Der Stolz Deutsche/r zu sein?

Hallo dataf0x,

ich wohne im Taunus, wobei ich eigentlich aus Hanau komme. Im Taunus kann man schon mal einen Ausflug wagen. Ich als Geographiestudent könnte mich dem auch nur mit großer Mühe entziehen. :o)
Ich habe viele Bekannte in Holland, habe einige Sommer in England verbracht, ein Jahr in den USA gelebt und war ein paar Jahre für weltweite Musikimporte zuständig. Debi gewann ich viele Freunde in Kananda. Habe auch mal ehrenamtlich Austauschschüler auf ihr Jahr in der Fremde vorbereitet und einwöchige Workshops mit groben Schwerpunkt deutsche Identität mitorganisiert. Die Betrachtung aus einer Perspektive des Außenstehenden kenne ich also. Sie ist, wie ich finde, auch die einzig sinnvolle. Ich bin aber nie gerne nach Deutschland zurückgekommen, auch wenn man hier schon leben kann.
Du hast da schon ein paar schöne Fleckchen fotografiert. Ich finde Fachwerkhäuser sehr schön. Bei den Kirchen habe ich jedoch gemischte Gefühle. Nicht nur, dass ich lediglich Christ auf dem Papier bin, insbesondere Bauten zu betrachten, die nach der Renaissance entstanden stellt für mich eher ein peinliches Moment okzidentaler Geschichte dar. Schließlich wurde sich in dieser Zeit auf den Humanismus berufen, der ja folglich wissenschaftlichere Züge mit sich brachte. Was daran aber peinlich ist, ist die konsequente Verdrängung der Tatsache, dass der Humanismus in seiner antiken Form wesentlich von den mathematischen Erkenntissen der Araber lebte. Seit der Renaissance wird das vollkommen außer Acht gelassen. Architektur ist ohne Mathematik undenkbar. Sogesehen stellt der Kölner Dom für mich DAS Denkmal faulen Kompromisses dar, der voller Undank und diebischer Energie steckt. Wenn man dabei noch bedenkt dass in dieser Zeit überaus weise Naturkundlerinnen als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden und welches beachtliches Wissen dadurch verloren ging, sind Kathedralen, Kirchen und Dome keine Orte, an denen ich mich zuhause fühlen möchte. Deswegen sind sie natürlich immer noch schön anzuschaun…

Viele Grüße,

Hilmar

dass der Humanismus in seiner antiken Form
wesentlich von den mathematischen Erkenntissen der Araber
lebte.

Und? Das ist doch gut, daß die Araber etwas beigetragen haben. Heutige arabische Beiträge zum weltweiten Fortschritt beschränken sich auf dem Verkauf von Öl, das sich rein zufällig im Wüstensand befindet. Den Einwand verstehe ich echt nicht.

Gruß
dataf0x

Hi dataf0x,

Und? Das ist doch gut, daß die Araber etwas beigetragen haben.
Heutige arabische Beiträge zum weltweiten Fortschritt
beschränken sich auf dem Verkauf von Öl, das sich rein
zufällig im Wüstensand befindet. Den Einwand verstehe ich echt
nicht.

Naja, man könnte die emanzipierte Frau auch auf Condi Rice, Margret Thatcher und Angela Merkel reduzieren. Ob das DAS Maß der Dinge ist maße ich mich nicht an zu beurteilen.
Man kann große Bevölkerungsschichten zweifellos über bestimmte Topoi erreichen, aber jegliche grenzenübergreifende religiöse Dialektik hat bei rationaler Betrachtung eher kontraproduktive Züge, wenn es um die eigentliche Form von Wertschätzung des Gegenübers geht. Nur die Buddhisten sind wirklich friedlich in ihrem Glauben. Wobei die Umma in in ihrer modernen Form eher zum Widerstand genötigt wurde. Ich glaube nicht, dass die Umma im Gegenzug zu Ölverkäufen an Softwareprofiten oder Versicherungsgewinnen beteiligt wird ohne sich ihrer Wurzeln zu gänzlich zu entledigen.
Die Muslime, die ich im sozialen Brennpunkt Hanau -und das ist er- kennengelernt habe, besitzen eine Wertschätzung, Ehrlichkeit und Freundlichkeit gegenüber Andersartigkeit, der das Christentum nichts entgegenzusetzen hat. Oder wieviele Deutsche laden Türken zum Essen ein? Faschistische Dönerfresser gibt es genug…
Was der Christ nicht kennt, das macht er kaputt.

Es geht um das Problem, dass Galilei verfolgt wurde, weil er sich die geistigen Errungenschaften einer bis zu seiner Zeit vorherrschenden Glaubensgemeinschaft aufgriff. Er hat eigentlich nichts Neues erfunden. Der Diskurs legt das aber anderweitig aus, weil er sich nicht zugesehen möchte, dass der nahe Osten noch reicher wäre (wenigstens die gleiche Elite wie anderorts auch), wenn es vor min. 500 Jahren Urheberrecht gegeben hätte.

