Demenz

Liebe/-r Experte/-in,

ich hoffe, ihr könnt mir helfen. mein vater(63) vergisst sehr viel. und da meine oma auch an demenz erkrankt war, habe ich eine ahnung davon, was diese krankheit bedeutet. er vergisst viel, wird aggressiv, wenn ihm dies bewusst wird usw. jedoch ist es denk ich im anfangsstadium und kann ja auch etwas anderes sein. Er blockt nur total ab, wenn er etwas darüber hört. wenn familie oder freunde ihn darauf ansprechen. meine frage ist, wie kann man die diagnose erstellen lassen? wie kann ich ihn dazu bewegen zum arzt zu gehen. ich muss zusehen und kann nichts machen. ich weiß, dass diese krankheit unheilbar ist, aber ich weiß auch, dass man sie mit medikamente verzögern kann. und es tut mir weh, wenn ich weiß, dass dies nicht gemacht wird. habt ihr idee, wie ich ihn davon überzeugen kann???

vielen dank shconmal und lieben gruss

Hallo Michaela,
gehe in den Schuhen vom Opa, mach dir seine Gedanken ,Gefühle und seine Sichtweise zu eigen. Dann wirst du garantiert erkennen wo eure Fehler im Umgang mit dem Opa waren. Der Mensch wird alt und bekommt Falten im Gesicht - genauso wie die Anti-Falten-Creme im Gesicht wirkt die Anti- Demenz-Tablette im Gehirn !!!
Wichtig ist die Unterstützung im täglichen Leben, die Validation ist die beste Art der Komunikation mit Demenzkranken .
Die Diagnose stellt der Hausarzt oder der Psychater.Sag Ihm " ich hab einen Termin beim Arzt für dich zum Check - der Check ab 60- das ist der den die Kasse bezahlt - halt für zu gucken - schad ja nix - da geh ich mit wegen meiner Impfung… dann kann man noch grad …einkaufen… so ähnlich soll das Gespräch ablaufen.
Der Opa denkt sich
ich bin nicht krank
ich kenne den Weg nicht
wer weis was das kostet

Besuch den Opa, hilf ihm bei der Post, dem Einkauf, beim Saubermachen.Vermittel ihm das du gerne bei ihm bist, schließlich soll er nicht merken dass du ihm Hilfst - nach seiner Ansicht kann er a l l e s selbst,
putzen nur wenn er es nicht mitbekommt!
Paktische Hilfe bekommst du evtl. vor Ort beim Roten Kreuz, einem Demenzverein,oder Der Deutschen Alzheimergesellschaft.

Viele Grüße

Hallo,
Ob eine Demenz vorliegt, kann nur ein Arzt beantworten. Es gibt die Möglichkeit einige Tests in der Häuslichkeit durchzuführen, ob eine wahrscheinliche Demenz vorliegt. Dies kann der Hausarzt durchführen oder den Arzt fragen, wer das bei euch macht. Dass die Tests in der Häuslichkeit stattfinden, ist deswegen positiv, weil dein Vater die Umgebung vertraut ist und er besser Vertrauen fast. Du könntest auch einen Neurologen finden, der eine Gedächtnissprechstunde anbietet. Der Name Gedächtnissprechstunde nimmt die hohe Autorität eines Arztes.

Guten Abend Michaela,

Sie haben recht, die Krankheit ist (noch) nicht heilbar.
Folgenden Rat würde ich Ihnen geben:

  • beobachten Sie Ihren Vater über einen Zeitraum von vier Wochen
  • schreiben Sie jeden Tag, aber wirklich auch jeden Tag, auf, welche Veränderungen oder „Abnormitäten“ Sie wahrgenommen haben
  • es gibt ein „Tagebuch“, in dem schon bestimmte Merkmale eingetragen sind, die man dann nur noch mit Uhrzeit und Besonderheiten einfügen muss. Dies erleichtert die Arbeit etwas. Soviel ich weiss, wird dies von einer Firma gedruckt und kostenlos abgegeben
  • Sie können sich aber auch an die Deutsche Alzheimer Gesellschaft wenden. In Berlin ist eine kostenfreie, telefonische Beratungsstelle oder auch über das Internet
  • setzen Sie sich mit dem Hausarzt Ihres Vaters zusammen
  • besprechen Sie dort Ihre Befürchtungen
  • hat Ihr Vater gute Freunde, die Sie beiziehen können? Auf alle Fälle eine Bezugsperson, zu der er Vertrauen hat
  • eine def. Diagnose kann z.B. in einem Kompetenzzentrum für Demenz gestellt werden
  • gibt es in Ihrem Landkreis eine Beratungsstelle für Angehörige von Menschen mit Demenz?
  • Sie sind nicht allein! Es gibt genügend Anlaufstellen. Holen Sie sich dort - direkt vor Ort - Rat und Hilfe
  • Wie ist es mit Ihrer Mutter? Kannn die eingebunden werden?
  • Wenn es wirklich eine dementielle Erkrankung ist, liegt ein harter Weg vor Ihnen
  • solange Ihr Vater noch einigermassen fit ist, sollten Sie alles regeln, was später nicht mehr möglich ist, z.B. Verfügungen erstellen lassen, wer sich einmal um ihn kümmern soll, ect.
  • all diese Dinge sind sehr, sehr wichtig und sollten nicht auf die lange Bank geschoben werden
  • Ihr Vater wird sich langsam von Ihnen entfernen und das ist unwiederbringlich
  • es gibt Medikamente, die aber zum einen sehr kostspielig sind, dass der Arzt solche Sachen nur ungern verschreibt, zum anderen haben diese Medikamente sehr grosse Nebenwirkungen
  • allerdings halten die Medis das Fortschreiten der Krankheit nur über einen kleinen Zeitraum auf
  • wichtig ist, ihr Vater begibt sich in professionelle Hände
    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und einen guten Ausgang, dass Ihr Vater einsichtig ist und mit zu einer Untersuchung geht

