Der Draghi und sein Niedrigzins

Die Inflation in Euroland will einfach nicht steigen, trotz Niedrigzins. Also möchte Herr Draghi selbigen weiterhin beibehalten und die Anleihenaufkäufe vielleicht wieder hochsetzen siehe hier. Kann mir das mal einer erklären. Einen Prozentsatz von 0 gibt es in der EU seit inzwischen über 2 Jahren und der Inflation ist das heftig egal. Warum denkt also Herr Draghi, dass das, was seit 2 Jahren nicht funktioniert hat, in den nächsten 2 Jahren funktionieren wird? Ich kann das irgendwie nicht nachvollziehen.

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Hallo,

Weil es eben dauert. Herr Draghi gibt ja nicht persönlich irgendwelchen Leuten irgendwelche Kredite, und selbst wenn (sogenanntes Helikoptergeld), dann ist noch lange nicht sichergestellt, daß diese zusätzliche Liquidität von jedermann auch zu Konsumzwecken (hier entsteht dann der Zusammenhang mit der Inflation, genauer dem CPI) eingesetzt wird.

Hallo,
wenn Du nur einen Hammer hast, erscheint jedes Problem mit dem Hammer loesbar. Er kann schlecht den Zins tiefer setzen, auf deutlich unter null. Dafuer fehlt der Zentralbank das Mittel des Bargeldverbotes. Ebenso kann er schlecht erhoehte Kreditaufnahme der Staaten durchsetzen, wenn die alle „die schwarze Null“ oder aehnliches anstreben oder sich aufdruecken lassen.
Ausserdem gehts bei seiner Karriere um Rest-Monate.

Bei der Niedrigszinspolitik gehts ja nicht nur um die Inflation, sondern auch um Konjunkturwirkung, Entlastung der hochverschuldeten Staaten, Schaffung eines Reform-Spielraums für die hochverschuldeten Staaten im Süden der EU, verschiedene Umverteilungswirkungen (zwischen Staat/Bürgern, Nordeuropa/Südeuropa, alt/jung), die umso stärker ausfallen, je länger die Niedrigzinspolitik anhält, und die politisch-ideologisch gewollt sind.

Gruß
F.

Vorhin habe ich gehört, dass über Negativzinsen nachgedacht wird. So wie Merz aktuell versucht, sehr sichere Euro-Spareinlagen in die riskanten Finanzmärkte zugunsten der dortigen Hauptaktionäre, möglicherweise per Verpflichtung, abzuziehen, versucht die EZB über Strafzahlungen das Barvermögen reinzuholen.

Was nun D anbelangt, zunehmende Altersarmut, veraltetes Rentensystem, Pflegenotstand, geringe Eigentumswohnquote, klappernde Infrastrukturen usw. besteht selbstverständlich die Tendenz, sicheres EURO-Barvermögen für das Alter zur Verfügung zu haben. Mietpreiserhöhungen, Entmietungen, steigende Pflegekosten, mal ein paar Euro für die Kinder und Enkel extra, steigende Energiekosten, CO2-Abgaben usw. Oder auch der Wunsch, das über Jahrzehnte erarbeitete Wohnungseigentum vererben zu können anstelle es dem Notstandssozialstaat und sonstigen Spekulanten in den Rachen zu werfen.

Was nun die Euro-Zone anbelangt, war und ist es ein Fehler, über die reine Verwendung des Euro als Zahlungsmittel innerhalb der EU hinaus, verpflichtende Stabilitäts-Kriterien zwischen den einzelnen Mitgliedern zu vereinbaren, die formal zwar bei Missachtung bestraft werden können, real aber zum Ausschluss aus dem Euro-Raum führen würden und geführt hätten. So ist stattdessen über Rettungsschirme, Bankenrettungen, Anleihenankäufe und Niedrigzins eine unglaubliche Umverteilungsmaschinerie losgetreten und im Gange. Der pure Sozialismus im reinen Kapitalismus.

awM

Aha.

Und was hast Du seit 11.06.2014 so gemacht? Warst Du die ganze Zeit auf dem Klo? Oder hat Dich der Blick in die Schweiz so umgehauen, dass Du gar nicht gemerkt hast, was in der EU mit der Einlagefazilität los war?

Schöne Grüße

MM

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Na - ganz einfach. Es geht gar nicht um die Inflation. Es geht um billige Geldbeschaffung für die Staaten, die nach Einführung des Euro nicht mehr ihre Währung gegenüber der DM abwerten können, um einen Ausgleich für die viel zu hohe Exportquote Deutschlands (das selbst nichts gegen diese dreiste Vertragsverletzung unternimmt) zu erreichen.

Hallo,
so ganz egal ist es der Inflation nun doch nicht. Zum Beispiel die Baupreise besonders in grossen Staedten steigen, nur wird das nicht in die staatlich geordnete Berechnung der „Inflation“ uebernommen.
Die EZB ist zu Geldwertstabilitaet verpflichtet, die Interpretation dieser Null Prozent zu 1,9 Prozent stammt glaub von der EZB und stabilisiert vielleicht die Wirtschaft, aber nicht den Geldwert.
Nebenbei, ein Markt braucht nicht unbedingt Inflation, um zu funktionieren. Es geht auch mit jahrzehntelanger Deflation. Die Leute werden nicht aufhoeren, Essen zu kaufen, nur weil es morgen billiger sein koennte. Das super-Beispiel fuer einen deflationaeren Markt also sinkende Preise sind Computer und Mobilfunkgeraete.

