Dehnen... Wie denn nun?

Hallo,
die einen sagen;

  1. Dehne dich vor dem Sport!
    1.1 Dehne nicht vor dem Sport, sondern direkt danach!
    1.2 Dehne dich erst am nächsten Tag, weil die Muskeln dann nicht mehr so schnell reißen!
    1.3 Dehne dich nicht im kalten Zustand!
    1.4 Wippe beim dehnen nicht!
    1.5 Partie 2* 15sec dehnen!
    1.6 Partie 1* 30sec dehnen!
    1.7 Partie solange dehnen bis du denn schmerz nicht mehr aushälst!
    1.8 den Nacken nicht dehnen!

So und was ist denn nun richtig?

Dankeschön

Hallo,

naja - wenn man das schon so aufzählt, könnte man doch auch auf die Idee kommen es einfach sein zu lassen - oder?!
So ist nämlich auch der Stand der Dinge:
wer meint es muss sein kann es gerne machen (so wie es sich für ihn gut anfühlt) - der Rest der Menschheit lässt es einfach sein.

Tschüss

Matthias

So ist nämlich auch der Stand der Dinge:
wer meint es muss sein kann es gerne machen (so wie es sich
für ihn gut anfühlt) - der Rest der Menschheit lässt es
einfach sein.

Hm, naja ganz so einfach ist es dann vielleicht doch nicht.
Generell gibt es tatsächlich viele Ungereimtheiten und kaum einheitliche wissentschaftliche Meinungen.
Zunächst einmal muss man zwischen Dehnen und Stretching unterscheiden. Bei letzterem handelt es sich um Beweglichkeitstraining. Es werden gezielte Strechtingmethoden eingesetzt, um die Bewegungsamplitude zu erhöhen. Das ist zum Beispiel für Turner, Wasserspringer, etc. sehr wichtig.

„Einfaches“ Dehnen hingegen bezieht sich eher auf die Vor- oder Nachbereitung z.B. eines Ausdauertrainings mit dem Ziel die Muskeln zu lockern oder einer Verkürzung vorzubeugen. Daher ist Dehnen m.E. durchaus sinnvoll, eben um Verkürzungen, muskuläre Disbalancen und gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Ob das ganze vor oder nach dem Training passiert ist dann erstmal zweitrangig. Da gibt es wie gesagt unterschiedliche Meinungen. Ich persönlich finde es nach dem Training sinnvoller, da die Muskeln erwärmt und damit dehnfähiger sind.
1.3. ist daher auf jedenfall wissenschaftlich korrekt.
1.4. (Wippe beim Dehnen nicht) stimmt so nicht unbedingt. Es gibt verschiedenste Dehnmethoden u.a. aktive (wippende) und passive. Beide haben ihre Vor- und Nachteile.
zu 1.5. und 1.6. (Dehnzeit): Ist abhängig von der angewandten Dehnmethode und daher beides möglich.
1.7. (Dehnen bis man Schmerz nicht mehr aushält) Mag vielleicht beim Beweglichkeitstraining angwendet werden, ist aber fürs Dehnen nach dem Training nicht ausschlaggebend und auch nicht zu empfehlen. (Schmerz signalisiert meist, das was falsch läuft)
1.8. (Den Nacken nicht dehnen) Hier sollte man sich zunächst fragen, warum man den Nacken dehnen möchte. Bei Sportarten mit besonderer Beanspruchung der Nackenmuskulatur mag das Dehnen des Nackens sinnvoll sein. Nach 60min Joggen natürlich völliger Blödsinn…

Gute Frage, gute Antwort! Hätte die Frage selbst nicht gestellt, da ich mich schon damit abgefunden hatte, in den meisten Lebensbereichen die bisher klaren Tipps und Richtlinien völlig in Frage gestellt zu sehen.

Moin,

So und was ist denn nun richtig?

