Depressionen

Hallo,
meine Schwester leidet unter mittelschweren Depressionen. Sie wird
medikamentös behandelt, geht auch regelmäßig zur Psychotherapie. Doch
eine Besserung ist leider nicht zu beobachten. An ihren schlechten
Tagen ist sie überhaupt nicht ansprechbar. Sie weint nur, ist
unglücklich, hat Angst allein zu sein, möchte aber auch keine
Gesellschaft, sie leidet auch unter Zukunftsängsten. Es ist auch
schon vorgekommen dass sie drei Tage lang in ihrem Zimmer gesessen
und geweint hat ohne was zu essen, ohne richtig zu schlafen. Da sie
700 km von zu Hause weg wohnt (Studium), können wir nicht wirklich
immer für sie da sein, was uns natürlich noch mehr Sorgen bereitet.
Dazu kommt dass sie unsere Hilfe gar nicht haben will, ans Telefon
geht sie nur an ihren „guten“ Tagen und dann muss man sehr vorsichtig
sein damit die Stimmung nicht wieder umschlägt.
Ihr Studium möchte sie auf keinen Fall abbrechen, da es „alles ist
was ihr im Leben noch bleibt“, sie will auch nicht über einen
Ortswechsel nachdenken, hat sich in den Kopf gesetzt das ganze
Studium in einem Stück durchzuziehen, ohne auch nur ein Semester zu
wiederholen- das ist auch eine ihrer Ängste. Würde sie ein Semester
nicht schaffen, würde die Welt für sie zusammenbrechen.
In letzter Zeit leidet sie auch nocht unter ständigen, ich denke
stressbedingten, Ohrgeräuschen, was sich natürlich zusätzlich auch
noch negativ auswirkt. Denn jetzt hat sie auch noch damit zu kämpfen.
Unsere Eltern sind beide gesundheitlich beeinträchtigt ( aber keine
psychischen Störungen in der Familie), sind also nicht in der Lage,
gesundheitlich wie auch finanziell, immer zu ihr hinzufahren wenn sie
es so wünscht, nur um schon am nächsten Tag weggeschickt zu werden.
Ich selbst habe eine Familie und einen Job, kann also auch nicht hin
und her pendeln.
Jetzt ist sie momentan Zuhause zu besuch. Kaum angekommen hat sie
sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und weint.
Vielleicht weiß einer guten Rat wie wir mit ihr umgehen sollen?
Können wir überhaupt irgendetwas für sie tun?
Ich bedanke mich jetzt schon für alle Antworten, die mich hoffentlich
weiter bringen werden.
Schöne Grüße
JoJo

Hi Jojo

@Sie wird medikamentös behandelt, geht auch regelmäßig zur Psychotherapie.

Darf ich fragen wie lange schon?

Gruß
Siân

Hi,
behandelt wird sie seit etwa 6 Monaten, ohne Besserung.
Grüße
JoJo

Hallo Jojo!

Mein Mann hat auch Depressionen, die im letzten Jahr heftige Ausmaße angenommen hatten. Ihm half eine stationäre Therapie von 3 Monaten ( Neuenkirchen-Vörden). Er kann jetzt gut mit der Krankheit umgehen und dadurch bin ich auch viel entspannter im Umgang und Zusammenleben mit ihm.
Vielleicht ist Deine Schwester ja dazu bereit!? Ihr behandelnder Arzt kann ihr dabei behilflich sein.

Alles Gute!
LG Doreen

Hi Jojo

das ist nicht „lange“. Habt ihr mal überlegt mit ihr und dem Arzt/Psychologen zusammen zu reden?

Ich bin nicht vom Fach, daher kann ich leider nichts kompetentes mehr dazu sagen.

Ich wünsche euch viel Glück.

Liebe Grüße
Siân

Hallo,

eine stationäre Behandlung zieht meine Schwester überhaupt nicht in Betracht, obwohl ihr Arzt ihr auch schon dazu geraten hatte. Danach hat sie den Arzt gewechselt. Sie will ihr Studium nicht unterbrechen. Ihr ist bewusst, dass sie krank ist und sie Hilfe braucht. Allerdings läßt sie keine Hilfe zu. Egal welche Vorschläge wir machen, alles ist falsch. Ein gemeinsames Gespräch mit ihrem Arzt ist auch nicht möglich, diese Idee hatte ich auch schon. Doch sie sagt uns nicht mal den Namen des Arztes, aber ohne ihre Einverständnis ist da doch nichts zu machen.

Wir beide hatten immer eigentlich ein sehr gutes Verhältnis, und jetzt weint sie sich immer noch meist bei mir aus. Aber wirklich mit ihr reden kann ich jetzt auch nicht. Sie ruft an wenn es ihr schlecht geht und dann heult sie nur. Man kriegt kein Wort aus ihr raus, sie möchte dass ich ihr erzähle was wir die letzten Tage so alles gemacht haben, dann beruhigt sie sich ein bisschen und legt auf oder sie heult weiter und legt dann irgendwann auch auf. Wenn ich nur versuche sie auf ihre Krankheit anzusprechen regt sie sich noch mehr auf. Ab und zu erzählt sie dann was über sich, aber das ist dann selten und es sind immer so wenige Informationen. Und dann heißt es wieder wir sind die Bösen, weil wir ihr nicht helfen können!

