart der Mutter - seltsamerweise nicht des Vaters - angewiesen. Eine Frau, die ihre Kinder in den Hort oder Kindergarten schickt, um arbeiten zu können, ist eine Rabenmutter und karriere- oder geldgeil (selbst wenn zwei Einkommen zum Überleben benötigt werden).
Eine Frau, die nicht stillen will, ist angeblich absolut egoistisch. Gut, Stillen mag ja am Anfang gut fürs Immunsystem sein, aber warum nicht nach einiger Zeit auf die Flasche umstellen? Ganze Generationen sind damit gut aufgewachsen. Aber heutzutage ist so eine Frau eine Rabenmutter. Aber wenn sie stillt, kann sie das Kind natürlich auch nur schlecht bzw. nur umständlich zu einer Tagesmutter oder auch nur einem Babysitter geben.

Der Mann ist natürlich dann arbeitsmäßig außen vor. Aber es soll auch Männer geben, die ihr Baby gern mal füttern würden.

Mit 10 oder 11 habe ich mal meine Mutter gefragt, warum sie im Gegesatz zu anderen Müttern in der Schule arbeiten geht.
Als sie meinte, sie könne aufhören, aber dann könnten wir uns bestimmte Dinge nicht mehr leisten, und schon gar keinen Urlaub, war ich entsetzt und meinte sofort, sie solle weiterarbeiten.

Heute wird wie gesagt erwartet, daß die Mutter ständig für das Kind da ist und sich aufopfert. Gleichzeitig wird sie dann aber als „Hausmütterchen“ geringgeschätzt.
Zu meiner Zeit war es halt unvermeidlich, daß Kinder auch mal von anderen betreut wurden, weil Mami arbeiten mußte. Das hat aber die Selbständigkeit immens gefördert.
Und während heute 12-Jährige von ihren Eltern noch einen Babysitter aufs Auge gedrückt bekommen, haben wir mit 11 und 12 Jahren bereits unser Taschengeld mit Babysitten bei den Babys und Kleinkindern unserer Verwandschaft aufgebessert.

Vieleicht waren das einige Denkanstöße.
LG Manu

Hallo,

ich stimme beiden unten genannten Antworten nur zum Teil zu, weil

  1. DDR:
    Hier würde ich als einzigen Grund eben nicht sehen, dass das Geld nicht ausreichte, um die ganze Familie zu versorgen. Ich kann mich gut erinnern, dass mir mehrere ehemalige DDR-Bürger gesagt haben: Geld hatten wir eigentlich genug, wir konnten uns nichts dafür kaufen. Ich denke, da gab es durchaus auch politische Gründe
    a) Frauen gehörten somit zum „sozialistischen Gesamtsystem“: die Idee war ja (bitte nicht erschlagen, wenn ich das jetzt nicht sooo super genau erläutern kann, ich lasse mich auch gerne eines besseren belehren!), dass alle gemeinsam zum Wohle des staates beitragen, ohne dass die einen „besser“ und die anderen „schlechter“ waren. Also gehörten auch die Frauen dazu, die wirtschaftlichen Zielvorgaben zu erreichen.
    b) die DDR war ja nun mal nicht nur Trallala, sondern auch ein Überwachungsstaat. Wer aber nicht drin ist im System, den kann man hinsichtlich seiner politischen Einstellung auch nicht überwachen. DAs gilt für Frauen wie für Kinder.
    Kinder so früh wie möglich in dieses System zu integrieren war auch die Möglichkeit, sie so früh wie möglich zu beeinflussen, bzw. sie für dieses System einzunehmen.

Dieser Link hier beinhaltet eine Hausaufgabe, die zu dem Thema mal geschrieben wurde:

Ich persönlich (das mag ein Vorurteil sein!) denke, dass auch ein gewisser Zwang dahinter stand, dass eine Frau arbeiten gehen MUSSTE.

