Definition des Subjekts nach Foucault

Hallo liebes Forum,

ein Aufsatz, zu dem ich einen Essay verfassen soll, beschäftigt sich mit der Frage nach dem Subjekt und stellt dazu Freund und Foucault gegenüber.
Mit Freud kenne ich mich sehr gut aus mit Foucault hingegen gar nicht…

Könnte mir jemand analog zur Freudschen Definition (Ich-Es-ÜberIch) eine ebenso simple Definition dessen geben, was Foucault mit „Subjekt“ meint?

Ist nach Foucault das Subjekt einfach ein Konstrukt der Umwelt, das die Umwelt zugleich mitgestaltet?

Die Struktur ist das Subjekt
Hi.

Mit Freud kenne ich mich sehr gut aus mit Foucault hingegen
gar nicht…

Freud und Freud ist nicht das Gleiche. Die diversen psychoanalytischen Schulen interpretieren ihn sehr verschieden.

Könnte mir jemand analog zur Freudschen Definition
(Ich-Es-ÜberIch) eine ebenso simple Definition dessen geben,
was Foucault mit „Subjekt“ meint?

Ich meine, dass eine Definition des Subjekts aus F´s nur indirekt möglich ist, weil es eigentlich nicht existiert. Es ist nur ein Konstrukt von Machtverhältnissen. Es hat keine Substanz, es ist nicht aus sich selbst heraus bestimmbar.

Der dahinterstehende Gedanke ist die Subjekt-Idee des Strukturalismus: es gibt kein substantielles Ich (oder Subjekt), oder, wie Gilles Deleuze meinte, das wahre Subjekt ist die Struktur. Diese Struktur wird von den diversen Theoretikern unterschiedlich definiert. Bei Lacan ist dies vor allem die Sprache, bei Foucault und Deleuze ist sie die Totalität der gesellschaftlichen Verhältnisse. Diese Verhältnisse sind nach F. immer auch Machtverhältnisse. Das Subjekt entsteht an den Kreuzungspunkten des Gewebes aus Machtbeziehungen. Es ist allein aus diesen Relationen heraus bestimmbar. Es gibt also keine Subjektivität ohne eine sie hervorbringende Struktur.

Der Grundgedanke stammt vom Linguisten F. de Saussure. Er entdeckte, dass der Wert bzw. die Bedeutung eines Elements (z.B. ein Vokal) sich nur aus den Differenzen zu anderen Vokalen und Konsonanten bestimmt. Diese schlichte, aber revolutionäre Einsicht wurde über die Station Roman Jacobson durch Lacan und Levi-Strauss in andere Wissenschaften übertragen (Psychoanalyse und Ethnologie). Dann griffen Deleuze und Foucault das für die politischen Wissenschaften auf.

Ist nach Foucault das Subjekt einfach ein Konstrukt der
Umwelt, das die Umwelt zugleich mitgestaltet?

Der späte Foucault gestand dem Subjekt relativ viel Freiraum zu. Es ist kreativ und kritisch. Es gestaltet sehr aktiv. Nichtdestotrotz hat es natürlich keine Substanz, es kann aber die Zwänge, denen es durch die „Dispositive“ unterworfen wird, durchschauen und abschaffen.

Man sollte bei alldem nicht vergessen, dass Foucault ein Anhänger des Zenbuddhismus war. Will man also F´s Subjekttheorie verstehen, sollte man sich auch mit der Subjekttheorie des Zen befassen.

Chan

Das Subjekt ist immer mehr

Der Grundgedanke stammt vom Linguisten F. de Saussure. Er
entdeckte, dass der Wert bzw. die Bedeutung eines Elements
(z.B. ein Vokal) sich nur aus den Differenzen zu anderen
Vokalen und Konsonanten bestimmt. Diese schlichte, aber
revolutionäre Einsicht wurde über die Station Roman Jacobson
durch Lacan und Levi-Strauss in andere Wissenschaften
übertragen (Psychoanalyse und Ethnologie). Dann griffen
Deleuze und Foucault das für die politischen Wissenschaften
auf.

De Saussure war ein Schweizer Sprachwissenschaftler, der die Zeichenstruktur erforschte als Unterschiede. Und in der Tat bauten auf seiner sprachwissenschaftlichen Zeichentheorie die wichtigsten Denker des französischen Strukturalismus auf, unter anderem auch Foucault, der aber nicht als reiner Strukturalist bezeichnet werden wollte („Hört mir bloß auf mit dem Begriff Strukturalismus!“ sagte Foucault in einer späteren Phase seiner philosophischen Selbstkritik). Wissen ist für Foucault gleich Macht, das hatte Foucault von Nietzsche gelernt!

Als klassischer Begründer des französischen Strukturalismus gilt Leví-Strauss ("Man scheue sich nicht vor dem so akademisch klingenden Begriff >Strukturalismus