Der Fall 'Neger' - Politisch Korrekt oder was?

Hi

Stadtteil mit Engländern von überwiegend Afro-Carribean und
Pakistanischer Abstammung gelebt. Vermutlich fallen sie alle
irgendwie unter deine Bezeichnung „Neger“. Aber zu glauben,
das wäre nun eine irgendwie genaue Personenbeschreibung ist
der Brüller schlechthin. Da gab es nämlich alles, von zart
gebräunt bis zur Farbe von Zartbitterschokolade.

Es ist nicht *meine* Bezeichnung. Bevor PC erfunden wurde wurde
halt „Neger“ statt „Schwarzer“ gesagt.

Ich glaub kaum, daß Neger irgendeine Bedeutung in einer der
afrikanischen Sprachen hat. Angeblich bedeutet Eskimo in der
Sprache der Inuit „Fischfresser“. Zwar nicht jetzt soo schlimm,
aber bitte. Warum die Lappen lieber als Samen angesprochen werden
wollen, ist mir aber auch ein Rätsel.

Gruß von der Langnase (so bezeichnen Chinesen Europäer)
Gerald

Moin,

Stadtteil mit Engländern von überwiegend Afro-Carribean und
Pakistanischer Abstammung gelebt. Vermutlich fallen sie alle
irgendwie unter deine Bezeichnung „Neger“. Aber zu glauben,
das wäre nun eine irgendwie genaue Personenbeschreibung ist
der Brüller schlechthin. Da gab es nämlich alles, von zart
gebräunt bis zur Farbe von Zartbitterschokolade.

Es ist nicht *meine* Bezeichnung.

Ich meinte damit das, was du vielleicht mit der Bezeichnung „Neger“ assoziierst. Sowas wie die Söhne von Boris Becker ? Oder doch eher jemand wie Amoah ? Und sind die Söhne von Boris Becker auch „Schwarze“ ?

Bevor PC erfunden wurde

wurde
halt „Neger“ statt „Schwarzer“ gesagt.

Du meinst, bevor man sich über Rassismus ernsthaft Gedanken gemacht hat ? Schlimm genug.

Gruß
Marion

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Bevor PC erfunden wurde

wurde
halt „Neger“ statt „Schwarzer“ gesagt.

Du meinst, bevor man sich über Rassismus ernsthaft Gedanken
gemacht hat ? Schlimm genug.

Na wie schön, daß Du über den zweiten Teil meines Posts so hinwegsiehst.
Hast Du zu Inuit/Samen keine Meinung?

Gruß
Gerald

Hi Elke,
Mich würde Deine Meinung zu einem Spezialfall interessieren, wenn nämlich beispielsweise ein Schwarzer von einem guten (!) Freund, der nicht schwarzer ist, eindeutig spaßhaft als „Neger“ oder „Nigger“ bezeichnet wird.
Ich selbst bin halb Perser und habe in der anderen Hälfte jüdische Vorfahren und ich fand nie was dabei, wenn mich gute Freunde (Deutsche) mich früher scherzhaft „Kanakster“ genannt haben oder mein bester Freund (kein Jude) noch heute hin und wieder Witze über meine jüdische Abstammung macht. Und das heißt nicht, dass ich Ausländerfeindlichkeit oder Antisemitismus lustig finde, ich weiß nur speziell in diesen Fällen wie es gemeint ist. Ich finde es interessant, dass sich in praktisch allen ethnischen Minderheiten in Deutschland, diese Art von Humor längst etabliert hat, so wie in Fatih Akins Film „Kurz und schmerzlos“ der Serbe von seinen Freunden (Grieche und Türke)liebevoll als „Jugo-Betrugo“ bezeichnet wird. Bei Schwarzen habe ich diesen Umgangston selten bis nie beobachtet, Ausnahme: der, der den Witz macht, ist selbst schwarz. Es würde mich interessieren, was Du dazu denkst.
lg
F.

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Hi Elke,

Tja, nicht einfach.
Im amerikanischen Rap bezeichnen sich viele der Gangsta-Rapper
ja als „nigger“.
Aber du hast Recht, ich glaube, zumindest in Amerika wäre es
so gut wie unmöglich, dass ein Hellhäutiger gegenüber einem Dunkel-
häutigen diese Bezeichnung benutzt, in Deutschland käme es wohl
darauf an, wie sehr sich der angesprochene „nigga“ sich mit
amerikanischer Kultur auskennt.
Das hat aber IMHO mit Geschichte zu tun.
Zwar gibt es Rassismus in vielen Facetten, aber schwarz-weiß
Rassismus (insbesondere was die USA betrifft, aber gerade in
Afrika wird oft auf diese Geschichte unbewusst zurückgegriffen,
auch wenn man sich mehr und mehr auf einen Afrozentrismus
einschießt) ist nun mal für lange Zeit durch Sklaverei
geprägt. Es ist ein qualitativer Unterschied, ob ich jemand
einfach als minderwertig bezeichne und empfinde oder ob
es eine jahrhundertelange Praxis gibt, die sich auf diesem
Glauben aufbaut. Es ist durchaus von Bedeutung, dass den
Afroamerikanern ihre Geschichte genommen wurde. Ich beschäftige
mich aus ganz anderen Gründen viel mit dem Thema Adoption
und mir fallen da immer wieder Parallelen zwischen den
beschriebenen Gefühlswelten auf. Bei allem Rassismus, den
z.B. Inder durch die britische Kolonisation erfuhren,
sind diese im Besitz ihrer eigenen Geschichte und Kultur,
auf die sie auch für ihr Selbstwertgefühl zurückgreifen
können.

