Narzistische Störung usw.
Hi Mirea
Du schreibst:
Jedoch hat sich bei einem Kind die Grenze zwischen Subjekt (Ich), Objekt (des Denkens) und dem Aussen (andere Personen) noch nicht völlig aufgebaut, das muss ja auch so sein, damit ein Kind aufnahme- und lernfähig ist.
Das ist richtig. Selbstwert organisiert sich gemeinsam mit der Organisation früher Objektbeziehungen. Klassiker für diese Untersuchungen über Kinder sind Jean Piaget, René A. Spitz (Objektbeziehung), Melanie Klein, Alice Miller, Heinz Kohut (Narzißmus-Theorie), auch Rainer Krause (Kreativität bei Kindern).
Bei erwachsenen Personen jedoch hat sich diese Grenze nach gängiger Auffassung der Psychologie entwickelt.
Das kommt darauf an, ob sich diese Entwicklung störungsfrei abgespielt hat. Frühe Anlagen für sogenannte „narzistische Störungen“ können (nur als Beispiel) eine pathologische Sucht nach Selbstbestätigung (eben durch die Zuwendung anderer) zur Folge haben. So findest Du die Wahnidee, die Weltherrschaft erlangen zu wollen, oder Du findest kommunikationsunfähige despotische Führungskräfte, oder ganz allgemein menschen, die keine Kritik aushalten, der Selbstkorrektur unfähig sind, oder allgemeine Verhaltensstörungen, Beziehungsunfähigkeit, oder Jugendliche, die sich die Kompensation eines erheblichen Berührungsmangels mit dem Baseballschläger erkämpfen.
Ich denke, dass ein Erwachsener sein Selbstbewusstsein NUR durch sich selber aufbauen kann,
Wenn seine Entwicklung „normal“ verlaufen ist, ja. Das ist ja die Grundlage für jede soziale Kompetenz. Weiter auch für „Zivilcourage“, freie Meinungsäußerung, kreatives dialogisches Verhalten. Wenn die Entwicklung aber gestört war (eben durch Mangel als von außen entgegengebrachter Wertschätzung), dan kann (aber muß nicht) die Fähigkeit zur Bildung autonomen Selbstwertgefühls Schaden erleiden.
Im pathologischen Fall kann das zu Ängsten, Depressionen, neurotischen Phänomenen Beitrag leisten, auch zu der so überauskomplizierten Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Aber auch im nicht pathologischen Fall kann es jedenfalls zu Störungen im Sozialverhalten führen.
ein Mensch der an mangelndem Selbstwert leidet, der kann noch
so viel Bestätigung durch aussen bekommen, das wird ihm nicht
weiterhelfen.
Bestätigung - bei narzistischen Störungen - nicht, nein. Aber Wertschätzung muß sich nicht als Bestätigung äußern. Über diesbezügliche Möglichkeiten von Psychotherapien bin ich nicht genügend informiert, da ich anders arbeite, nicht psychotherapeutisch. Aber ich habe allein durch bewertungs- und urteilsfreies und Zuhören, das sich nicht durch Schweigen, sondern durch (wirklich) interessiertes Zurückfragen beweist, erstaunliche Wunder erlebt.
Ich hatte mal eine Freundin, die dachte ihr mangelndes Selbstbewusstsein durch zahlreiche Männerbekanntschaften aufpolieren zu können. … …
Wirklich? Hat sie das selbst so begründet? Vorsicht! man interpretiert es gerne so. Es ist ebenso möglich, daß es eine Frau war, die den schönen Reiz erotischer Animation und Koketterie schlicht zu genießen verstand. Natürlich ist das eine Form des Selbstgenusses. Aber ungestörten Selbstgenuß kann wiederum nur jemand haben, dem es gerade nicht an Selbstwertgefühl mangelt. Bedenke, daß (bei Deinem Beispiel) eine erheblich riskante Revolte gegen gängige Sexualmoral nötig ist. Das schafft niemand mit Mangel an Selbstsicherheit.
Aber die Frage ist natürlich, WIE man sein Selbstbewusstsein
dann selber aufbauen kann. Gibt es da ganz konkrete Dinge, die
man dafür TUN kann?
Du meinst Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, Selbstachtung und alle diese Selbst-Sachen?
Nun, wenn man den philosophischen Begriff des Selbst bewußtseins (an dem es logischerweise nicht fehlen kann, weil er definierend für den Menschen überhaupt ist, und der ja nur fälschlicherweise mit den oben genannten begriffen verwechselt wird) zu Hilfe nimmt, ergibt sich ein einfacher (auch psychologischer) Vorschlag: Man bringe anderen Menschen Hochachtung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit entgegen. Die Folgen für einen Selbst lassen nicht lange auf sich warten.
Liebe Grüße zurück
Metapher