Zur BRD kann ich etwas mehr sagen :wink:
In den 50er und 60er Jahren war es genau das, was die anderen beiden schrieben: Die Frau gehörte an den Herd, fertig. Der Mann ging arbeiten.
Mit den 70ern fing ein leichtes Umdenken an, aber in den 80ern habe ich das ganz anders erlebt:

  1. Da wurde das Stillen schon als non-plus-ultra dargestellt: So öko-natürlich wie möglich :wink:
    Frauen sollten sich emanzipieren. Dazu gehörte auch, dass sie anfingen, arbeiten zu gehen und sich auch der Mann um den Haushalt kümmern sollte. Natürlich waren das die ersten Schritte…

  2. Uneheliche Kinder oder Alleinerziehende waren gar nicht mehr so negativ besetzt wie vorher, wo es praktisch unmöglich war.

  3. alternative Kinderbetreuungsformen fingen an, sich zu etablieren.

Natürlich gab es aber noch genügend Familien, in denen die Frau an den Herd gehörte und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es eine Zeit lang ein Statussymbol war, wenn eine Frau zu Hause blieb. Und andererseits, dass Frauen arbeiten gingen, um zu zeigen, dass sie sich emanzipierten. Ich habe einige kennen gelernt, die arbeiten gingen, um genau das aufzuzeigen, im Grunde genommen aber eigentlich auch gerne zu Hause geblieben wären.

Nur: ich habe beobachtet, dass es eine Zeit lang oft so war, dass die Frau arbeiten ging, damit die Familie sich Statussymbole leisten konnte.

Die Rolle des Mannes sehe ich etwas anders als Manu und miezekatze:
Dass Frauen ihre Kinder stillen sollten, hat mMn nichts damit zu tun, dass dem Mann dadurch Arbeit abgenommen wird und alles auf ihr hängen bleibt. Es wurde zumindest in den 80ern als total ökologisch biologisch wertvoll und hipp angesehen, die Kinder zu stillen: am besten überall, wo man stand und ging.
Heute ist doch, denke ich, der Grund, dass die Muttermilch sehr wertvoll für die Kinder ist. Man kann ja auch abpumpen, damit der Mann auch mal mit dem füttern dran ist :wink:

Die Rolle des Mannes sehe ich auch ganz anders: es hört sich ein wenig so an, als wäre heute die Mutter diejenige, die am besten arbeiten geht + den haushalt macht. Aber nicht nur die Frauenrolle hat sich geändert, sondern auch die Männerrolle: sie sollen ernähren und auch in der Kindererziehung dabei sein. Im Haushalt mithelfen und sich am besten auf jedem Elternabend zeigen usw. Das wäre nach öffentlichem Bild der perfekte Familien-Mann.

Karrierefrauen verpassen oft den richtigen Zeitpunkt für Kinder, denke ich. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie aus Emanzipationsgründen keine Kinder bekommen.

Gruß
Shannon

Hallo,

ich möchte dir mit meiner Antwort nicht zu nahe treten und meine sie wirklich nicht böse. Aber manche Sachen mag ich einfach nicht so stehen lassen.

Ich denke mal, du bist einige jahre jünger als ich und hast im Bereich Gleichberechtigung noch nicht so viel erlebt.: Den Eindruck habe ich teilweise bei deinem Beitrag auch.

Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es durchaus auch eine Art Dilemma war, sich zu emanzipieren: man wollte unbedingt, mit allen Mitteln teilweise:
indem Frau sich besser bildete und zusah, dass sie auch arbeiten ging
indem sie durchsetzte, dass Mann auch im Haushalt etwas machte usw.

Eine Frau, die nicht stillen will, ist angeblich absolut egoistisch. Gut, Stillen mag ja am Anfang gut fürs Immunsystem sein, aber warum nicht nach einiger Zeit auf die Flasche umstellen? Ganze Generationen sind damit gut aufgewachsen. Aber heutzutage ist so eine Frau eine Rabenmutter. Aber wenn sie stillt, kann sie das Kind natürlich auch nur schlecht bzw. nur umständlich zu einer Tagesmutter oder auch nur einem Babysitter geben.:

Für mich hört sich das an wie die „Muttermilch-Verschwörung“.
Ich habe meinen ersten Sohn Anfang der 80er bekommen. Für viele war es durchaus üblich, die Flasche zu geben. Völlig normal.
Ende der 80er sah das anders aus: man sollte stillen, damit man dem Kind was Gutes tut.