(Ich möchte jetzt nicht auf Antisemitismus eingehen, aber
natürlich hat diese Form des Rassismus ebenfalls einen anderen
Stellenwert.)

Ich hoffe, diese Gedanken erklären ein bisschen meine
Gedanken zu dem Thema.

Grüße
Elke

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Hi,
vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ich vermute, dass Du mit der Begründung aus der Geschichte Recht hast; das ist ja tatsächlich ein Punkt, in dem sich der Rassismus gegenüber Schwarzen von den meisten anderen ethnischen Diskriminierungen unterscheidet.
Die Unterschiede in der Reaktion der Betroffenen (nicht nur, was Humor angeht) waren mir schon oft aufgefallen, hatte aber nie so richtig darüber nachgedacht, woher sie kommen könnten.
Interessant.
lg
F.

Hallo,

ich muss sagen, ich hatte und habe einige Schwierigkeiten, mich an Alternativbezeichnungen wie „Schwarzer“ oder „Farbiger“ zu gewöhnen. Die Bezeichnung „Neger“ ist in meiner Muttersprache absolut wertneutral, deshalb konnte ich anfangs überhaupt nicht verstehen, warum ich schief angesehen werde, wenn ich sie verwende (ok, das war jetzt bissel übertrieben, weil es vielleicht 1-2 mal vorgekommen, dass ich das Wort überhaupt verwendet habe, weil es sonst nie eine Rolle gespielt hat). Würde ich im Gegensatz dazu das russische Pendant zu „Schwarzer“ verwenden, würde man mich im russischsprachigen Raum schon viel eher für einen Rassisten halten. Es ist gar nicht so einfach, zwischen den beiden Sprachen hin- und herzuschalten. Mittlerweile komme ich ernsthaft ins Grübeln und Zweifeln, wie ich die Hautfarbe politisch korrekt ausdrücke, und das in jeder Sprache.

Letztendlich ist mir das Dilemma aber aus dem jüdischen Kulturkreis ebenfalls bekannt (diesmal in Russisch). In Russland hat sich die Bezeichnung „zhid“ für Juden als antisemitische Beschimpfung etabliert, während dasselbe Wort im Polnischen absolut wertneutral „Jude“ bedeutet.

Ich persönlich finde den Kontext am wichtigsten. Letztendlich ist die Bezeichnung imho weitgehend egal, solange sie nicht zu 100% eindeutig rassistisch ist. Aber es sollte aus dem Sprachgebrauch heraus eindeutig klar werden, WIE es gemeint ist.

Liebe Grüße,
Anja

PS: Und ja, diese leckeren Dinger sind für mich noch immer „Negerküsse“. Absolut lecker und eher eine „Liebeserklärung“ (wie kürzlich schön in einem Zeitschriftenartikel dargestellt) als eine Beleidigung.

Findet ihr man darf „Neger“ sagen, wenn man es nett und in
keiner Weise stigmatisierend, rassistisch oder dergleichen
meint?

Oder verbietet das die „political correctness“?

Das verbietet der gute Geschmack und der Respekt vor anderen Menschen.

Es nutzt nichts, wenn man drauf hinweist, daß vor einer Generation das Wort „Neger“ wertneutral war. Vor 2 Generationen war auch das Wort „Weib“ wertneutral, und „geil“ bedeutete „lustig“.

Sprache verändert sich. Witzigerweise gibt es eine Art „Abstumpfung der PC“-Ausdrücke. Aus Neger wurde Schwarzer, aus Schwarzer Afroamerikaner. Aus Krüppel wurde Invalider, daraus Behinderter, daraus „person with special needs“ (mir fällt nichts auf deutsch dazu ein).

Automatisch geht man da mit - oder man riskiert, als Rüpel aufzufallen. Wer will das schon? Wer will andere schon verletzen?

Daher würde ich Neger auch nicht sagen. Nigger schon gar nicht, das ist in jedem Fall ein schlechtes Wort.

