Demenz - Pflegeheim - wie vorbeugen

Hallo liebe Erfahrene!

Meine Mutter, dement, ist in einem dafür ausgerichteten Pflegeheim.

Vorgestern ist sie abends in ihrem Zimmer gestürzt und hatte eine Kopfplatzwunde. Zur Sicherheit wurde eine notärztliche Versorgung/Untersuchung im Krankenhaus veranlasst.

Sie hatte vom Pflegeheim einen „Begleitbrief“  mitbekommen, auf dem Art und Anlaß der Untersuchung vermerkt war, sowie der Hinweis auf ihre Demenz und die Wohnadresse (Pflegeheim).

Nach der Untersuchung und einer Verpflasterung der Wunde wurde meiner Mutter vom Arzt mitgeteilt, dass alles in Ordnung wäre und sie  nachhause könne.

Daraufhin bat meine Mutter, ihr ein Taxi zu rufen, was auch vom Krankenhaus prompt erledigt wurde.

Meine Mutter hatte nur Hauskleidung  an (Pulli, Hose, Hausschuhe) - kein weiteres Gepäck und das bei 3 Grad Temperatur draußen. 

Dem Taxifahrer hat meine Mutter ihre alte Adresse angegeben, in ihrem Haus, welches derzeit unbewohnt ist und in das sie ohne Schlüssel auch gar nicht reinkam.

Einer Nachbarin fiel auf, dass meine Mutter - die sie im Pflegeheim wähnte - vor ihrem Haus nachts leicht bekleidet herumirrte und verständigte darauf hin meinem Bruder, der umgehnd dafür sorgte, dass sofort geholfen wurde. 

Das Pflegeheim rief 2 Stunden nach der Einlieferung im Krankenhaus an um sich nach dem Sachstand zu erkundigen (das ist dokumentiert) mit dem Ergebnis, das noch Untersuchungen laufen.

Bisher haben wir in nur in Erfahrung gebracht, das im Krankenhaus der Begleitzettel Demenz- Pflegeheim) leider nicht gelesen wurde.

Meine Frage: Wie können wir künftig verhindern, dass ein Krankenhaus in der Nacht eine demente, leicht bekleidete Person mit einem Taxi ins Nichts fahren lässt. Wir sind halbtot vor Aufregung! Wir wollen nicht, dass unsere Mutter vor ihrer Haustüre erfriert. 

Liebe Grüße
Maralena

Hallo Maralena,

einen solchen Fall können sie nie zu 100% verhindern. Hier hat eindeutig das Entlassungsmanagement im Krankenhaus(genauer die diensthabenden Fachkräfte dieser Station) versagt! Das ist eindeutig im Expertenstandard Entlassungsmanagement im DNQP geregelt. Ich bitte sie, eine Beschwerde an das Qualitätsmanagement dieses Krankehauses zu schicken, damit dieser Angelegenheit nachgegangen wird.
Manche Altenheime machen den dementiell Erkrankten Bewohnern, Patienten einen Armreif um, wo Name und Adresse steht. Dieses muss dann auch im Überleitungsbogen stehen!!

beste Grüße

BobMarleyson

Hallo Maralena,
das war wirklich ganz schön heftig. Die Krankenhäuser fühlen sich für nichts verantwortlich. Tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber ich habe gerade Stress. (Ist ja wohl bekannt.)
Eine schriftliche Beschwerde sollte an den Geschäftsführer der Verwaltung gehen. Ebenso eine an das Ministerium für Arbeit und Soziales. Das bringt im Nachhinein nichts, mach aber wenigstens auf die Zustände aufmerksam.
Gibt es die Möglichkeit, dass in so einem Fall sofort jemand von der Familie vom Pflegeheim verständigt wird und mit ins Krankenhaus geht? Das ist das Sicherste.
Das Verhalten der Krankenhäuser wird sich wohl nicht ändern, aber es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen.
Ich wünsche viel Kraft und Nerven.
Liebe Grüße
LiLaLuna

Hallo,

entgegen den Vorrednern, sehe ich die Schuld nicht einzig beim Krankenhaus.

Wenn man einzig ein Pflaster auf die Wunde kleben musste, frage ich mich, ob es überhaupt notwendig war, dass deine Mutter sich im Krankenhaus vorstellen musste. Hätte es nicht ein hausärztlicher Notdienst auch getan?