Bevor hier wieder wilde Mythen(„Muskelverkürzung“) verbreitet werden, einfach mal lesen:

http://www.dr-moosburger.at/pub/pub046.pdf

Gruß

Axel

Hallo,

ich will ja kein Öl auf’s Feuer giessen - aaaaaaber:

  • so wie ich es rauslese beziehst du dich auf sportliche Betätigungen? Dann macht also der Bergsteiger der den Mount Everest hochgeht Sport und sollte dehnen - der Sherpa der hinter ihm herläuft macht seine Arbeit und braucht dann nicht dehnen? :wink:)

  • meines Wissens nach sind Muskeln immer warm (wenn wir uns auf die tatsächliche Temperatur beziehen); und wenn sie wärmer werden fangen wir das schwitzen an, um die zusätzliche Temperatur so schnell wie möglich wieder loszuwerden - sonst sinkt die Leistungsfähigkeit. Schon mal dran gedacht dass „warm“ nix mit Temperatur zu tun hat?

  • muskuläre Verkürzungen existieren nur als theoretisches Konstrukt. Unter Narkose ist jeder Mensch wie Gummi. D.h. eine scheinbar festgestellte „Verkürzung“ hat nichts mit dem Muskel zu tun - sondern nur mit dem Gehirn das für die Steuerung dieses Muskels zuständig ist. Siehe Spitzfussstellung bei Zerebralparesen oder Klumpfuss. Die können dann auch gedehnt werden - durch mehrwöchige Gipsanlage.

Nur mal so als Anregung. :wink:)

Tschüss

Matthias

1 Like

Hallo,

ich will ja kein Öl auf’s Feuer giessen - aaaaaaber:

  • so wie ich es rauslese beziehst du dich auf sportliche
    Betätigungen? Dann macht also der Bergsteiger der den Mount
    Everest hochgeht Sport und sollte dehnen - der Sherpa der
    hinter ihm herläuft macht seine Arbeit und braucht dann nicht
    dehnen? :wink:)

Das ist ja mal ein alberner Einwand. Soll ich jetzt noch ne Begriffsdefintion anhängen oder wissen wir als halbwegs intelligente Menschen auch so alle worum es geht?

  • meines Wissens nach sind Muskeln immer warm (wenn wir uns
    auf die tatsächliche Temperatur beziehen); und wenn sie wärmer
    werden fangen wir das schwitzen an, um die zusätzliche
    Temperatur so schnell wie möglich wieder loszuwerden - sonst
    sinkt die Leistungsfähigkeit. Schon mal dran gedacht dass
    „warm“ nix mit Temperatur zu tun hat?

„Warm“ hat sehr wohl auch was mit Temperatur zu tun (neben einigen anderen Faktoren natürlich). V.a. wenn man bedenkt, dass es eine Körperkerntemperatur und eine Muskeltemperatur gibt, die sich durchaus unterscheiden können (bzw. in bestimmten Situationen auch sollten). Schon mal drüber nachgedacht, warum sich in nen Whirlpool setzen nicht unbedingt die geeignete Methode ist um sich z.B. für nen Hochsprungwettkampf zu erwärmen?

  • muskuläre Verkürzungen existieren nur als theoretisches
    Konstrukt. Unter Narkose ist jeder Mensch wie Gummi. D.h. eine
    scheinbar festgestellte „Verkürzung“ hat nichts mit dem Muskel
    zu tun - sondern nur mit dem Gehirn das für die Steuerung
    dieses Muskels zuständig ist. Siehe Spitzfussstellung bei
    Zerebralparesen oder Klumpfuss. Die können dann auch gedehnt
    werden - durch mehrwöchige Gipsanlage.

Dummerweise lebt man gewöhnlich nicht unter Narkose und daher existieren muskuläre Verkürzungen (worauf auch immer zurückzuführen) sehr wohl!

Hab mir das grad mal zu Gemüte geführt.
Mit einigen Sachen hat der gute Mann auf jeden Fall recht, anderes hingegen ist pauschalisiert (und daher wenig wissenschaftlich), widersprüchlich und teilweise schlicht und ergreifend falsch.

Ich rate daher jedem, diese Aussagen nicht als letztes und ultimatives Wort zu werten.

