Definition:Globalisierung & Internationalisierung

Auf der Suche nach einer möglichst genauen Unterscheidung dieser beiden Begriffe bin ich mittlerweile ziemlich ratlos. Einerseits wird ausdrücklich gesagt, dass die beiden Begriffe unterschieden werden müssen, anderseits wird in nahezu jedem Artikel (z.B. Spiegel) Globalisierung mit Internationalisierung in einem Satz erwähnt.
Könnte man den Unterschied zwischen den beiden Begriffen wie folgt formulieren?
Globalisierung entstand anufgrund Entwicklung neuer Informations- und Transporttechnologien, die neue insbesondere wirtschaftliche Möglichkeiten hervorbrachte (hier gibt es natürlich auch wieder zig verschiedene Definitionen, wann sie begann etc.)
Internationalsierung gab es fast schon immer, es ist eine Kooperation zwischen zwei oder mehr Ländern, die insbesondere etwas verbessern wollen, ohne das der Fokus auf das Maximalprinzip gelegt wird.

Vielleicht kann mir jemand noch ein paar Gedankenanstösse geben. Vielen Dank
Svenja

Wahrscheinlich ist das eine ziemlich komplexe Angelegenheit, diese Frage zu beantworten…

GLOBALISIERUNG ist

ein Prozess der Überwindung von historisch entstandenen Grenzen. Sie ist daher gleichbedeutend mit der Erosion (also nicht mit dem Verschwinden) nationalstaatlicher Souveränität und stellt sich als ‚Entbettung‘ der Marktökonomie aus den moralischen Regeln und institutionalisierten Bindungen von Gesellschaften dar …
quantitative und qualitative Intensivierung grenzüberschreitender Transaktionen bei deren gleichzeitiger räumlicher Ausdehnung …
die zunehmende wechselseitige Abhängigkeit und Integration der verschiedenen Ökonomien rund um den Globus …
durch die Globalisierung intensiviert sich der Wettbewerb auf den Märkten …
ist zu einem Schlagwort geworden, das in politischen, publizistischen und wissenschaftlichen Debatten seit einiger Zeit inflationär gebraucht und dabei einerseits als ‚Bedrohung‘, andererseits als ‚Chance‘ betrachtet wird …
Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen, durch die entfernte Orte in solcher Weise miteinander verbunden werden, dass Ereignisse am einen Ort durch Vorgänge geprägt werden, die sich an einem viele Kilometer entfernten Ort abspielen, und umgekehrt …
rößte wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwälzung seit der industriellen Revolution …
Prozess steigender Verbindungen zwischen Gesellschaften und Problembereichen …
Entfesselung der Kräfte des Weltmarktes und ökonomische Entmachtung des Staates …
Ergo: Unter Globalisierung versteht man den Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtung in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.). Diese Intensivierung der globalen Beziehungen geschieht auf der Ebene von Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten.Im Wesentlichen lassen sich drei Ebenen der Globalisierung unterscheiden:
* Exporte („Die Güter gehen zum Markt“): Dem zunehmenden grenzüberschreitenden Austausch von Waren und Dienstleistungen verdankt die Weltwirtschaft einen guten Teil ihres Wohlstands. Seit Mitte der 1980er Jahre ist der weltweite Außenhandel mit jahresdurchschnittlich knapp 9 Prozent wesentlich stärker gewachsen als die Produktion (etwa 6 Prozent),
* Direktinvestitionen („Die Produktion geht zum Markt“): Die Direktinvestitionen haben seit 1985 Jahr für Jahr im Schnitt um etwa 21 Prozent zugelegt und sind damit das dynamischste Element der Globalisierung. Die Unternehmen haben die politischen (z.B. EU-Binnenmarkt, Zerfall des Ostblocks) und technischen Entwicklungen (neue Informations- und Kommunikationstechnologien) genutzt, um sich an Erfolg versprechenden Standorten niederzulassen und damit die eigene Wettbewerbsposition zu stärken,
* Finanzmärkte („Das Kapital geht zur Produktion“): Mit der zunehmenden Liberalisierung der Kapitalmärkte wurde die Finanzierung grenzüberschreitender Aktivitäten wesentlich vereinfacht. Entsprechend ist das Volumen der Anleihen, die auf den Finanzmärkten zirkulieren, seit 1990 um jährlich 15 Prozent gestiegen. Das verleiht der Globalisierung zusätzliche Dynamik.