Liebe Michaela,

hast du schon Kontakt zu dem Hausarzt deines Vaters aufgenommen? Es wäre eine Möglichkeit ihm die Situation zu schildern und ihn zu bitten, dass er als Arzt beim nächsten Termin auf deinen Vater reagieren und ggf. Medikamente verordnen kann.
Es ist natürlich und aus Sicht deines Vaters nur allzu gut zu verstehen, dass er sich von Unterstützungsversuchen deinerseits zusätzlich unter Druck gesetzt und mit seinen Defiziten konfrontiert fühlt.
Versuch diesen Stress raus zu nehmen und z.B. den Arzt als neutrale und kompetente Person einzusetzen.
Evtl. wird das, was der Mediziner im weißen Kittel sagt, für deinen Vater höher gestellt als all deine Sorge.
Ansonsten kannst du ihn nur annehmen, wie er ist und soweit es dir möglich ist und du es mit dir vereinbaren kannst, ihn unauffällig unterstützen.
Das erfordert viel Kraft, Geduld und Herzgefühl -

liebe Grüße
Sandra

hallo Michaela,

hier ist ein rat schwer…

Wie sieht es deine mutter? Arbeitet dein vater noch? Hat er einen hausarzt, dem er vertraut? Wer hat deine oma gepflegt? Wieviel hat dein vater davon mitbekommen? War die kranke seine mutter?
Es hilft nicht ihn unter druck zu setzen, überzeugen können aussenstehende (vorgesetzter, hausarzt…) besser als familienangehörige.

Ich würde dir die seite www.alzheimerforum.de empfehlen, du kannst mich aber auch direkt anschreiben [georg(at)a-g-k.com], in einer mail kann ich dir auch meine telefonnummer schreiben…

gruß

georg

Demenzdiagnose und Infoplattform
Liebe Michaela,

es ist häufig so, dass Menschen, die eine vermutete Demenz haben sich sehr schwer tun sich ärztlich untersuchen zu lassen. Die Angst vor dem Ergebnis der Diagnose ist natürlich sehr groß.
Aber Sie können Ihren Vater vielleicht damit überzeungen zum Arzt zu gehen und seine Vergesslichkeit untersuchen zu lassen, weil es auch die Möglichkeit gibt, dass ein unausgewogener körperlicher Mineralienhaushalt oder Hormonhaushalt für die Symptome verantwortlich sind und durch die Gabe von geeigneten Substanzen wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können und sich dadurch die Vegesslichkeit wieder zurück entwickelt. Manchmal kann auch eine Depression im klinischen Sinne zu Verwirrtheitssymptomen führen, die dann auch über die Behandlung der Depression verschwinden.
Ist erstmal der erste Schritt getan, dann kann in den meisten Fällen eine Diagnose erfolgen, sollten alle körperlichen und seelischen/psychischen Gebrechen ausgeschlossen werden können.
Es bietet sich an einen Verbündete/n zu suchen, der/die einen besonders guten Zugang oder ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis zu Ihrem Vater hat, um die Lebenssituation mit ihrem Vater zu besprechen, ihn evt. zum Arzt zu begleiten.

Sollten Sie mit diesen Hinweisen nicht weiterkommen, würde ich Ihnen empfehlen eine Beratungsstelle in ihrer Nähe aufzusuchen und sich dort direkt beraten zu lassen. Eine gute Adresse mit Infos über Beratungsangeboten in Ihrer Nähe bieten: http://www.deutsche-alzheimer.de/
und für Nordrhein Westfalen: http://www.demenz-service-nrw.de/.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg für die schwierigen Verhandlungen mit Ihrem Vater.

Ingo Behr