Zumal man bedenken sollte, dass diese ach so neuen Erkenntnisse komischerweise auf Publikationen beruhen, die (wenn ich die Liste mal so überfliege) zwischen 9 und 30 Jahren alt sind…naja

Hallo,

Das ist ja mal ein alberner Einwand. Soll ich jetzt noch ne
Begriffsdefintion anhängen oder wissen wir als halbwegs
intelligente Menschen auch so alle worum es geht?

Das ist nicht albern - ich verstehe es wirklich nicht.
Du schreibst ja in einer vorhergehenden Antwort:
„1.8. (Den Nacken nicht dehnen) Hier sollte man sich zunächst fragen, warum man den Nacken dehnen möchte. Bei Sportarten mit besonderer Beanspruchung der Nackenmuskulatur mag das Dehnen des Nackens sinnvoll sein. Nach 60min Joggen natürlich völliger Blödsinn…“

Also beziehst du den Begriff „dehnen“ auf Sport - und nicht auf alle anderen Tätigkeiten des Lebens.
Bringe ich dann ein Beispiel aus dem nicht-sportlichen Bereich wird es als albern bezeichnet?!
Eine Definition wäre also notwendig.

Nur zur Info: ich habe in den über 10 Jahren in denen ich versuche diese Diskussion sachlich zu führen noch nie eine Definition für den Begriff „Dehnen“ erhalten - auch auf mehrfache Anfrage hin.
Ich wäre da wirklich mal brennend dran interessiert.

  • muskuläre Verkürzungen existieren nur als theoretisches
    Konstrukt. Unter Narkose ist jeder Mensch wie Gummi. D.h. eine
    scheinbar festgestellte „Verkürzung“ hat nichts mit dem Muskel
    zu tun - sondern nur mit dem Gehirn das für die Steuerung
    dieses Muskels zuständig ist. Siehe Spitzfussstellung bei
    Zerebralparesen oder Klumpfuss. Die können dann auch gedehnt
    werden - durch mehrwöchige Gipsanlage.

Dummerweise lebt man gewöhnlich nicht unter Narkose und daher
existieren muskuläre Verkürzungen (worauf auch immer
zurückzuführen) sehr wohl!

Gleiches Problem wie oben: keine Definition vorhanden.
Wenn ich meinen Arm zum Mund führe verkürzen sich die Muskeln - nehme ich den Arm wieder runter verlängern sie sich wieder. Fertig.
Wenn - aus Gründen wie bei Zerebralparesen/Spastiken, … Muskeln/Sehnen strukturell verkürzt sind werden diese operativ verlängert oder mit Redressionsgips behandelt.
Ich kenne leider keine anderen Methoden.

Und auch hier zur Klärung:
ich habe 16 Mitarbeiter, 12 Physiotherapeuten und 4 Diplom-Sportlehrer - und keiner von denen kann erklären was ein verkürzter Muskel sein soll.
Und trotzdem verbessern sich die Bewegungsausmaße der Patienten durch unsere Behandlungen (wird alles dokumentiert).

Tschüss,

Matthias

Laut dem Artikel(PDF-Datei) sollte man sich also am besten überhaupt nicht dehnen!

Also vor dem Training (Basketball/Krafttraining), dehne ich mich schon lange nicht mehr.

Nur was mich einwenig stützig macht ist das ich nun schon 13Jahre Basketball spiele, meine Beine trainiere.
Mich aber nie gedehnt habe und es nicht schaffe mit meinen Händen (mit ausgestreckten Beinen) den Boden zu berühren, was doch daher kommen könnte, weil ich mich eben nie gedehnt habe…
und
was ist dran an den 20% mehr Beines(Sprung-)kraft welche man erhalten soll wenn man sich dehnt?

Laut dem Artikel(PDF-Datei) sollte man sich also am besten überhaupt nicht dehnen!

Also vor dem Training (Basketball/Krafttraining), dehne ich mich schon lange nicht mehr.