Sagt Dir die Sache der verlorenen Dekade in Japan etwas? Wobei aus dem verlorenen Jahrzehnt locker zwei geworden sind. Das Problem mit der Deflation ist nämlich, daß die Marktteilnehmer die fallenden Preise antizipieren und daher Konsum in die Zukunft verschieben und durch die sinkende Nachfrage die Preise weiter fallen. Irgendwann passen die Unternehmen ihre Kapazitäten an, d.h. sie reduzieren Personal, schieben Investitionen auf usw. Das ganze ist so ziemlich das schlimmste Szenario für eine Volkswirtschaft und wie sich das ganze so in der Praxis darstellt, kann man in Japan seit etwa 1993 mit kurzen Unterbrechungen beobachten. Und auch, daß dagegen kaum eine konventionelle fiskalische Maßnahme hilft.

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Gegen welche Vorschrift (also welcher Artikel bzw. Paragraph?) welchen Vertrages verstößt Deutschland denn genau, wenn ausländische Kunden Produkte deutscher Unternehmen erwerben?

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Gegen den Grenzwert von 6% der Leistungsbilanzüberschüsse.
Verordnung (EU) Nr. 1176/2011 über die Vermeidung und Korrektur makroökonomischer Ungleichgewichte

Also handelt es sich allenfalls um einen Verstoß gegen eine EU-Verordnung und nicht gegen einen Vertrag. Und dann schauen wir uns die Sache mal noch etwas genauer an: die EU-Kommission stuft Leistungsbilanzüberschüsse ab 6% vom BIP als stabilitätsgefährdend ein. Für diese Einstufung gibt es keinerlei volkswirtschaftliche oder rechtliche Grundlage.

In der Verordnung steht weiterhin dieses: „Zudem sollten in den Mitgliedstaaten, die hohe Leistungsbilanzüberschüsse anhäufen, die politischen Maßnahmen darauf abzielen, die Maßnahmen zu ermitteln und durchzuführen, die dazu beitragen, die Binnennachfrage und das Wachstumspotenzial dieser Staaten zu steigern.“

Zweites Wort: „sollen“. Nun kann man natürlich sagen, daß „sollen“ das gleiche ist wie „müssen“. Nun stellt sich natürlich die Frage, ab wann die politischen Maßnahmen als ausreichend eingestuft werden, um dem „sollen“ genüge getan zu haben. Schwierige Frage. Erst recht eine schwierige Frage, wenn die Ermittlung der staatlichen Investitionen in den EU-Ländern nicht nach den gleichen Kriterien erfolgt. So werden die staatlichen Investitionszuschüsse an Krankenhäuser in Deutschland dem privaten Sektor zugeordnet, während sie in Frankreich als staatliche Investitionen gezählt werden. Nur mal so als Beispiel.

Und was genau passiert, wenn staatliche Investitionen getätigt werden, um die Binnennachfrage zu steigern? Das BIP, Schulden und Staatsquote gehen rauf. Aber was passiert mit dem Außenhandel? Sinken die Exporte? Hm… Steigen die Importe? U.U. ja, wenn ausländische Unternehmen den Zuschlag bekommen und die Baumaterialien importieren. Allerdings ist Deutschland im großen und ganzen große genug, daß ausländische Bauunternehmen in Deutschland eine Tochtergesellschaft unterhalten und dann passiert mit den Importen mal genau nix, zumal Baumaterialien im Regelfall die Eigenschaft haben, daß die Transportkosten nach spätestens 100 km jeden wirtschaftlichen Transport unterbinden.

Der langen Rede kurzer Sinn: das ganze ist wieder einmal eine riesige Nebelkerze aus Brüssel, die einer tiefgreifenden Unkenntnis der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge entspringt. Wenn die EU möchte, daß der deutsche Außenhandelsüberschuß zurückgeht, dann muß sie allen Ländern außer Deutschland aufgeben, daß sie die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Wirtschaft verbessern sollen, anstatt dem Hochlohn- und Hochsteuerland Deutschland zu erklären, daß man es Inland mehr Geld ausgeben muß, damit der Außenhandelsüberschuß nicht mehr so auffällt.

Ein Schwachsinn ist das und die Journaille reitet auf der Welle mit.

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Mit der EU hat D keinen Vertrag?

Genauso wenig wie für die 3% Maximalverschuldung.

Da sage ich gar nichts gegen. Erst recht nicht, nachdem ich das Buch von Sonneborn über die EU gelesen habe. Da steht übrigens auch drin, wie es zu den 3% gekommen ist.

Klar, aber da geht’s um Rechtsgrundlagen. Du bekommst ein Bußgeld ja auch nicht, weil Du gegen einen Vertrag verstoßen hast, wenn Du zu schnell fährst ;- )

Vollkommen richtig.

Lieber alter Mann,

Deine einzige Freude ist Dein ewiges Genörgel und die permanente Schwarzmalerei allüberall.

Ich bin 71 Jagre alt, Rentner und mir geht es so gut wie noch nie. Meine Rente liegt bei 1100 €/mtl.

Am 20. Ferbruar diesen Jahres habe ich mein neues Börsenjahr mit 239.068 € begonnen. Heute liegt mein Guthaben bei 265.339 €. Das ist ein Gewinn von 26.271 € in 4 Monaten.

Es gibt Leute, die motzen seit zwanzig Jahren über niedrige Zinsen, die jungen Familien, die ein Haus bauen wollen, freuen sich darüber. Andere legen ihr Geld dort an, wo Gewinne winken.

Du hast null Ahnung vom Finanzmarkt.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider