Ich habe mich an anderer Stelle schon zu vdmasters Vorschlag geäußert, die deutsche Flagge als Symbol zu verwenden.
In seiner darauf folgenden Antwort behauptet vdmaster, mir darin widersprechend, dass das Kreuz KEIN universelles Symbol sei. Das halte ich für unzutreffend, da sich die christliche Message (über die man so oder so denken kann, ich lehne sie ab) grundsätzlich an alle Menschen wendet und nicht nur an Angehörige eines Volkes oder einer Nation.
Anders sieht es mit der Flagge aus, die sich per definitionem nur an ein Volk bzw. eine Nation wendet. Vdmaster behauptet zwar, dass die Flagge symbolisch für Werte steht, „die auch andernorts als universell erachtet werden“. Das ist insofern richtig, als diese Werte ein Gemeingut der westlich-demokratischen Kultur bilden.
Das deutsche Grundgesetz beginnt so:
Artikel 1(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.(2)
Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und
unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen
Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
Nichtsdestotrotz bezieht der symbolische Gehalt einer Nationalflagge auf eine bestimmte Zielgruppe, und zwar das jeweilige Volk bzw. dessen Nation. Die Symbolkraft der Flagge ist dadurch dermaßen limitiert, dass sie für den Zweck einer Repräsentation universeller Werte nicht oder zumindest viel zu wenig geeignet ist. Vielmehr verstärkt sie die nationalen oder patriotischen Gefühle eines Betrachters, was doch nicht der Zweck der Übung sein kann.
Eine alternative Flagge, welche die demokratischen Werte überzeugend repräsentieren könnte, gibt es nicht, schon gar nicht die der UNO (wegen einiger undemokratischer Mitgliedsstaaten).
Hier ist meine Argumentation (ich betone nochmals, dass ich ein Christentumgegner bin):
Söder will mit seiner Aktion verdeutlichen, dass in Deutschland
(Grund-)Werte gelten, die mit denen des Islam konfligieren. Man muss
nämlich blind sein oder Mazyeh heißen, um leugnen zu können, dass
westliche und islamische Werte konfligieren. Söder musste dazu ein
Symbol wählen, dass dem Islam auf einer Ebene gegenübertritt, die
dieser (bzw. die Muslime) auch versteht.
Diese Ebene kann aber nicht die Ebene des Nationalismus oder
Patriotismus sein, für den die deutsche Flagge in der Hauptsache steht
(„für das deutsche Vaterland“). Die Grundwerte, um die es geht, sind ja
kein deutsches Patent, sondern seit der Aufklärung internationales
Ideengut, sie sind kosmopolitisch bzw. universell und betreffen
alle Menschen. Aus diesem Grund kann eine Flagge, die per definitionem
nur ein bestimmtes Land und „Volk“ repräsentiert, kein Symbol für die
Grundwerte sein, die man dem Islam entgegenstellen muss.
Das KREUZ wiederum ist als universelles Symbol entstanden
und hat diesen Bedeutungskontext bis heute. Dass diese Universalität mit
einer repressiven religiösen Ideologie verbunden ist, die den modernen
Grundwerten widerspricht, habe ich oben bereits erwähnt. Wenn Söder nun
behauptet, dass christliche Werte mit den modenen Grundwerten
harmonieren, dann liegt er genauso falsch wie Mazyeh, der das von den
islamischen Werten behauptet. Der Unterschied ist aber, dass das heutige
Christentum (gezwungenermaßen) die Trennung von Religion und Staat und
die Grundwerte akzeptiert, der (wahre) Islam aber nicht.
Deshalb ist das Christenkreuz heutzutage mit anderthalb
zugedrückten Augen als Symbol für moderne Grundwerte gerade noch
brauchbar. Im Unterschied zur Nationalflagge kann es diese
Werte universell repräsentieren, vorausgesetzt, seine Funktion wird
offiziell so definiert (als ethisch und nicht als religios), was im
gegebenen Söder-Kontext ja der Fall ist, soweit ich informiert bin.