Hallo,
ich möchte dir mit meiner Antwort nicht zu nahe treten und meine sie wirklich nicht böse. Aber manche Sachen mag ich einfach nicht so stehen lassen.
Ich denke mal, du bist einige jahre jünger als ich und hast im Bereich Gleichberechtigung noch nicht so viel erlebt.: Den Eindruck habe ich teilweise bei deinem Beitrag auch.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es durchaus auch eine Art Dilemma war, sich zu emanzipieren: man wollte unbedingt, mit allen Mitteln teilweise:
indem Frau sich besser bildete und zusah, dass sie auch arbeiten ging
indem sie durchsetzte, dass Mann auch im Haushalt etwas machte usw.
Eine Frau, die nicht stillen will, ist angeblich absolut egoistisch. Gut, Stillen mag ja am Anfang gut fürs Immunsystem sein, aber warum nicht nach einiger Zeit auf die Flasche umstellen? Ganze Generationen sind damit gut aufgewachsen. Aber heutzutage ist so eine Frau eine Rabenmutter. Aber wenn sie stillt, kann sie das Kind natürlich auch nur schlecht bzw. nur umständlich zu einer Tagesmutter oder auch nur einem Babysitter geben.:
Für mich hört sich das an wie die „Muttermilch-Verschwörung“.
Ich habe meinen ersten Sohn Anfang der 80er bekommen. Für viele war es durchaus üblich, die Flasche zu geben. Völlig normal.
Ende der 80er sah das anders aus: man sollte stillen, damit man dem Kind was Gutes tut.
Heute sieht man doch überwiegend den gesundheitlichen Aspekt, oder vertu ich mich da so sehr? Es ist wohl erwiesen, dass Muttermilch einen gewissen Schutz bietet. Das ist doch keine Verschwörung der Männer, dass Frauen an den Herd gehören. Sie haben nun mal die Brust, da kann Mann doch nichts für? Im Übrigen kenne ich genügend Frauen, die abpumpen, damit auch der Mann nachts mal aufsteht und sie unabhängiger ist.
Ich finde das Argument, ganze Generationen seien gut damit aufgewachsen, gilt nicht. Woher willst du wissen, ob sie mit Muttermilch nicht besser aufgewachsen wären?
Es gab mit Sicherheit Zeiten, in denen nichts anderes als stillen in Frage kam (ich persönlich denke, dass das bis Mitte der 70er so war). Wie viele Generationen bitteschön sind denn da mit Flasche aufgewachsen?? So viele können das nicht sein, wenn man den zeitlichen faktor berücksichtigt.
Es herrscht immer noch die Meinung, das Kind sei unbedingt auf die ständige Gegenwart der Mutter - seltsamerweise nicht des Vaters - angewiesen. Eine Frau, die ihre Kinder in den Hort oder Kindergarten schickt, um arbeiten zu können, ist eine Rabenmutter und karriere- oder geldgeil (selbst wenn zwei Einkommen zum Überleben benötigt werden).:
Vielleicht ist das eher ein Thema fürs Eltern-Kind-Brett und vielleicht springst du mich gleich virtuell an, aber: ich habe teilweise die gleiche Einstellung und zwar aus persönlicher Erfahrung. Ich würde auch den Unterschied zwischen Mutter und Vater nicht sehen. Das wird doch eher praktisch angegangen: heute verdient halt ein Mann oft noch mehr als die Frau, leider. Also ist doch klar, wer in so einem Fall zu Hause bleibt.
Mit 10 oder 11 habe ich mal meine Mutter gefragt, warum sie im Gegesatz zu anderen Müttern in der Schule arbeiten geht.
Als sie meinte, sie könne aufhören, aber dann könnten wir uns bestimmte Dinge nicht mehr leisten, und schon gar keinen Urlaub, war ich entsetzt und meinte sofort, sie solle weiterarbeiten.:
Ja, es soll halt Leute geben, die es nicht ganz so immens wichtig finden, dass man in den Urlaub fährt, ansonsten aber auf Grund einer Berufstätigkeit nicht ganz so viel Zeit für Erziehung hat.
Auch das ist wieder ein thema fürs Eltern-Kind-Brett, aber es besteht ja heute durchaus ein Dilemma: einerseits heißt es, Kinder können ruhig so früh wie möglich in den Hort usw. Andererseits beschweren sich Kindergärten, Schulen usf. darüber, dass sie die Kinder erziehen sollen, weil das im Elternhaus nicht passiert.
Es gibt auch durchaus die Meinung, dass eine enge Familienbindung einem Kind nicht schaden kann, sondern eher die Persönlichkeitsentwicklung fördert.
Heute wird wie gesagt erwartet, daß die Mutter ständig für das Kind da ist und sich aufopfert. Gleichzeitig wird sie dann aber als „Hausmütterchen“ geringgeschätzt.:
Das sehe ich anders: auch die Väter sollen sich aufopfern. Am besten, sie machen halt alles rund um die Uhr, damit sie nach außen genügend Familien-Interesse zeigen.
Es ist ja nicht umsonst so, dass es viele Männer gibt, die genau damit ein Problem haben, dass sie alle Rollen ausfüllen sollen.
Zu meiner Zeit war es halt unvermeidlich, daß Kinder auch mal von anderen betreut wurden, weil Mami arbeiten mußte. Das hat aber die Selbständigkeit immens gefördert.
Und während heute 12-Jährige von ihren Eltern noch einen Babysitter aufs Auge gedrückt bekommen, haben wir mit 11 und 12 Jahren bereits unser Taschengeld mit Babysitten bei den Babys und Kleinkindern unserer Verwandschaft aufgebessert.:
Entschuldige, aber wenn ein Baby von einer 11 oder 12jährigen betreut wird, dann finde ich das nicht ganz so positiv. Die Meinungen gehen halt auseinander.
Und wenn ein 12jähriger heute noch einen Babysitter hat (was allerdings selten vorkommen dürfte), dann kann das auch daraus resultieren, dass es Leute gibt, die meinen, dass Kinder halt nicht als schlüsselkinder aufwachsen sollen und sich mehr oder weniger oft auf der Straße rumtreiben. Es soll Menschen geben, die die heutige Entwicklung der Jugend (die ja nun oft genug beanstandet wird) genau darauf zurück führen.
Gruß
Shannon