Depression Forum für Männer

Guten Tag,
der Tod von Robert Enke hat mir wieder einmal klar gemacht, wie nah ich 2005 selbst dem Ende gewesen bin.
Es wird viel über Therapie und Medikament, über Klinikaufenthalt und Verhaltensratschlägen geschrieben.
Doch was macht ein Mann, wenn der Depressionsschub einen so massiv in die Knie zwingt, dass nichts mehr zu gehen scheint. Man hat große Schmerzen, die nicht wirklich weh tun, man bekommt kaum noch Luft, kann nicht mehr gehen, nicht mehr stehen, tödliche Schwere in allen Gliedern, der Blutbahn, auf dem Herzen und eine Traurigkeit umfängt einen, ohne das Tränen fließen können.
erste Frage:
Was soll ich tun, wenn die Frau nicht mehr helfen kann, kein Freund in der Nähe ist, der versteht, weil man es auch ihm immer verschwiegen hat, was sol man tun, wenn man in dem Moment sewlbst nicht mehr weiß, was helfen könnte?
Zweite Frage: Was kann der tun, den man anspricht, wenn er doch nicht weiß, wie er einem Depressiven begegnen. Da werden ganz leise und ka+oft kaum sichtbare Signale ausgestreut, wie soll man sie erkennen und wie dann darauf reagieren?

Heute, nach 4 Jahren denke ich, wie ein kleines Kind auf den Arm hätte ich gewollt, ich der ich in meiner hervorragend gespielten Rolle des Starken, des Unberührbaren dieses Signal sonst nie gesetzt habe.

2003 erster Schub, 2004 zweiter Schub, jetzt schon 4 Wochen zu Hause, 2005 dritter fast tödlicher Schub, Tabletten,Intensivstation, Akutklinik Rehamassnahmen, 2006 bis 2009 nur Medikanete und ambulante Therapie. Jetzt steh ich vor der Entscheidung, für eine stationäre Traumastabilisierung in eine Klinik zu gehen.
Rede ich über meine Probleme, sehe ich nur Unverständnis und Hilflosigkeit in den Augen der Anderen.
Ist das ein THema für hier ??

Hallo Winterfell!
Ich bin kein Psychologe und kann dir keinen fachlichen Rat geben. Aber ich bin selbst betroffen und kann dir etwas aus meiner Erfahrung dazu sagen.

erste Frage:
Was soll ich tun, wenn die Frau nicht mehr helfen kann, kein
Freund in der Nähe ist, der versteht, weil man es auch ihm
immer verschwiegen hat, was sol man tun, wenn man in dem
Moment sewlbst nicht mehr weiß, was helfen könnte?

Wenn du selbst keine Idee hast, was dir hilft, dann kannst du dich nur in professionelle Hände begeben!
Teresa Enke hatte es bereits gesagt: Auch sie konnte ihrem Mann nicht helfen.
Ich bspw. lebe seit Jahren allein und dachte immer „wenn ich doch einen Mann hätte, der jetzt bei mir wäre“; aber ich glaube heute, dass mir keiner hätte helfen können. Meine beste Freundin wusste von meinen Problemen (ohne, dass wir das Wort ‚Depressionen‘ je ausgesprochen hätten), aber sie konnte mir auch nicht helfen.

Zweite Frage: Was kann der tun, den man anspricht, wenn er
doch nicht weiß, wie er einem Depressiven begegnen. Da werden
ganz leise und ka+oft kaum sichtbare Signale ausgestreut, wie
soll man sie erkennen und wie dann darauf reagieren?

Man kann, glaube ich, keinem anderen Menschen die Verantwortung geben, dass er die Depressionen erkennen müsse und helfen könne. Wenn ich bei jemandem meine, eine Depression zu erkennen, so kann ich ihm nur raten, professionelle Hilfe zu suchen. Kein noch so guter Freund kann eine handfeste Depression therapieren - es bedarf aber einer Therapie. Unterstützen kann mich ein Freund dabei, diese professionelle Hilfe zu finden und anzunehmen.

Heute, nach 4 Jahren denke ich, wie ein kleines Kind auf den
Arm hätte ich gewollt,

Sicherlich, weil deine ursprünglichen traumatischen Erfahrungen aus diesem Lebensabschnitt stammen und du damals als Kind eben nicht das Urvertrauen entwickeln konntest, dass dich jemand auf den Arm nimmt und tröstet, wenn du Trost brauchst.

Tabletten,Intensivstation, Akutklinik Rehamassnahmen

Was heißt Reha? Psychotherpeutisch?

2006 bis
2009 nur Medikanete und ambulante Therapie.

Ich hoffe, dass die Therapie nur in deinem Satzbau ganz am Schluss stand, nicht aber in deinem Behandlungsplan. Medikamente allein heilen Depressionen jedenfalls nicht!

Jetzt steh ich vor
der Entscheidung, für eine stationäre Traumastabilisierung in
eine Klinik zu gehen.

Du stehst mit deiner Geschichte vor der Entscheidung? Was gibt es da denn noch zu entscheiden???
Wie schlecht muss es dir gehen?

Leider sind einige Angaben bei dir ungenau, bist du in Frührente wegen der Depressionen? Oder bist du im Rentenalter?
Welche Art Therapie hast du konkret gemacht?
Und hast du einen Anhaltspunkt, welche Erlebnisse bei dir zu den Depressionen geführt haben?
Ich denke, dass diese Punkte bei der Beurteilung deiner Situation eine Rolle spielen.

Rede ich über meine Probleme, sehe ich nur Unverständnis und
Hilflosigkeit in den Augen der Anderen.

Ja. Sie sind keine Profis, sie können dir als Freunde helfen, nicht aber als Psychotherapeuten. Das ist völlig okay so.

Ist das ein THema für hier ??

Ja, ist es.
Und ich hoffe, dass unsere einschlägigen Profis hier sich auch noch zu Wort melden.

Ich hoffe, ich konnte dir ein kleines bisschen weiterhelfen und wünsche dir Alles Gute!

Liebe Grüße
Flaschenpost

Hallo Flaschenpost,
alles was Du schreibst, war mir klar und zeigt, dass ich um nicht so zu enden, wie Robert Enke, meinen langen und mühsamen Weg weitergehen muss.

Ich bin 65 Jahre alt und seit dem 1.10.2009 ganz normaler Vollrentner.

Es gibt verschiedene Traumata, seelische Grausamkeit, körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch ( noch nicht abschließend geklärt.)

Ich komme zwar gut klar, habe aber immer wieder leichtere depressive Schübe - schon ein wolkenverhangener Morgen kostet mich viel Kraft um aktiv zu bleiben -

Warum ich mich hier gemeldet habe, hat folgenden Hintergrund:
2005 habe ich am Mittwoch,den 17.2. die Arbeit abgebrochen und bin nach Hause. Es sollte einfach aufhören, diese schreckliche Gefühl und nich nahm erst 3 und dann nocheinmal 3 Tabletten. Ich hätte meine Frau anrufen können, sie wäre sofort nach Hause gekommen, ich tat es aber nicht. Nachdem ich zum zweiten Mal wach wurde, ging ich ins Wohnzimer zu meienr Frau. Ich sagte etwas, sie gab vermutlich die falsche Antwort. Ich ging wieder nach oben und nahm weitere 4 Tabletten. Ich hatte einen kleinen Zettel geschrieben,der sie später veranlasste, den Hausarzt und den Notwarzt zu rufen. Die Nacht verbrachte ich in der Intensivstation und anschließend kam ich in eine Akutklinik und nach 9 Wochen in eine andere Klinik. Erst im Oktober konnte ich wieder arbeiten.
Jetzt glaube ich, habe ich Angst, es könnte wieder passieren und meine und die Sprachlosigkeit meiner Frau würden die Hilfe verhindern.
Langsam weiss ich nicht mehr, um was es mir geht. Mein Bruder hat sich vor 19 Jahren, kurz vor seinem 50 Lebenjahr das Leben genommen.
Den wie auch den Selbstmord von Robert Enke kann ich nur schwer ertragen und denke, es müsste etwas geben, das zu verhindern.
Winterfell