Hat jemand vom Pflegeheim eine telefonische Voranmeldung im Krankenhaus gemacht und dort mündlich deponiert, dass neben der Akuterkrankung auch eine Demenz vorliegt und wie die Adresse des Pflegeheimes lautet? Und explizit darauf hingewiesen, dass das Krankenhaus dem Taxifahrer die Adresse mitteilen muss? Demenz kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben und nicht jede demente Person kennt ihren Wohnort nicht.

Wie ist deine Mutter ins Krankenhaus gekommen? Hat man sie ebenfalls nur in ein Taxi gesetzt? Bei einem Patienten, der auf welchem Weg auch immer „selbständig“ ins Krankenhaus gelangt und dann noch selbst nach dem Rufen eines Taxis fragt, gehe ich - wenn er sonst auf mich adäquat und orientiert wirkt - auch nicht davon aus, dass es hier einer weiterführenden Hilfe bedarf.

Ich denke, in einem solchen Fall gilt es umso mehr zu prüfen, ob eine Untersuchung ausserhalb der vertrauten Umgebung überhaupt notwendig ist, insbesondere dann, wenn keine vertraute Person als Begleitung zur Seite stehen kann.
Als nächsten Schritt würde ich versuchen, noch besser zu kommunizieren. Wenn niemand deine Mutter begleiten kann, dann ist es umso wichtiger, sich abzusprechen. Dazu zählt für mich auch, dass entsprechende Unterlagen gefaxt werden und nicht nur ein Begleit- zettelchen deiner Mutter in die Hand gedrückt wird.
Dann würde ich es als notwendig erachten, dass man über Eintreffen und Abfahrt deiner Mutter aus dem Krankenhaus informiert wird. Auch hier hilft ein vorab stattgefundener persönlicher, telefonischer Kontakt.
Desweiteren kann man über ein Notfallkärtchen nachdenken, dass man um den Hals trägt oder als Armband bzw. welches man auch bei der Krankenkassenkarte deponieren kann. Desweiteren sollte ein eindeutiger Vermerk in der elektronischen Patientenakte in dem Krankenhaus stattfinden, in welchem deine Mutter behandelt worden ist und vielleicht in ähnlichen Situationen in Zukunft behandelt wird.

Viele Grüsse
(B)Engel

Hallo Maralena,
ganz verhindern kann man es nicht, in den Krankenhäusern läuft doch einiges schief.
Meine schwer demente Mutter ist auch nachts gefallen und kam mit dem Notarzt ins Krankenhaus. Nach der Untersuchung, Röntgen und nähen kam sie wieder mit dem Krankenwagen zurück. Trotzdem waren wir nicht zufrieden, da sie ganz alleine im Krankenhaus natürlich total überfordert war ( auch das Personal dort mit ihr).
Wir haben deshalb bei der Heimleitung darauf bestanden, dass sie uns immer sofort anrufen, falls meine Mutter ins Krankenhaus kommt.
Beim nächsten Mal wurden wir nachts auch sofort verständigt und kamen zeitgleich mit dem Krankenwagen im Krankenhaus an.
Wir wurden jedoch nicht zu ihr gelassen, obwohl wir auf die starke Demenz mehrfach am Schalter hingewiesen haben.
Erst als Notarzt und Personal mit ihr nicht fertig wurden, wurden wir nach 2 Stunden zu ihr gelassen und wir konnten alles weitere dann auch mit Arzt und Schwestern besprechen.
Versuchs doch auch mal so.
Viele Grüße
Fröschle

Hallo,

Meine Frage: Wie können wir künftig verhindern, dass ein
Krankenhaus in der Nacht eine demente, leicht
bekleidete Person mit einem Taxi ins Nichts fahren lässt. Wir
sind halbtot vor Aufregung! Wir wollen nicht, dass unsere
Mutter vor ihrer Haustüre erfriert. 

Du könntest - neben den schon gegebenen Tips - auch Kontakt mit den örtlichen Taxi-Betrieben (oder gleich mit der Taxi-Innung) aufnehmen, um an dieser Stelle die dort Tätigen für das Thema zu sensibilisieren.

Den Taxifahrer trifft bei dem Vorfall mit Deiner Mutter sicherlich keine „Schuld“, aber bei entsprechender Sensibilisierung (ältere Person in Hauskleidung + nächtliche Uhrzeit + Abholort Krankenhaus) wäre er wahrscheinlich aufmerksamer gewesen.