Nur was mich einwenig stützig macht ist das ich nun schon 13Jahre Basketball spiele, meine Beine trainiere.
Mich aber nie gedehnt habe und es nicht schaffe mit meinen Händen (mit ausgestreckten Beinen) den Boden zu berühren, was doch daher kommen könnte, weil ich mich eben nie gedehnt habe…
und
was ist dran an den 20% mehr Beines(Sprung-)kraft welche man erhalten soll wenn man sich dehnt?

Hallo,

Nur was mich einwenig stützig macht ist das ich nun schon
13Jahre Basketball spiele, meine Beine trainiere.
Mich aber nie gedehnt habe und es nicht schaffe mit meinen
Händen (mit ausgestreckten Beinen) den Boden zu berühren, was
doch daher kommen könnte, weil ich mich eben nie gedehnt
habe…

Kann auch daher kommen weil deine Arme zu kurz sind.
Oder deine Hüftgelenke es nicht zulassen.
Oder deine Wirbelsäule sich nicht in allen Segmenten nicht gleich biegt.
Etc…

Man muss nicht mit den Händen auf den Boden kommen - warum auch?
Ich kann z.b. keinen Spagat - aber „nur“ weil mein Oberschenkelhals einen „falschen“ Winkel dafür hat, d.h. ich müsste mir beide Oberschenkel brechen damit ich in den Spagat komme.
Was nicht geht geht halt nicht.

Hat weniger mit dehnen zu tun (wobei ich da immer noch keine Definition habe) - sondern einfach mit dem wie der Mensch gebaut ist.

und
was ist dran an den 20% mehr Beines(Sprung-)kraft welche man
erhalten soll wenn man sich dehnt?

Wieder: was wird unter dem Begriff dehnen verstanden?
Plyometrisches Training (in weitestem Sinne Sprungkrafttraining) funktioniert natürlich schon.
Und da ist eine „Dehnphase“ drin die ein paar Millisekunden anhält.

Tschüss

Matthias

Hej,

in der Sportwissenschaft ist ein Dehneffekt noch nicht umfassend nachgewiesen.
Möglicherweise werden wir im Rahmen der aktuellen Betrachtung der
Faszienforschung eine andere Sichtweise erhalten, aber das kommt erst noch.

Als langjähriger Sportlehrer / Trainer / Sporttherapeut in Schule / Sportverein /
Klinik, kann ich dir sehr empfehlen - und das sollte Dein Maßstab werden -
höre auf deinen Körper und fühle dort hinein.
Dann erfährst DU selbst, „es ist für mich gut“ oder „brauche ich nicht wirklich“.

Im Leistungssport gibt es ganz viele Varianten.
Im Handball würde allerdings Keiner vor einem Spiel nicht Aufwärmen und Dehnen.

Du hast z. B. im Laufen aber auch nicht eine so unterschiedliche Belastung des
Körpers (Muskulatur, Sehnen, Bänder, Nerven).
Trotzdem teilst du deinem Körper mit, dass er jetzt in einer bestimmten Art und
Weise belastet wird und sich das System auf das Kommende einstellen kann. Also
gehört das dann auch zum Aufwärmen dazu. Physiologisch nicht unbedingt
erforderlich, aber individuell möglicherweise sehr hilfreich oder sogar
notwendig -> spüre das mal nach ! ! !

Art des Dehnens:
In der großen Dehnbewegung, erst mal bis zum Schmerzpunkt kommen, nach einigem
Üben (bis der Schmerzpunkt nicht mehr wirklich schmerzt), ganz leichte wippende
Zugbewegungen in die Dehnung. Immer aber mit großer Vorsicht und Rücksicht auf
dich selbst.

Du musst dich und deinen Körper ausprobieren und erleben!

Also, wenn du schnell in eine Dehnung gehst, wird nerval ein Dehnreflex ausgelöst, der die
Muskulatur in einer Verkürzung hält - um sie zu schützen.

Du möchtest aber die Muskulatur in eine optimale Ausgansposition bringen. Daher
langsam in eine Dehnposition gehen und dann nach einigem Üben, in der
Endposition ganz leichte Zugbewegungen in einer langsamen Frequenz.

Also probiere
mal

Viel Spass

Axel