Vielleicht kann mir jemand einen Tip geben wie ich mich verhalten soll wenn sie jetzt z. B. wieder bei mir anruft und am Telefon nur heult? Ich hab meist versucht sie zu beruhigen, ihr irgendwelche Alltagsgeschichten erzählt… aber irgendwie sind diese Gespräche fruchtlos und ich bin danach meist auch nervlich am Ende. Über Ratschläge wie man das tägliche Leben mit depressiven Menschen meistert wäre ich sehr dankbar? Was ist wenn sie mir z. B. mangelndes Interesse an ihrem Wohlbefinden vorwirft (natürlich unter Tränen)? Darf man da überhaupt irgendetwas dazu sagen oder ist es besser auf solche Vorwürfe gar nicht zu reagieren? Oder, jetzt ist sie ja zu Hause, wenn sie sich heulend von morgens bis abends in ihrem Zimmer einschließt, sollte man versuchen sie da rauszuholen (zum Spazierengehen z.B.), oder sie zu fragen ob sie was braucht, z.B. Essen, Trinken, oder ist es besser man läßt sie in Ruhe?

Viele Fragen, aber der Umgang mit solchen Menschen ist wirklich nicht einfach.

JoJo

Hallo nochmal!

Es ist schade, daß Deine Schwester offenbar nicht erkennen will, wie tief sie da schon drin ist!! Aber Du hast recht, man kann niemanden zu einer Therapie zwingen.

Ich habe damals ja auch einige Zeit viel mitmachen und aushalten müssen und es war schwer!

Ich habe meinen Mann nie zu irgendwelchen Aktivitäten gezwungen. Habe nur Vorschläge gemacht. Als es zu heftig wurde habe ich die behandelnde Ärztin angerufen, die mir gegenüber sehr zurückhaltend war! Von wegen Schweigepflicht und so. Aber so wußte sie wenigstens über den unhaltbaren Zustand Bescheid.
Und ich habe meinem Mann klipp und klar gesagt, daß ich so nicht mehr kann und will, es müsse was passieren. Da hat er einen riesen Schreck bekommen, da er die Situation offenbar unterschätzt hatte. Er hat dann mit seiner Ärztin gesprochen, die ihm dann auch eine Klinik- eine sehr gute übriegends - empfahl.

Nun macht Deine Schwester offensichtlich dicht.
Entweder Du sprichst selbst mal mit einem Psychiater/Psychologen, was Du machen kannst und wie Du und Deine Familie damit umgehen kann.

Du könntest Dich auch einfach mal an eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Kranken wenden. Dort erfährt man auch gute Tips und Hilfe.

Du könntest ihr - so wie ich meinem Mann - sagen, was Du empfindest und was sie anrichtet, in der Hoffnung, sie sieht ein, daß nur ein stationärer Aufenthalt was bringt. Das kann aber auch nach hinten los gehen, so daß sie sich gar nicht mehr bei Dir/Euch meldet!

Es ist schwierig, Dir konkret zu etwas zu raten- die Umstände sind bei jedem Betroffenen anders.

Allerdings gehst Du mit der Zeit kaputt- Du kannst diese Krankheit nicht heilen!

Ich empfehle Dir die Selbsthilfegruppe- da hast Du Gleichgesinnte! Das Ganze braucht eh viel Zeit, läßt sich nicht von heute auf morgen ändern.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Deiner Schwester die Fähigkeit, ihre Krankheit anzunehmen. Auch während des Studiums kann sie die Therapie machen- setzt sie eben ein Semester aus. Klingt so lapidar bei mir- geht aber!

Alles Gute! LG Doreen

Ps: Du kannst Dich gerne auch per Mail bei mir melden!

1 Like

Hi JoJo,

ich habe einen Buchtipp für Dich

ISBN 3499620162 Buch anschauen

Ist auch ein ausführliches Kapitel für Angehörige Depressionskranker drinne, den ich als sehr hilfreich betrachte.

Gruß,

Anja

hi,

überprüft mit dem behandelnden arzt (nur der kann die medikamente verschreiben), ob das medikament das richtige und die dosis ausreichend ist. nimmt sie die tabletten auch wirklich ein? wenn sie ohne wirkung sind, muß man das unbedingt dem arzt sagen, die „nachsteuerung“ bei psychopharmaka ist eher die regel als die ausnahme, weil sie sehr individuell wirken. aber: sie wirken! wenn sie richtig eingenommen werden und gut dosiert sind. wenn der arzt nichts von dem mangelnden effekt der medikation erfährt, kann er auch nichts tun.

welche art von psychotherapie läuft denn da? ist das ein von der krankenkasse anerkannter therapeut? frag nochmal nach, es gibt situationen, in denen menschen bei krankkeitspraktikern landen und denken, sie seien bei einem psychotherapueten. einen wechsel des therapeuten (langsam!) erwägen und auch dran denken, dass es verschiedene therapieformen gibt, die alle unter psychotherapie zusammengefaßt sind. bei schweren formen von depression kann manchmal eine tiefenpsychologische behandlung besser wirken als verhaltenstherapie, die aber auch sehr gut wirkt.

den erfragten umgang im verhalten deinerseits, würde ich als „dranbleiben“ bezeichnen. reagiere weder genervt, noch entäuscht, sondern bleibe sachlich und auf die frage konzentriert „was tun wir jetzt?“.

selbstghilfegruppen von psychisch kranken sind eine klasse hilfe dabei.

Hallo,
meine Schwester leidet

Hallo ,

also ich kann sagen (auch schon direkt oder indirekt ) viel mit diesen Dingen zu tun gehabt: Therapie,Medikamente… gut und wichtig.

Wichtiger ist aber ihr denken ,ihr Verhalten . Irgendwie muss man sie dazu bringen sich erstmal wieder selbst zu lieben und dahin dass sie sich selbst Gutes tun will. Nur dann wird man wohl auch wieder Freude an Dingen finden.

Alles Gute, ich weiß das ist alles schwer.

Sei für sie da und geb ihr ein zuhause das solange da ist bis sie ihren weg gefunden hat.
Und es hilft wenn du sie scheitern lässt denn dann merkt sie das sie sich vieleicht überfordert hat und deshalb macht die seele dann meistens zu.