Bei allem Respekt, ich verstehe nicht, was du daran nicht verstehst?

Viele Grüße,

Hilmar

Hallo Judith,

woher willst Du genau wissen, dass das ein Ossi-Kommentar ist?

Weil zumeist nur Ossis so uneinsichtig sind

  • hinsichtlich der wirtschaftlichen Katastrophe, in die sie die „Planwirtschaft“ geführt hat,
  • hinsichtlich des Geschenks, das den Menschen gemacht wurden. (Ja, der Umtausch der Ostmark zum Kurs 1 : 1 war ein gewaltiges Geschenk. Der reale Wert lag etwa bei 1 : 10.)

Probleme, als die ganze EU müßte die Ex-DDR aus dem Dreck
ziehen

Wieso komm ich mir grad so dreckig vor?

Nicht nötig. Den einzelnen Bürger kann ja niemand verantwortlich machen für das System.

Gruß
Barney

Darauf gehe ich nicht weiter ein. Der Islam als friedlichste Religion, noch fortschrittlcher als das Christentum, und die Umma zum Widerstand genötigt - das ist halt das Wolfsgeheul, in das jeder Deutsche/Europäer einstimmen muß, wenn ernicht gleich als Faschist gelten will. Sorry aber. Von Terroristenverstehern habe ich die Nase voll. Ich hoffe du kannst das verstehen.

Gruß
dataf9x

Hi dataf0x,

ich bin alles andere als ein Terrorist, und ich setzte mich auch für die Sache von niemand anderem ein. Ich habe ja de facto nicht mal eine Gottheit an die ich glaube. Außerdem wäre ich schön dumm meine Identität preiszugeben, wenn ich etwas im Schilde führen würde. Für mich selbst muss ich schon gar nicht irgendwen töten. Das wäre total sinnlos.

Entschuldige, aber was sind denn Terroristen? Wie ich glaube, nur Dämonen im Kopf.

Viele Grüße,

Hilmar

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Entschuldige, aber was sind denn Terroristen? Wie ich glaube,
nur Dämonen im Kopf.

Dein Wort in Gottes Handy, daß das so für dich bleibt!

Gruß
dataf0x

Hi Barney,

Weil zumeist nur Ossis so uneinsichtig sind

Es mag sein, dass solche Kommentare überdurchschnittlich oft von
Ossis kommen, doch trotzdem würde ich Ossis nicht sofort als generell
uneinsichtiger beurteilen, wenn man nicht weiß, wie diese Haltung zu
Stande kommt. Es gibt im Westen genausoviele uneinsichtige Leute.
Generell zielt diese „Uneinsichtigkeits“-Beschreibung auch auf das
Vorurteil hin, Ossis seien leichter zu beeinflussen, unkritischer,
mit einem Wort: dümmer.
Und das wiederum ist vollkommener Quatsch.
Bevor so etwas ausgesprochen wird, muss man sich erst einmal enorm
viele Gedanken machen, wie diese leicht verbitterte Haltung der Ossis
entstehen konnte. Ich selbst habe bisher nur eine einzige wirklich
befriedigende Antwort darauf gefunden, in einem Buch eines
Psychologen, das sich ursprünglich mit der Mütterlichkeit
beschäftigte. Der Autor sah die Ursache weniger darin, dass das eine
System so kaputt war, sondern ausnahmslos darin, dass beide Seiten(!)
beim Akt der Wiedervereinigung viele Fehler gemacht haben.
Nun ja, an diesen Fehlern kann man arbeiten. Wer aber zu leichtfertig
mit Vorurteilen umgeht, WILL nicht daran arbeiten. So eine
Einstellung tut mir weh.
Es ist sehr schade, dass viele Ossis die westdeutschen nur als
Besserwessis kennengelernt haben, da (immernoch) ein Großteil der
Leute, die im Osten hohe Positionen erreichen, im Westen wegen
Unfähigkeit keine Chance hatten. Im Osten hat man einfach weniger
Übung darin, einen beeindruckend klingenden Lebenslauf richtig
einzuschätzen. Im westen durchschaut man Schaumschlägerei besser. Im
Osten wiederum gibt es so gut wie keine.
Es ist auch schade, dass die Wessis viele Ostdeutsche nur als Nörgler
kennen, die eine äußerlich devote Art an den Tag legen und lieber
hinter dem Rücken herziehen, als Meinungsverschiedenheiten offen
auszutragen. Das hat alles noch mit der generellen Unsicherheit der
Ossis zu tun, ihre Lage richtig einzuschätzen.
Kurz und gut, ich finde, Vorurteile haben schon ihren wahren Kern,
aber ich würde alles darum geben, mich zu bemühen, so viel wie
möglich von diesen Vorurteilen irgendwann einmal nicht mehr
bestätigen zu können.

