Karriere oder Familie, noch eine Frage?
Hallo Claudia,
Aber von Wunschdenken kann nicht die Rede sein, dass bei allen
Männern der große Familiensinn ausgebrochen ist. Ich wünsche
mir, dass jeder nach seiner Facon leben kann, egal welchen
Geschlechts, mehr nicht.
Das ist auch mein Denke, aber dieses Denken und die Umsetzung die Gesellschaft verändert hat. Der Alte Fritz hat damals wahrscheinlich Jeder (Mann) und nicht Jeder (Mensch) gemeint.
Sprich, dass ein Mann mit mehr
Familiensinn als Karrierestreben (wovon ich halt einige kenne)
nicht als Weichei angesehen wird.
Klar, aber es geht bei den jungen Männer nicht um die Entscheidung Karriere oder Familie. Das steht eher in Frauenzeitschriften. Es geht eher darum, ob eine Ehe und Familie noch im Verhältnis Spass/Nutzen rentiert.
Und da entscheiden sich viele Männer, die das nüchtern reflektieren dagegen. Ich kenne eine einzige Familie in meinem Umfeld, wo ich das Gefühl habe, dass es gleichberechtig funktioniert. Es waren mal zwei Paare, aber eines davon lebt mittlerweile schon länger getrennt und werden sich scheiden lassen.
Wie verbreitet dieses Lebensideal ist, weiß ich auch nicht.
Nach den aktuellen Zahlen für Eheschliessungen und Kinder zu schliessen, nicht mehr so sehr.
Eigentlich hilft es keiner der Geschlechter nur sich
gegenseitig Fehlverhalten und mangelnde Fairness vorzuwerfen.
Dieses ewige laute Leiden von wegen sich ausgebeutet und
mißbraucht zu fühlen, kann ich schon bei uns Frauen nicht
leiden.
Das hat mit Fehlverhalten und Fairness nichts zu tun. Es ist einfach eine logische Reflektion der Umwelt.
Ich würde auch nicht über die Autobahn rennen. Ist einfach zu stressig und gefährlich. Aber nicht weil es nicht fair von den Autofahrern ist und als Fehlverhalten verboten.
Ich will ´was anderes: Ich will weg von Idealbildern, von dem
Mann - der bei all seiner strotzenden Männlichkeit über
Weichheit, Familiensinn und Kommunikationsfähigkeit verfügt.
Gut, sehe ich auch so. Eigenständige Menschen. Schön und die treffen eigenständige Entscheidungen. Auch gegen überlieferte Rollenbilder. Was wir wollen; auch das mit der Facon kann aber gerade diese Situation erzeugen.
Ich denke, wir sind alle auf dem unterwegs.
Und diese Idealbilder bekommen wir alle gerne von allen
möglichen Institutionen (Werbung, Medien, Modebranche…)
vorgeführt, wobei ich eine Absicht zu erkennen glaube, die
mich verstimmt.
Ich denke, es ist gerade der Mangel an Orientierung und manchmal sogar ein Nicht-Zurechtkomen mit der Eigenständigkeit von sich selbst und mit der Eigenständigkeit des Partners. Und die Industrie und die Werbung hängen sich nur da an, wo Sie Zielgruppen erkennen.
Deine Beschreibung auf den neuen Mann könnte meiner Ansicht
nach teilweise auch auf die „neue“ Frau zutreffen: Müde von
all den Verpflichtung, Beziehungen, die eher durch Chaos,
Egozentrik und Resignation als durch Ordnung, Anerkennung und
Zufriedenheit geprägt werden. Das könnte schon so eine Art
Zeitgeist sein, die ich aber nicht der Sparte
Geschlechterkampf sondern einem Lebensgefühl zuordnen würde.
Ja, sehe ich auch so. Ist wahrscheinlich nicht geschlechterspezifisch. Ich würde es nur nicht so negativ als Chaos, Egozentrik und Resignation ausdrücken. Für meine Person bin ich froh, endlich mir selbst zu folgen. Wenn auch ein Hauch
Wehmut oder Nostalgie mitschwingt.
Wenn uns Ehe- und Familienleben eher unglücklich als froh
macht dann sehe ich die Lösung darin, die persönliche
Lebensphilosophie zu überdenken, und nicht die ganze
Gesellschaft - speziell die Frauen oder die
Männer - verantwortlich dafür zu machen.
Prinzipiell hast Du Recht, man sollte sich immer zuerst an der Nase fassen.
Aber viele junge Männer haben einfach nicht die Lust, das nachträglich zu erkennen. Das Risiko ist zu hoch, dass es schief geht. Wenn ich über die Autobahn gelaufen bin, kann ich nachträglich entscheiden, dass es gesünder gewesen wäre es nicht zu tun. Bringt mich auch nicht aus dem Rollstuhl.
CU
Ralf