INTERNATIONALISIERUNG: In der wissenschaftlichen Literatur wird der Terminus Internationalisierung nicht einheitlich verwendet. So kann er einerseits als Zustand des „Ausmaß[es] der geographischen Verteilung der Leistungserstellung einer Unternehmung zu einem Zeitpunkt“ aufgefasst werden . Andererseits besteht die Möglichkeit, Internationalisierung als Prozess in dessen Verlauf eine wachsende, sukzessive Eingliederung in ausländische Volkswirtschaften erfolgt, zu betrachten (vgl. Glaum 1996, 11). Wird die Internationalisierung als Prozess betrachtet, so kann man die Formen der internationalen Unternehmenstätigkeit als eine Dimension desselben auffassen (vgl. Bamberger/Wrona 2002, 289).

siehe auch http://www.uni-ulm.de/aktuelles/aktuelles_thema/aktu… ( Von der Internatio- nalisierung zur Globalisierung des Unternehmens)

Globalisierung verändert das soziale Gefüge

Guten Tag, Svenja

Mit Globalisierung wird seit 1990 die weltweite Verflechtung bezeichnet, in
erster Linie die wirtschaftliche. Wirtschaftliche Verflechtung und Ausbau des
Freihandels waren nach dem Zweiten Weltkrieg wichtige Ziele der US-
amerikanischen Wirtschaftspolitik. Diese Zielsetzungen wurden von der gesamten
westlichen Welt mitgetragen. Etabliert wurde Verflechtung 1944 durch die
Bretton Woods-Konferenz. Damals wurden Weltbank und Internationaler
Währungsfonds gegründet. 1947 kam das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT
hinzu. Insgesamt acht Runden des GATT brachten in den folgenden fünf
Jahrzehnten grosse Fortschritte bei der Senkung von Zöllen und der Etablierung
des weltweiten Freihandels. Am Ende der letzten Runde, der 1986 in Punta del
Este, Uruguay, begonnenen Uruguay-Runde, wurde 1995 als Nachfolgeinstitution
des GATT die Welthandelsorganisation WTO gegründet.

Enorm ausgeweitet wurden wirtschaftliche Verflechtung und Freihandel durch den
Zerfall der kommunistischen Diktaturen.

Auch die dramatische Entwicklung der Computer- und Informationstechnik
beschleunigt die Globalisierung: Sie ermöglicht eine weltweit verflochtene
Produktionstechnik und Logistik, sekundenschnelle weltweite Finanztransaktionen
sowie Preis- und Gewinnvergleiche mit der Folge eines dramatisch intensivierten
Kosten- und Lohnwettbewerbs.

Die Globalisierung verändert das soziale Gefüge der Nationen tiefgreifend: die
armen Länder werden ärmer und die reichen reicher.

Mehr findest zu ‚Globalisierung‘ findest du hier:
http://www.virglob-sp.org/pages/09c_g_haeufige_frage…

Zur ‚Internationalisierung‘ liest du am besten Wikipedia:
http://www.virglob-sp.org/pages/09c_g_haeufige_frage…

Gruss

Rolfus


Hallo Svenja,

gerade der „Spiegel“ unterscheidet schon wohltuend
zwischen beiden Begriffen.
Der Unterschied ist nämlich und eigentlich ziemlich
simpel: Internationalisierung beschreibt den wirtschaft-
lichen Vorgang - objektiv. „Globalisierung“ ist dagegen
ein ideologisierter Kampfbegriff - subjektiv.
Wer Nachteile im Verschmelzen der Märkte sieht - spricht
von Globalisierung. Wer keine Alternative zu diesem Vorgang
sieht - von Internationalisierung.
Obwohl: Vor zwanzig Jahren sprach man noch von „Interna-
tionalisierung“. Heute ist es schon Ausdruck von Zurückge-
bliebenheit. Man ist diskreter. Redet von „Ausbau“ oder
„Erweiterung“.

x.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Globalize it!