Heute sieht man doch überwiegend den gesundheitlichen Aspekt, oder vertu ich mich da so sehr? Es ist wohl erwiesen, dass Muttermilch einen gewissen Schutz bietet. Das ist doch keine Verschwörung der Männer, dass Frauen an den Herd gehören. Sie haben nun mal die Brust, da kann Mann doch nichts für? Im Übrigen kenne ich genügend Frauen, die abpumpen, damit auch der Mann nachts mal aufsteht und sie unabhängiger ist.
Ich finde das Argument, ganze Generationen seien gut damit aufgewachsen, gilt nicht. Woher willst du wissen, ob sie mit Muttermilch nicht besser aufgewachsen wären?
Es gab mit Sicherheit Zeiten, in denen nichts anderes als stillen in Frage kam (ich persönlich denke, dass das bis Mitte der 70er so war). Wie viele Generationen bitteschön sind denn da mit Flasche aufgewachsen?? So viele können das nicht sein, wenn man den zeitlichen faktor berücksichtigt.

Es herrscht immer noch die Meinung, das Kind sei unbedingt auf die ständige Gegenwart der Mutter - seltsamerweise nicht des Vaters - angewiesen. Eine Frau, die ihre Kinder in den Hort oder Kindergarten schickt, um arbeiten zu können, ist eine Rabenmutter und karriere- oder geldgeil (selbst wenn zwei Einkommen zum Überleben benötigt werden).:

Vielleicht ist das eher ein Thema fürs Eltern-Kind-Brett und vielleicht springst du mich gleich virtuell an, aber: ich habe teilweise die gleiche Einstellung und zwar aus persönlicher Erfahrung. Ich würde auch den Unterschied zwischen Mutter und Vater nicht sehen. Das wird doch eher praktisch angegangen: heute verdient halt ein Mann oft noch mehr als die Frau, leider. Also ist doch klar, wer in so einem Fall zu Hause bleibt.

Mit 10 oder 11 habe ich mal meine Mutter gefragt, warum sie im Gegesatz zu anderen Müttern in der Schule arbeiten geht.

Als sie meinte, sie könne aufhören, aber dann könnten wir uns bestimmte Dinge nicht mehr leisten, und schon gar keinen Urlaub, war ich entsetzt und meinte sofort, sie solle weiterarbeiten.:
Ja, es soll halt Leute geben, die es nicht ganz so immens wichtig finden, dass man in den Urlaub fährt, ansonsten aber auf Grund einer Berufstätigkeit nicht ganz so viel Zeit für Erziehung hat.
Auch das ist wieder ein thema fürs Eltern-Kind-Brett, aber es besteht ja heute durchaus ein Dilemma: einerseits heißt es, Kinder können ruhig so früh wie möglich in den Hort usw. Andererseits beschweren sich Kindergärten, Schulen usf. darüber, dass sie die Kinder erziehen sollen, weil das im Elternhaus nicht passiert.
Es gibt auch durchaus die Meinung, dass eine enge Familienbindung einem Kind nicht schaden kann, sondern eher die Persönlichkeitsentwicklung fördert.

Heute wird wie gesagt erwartet, daß die Mutter ständig für das Kind da ist und sich aufopfert. Gleichzeitig wird sie dann aber als „Hausmütterchen“ geringgeschätzt.:

Das sehe ich anders: auch die Väter sollen sich aufopfern. Am besten, sie machen halt alles rund um die Uhr, damit sie nach außen genügend Familien-Interesse zeigen.
Es ist ja nicht umsonst so, dass es viele Männer gibt, die genau damit ein Problem haben, dass sie alle Rollen ausfüllen sollen.

Zu meiner Zeit war es halt unvermeidlich, daß Kinder auch mal von anderen betreut wurden, weil Mami arbeiten mußte. Das hat aber die Selbständigkeit immens gefördert.

