Im AT kein ‚Teufel‘ (auch zum UP @FraLang)
Folgende liegen bereits auf dem Tisch: Schlange, Baal (die Baale)
Die Schlange im Garten Eden wird nicht vor den christlichen Apokalypsen und anderen Apokryphen mit dem - inzwischen chrisrlich internierten „Teufel“ identifiziert (Vita Adae et Evae, alias Apokalypse Mosis). Weiter dann erst bei diversen Kirchenvätern. Im jüdischen Schrifttum aber erst in einigen Texten der späteren Kabbala.
Ba’al ist im AT nichts anderes als ein Gott der Kanaanäer. Zu der israelitischen Verballhornung seines Ehrennamens _Ba’al- Zebul _ (= Herr-Fürst) zu _Baal Zebub _ (= Herr der Fliegen, griech. Beelzebub) habe ich doch im FAQ einiges gesagt. Reicht das nicht? Und daß dieser Baal Zebub als „diabolos“ gedacht wird, dazu sind erst die synoptischen Ev. die einzigen bzw. ersten Hinweise der zeitgenössischen Literatur.
Mir bleibt schleierhaft, warum die FAQ anmerken, dies seien „nur“ drei Stellen. Viel deutlicher geht’s einfach nicht mehr.
Dir bleibt das schleierhaft, weil du meine Ausführung im FAQ f´nicht richtig gelesen hast:
"Der Ausdruck satan wird im Tenach aber nur an 3 Stellen (in Zachariah 3, in Hiob 1 und 2, und in 1 Chroniken 21) für eine übermenschliche Gestalt , also im Sinne eines Eigennamens verwendet. Sonst nur im Sinne „Gegenspieler, Ankläger“.
In 1.Chr.21.1 ist „Satan“ der Name eines Einzelwesens, und du wirst doch kaum in dem Satz:
„Und es stand Satan gegen Israel auf und bewegte David, Israel zu zählen.“
eine "Teufels"gestalt sehen .
Aber mit
21.7 „… und er [Elohim!] schlug Israel.“
wird klar, wer hier der Verderbenbringer ist. Dies noch deutlicher in
21.15 „Und Elohim sandte einen Engel [mal’ach] nach Jerusalem, um Verderben zu bringen …“
21.16 „Und David erhob seine Augen und sah den Engel JHWHs [mal’ach jhwh] zwischen Himmel und Erde stehen und das Schwert in seiner Hand gegen Jerusalem ausgestreckt …“
Der im Auftrag Gottes verderbenbringende Engel soll deiner Meinung nach der Teufel des NT sein?
Und (@FraLang, falls er hier noch mitliest): Die bereits erwähnte äthiopische Version des Henoch, verfaßt im hebräischen oder aramäischen Ursprung irgendwann zwischen Mitte 2. Jhdt. v.Chr. und Mitte 1. Jhdt n.Chr, zeigt eindeutige Wandlungen des „Satan“-Begriffs. Außerdem die ersten Konzeptionen von Voräufern der chr. Hölle als Ort der Bestrafung.
Hier kommen ans Licht der Literaturgeschichte zentrale Begriffe wie
- Gott als „Herr der Geister“, wobei mit „Geister“ anders auch „Engel“ gemeint sind.
- „Engel der Strafe“ [Kap. 52.3] und „Engel des Friedens“ [Kap. 51.5.] als Gegenspieler. Die Ersteren auch als „Satane“ (Plural) dort benannt und einmal als „Diener Satans“ [Kap. 52.3]
- „Satan“ als Herrscher der „bösen Geister“ [Kap. 15.8-9]
- Diese „Engel der Strafe“ bzw. die „Satane“ sind einerseits Ausführende Organe von Strafaktionen des „Herrn der Geister“, andererseits selbst Verführer der Menschen zu Lug und Trug und Mord und Totschlag.
Und alle diese Bezeichnungen, neben zahlreichen anderen Ausdrücken, die Endgericht, Himmels- und „Hölle“-vorstellungen präzisieren, teils in wörtlichen Zitaten, sind genuin im Awesta zu finden. Aber weder in der Torah, noch überhaupt im Tanach.
Und dies ist bis heute das älteste Zeugnis hebräisch/aramäischen Schrifttums, in dem 1. überhaupt ein Teufel qua böser, in eigener Regie(!) verderbenbringender Geist manifest wird, und 2. der unter anderem mit „Satan“ bezeichnet wird. Anders im Text hat diese Rolle aber vielmehr „Azazjel“, der zu den „gefallenen Engeln“ zählt. Letzteres ist eine Komponente in diesem Vorläufer von Dantes „Comedia divina“, die aber nicht awestisch ist.
Daß im Äth.Hen. sich genuin awestische, also zarathustrische Komponenten widerspiegeln, die sich im ntl. Schrifttum und besonders in zahlreichen Apokryphen verdeutlichen, wird von Seiten der Iranistik kaum noch bestritten. Bis heute völlig unbekannt ist jedoch, wer die (jüdischen) Träger dieser Ideen waren.
In Judaistik und chrtl. Theologie wird es wenig beachtet (obwohl auch dort nicht unbekannt). Das liegt aber daran, daß es für diese Metiers nicht selbstverständlich ist, altiranisch und awestisch lesen zu können.
Gruß
Metapher