Hallo Rolf,

ich will ja hier nicht als Vorkämpfer
der „Globalisierungs“-Kritiker auftreten,
doch Dein Text ist zu spaßig, um es nicht
doch zu versuchen.

Ad 1:
Deine Herleitung der Internationalisierung der
Märkte von 2007 aus wirtschafts-politischen
Entscheidungen von 1947 ist hinterwäldlerisch
naiv. (Real Redneck?)
Genausogut könnte man Kant für die Hungersnöte
in Nordkorea 2005 verantwortlich machen, weil
er die Idee zu einem Weltrat hatte, der auch negativ
sanktioniert…

Ad 2:

Die Globalisierung verändert das soziale Gefüge der Nationen
tiefgreifend: die
armen Länder werden ärmer und die reichen reicher.

Das ist die klassisschte aller urbanen Legenden.
Es stimmt einfach nicht.

Sicher: die „Globalisierung verändert das soziale Gefüge der
Nationen“ - Aus Sklavenhaltergesellschaften werden im schlech-
testen Fall Diktaturen und im besten Fall Republiken.
Was ist falsch daran Sklavenhaltergesellschaften zu beseitigen?
Daß man das Sozialgefüge „tiefgreifend verändert“?
Nur zu! Immer drauf!!

Böse Weltvernetztheit? Böse Weltbank?
Es sind Kants Gedanken, die sich durchsetzen.
Heute sterben 6000 Menschen täglich an verunreinigtem
Wasser. Wieviel waren es vor zehn Jahren?!!
(Bei halb so viel Population.)
Vor 20 Jahren starben 40000 Kinder pro Tag an Hunger.
Wieviel heute?
Globalize it!
Es lassen sich globale Probleme nicht am Gutmenschen-
Stammtisch lösen.
Jammern hilft nicht.

Ad 3:
Es ist Dein Problem, daß Du die USA nicht magst.
Lächerlich ist, daß Du die Amis als Motor der Globalisierung darstellst.
Die Chinesen und Inder sinds. Länder in denen eine MPH weniger kostet
als in den US ein Schluck Kaffee. (Darüber nachzudenken lohnt sich!)
China und Indien globalisieren die Märkte, WIR (USA+Europe) konsumieren
nur – auf Kredit…
(Wenn China heute den USA den Geldhahn zudrehen, dann kannst Du morgen
umsonst auf Deinen russischen Strom warten…)

x.

Diplomatische Definition für ‚Globalisierung‘
Hallo, Svenja

Hier eine diplomatische Definition für ‚Globalisierung‘, die aber auch
verantwortet werden kann:

"Unter ‚Globalisierung‘ versteht man in erster Linie die zunehmende weltweite
wirtschaftliche Verflechtung. Es handelt sich also in starkem Masse um einen
ökonomischen Vorgang, dessen Kern der weltweite Austausch von Produkten,
Ressourcen, Technologie und Kapital ist. Aber auch ökologische, kulturelle und
soziale Aspekte werden mit Globalisierung in Verbindung gebracht. Ursache für
die wirtschaftliche Globalisierung sind einerseits der technische Fortschritt,
welcher zu einer Verringerung von Transportkosten und Transportzeiten führt.
Andererseits haben auch politische Prozesse und Entscheidungen eine zunehmende
Vernetzung der Weltwirtschaft begünstigt. "

http://de.groups.yahoo.com/group/virglobdeutsch/surv…

Freundlich grüsst

Rolfus

Vielen Dank für die bisherigen Anworten und auch die Kommentierung der Antwort ist äusserst interessant. Sie sind weitere Denkanstösse.
Gruß Svenja