Und während heute 12-Jährige von ihren Eltern noch einen Babysitter aufs Auge gedrückt bekommen, haben wir mit 11 und 12 Jahren bereits unser Taschengeld mit Babysitten bei den Babys und Kleinkindern unserer Verwandschaft aufgebessert.:
Entschuldige, aber wenn ein Baby von einer 11 oder 12jährigen betreut wird, dann finde ich das nicht ganz so positiv. Die Meinungen gehen halt auseinander.
Und wenn ein 12jähriger heute noch einen Babysitter hat (was allerdings selten vorkommen dürfte), dann kann das auch daraus resultieren, dass es Leute gibt, die meinen, dass Kinder halt nicht als schlüsselkinder aufwachsen sollen und sich mehr oder weniger oft auf der Straße rumtreiben. Es soll Menschen geben, die die heutige Entwicklung der Jugend (die ja nun oft genug beanstandet wird) genau darauf zurück führen.

Gruß
Shannon

ist es, anzunehmen, dass das Einkommen des Mannes im Westen nicht für eine Familie ausreichte.

Tatsächlich war es so, dass der Wert des Einkommens in dem Maße weg bröckelte, indem immer mehr Frauen mit arbeiteten.

Im STERN wurde Anfangs der 60er Jahre schon davor gewarnt, dass bei uns Verhältnisse einkehren könnten, wie sie damals schon in Italien herrschten, dass man nämlich mit einem Einkommen keine Familie mehr unterhalten könne.

Inzwischen ist es ja auch voll so gekommen.

Natürlich war es zu Zeiten des Arbeitskräftemangels im Interesse der Arbeitgeber, Frauenarbeit zu fördern und Argumente wie Emanzipation usw. waren da nur förderlich. Das Heer der übel ausgenutzten Frauen, die für wenig Geld dümmlichste Fließbandarbeiten machten, nur, damit man sich die 14 Tage Mallorca leisten konnte, sparte den Arbeitgebern Millionen an Lohn.

Damals begann sich auch die Schere zwischen arm und reich zu öffnen, wer ohne Kind war, oder eine Oma hatte, die sich darum kümmerte war natürlich erheblich im Vorteil.

mfg

lag es im Interesse des sozialistischen Systems, die Arbeitskraft der Frauen zu nutzen, wobei man aber staatlicherseits daran dachte, dass sich ja jemand um die Kinder kümmern müsse.

Im Westen war es rein das Interesse des Kapitals, die Frauen auszunutzen, wobei es um augenblickliche Bereicherung ging und Kinder egal waren.

Erst jetzt, wo allmählich die Bevölkerungsstatistik immer bedrohlicher wird und die Renten wackeln, wo Deutschland sich, wie Sarrazin ganz richtig sagt, allmählich abschafft, sieht sich der Staat langsam bemüht um Abhilfe zu sorgen.

Wobei man sich natürlich immer noch mächtig davor scheut, das Geld für allgemeine soziale Bedürfnisse von denen zu nehmen, die sich einst bereichert haben, sondern lieber die belastet, die eh nichts haben und sich nicht wehren können.

mfg

Hallo,

Heutzutage ist es ja so, dass die Frauen in der DDR

die DDR gibt es schon seit geraumer Zeit nicht mehr.

gerner

*schauder*

hat mit dem Kommunismus

Kommunismus ist noch nie in irgendeinem Staat dieser Welt verwirklicht worden. Das politische System der DDR wurde „sozialistisch“ genannt; ich werde jetzt aber nicht darauf eingehen, ob das, was da getrieben wurde, wirklich Sozialismus war.

und der besseren Gleichberechtigung von Frau und Mann

Umgekehrt wird ein Schuh daraus. In der DDR war die Produktivität so lausig, dass jede Arbeitskraft benötigt wurde, auch die der Frauen. Erst daraus ist die Gleichberechtigung der Frau erwachsen - sie war mitnichten ein planmäßig vorangetriebenes Staatsziel, sonder quasi ein Abfallprodukt.

ungerner

http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Adv…

Grüße

=^…^=

Servus, shannon,

ich habe mich ein bischen in Rage geschrieben.
Aber vor einiger Zeit ist in meinem Bekanntenkreis eine Frau nahezu daran verzweifelt, daß ihr Baby nicht die Brust wollte und sie es mit dem Fläschchen und abgepumpter Muttermilch füttern mußte.
Sie hat sich da von manchen Leuten durchaus Komplexe einreden lassen.