Liebe Grüße
Judith

(achja, ohne eine vorschnelle Schlussfolgerung draus zu ziehen,
möchte ich doch anmerken, dass auch nicht jeder Westdeutsche sicher
ist, dass die BRD wirklich Wirtschaftsmacht Nr. 1 gworden wäre ohne
die Wiedervereinigung. Ich habe schon sehr oft von Westdeutschen
gehört, dass die BRD sich wirtschaftlich schon lange vorher auf einem
leicht absteigenden Ast befunden hätte. Im Nachhinein lassen sich die
wirtschaftlichen Probleme leicht auf die Wiedervereinigung schieben,
weil diese eben auch zum gleichen Zeitpunkt dazukam.
Ich erhebe keinerlei Anspruch auf die Richtigkeit dieser Aussage,
aber allein DASS es sie gibt, zeigt, dass die Gegenaussage auch nicht
unkritisch aufgefasst werden sollte.)

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Hi dataf0x,

behalt den Segen bitte für dich. Dein Ding ist nicht meins, aber deshalb nicht das Gegenteil.

Cheerio,

Hilmar

Hi Judith,

Es gibt im Westen genausoviele uneinsichtige Leute.

Ja. Die sagen, die Ossis sind schuld. Was natürlich auch falsch ist.

Ich selbst habe bisher nur eine einzige wirklich
befriedigende Antwort darauf gefunden, in einem Buch eines
Psychologen, das sich ursprünglich mit der Mütterlichkeit
beschäftigte. Der Autor sah die Ursache weniger darin, dass
das eine
System so kaputt war, sondern ausnahmslos darin, dass beide
Seiten(!)
beim Akt der Wiedervereinigung viele Fehler gemacht haben.

Ich glaube gar nicht, daß von ostdeutscher Seite gar viele Fehler gemacht wurden. Man hat ihr kaum Gelegenheit dazu gegeben.
Aber man kann die Fehler aus den vier Jahrzehnten davor nicht in ein paar Jahren reparieren. Es braucht auch Geduld - und auch auf beiden Seiten.
Dazu kommt der Eindruck der Ostdeutschen, daß es ihnen jetzt nicht besser geht als vorher. Sie haben z.B. nie gelernt, mit Arbeitslosigkeit umzugehen. Das hat das System verhindert. Und dann kam die große Arbeitslosigkeit. Und die westlichen Preise kamen auch. Und der wesentlich höhere Leistungsdruck kam auch. Das alles fördert die Ressentiments.

Nun ja, an diesen Fehlern kann man arbeiten. Wer aber zu
leichtfertig
mit Vorurteilen umgeht, WILL nicht daran arbeiten. So eine
Einstellung tut mir weh.

Genau deshalb habe ich den Kommentar da oben kritisiert.

Kurz und gut, ich finde, Vorurteile haben schon ihren wahren
Kern,
aber ich würde alles darum geben, mich zu bemühen, so viel wie
möglich von diesen Vorurteilen irgendwann einmal nicht mehr
bestätigen zu können.

Ich schätze, daß es in zwei Generationen soweit sein könnte.

Liebe Grüße

Ebensolche

Judith

Barney

Hallo,

bin ich stolz ein Deutscher zu sein?
Nein, denn ich kann nur auf etwas stolz sein, was ich selber geleistet habe.
Aber ich bin froh, ein Deutscher zu sein.

-Das Wetter ist schlecht.

Quatsch, das ist woanders auch nicht besser.

-Die Bundesliga besteht zum größten Teil aus eingekauften
Spielern.

Das interessiert mich nun überhaupt nicht, ist aber auch in anderen Ländern nicht anders.

-Spitzensportler leben nicht in Deutschland.

Na und?!

-Der Humor der Deutschen ist langweilig und flach.

Stimmt nicht, es gibt sehr viele gute deutsche Komiker und in meinem Umfeld geht es auch meist recht lustig zu.

-Die Musik der Deutschen ist kurzlebig, inhalts- und
anspruchslos.

Bach, Beethoven, Brams, Wagner, auch Stockhausen möchte ich hier nennen.

Im Novocento kenne ich da z.B. Kraftwerk, The Can, und wenn ich kurz nachdenken würde, kämen schnell einige andere dazu.

-Deutsche Stars sind eigentlich unbegabte Künstler.

Geh mal nach Italien und USA und schau Dir da mal den Mainstream an.

-Die Bundestagsabgeordneten arbeiten ausschließlich für sich
selbst.

Auch hier ist ein Besuch in Italien und einigen anderen Ländern empfohlen!

-Deutsch ist eine scharfe und unästhetische Sprache.