Die eine Minute Zeit, um zu schauen, ob der Fahrgast die Haustür aufsperrt und im Haus verschwindet, hat jeder Taxifahrer. Oder er begleitet seinen Fahrgast in solch einem Fall gleich bis zur Haustür.

Evtl. gibt es einen örtlichen Seniorenrat, dann könnte dieser das Taxifahrer-Thema gegenüber der Innung ansprechen.

Mit Krhs-Management kenne ich mich nicht aus, aber auch dort könnte man noch eine „Sicherheitsstufe“ einbauen, indem bei der Taxi-Bestellung durch das Krhs gleich die Ziel-Adresse genannt wird.

Gruß

Herzlichen Dank Euch allen, die geantwortet haben und vielen Dank für die guten Tipps!

Hier noch ein paar Fakten, die ich in meiner Fragestellung weggelassen habe, weil es sonst zu lang geworden wäre:

Mutter wurde im Pflegeheim vor dem Bett liegend um ca. 21:00 Uhr mit Kopfplatzwunde aufgefunden.
Hausärzte, die Nachtbesuche machen, gibt es nicht (mehr). Es wird in der Stadt auf die Notfallamblulanz des KH verwiesen.

Das Pflegeheim hat den Notruf gewählt - was wir für richtig finden - und die Rettungskräfte haben entschieden, dass eine weitergehende Verletzung in der Ambulanz abzuklären sei.

Das Klinikum hat eine Patienten-Akte meiner Mutter, da sie vor ca. 5 Wochen dort stationär behandelt wurde. Die ausgeprägte Demenz wurde ebenda festgestellt.

Das Pflegeheim konnte um diese Uhrzeit keine Begleitperson mitschicken mangels ausreichender Besezung. — Was logisch ist. Kein Heim hat um 21:00 Personal für Begleitservice parat.
Mit dem Rettungsdienst wurde vereinbart, dass in 2 Stunden aus dem Pflegeheim ein Anruf erfolgt, was Sache ist: entweder stationäre Aufnahme der Patientin - oder Abholung durch das Heim.

Dieser Anruf im KH ergab jene Information - wie beschrieben - dass „noch Untersuchungen laufen“, obgleich meine Mutter zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Taxi über alle Berge war.

Mein Bruder war telefonisch momentan nicht zu erreichen - er war in einer Schulung, die restliche Familie war an diesem Tag ebenfalls nicht zuhause…
Ich wohne 200 km weit weg.

Der Taxifahrer hat letztendlich noch am Besten reagiert, weil er sein Geld haben wollte, und meine Mutter ihn nicht bezahlen konnte…
Er fuhr nicht einfach weg, sondern hat hat gewartet, bis die alte Frau jemanden aus der Nachbarschaft mobilisiert hatte und jene Frau - über Umwege - mit meinem Bruder Kontakt aufnehmen konnte.

Wir würden gerne meine Mutter im Notfall sofort im KH begleiten. Wir können aber nicht bewerkstelligen, dass uns das in jedem Fall sofort gelingt. Umso mehr sind wir darauf angewiesen, dass das Klinikpersonal alte, gebrechliche Menschen mit einer Kopfverletzung nicht „einfach so“ mit einem Taxi wegschicken
(Mutter 84 Jahre alt, ist weißhaarig, wiegt 47 kg und geht krumm)

Nochmals Danke und Gruß an alle!
Maralena

Hallo Maralena,

meine demente Mutter lebt noch zu Hause mit meinem 84-jährigen Vater und einer polnischen 24-Stunden-Pflegekraft. Wir „Kinder“ haben mindestens knapp 50 Kilometer Fahrstrecke zu bewältigen, um vor Ort zu sein.

Da sie aufgrund ihrer starken Osteoporose und anderer Erkrankungen immer mal wieder (auch notfallmäßig) ins Krankenhaus muss, und sowohl mein Vater als auch die Pflegekraft dann überfordert sind, haben wir diesen Bogen der Alzheimer-Gesellschaft vorbereitet:

http://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/i…

Den drücken entweder mein Vater oder die Pflegekraft den Sanis (noch besser: dem Notarzt) in die Hand. Das sollte auch in einem Pflegeheim möglich sein.

Bis jemand von uns dann vor Ort ist, tat er nun schon mehrmals gute Dienste.

