Definition der Softwarekrise

Ich beschäftige mich, im Rahmen eines Präsentation, derzeit mit Softwareengineering und damit verbunden auch mit der Softwarekrise.

Die Definition auf Wikipedia besagt nun:
„Erstmals überstiegen die Kosten für die Software die Kosten für die Hardware.“

Eine weitere Definition:
„In verschiedenen Erscheinungsformen uns ständig begleitende Erscheinung, die ausdrückt, dass der zu leistende Aufwand für Softwareherstellung und -betrieb die dafür zur Verfügung stehenden Kräfte übersteigt oder in Kürze übersteigen wird.“

Letztere Definition erscheint mir nun viel plausibler, als jene von Wikipedia.
Handelt es sich dabei um Verständnisschwierigkeiten meinerseits, oder sagen beide Definitionen Unterschiedliches aus?

Wie habe ich die Wikipedia-Definition zu verstehen?

mfG

Das sind bescheuerte Definitionen!
Das Hauptproblem, um das es eigentlich ging, lag darin, dass man mit der bisherigen chaotischen Arbeitsweise nicht immer umfangreichere Software entwickeln konnte. Das heißt, die Entwicklungsmethoden skalierten nicht. Und daraus entstand die Idee, ingenieurmäßig vorzugehen, wie das im Ingenieurwesen ja auch funktioniert: mit Arbeitsteilung, definierten Prozessen, Modellen, Qualitätsstandards.
In diesem Artikel finde ich das am besten beschrieben:
http://www.roth-soft.de/software-engineering/2012/10…
Viel Spaß mit der Präsentation!
Muna

Hallo,
ich habe mich noch nicht näher mit der Softwarekrise beschäftigt. Aber ich denke, dass der zweite Artikel eine genauere Ausführung des Wikipedia-Satzes ist. Der Wikipedia-Satz ist außerdem in der Vergangenheit geschrieben. Hört sich an wie aus einer Geschichte/Handlung/Erzählung von irgendetwas oder irgendjemandem…?!

Gruß
logopc

Also, dr0n3, eigentlich antworte ich ungern mit meinem vollen Namen auf anonyme Anfragen. Aber diese Frage ist interessant.

Zunächst: Softwarekosten sind Einmal-Kosten, wärend Hardwarekosten Stück-Kosten sind, also jedesmal anfallen. Ob Softwarekosten Hardwarekosten übersteigen hängt ausschließlich von der Hardware-Stückzahl ab, die verkauft wird. Bei Handies spielen die Softwarekosten so gut wie keine Rolle. Die Stückzahlen sind so hoch. Beim A380 ist es umgekehrt, zumal aufgrund der Sicherheitsbestimmungen die Softwarekosten pro erstellter Zeile nochmals deutlich höher sind.

Diese Definition ist m.E. nach untauglich.

Die zweite Definition ist tatsächlich plausibler. Sie gibt richtig an, dass die bestehende Software einen Bedarf an neu zu erstellender Software erzeugt, der die verfügbaren Kräft überschreitet. Dieser Gedanke enthält auch, dass die getätigten Investitionen in bestehende Software nur dann sinnvoll realisiert werden, wenn man konsequent den Weg der Software-Weiterentwicklung weitergeht. Das ist aber nicht bezahlbar. Hier ist ein Dilemma (oder eine Krise): Will ich nicht getätigte Investitionen mit Verlust aufgeben, muss ich weiter investieren, jedoch in einer Größenordnung, die ich mir nicht leisten kann.

Viele verbinden den Begriff der Softwarekrise auch mit der sinkenden Qualität der Software (Mangel an Stabilität, Wartbarkeit, …), wenn immer mehr Software in kürzeren Zeitabständen gefordert wird.

Wieder andere verbinden diesen Begriff mit dem Mangel an Software-Ingenieuren, deren Zahl nicht exponentiell vermehrt werden kann, entsprechend dem exponentiellen Anstieg nach immer mehr Software.

Kannst du damit etwas anfangen? Schön wäre ein klarer Absender-Name.

Das hat meine Frage ausführlich beantwortet.
Vielen Dank!

Paul Friedrich

Hallo dr0n3,

Ich beschäftige mich, im Rahmen eines Präsentation, derzeit
mit Softwareengineering und damit verbunden auch mit der
Softwarekrise.

Etwas mehr Kontext würde helfen, die Antwort geeignet zu formulieren…
Ebenso sind die eher kontextlosen Ausrisse aus Definitionen nicht einfach zu kommentieren…

Die Definition auf Wikipedia besagt nun:
„Erstmals überstiegen die Kosten für die Software die Kosten
für die Hardware.“

Eine weitere Definition:
„In verschiedenen Erscheinungsformen uns ständig begleitende
Erscheinung, die ausdrückt, dass der zu leistende Aufwand für
Softwareherstellung und -betrieb die dafür zur Verfügung
stehenden Kräfte übersteigt oder in Kürze übersteigen wird.“

Letztere Definition erscheint mir nun viel plausibler, als
jene von Wikipedia.
Handelt es sich dabei um Verständnisschwierigkeiten
meinerseits, oder sagen beide Definitionen Unterschiedliches
aus?

Beide Definitionen verwenden offenbar das gleiche Wort mit unterschiedlichem Bezug/Schwerpunkt.

Wie habe ich die Wikipedia-Definition zu verstehen?

http://de.wikipedia.org/wiki/Softwarekrise
bezieht sich auf die Mitte der 1960er Jahre. Während zuvor die Hardware der entscheidende (Kosten-) Faktor war, kehrte sich das zu dieser Zeit um. Dabei geht es zu jener Zeit nicht um (Standard-) Software auf PCs, sondern um (Eigen-) Entwicklungen für Großrechner.

Grüße
rttz

Ich denke, dieses Phänomen „Softwarekrise“ kann man kaum mit zwei Sätzen vollständig beschreiben.

Der Autor von Wikipedia beschreibt das Phänomen aus historischer Sicht.

Der Autor der zweiten Definition beschreibt das Phänomen vielleicht aus der Sicht des Software-Projektmanagers.

Gruß

Matthias Zorn

Hallo,

entschuldige die späte Antwort. Wenn du sie nicht mehr brauchst, ignorier sie einfach (ich muss nur antworten, weil ich sonst ewig die offene Anfrage hab :wink:).

Die Definitionen unterscheiden sich tatsächlich. Die Definition der Wikipedia macht für mich durchaus Sinn. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Computer eine enorme Investition und mit hohen Kosten verbunden. Im Vergleich dazu waren die Möglichkeiten aber gering und also auch der Aufwand, den man betrieb, um Software zu entwickeln. Heute sind Computer industriell hergestellt Produkte, die prinzipiell zu allem in der Lage sind, was mathematisch gesehen berechenbar ist. Ergo kann man viele Personen jahrelang mit der Entwicklung einer Software beschäftigen. Wenn ein Programmierer nur 2000 Euro im Monat verdient ist er schon teurer für ein Unternehmen als ein PC im Media Markt. Früher konnten sich nur das Militär und Universitäten überhaupt Computer leisten. Die Definition der Wikipedia macht also durchaus Sinn.

Dagegen macht die andere Definition weniger Sinn. Es ist doch immer eine betriebswirtschaftliche Abwägung, ob sich der Einsatz von Zeit und Geld im Vergleich zum Ergebnis der Arbeit lohnt. Ich kann hierin keine generelle Krise in der IT erkennen.

Liebe Grüße,
Philipp