Nun, da sie es endlich geschafft hat, will das Kind nur noch gestillt werden, und sie ist kurz vorm Zusammenbrechen, während vorher ihr Mann ihr oft vor allem das nächtliche Füttern abgenommen hatte.

Aber die ganzen allwissenden Frauen in ihrer Umgebung sind nun endlich zufrieden, daß sie eine gute Mutter ist, während ich denke, daß eine dauergestreßte und überforderte Mutter fürs Baby auch nicht gerade das Nonplusultra ist.

Allerdings stehe ich dazu, daß es für ein Kind besser ist, im Kindergarten Sozialverhalten zu erlernen und danach zu einer zufriedenen, weil arbeitenden, Mutter heimzukommen, als gerade als Einzelkind immer nur zuhause bei Mami zu hocken, der die Decke auf den Kopf fällt.
Und eine gewisse Selbständigkeit ist bestimmt nicht verkehrt.

LG Manu

Hallo!

Heutzutage ist es ja so, dass die Frauen in der DDR gerner und
selbstverständlicher arbeiten…

Die DDR ist seit über 20 Jahren Geschichte. Jedenfalls als existierender Staat, keineswegs in manchen Köpfen.

Das hat mit dem Kommunismus…

wenig zu tun. Es herrschte Arbeitskräftemangel als Folge überwiegend miserabler Produktivität. Arbeitskräftemangel hatte auch schon zu Zeiten des Dritten Reichs und in der ersten Nachkriegszeit Millionen Frauen an Werkbänke und Maurerkellen gebracht.

und der besseren Gleichberechtigung von Frau und Mann zu tun.

Diesbezüglich unterschieden sich die Verhältnisse in der DDR wohltuend von den Zuständen in Westdeutschland. Dort hatte bis in die 70er Jahre der Ehemann darüber zu befinden, ob seine Frau berufstätig ist und wenn es ihm passte, konnte er ihren Job kündigen. In solcher gesellschaftlichen Atmosphäre, gestärkt durch stramm katholisch geprägte Regierungen, erhielten Mädchen nur in seltenen Fällen eine vernünftige Ausbildung. Volksschule, Verkäuferin, Friseurin - sie heiratet ja doch bald. Die Jungs zum Physikunterricht, die Mädchen zum Kochen und zur Nadelarbeit, war noch während meiner Schulzeit der Normalfall. Viele Männer fühlten sich mit einer berufstätigen Ehefrau in ihrer Ehre getroffen, weil sie ihre Familien offensichtlich nicht allein ernähren konnten. Sieh Dir alte Nachrichtensendungen und Berichte mit Stimmen aus der Bevölkerung an - je nach Stimmung kann man nur müde lächeln oder kotzen.

In der BRD hingegen halten sich Traditionen länger…

Es waren insbesondere klerikale Prägungen, die der DDR erspart blieben. Die 68er Bewegung, Auseinandersetzungen um Empfängnisverhütung und Abtreibung und die erste SPD-geführte Regierung führten langsam zum Bröckeln der alten Krusten in Westdeutschland. Es wurde allerhöchste Zeit, denn eine Gesellschaft verschwendet gewaltige Ressourcen, wenn sie die Hälfte der Bevölkerung lebenslang mit Kochtopf und Wischtuch versauern lässt. Bis dahin waren Scheidungen zwar möglich, aber gesellschaftlich geächtet. Aufgrund fehlender Ausbildung und Abhängigkeit vom Ehemann führten Scheidungen regelmäßig zur wirtschaftlichen Katastrophe bei den betroffenen Frauen. Heute wird zwar die hohe Scheidungsquote beklagt, aber damals führten die Verhältnisse massenhaft zu bestenfalls Versorgungsgemeinschaften, oft aber zum lebenslänglichen Martyrium. Gewinner gabs keine, nur Verlierer.