Je nachdem, wo deine Mutter lebt, könntest du auch nach einem „demenzsensiblen Krankenhaus“ in ihrer Nähe suchen und im Heim veranlassen, dass deine Mutter immer nur dorthin gebracht wird. Eventuell musst du dich bereiterklären, für erhöhte Transportkosten selbst aufzukommen, aber das wird sicher zu stemmen sein.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

vielen Dank für Deine Tipps.
Den Notfallbogen verwendet das Pflegeheim in ganz ähnlicher Form.
Unglücklicherweise wurde dieser im KH überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, was der behandelnde Arzt auch sofort zugegeben hat.

Das Krankenhaus an sich kann mit dementen Personen gut umgehen (meine SchwiegerMa wurde dort wirklich gut versorgt), aber die Notfallambulanz kann das offenbar nicht.

Die Vorschläge, ein Armband oder ein Kärtchen um den Hals mit allen relevanten Informationen, haben mich überzeugt.

Liebe Grüße
Maralena

Liebe Maralena,

ich bin absolut nicht erfahren und lebe im Ausland. Allerdings kann so etwas auf der ganzen Welt passieren. Damit das jedoch nicht wiederholt wird, wuerde ich in der Zukunft vom Pflegeheim ueber jeden Schritt deiner Mutter, der ausserhalb des Heims veranlasst wird, informiert werden. Man kann eine demente Person nicht ohne Begleitung herumfahren lassen. Begleite sie in der Zukunft ueberall hin, falls das machbar ist.
Alles Gute wuensche ich dir und deiner Mutter.

Liebe Gruesse
Floer

Hallo Maralena,

genau so kenn ich das von unserem hiesigen Klinikum. Das weiter unten beschriebene Entlassungs-Management ist aus Patientensicht schlicht eine Katastrophe… Die letzten Klinikaufenthalte meines demenzkranken Vaters (lebt noch zuhause) haben sich immer gleich abgespielt. Der vorhandene Medi-Plan wurde entweder verschlampt, ignoriert oder falsch abgeschrieben. Die Patientenverfügung wurde ebenfalls verschlampt.

Die Demenzmedikamente wurden regelmäßig nicht verabreicht. Gut, die müssen sparen. Aber dann kann man doch den Angehörigen sagen, die und diese Medikamente können wir nicht geben, bitte bringen Sie diese selbst mit. Woher soll ich wissen, dass er die gar nicht bekommt?

Entsprechend steht auf der Medi-Empfehlung im Entlassbrief nichts von Demenzmedikamenten. Mein Vater denkt da natürlich nicht daran, der Hausarzt auch nicht, da die Demenzarznei ja vom Nervenarzt kommt. Die Folge ist, dass das völlig untergeht. Das ist jetzt bei drei Klinikaufenthalten hintereinander passiert.

Ich hab mir dort schon den Mund fusselig geredet, man hört scheinbar interessiert zu, aber es ändert sich halt nix. Die Standardantwort: Ich geb das weiter…

Und dann entlässt man ihn, ohne die angegebenen Kontaktpersonen zu benachrichtigen.
Mein Vater sagt mir das dann abends nicht, das er am nächsten morgen entlassen wird.

Die Demenzkrankheit eines Patienten ist doch in den Unterlagen der Klinik hinterlegt. Das ist für mich ein Rätsel, warum das nicht beachtet wird. Für solche Situationen sollte doch der soziale Dienst des Klinikums da sein, aber die werden scheinbar gar nicht informiert.

Dann wird Freitag entlassen und natürlich keine Medikamente mitgegeben. Wo soll man die Medis für das Wochenende herbekommen?

Ich konnte Dir jetzt leider keine Hilfestellung geben, aber mir ein bisschen den Frust von der Seele schreiben. Danke.

Gruß

Danke für Deine Antwort.
Geteilter Frust ist halber Frust.

Hallo liebe/r floer,

leider ist genau DAS nicht möglich: persönlich sofort vor Ort zu sein oder eine Bezugsperson zu haben, die das leisten kann.

Das Pflegeheim versucht zu informieren, was aber nichts nützt, wenn man im Flugzeug sitzt (Handy aus) oder 200 km weit weg wohnt, oder Bruder/Schwester über 80 sind und nachts nicht mehr mobil.

Dennoch danke für Deine Antwort.

Maralena