Gruß
dataf0x

z.B. Zeitung:
Der 38jährige Schwarze kam mit seinem Kombi …

Öhh… isses da wichtig, welche Hautfarbe der Kombifahrer
hat? Sicher, das ist ein extremes Beispiel, aber man
findet Vergleichbares immer wieder.

LOL…naja…ich habe das so noch nie gelesen, wirklich nicht…aber letzlich steht in solchen Artikeln viel öfter ‚eine 32jährige Frau‘ und trotzdem denkt man dabei nicht gleich an Frauendiskriminierung, was grade beim Thema Auto auch nahe läge.

z.B. Handball:
Guck mal, der Schwarze hat ein Tor geschossen!
statt
Guck mal, der Neue hat ein Tor geschossen! oder:
Der Kreisläufer hat ein Tor geschossen! oder:
Die Nummer 12 hat ein Tor geschossen!

Aber das ist genau, was ich oben zu beschreiben versuche…würde da nur ein Weißer in der Mannschaft spielen, dann würde es sicher auch heißen, der Weiße hat ein Tor geschossen (sollten wir mal beim Basketball beobachten). Einen augenscheinlichen Unterschied als beschreibendes Merkmal zu nutzen ist nun mal üblich und zeigt für sich genommen noch keine Motivation, denjenigen ausgrenzen oder gar abwerten zu wollen. Man muss doch dunkle Hautfarbe auch als solche benennen dürfen. Und erzähle mir keiner, dass man nicht umgekehrt auch über unsere Hautfarbe spricht…und sicher sogar lästert. :wink:Und es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass sich Sonnenbanken so großer Beliebtheit erfreuen, so richtig weiß wollen die Weißen ja offenbar gar nicht sein. *gg*

Lieber Gruß,
Maid

Hello everybody!

Ich wohne in Graz, Österreich. Ich gehe Sonntags und Feiertags oft in den Park kicken. Beide Mannschaften bestehen aus über 15 Nationen, vorwiegend Afrikaner, Türken, Jugoslawen, Ungarn.

Also die Schwarzen reden sich selbst oft als Nigger an. Ein Schwarzer wird von den Spielern als Neger bezeichnet, der andere als Neger mit den Zahnstocherfüssen. Die Jugoslawen werden als Jugos und die Türken als Türken bezeichnet. Wenn ein „Jugo“ beim Kicken über mich flucht, und was auf kroatisch sagt, was sicherlich die Ehre meiner Mutter beleidigt kann ich auch drüber lachen.

Wer mal mitgespielt hat, der hat gecheckt, dass es auf der Ebene der persönlichen Interaktion (in unserer Runde) gar keine Probleme mit einschlägig vorbelasteten Begriffen gibt.

PERSÖNLICH bin ich der Meinung das Überkorrektheit manchmal die Distanz erweitert, anstatt sie abzubauen.

P.S: Persönliche MEINUNG, die hier abgegeben wurde, das letzte was ich bin ist ein Rassist.

Hallo,

Also die Schwarzen reden sich selbst oft als Nigger an. Ein
Schwarzer wird von den Spielern als Neger bezeichnet, der
andere als Neger mit den Zahnstocherfüssen. Die Jugoslawen
werden als Jugos und die Türken als Türken bezeichnet. Wenn
ein „Jugo“ beim Kicken über mich flucht, und was auf kroatisch
sagt, was sicherlich die Ehre meiner Mutter beleidigt kann ich
auch drüber lachen.

Das kommt dann aber darauf an, wie gut man sich kennt, wie gleichberechtigt man sich gegenseitig mit nicht ganz korrekten Bezeichungen belegt und ob man aus einem ähnlichen Umfeld kommt, in dem man mit fluchen etc. keine Probleme hat und ironisch-distanziert damit umgehen kann.

  1. können das nicht alle. Und dann ist es nicht deren Problem, dass sie „zu empfindlich“ sind, sondern sie sehen dann den Satz der die „die Ehre meiner Mutter beleidigt kann“ noch in seiner ursprünglichen Bedeutung. Meinen Eltern dürftest Du damit z.B. nicht kommen (und das ist ihr gutes Recht). Wenn es zwischen Euch funktioniert, ok. Aber das ist nicht allgemeingültig.

  2. gibt es Hierarchien. Wenn Schwarze sich gegenseitig als „Nigger“ bezeichnen und das ok finden, dann ist das ein gegenseitiges Einverständnis. Wenn es aber der Lehrer zu seinen Schülern sagt, oder der Chef zu einem Untergebenen, hat es sofort eine andere Bedeutung.

Die Frage war doch wohl, ob solche Ausdrücke allgemein zulässig seien. Was Du beschreibst, würde ich dagegen als Ausnahme ansehen.

Viele Grüsse, Peter

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