Lange Zeit versuchten konservative Kreise, die alten Verhältnisse zu zementieren. Es gab schlicht kaum Kindergartenplätze, so dass Frauen gezwungen waren, zu Hause zu bleiben. Das Spiel ist noch nicht ganz ausgespielt. Die DDR löste dieses Problem viel besser. Zudem waren dort Scheidungen sehr viel leichter.

Weil sie früher auch negativ stigmatisiert wurden.
Was bedeutet das? Negativ stigmatisiert? Inwiefern? Was wurde
ihnen denn negativ angeredet?

Mütter, die einer Berufstätigkeit nachgingen, wurden vielerorts als Rabenmütter beschimpft. Eben gesellschaftliche Chauvi-Stimmung, schon mit der Muttermilch eingesogen, seit Generation von Klerus und erzkonservativen Kreisen so gewollt. Bis heute haben manche Männer noch nicht kapiert, dass sie auf die Dauer den Kürzeren ziehen, wenn sie ihr Leben mit einer Partnerin verbringen, die nicht auf Augenhöhe mithalten kann, weil sie nur ihre 4 Wände sieht, kein eigenes berufliches Erleben hat und in wirtschaftlicher Abhängigkeit nur wenig Selbstbewusstsein entwickeln kann.

Gruß
Wolfgang

Hallo Manu,
ich möchte noch kurz eines klar stellen:

Aber die ganzen allwissenden Frauen in ihrer Umgebung sind nun endlich zufrieden, daß sie eine gute Mutter ist, während ich denke, daß eine dauergestreßte und überforderte Mutter fürs Baby auch nicht gerade das Nonplusultra ist.:

Ich persönlich stimme dir zu 100% zu, soweit es dieses Beispiel hier betrifft.
Ich hatte deinen ersten Post (da du ja fast das gleiche auch schon in einem anderen Brett so geschrieben hattest) anders verstanden: als absolute Verallgemeinerung. Und das finde ich nicht richtig.

Ich selbst konnte aus verschiedenen Gründen nicht stillen.
Bei uns in der Familie war jedoch ein ähnlicher Fall: eine Mutter, die nicht stillen konnte und fürchterliche Gewissensbisse deshalb hatte. Das fand ich wirklich schlimm, denn selbstverständlich muss man genau die nicht haben.

Zum 2. Teil:
Wenn die Mutter oder der Vater nicht arbeiten gehen, bedeutet das ja noch nicht, dass das Einzelkind zu Hause bei Mami oder Papi hockt und ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Mutter oder Vater zu Hause bedeutet auch nicht, dass man unselbständige Kinder erzieht. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen :wink:
Genausowenig wie „arbeitende Mutter“ heißt, dass sie von morgens 7 bis abends 22 Uhr unterwegs ist.
Es gibt immer ein dazwischen.
Ansonsten könnte ich auch sagen: wenn ein Kind 24 Stunden auf sich alleine gestellt ist und kein Elternteil hat, das es z.B. bei Problemen ansprechen kann, dann findet praktisch keine Erziehung statt. Und irgendwoher muss diese Erziehung kommen. Die staatlichen Eirnichtungen können das nicht leisten, also müssen es die Eltern leisten (was ich auch völlig normal finde).
Das wäre das andere Extrem :wink:
Ich persönlich habe halt meine ganz eigenen Erfahrungen gemacht: mit beiden „Fällen“. Und mir daraus meine Meinung gebildet und wollte eigentlich nur sagen, dass es halt verschiedene Seiten der Medaille gibt.

Gruß
Shannon

Hallo Wolfgang,

toller Artikel, aber hier:

Die Jungs zum Physikunterricht, die Mädchen zum
Kochen und zur Nadelarbeit, war noch während meiner Schulzeit
der Normalfall.

glaube ich Dir nicht ganz.

Werken und Nadelarbeit waren die Konkurrenzunternehmen, auf Schulen, die Physik im nennenswerten Umfang unterrichteten kamen dafür oft die Mädchen nicht, eher auf die sprachlich orientierten mit rudimentärem Physikunterricht.

Gruß, Karin

Hallo Karin!

Die Jungs zum Physikunterricht, die Mädchen zum Kochen und zur Nadelarbeit, war noch während meiner ::Schulzeit der Normalfall.

glaube ich Dir nicht ganz.
Werken und Nadelarbeit waren die Konkurrenzunternehmen, auf Schulen, die Physik im nennenswerten Umfang :unterrichteten kamen dafür oft die Mädchen nicht, eher auf die sprachlich orientierten mit rudimentärem :stuck_out_tongue:hysikunterricht.

Am Ort (Kleinstadt, eher noch ein Dorf) meiner Kindheit und Jugend gab es nur eine Schule, aufgeteilt in Volksschule und Volksschule mit Aufbauzug. Es gab einen stets verschlossenen Werkraum, aber aus mir unbekannten Gründen keinen entsprechenden Unterricht. Und weiterführende Schulen, womöglich eine Auswahl unterschiedlicher Orientierungen, rückten für mich erst viel später über den 2. Bildungsweg weitab vom Dorf ins Blickfeld.

Beim Schreiben kommen viele Erinnerungen wieder hoch: Im Mief der 50er und 60er Jahre standen Rollenteilung und Verhaltensmuster fest. Wer abwich, hatte mit Ausgrenzung zu rechnen. Scheidung war ein Stigma (in Hamburg musste deshalb der Erste Bürgermeister zurücktreten), von unehelicher Schwangerschaft ließen sich Frauen in den Suizid treiben und unehelich in den Kriegsjahren und während der Besatzungszeit geborene Kinder konnte es in den 60ern passieren, dass ein Pastor die Trauung verweigerte und/oder die Schwiegereltern das Schwiegerkind ablehnten. Schwangeren Schülerinnen drohte Schulverweis mit Hinweis auf sittliche Gefährdung der Mitschüler. Mädchen, die sich nach der Schule knutschend von einem Lehrer erwischen ließen, wurden am nächsten Schultag regelrecht vorgeführt und vor versammelter Klasse getadelt. Bei männlichen Schülern machte man sich eher Sorgen, wenn sie nicht beizeiten knutschend aufgefunden wurden – womöglich ein 175er (nach dem Paragraphen des Strafgesetzbuches), eine schwerere Entgleisung war kaum vorstellbar. Mädchen ohne das rechte Interesse für Nadelarbeit und Kochen wurde prophezeit, keinen Mann abzubekommen, was, wenn es nicht bis spätestens Anfang 20 geschah, ohnehin höchst verdächtig erschien.

Ach ja, eine Frau wie Du, E-Ingenieurin und auch heute noch in dieser Berufsgruppe eher eine Ausnahme, hätte damals mit großen Akzeptanzproblemen zu kämpfen gehabt. Das ist bis heute noch gelegentlich anzutreffen. Ich musste mich vor Jahren nach nervigen Querelen im eigenen Betrieb von einem älteren Ingenieur trennen, der mit einer jungen, fähigen Berufskollegin nicht zurecht kommen wollte und sie zum Kaffeekochen und für Handlangerdienste einteilte. Da ging’s nicht um Fachliches, nur um seltsame Ehrvorstellungen. Der alte Geist ist noch nicht ganz ausgestorben.

Ich lass es dabei bewenden. Wir sollten froh sein, dass diese Zeiten mit ihren verqueren Denkweisen weitgehend vorbei sind.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

nach dem Krieg herrschte in der DDR ein großer Arbeitskräftemangel.
Deshalb wurden weiterhin Frauen in der Arbeitswelt propagiert.

Das heisst aber nicht, daß sie emanziperter waren…
putzen, wäsche waschen, flicken, Frühstück und Abendessen und Essen am Wochenende sowie Essen besorgen und die Kinder versorgen waren noch immer die die Aufgaben der Frauen.
Auch wenn diese Aufgaben durch Kantine und Kinderbetreuung zugunsten der gebrauchten Arbeitskraft der Frau erleichtert wurden…

Ob in der DDR mehr Emanzipation und Gleichberechtigung herrschte, sei mal dahingestellt.

grüße
miamei

Hallo Wolfgang,

Die Jungs zum Physikunterricht, die Mädchen zum Kochen und zur Nadelarbeit, war noch während meiner ::Schulzeit der Normalfall.

glaube ich Dir nicht ganz.
Werken und Nadelarbeit waren die Konkurrenzunternehmen, auf Schulen, die Physik im nennenswerten Umfang :unterrichteten kamen dafür oft die Mädchen nicht, eher auf die sprachlich orientierten mit rudimentärem :stuck_out_tongue:hysikunterricht.

Am Ort (Kleinstadt, eher noch ein Dorf) meiner Kindheit und
Jugend gab es nur eine Schule, aufgeteilt in Volksschule und
Volksschule mit Aufbauzug.

nun gut, Kleinstadt war es bei mir auch, aber die älteste Schulstadt Bayerns (München, wo ich jetzt lebe, ist jung dagegen). Wir hatten drei Gymnasien am Ort, sprachlich (alt und neu), musisch und naturwissenschaftlich. Die naturwissenschaftliche Variante hieß erst noch "Jungen(sic!)-Oberrealschule.

Beim Schreiben kommen viele Erinnerungen wieder hoch: Im Mief
der 50er und 60er Jahre standen Rollenteilung und
Verhaltensmuster fest. Wer abwich, hatte mit Ausgrenzung zu
rechnen.

Ja klar, wenn ich in der Mittelstufe von Studienplänen sprach (Abitur 72), so hörte ich doch immer wieder: "Und soviel Aufwand für den Beruf Hausfrau und Mutti?

Mädchen ohne das rechte Interesse für Nadelarbeit und Kochen wurde prophezeit,
keinen Mann abzubekommen, was, wenn es nicht bis spätestens
Anfang 20 geschah, ohnehin höchst verdächtig erschien.

Ja, mein Vater konnte das auch recht gut: „Die Frauen mit besserer Bildung sind sowieso die schlechteren Hausfrauen“. Wobei er vermutlich sogar recht hatte, nur Ursache und Wirkung verwechselt: Die Frauen in seiner Generation mussten die traditionelle Rolle schon sehr hassen, damit sie sich dem Stress eines alternativen Lebensentwurfs antaten. So ein Typus bin ich übrigens auch, nur habe ich 10 Jahre nach dem Abitur dann doch nicht mehr so sehr kämpfen müssen.

Ach ja, eine Frau wie Du, E-Ingenieurin und auch heute noch in
dieser Berufsgruppe eher eine Ausnahme, hätte damals mit
großen Akzeptanzproblemen zu kämpfen gehabt.

Ja, mit ein Grund, warum ich dann in der technischen Dokumentation gelandet bin. Aber da mir mein Beruf Spaß macht, ist das auch nicht weiter wild.

Wir sollten froh sein, dass diese
Zeiten mit ihren verqueren Denkweisen weitgehend vorbei sind.

Nur dass auch junge selbstbewusste Frauen von heute noch oft genug auf „Partner“ treffen, die sich dann doch lieber weniger anstrengende Freundinnen suchen.

Gruß, Karin

Huhu KK,

nicht ganz. Es herrschte durch längeren Männermangel in den Nachkriegsjahren ein höherer Anteil von Frauen in den verschiedensten Wirtschaftszweigen, auch der Industrie. Jene die dort arbeiteten wurde als Angehörige der Arbeiterklasse verstärkt gefördert, auch in Sachen Bildung, was zu einem höheren Anteil von Frauen in der Intelligenz mit erheblich stärkerem Selbstvertrauen führte.
Sehr vereinfacht dargestellt.
Dazu kommt die konsequente Verdrängung der Kirchen aus dem Alltag, was sich sehr positiv auch für die Rolle der Frau auswirkte.
Sicherlich war nicht alles perfekt, es führte aber zu einem ganz anderem Selbstverständnis von Frauen, was logischerweise zu Konflikten mit dem Denken von vorgestern führte.
Die Gleichberechtigung nur auf die Produktivität zurückzuführen, greift m.E. zu kurz.

Strubbel
§:open_mouth:)

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