DE000A0DZTE1 Anleihe Ist das Geld weg?

Mein Onkel (89) hat vor 5 Jahren diese Anleihe von seinem Bankberater verkauft bekommen für einen 5stelligen Betrag. Er wollte sein Geld sicher und zinsbringend anlegen, um es später für Notfälle zu haben. Es wurde ihm gesagt, dass er das Geld nach 5 Jahren in voller Höhe wieder ausgezahlt bekommt. Jetzt sind die 5 Jahre rum und der Betrag hat sich auf die Hälfte reduziert. Wir haben auch erfahren, dass er das Geld, wenn er den Vertrag kündigt, nur zu dem jetzigen Wert (50% v. ehemals eingezahlten Betrag) erhält. Nur, wenn die Bank kündigt, erhält er den vollen Betrag. Das wird vermutlich nicht geschehen und somit ist er einen großen Teil seines Geldes los. Diese Anlage hätte er nie getätigt, wenn er darüber aufgeklärt worden wäre, um was es sich hier handelt. Meiner Meinung nach hoch spekulativ. Von Geldanlagen dieser Art hat er überhaupt keine Ahnung. Er ist nur davon ausgegangen, das Geld für 5 Jahre anzulegen. Jetzt meine Frage: Weiß jemand, wie man in diesem Fall vorgehen kann, um das eingezahlte Geld zurück zu bekommen? Was hätte der Bankberater machen müssen, wenn er solche Papiere verkauft? Vielen Dank für die Hilfe im Voraus.

Hallo,

die Sache ist ein wenig verzwickt. Alle Aussagen bitte ohne Gewähr verstehen. Aber nach bestem Wissen und Gewissen: Die Anleihe ist insofern sicher, als dass bei einer vorzeitigen Kündigung seitens des Emittenten (DZ Bank) eine 100% Rückzahlung erfolgt. Das Papier ist so ausgelegt, dass eine Partizipation an der Entwicklung des genannten Euribor-Satzes (Referenzins)+ 1,50% erfolgt. Der rückläufige Kurs des Papieres hängt aktuell natürlich mit der rückläufigen Zinsentwicklung seit 2008 zusammen (niedriger Euribor = niedrige Rendite für das Papier = sinkender Kurs). So weit die Fakten. Das Papier läuft theoretisch endlos, hat keine Endfälligkeit wie bei „normalen“ Anleihen der Fall. Heißt: Bei niedrigen Zinsen wie aktuell hat sich die DZ Bank prima refinanziert, sie muss akt. ja immer weniger Ertrag für diese Geldanlage ausschütten. Das ist noch kein Problem, und ein überschaubares Risiko für den Anleger auf der Ertragsseite. Aber: Sollte der Berater tatsächlich das Papier mit dem Hinweis auf eine definitive Endfälligkeit in 5 Jahren angeboten haben, dann ist das eine Falschberatung, die aber schwer zu beweisen sein wird. Wie kann man da ran gehen? Wieviel Geld hatte der Opa bei Geldanlage? Wurde seine gesamte Liquidität oder ein Großteil darin investiert? Falls ja dürfte es sich um keine altersgerechte Beratung gehandelt haben. Auch vor 5 Jahren mussten Kreditinstitute vor Abschluss solcher Geschäfte eine Angemessenheits- und Geeignetheitsprüfung mit Anlegern duchführen: Heißt: Erfassung von Erfahrungswerten des Kunden mit Wertpapieren, Festhaltung von Anlagezweck, Anlagedauer, Sicherheitsorientierung des Anlegers, Verschaffung eines Überblicks über die wirtsch. Situation des Anlegers. Im Ergebnis sollte eigentlich was „Passendes“ rauskommen. So: Das Kreditinstitut hat hinsichtlich solcher Beratungen schon damals eine Aufzeichnungspflicht gehabt. In diesem Fall ist es ratsam, sich vom Berater den damaligen Beratungsbogen gemäß WpHG (Wertpapierhandelsgesetz) zeigen zu lassen. Liegt keiner vor: 1:0 für den Anleger. Diese Daten des Bogens muss man sich anschauen, sind sie plausibel? Im Regelfall sollte ein älterer Mensch sicherlich nicht endlos anlegen, es sei denn, sein sonstiges Kapital ist recht hoch. Das ist immer individuell einzuschätzen. Ich denke, dass der Schritt > Ansprache Berater > Einsicht Aufzeichnungsbogen > Prüfung Daten gegangen werden sollte. Wenn kein Bogen präsentiert werden kann: Brief an die Geschäftsleitung des vermittelnden Instituts und Thema Falschberatung ansprechen. Hinweis auf Alter, Aussagen des Beraters, etc… Ich denke dass zumindest die Chancen auf einen Vergleich gut stehen. Aber wie gesagt: Ohne Gewähr. Toi, toi, toi. (Steigen die Zinsen wieder, wird auch der WP Kurs wieder steigen.)

Hallo Sabine91!

Auch mir ging es ähnlich. Wir wurden genauso über den Tisch gezogen, aber noch mit Hilfe unseres Steuerberaters! Wenn dein Onkel Rechtschutz versichert ist, sollte er sich auf jeden Fall einen Anwalt nehmen! Aber auch dann ist es sehr schwer, sein Geld wieder zu bekommen. Ich habe 10 Jahre lang vor allen Gerichten gekämpft, ohne Erfolg! Die stecken doch alle unter einer Decke! Bei mir hat der Bankmitarbeiter sogar Unterschriften gefälscht und dennoch habe ich alle Prozesse verloren! Unglaublich aber dennoch wahr!!!

Viel Glück und liebe Grüße

hopeful

Ich danke euch recht herzlich für die Antworten und eure Mühe. Es hat mir schon ein ganzes Stück weiter geholfen.

Hi!
Als erstes einmal ist die Anlage „open end“ läuft also ewig…
Lediglich die DZ-Bank (hier eine amerikanische Tochter der DZ) hat seit dem 6.6.2012 ein vierteljährliches, außerordentliches Kündigungsrecht.
Wenn gekündigt wird, muss die DZ i.d.R. aber 100% zurückzahlen.
Die Verzinsung ist variabel, orientiert sich am 3-Monats-Euribor(so eine Art Interbanken-Zinssatz für 3 Monate) plus einem Aufschlag von 1,50 %.
Ich würde mal das Gespräch mit der Bank suchen.
Leider gab es vor 5 Jahren noch kein Beratungsprotokoll…da wären die Wünsche Deines Onkels festgehalten und man könnte heute prüfen, ob das mit der Ausgestaltung der Anlage übereinstimmt.
Natürlich kannst du versuchen die Anlage mit Limit zu verkaufen.
Dabei gibtst Du den Kurs vor, zu dem Du mindestens verkaufen willst.
Mit etwas Glück findet sich jemand…aber ich würde die Hoffnung nicht zu hoch hängen.
Wenn Du gar nicht weiterkommst, würde ich ggfs. die Verbraucherzentrale zu Rate ziehen.
Ich hoffe, das hat ein wenig geholfen.