Mörike, Goethe, Morgenstern und viele andere sollten Dich da eines besseren belehren.

-Bildung ist ein Privileg Bessergestellter.

Kurze Nachfrage - Aus welcher Schicht stammst Du?

-Es wird vorwiegend mit Natriumglutamat gekocht.

!!!

-Zünfte o.ä. gibt es eigentlich nicht. (Produziert wird in
Fabriken)

Ja und? Wärst Du bereit, die Preise zu zahlen, die ein solches Produktionssystem kosten würde?
Da käm bei Dir sofort die nächste Meckerei ‚Hier ist alles zu teuer‘

-Das Personal ist meist unfreundlich und in der Regel
unterbesetzt.

Du bist sicher schon viel in der Welt herumgekommen - oder?

-Die Gehälter sind anderswo besser.

Die Motzpunkte auch.

-Die Deutschen gelten weder als schön, noch als gute
Liebhaber.

Ich bin schön und ein guter Liebhaber!

-Die Preise steigen kontinuierlich; die Leistung sinkt.

Jawoll!!!

-Die meisten Deutschen sind alt und kinderfeindlich
eingestellt.

Wie alt bist Du denn?

-Keiner gönnt dem andern was.

Ich gönn Dir was

Haben die Deutschen in den
letrzten Jahrzehnten bis auf einige sportliche Erfolge
irgendwas WIRKLICH beachtliches auf die beine gestellt?

Ein Beispiel ist doch MP3

Sind
wir Vorbild?

Warum und für wen?

Ich bin wirklich gespannt, was ihr davon denkt.

Ich habe den Eindruck, daß Du ein frustrierter Meckerer bist.
Und darum sind viele Zustände so, wie Du sie oben bemängelst.

Ich bin immer noch froh in D zu laeben. Und das sage ich aus langjähriger Erfahrung, die mich kreuz und quer durch die Welt geführt hat. Ich war immer wieder froh hier zu landen, auch wenn es anderswo auch! schön ist.

Gandalf

Hiho,

wiedermal muss ich den Wiz in seiner Argumentation voll unterstützen.
Zusätzlich noch meine Meinung:
Dem ganzen Gejammere (nicht bei Dir sondern in D generell) liegt ein ziemlicher „Passivismus“ zugrunde. Es sind immer die anderen Schuld, „es muss sich was verändern…“ usw. Pfandfindertum! Jawollja! Wenn Dreck rumliegt, aufheben! Oder den anpfeiffen, der´s hinwirft! Und alle anderen verdienen zuviel. Und alle Systeme müssen mich auffangen, aber zahlen möchte ich nicht. Solidarität ist sich mit anderen dagegenzustellen, dass mir einer einen Groschen abnimmt, und der Schuhmacher geht nach Monaco/Schweiz oder wasweissichdennwohinn.

Und Skandinavien ist so gut in Pisa, so müssen wir es auch machen- aber mit niedrigeren Steuern und vor allem billigerem Bier und Schnaps!

Und hinterher weiss es jeder besser: Typisches Beispiel:

Ich sage nicht, dass die
Grenzen hätten zu bleiben sollen, allerdings ergaben Umfragen,
dass insbeondere die Bevölkerung im damaligen Westdeutschland
keineswegs so überzeugt von ihr war, nachdem sie darüber
aufgeklärt wurde, mit welchen Kosten das Ganze verbunden ist.

Situation ist also die Folgende: es steht die Entscheidung an: ja oder nein. Schwarz oder weiss. 1 oder 0. Und dann ist „die Bevölkerung nicht sooooo überzeugt“. So what? Machen oder lassen? Oder abwarten?

Und dann kommen die Besserwisser an, während der Entscheidung, bevorzugt aber nach der Entscheidung. Wenn Du nicht dafür bist, dass die Grenzen geschlossen bleiben, musst Du zwangsläufig dafür sein, dass Sie geöffnet werden. Und dann entwickelt sich Geschichte weiter. Und natürlich werden auch falsche Entscheidungen getroffen, aber es müssen Entscheidungen getroffen werden.

Und ich bezweifle, dass in Deutschland, selbst in der Politik oder auch im WM Kader, wesentlich mehr falsche Entscheidungen getroffen werden als in anderen Nationen (unter ceteris paribus).

Allerdings ist meiner Meinung nach der Deutsche tendenziell Träge bei Entscheidungen, hat unbändige Angst vor Fehlern und gibt sich daher gerne unter die Fittiche der Obrigkeit- welche er dann mit geballter Faust in der Hosentsche kritisiert.

Was gibt es also zu tun? 1. Wohne mal über einen längeren Zeitraum in einem von Dir gewählten Land ausserhalb Deutschlands; 2. Enagiere Dich in der kommunalen Politik und mache Dir ein Bild. 3. Triff Entscheidungen, bewusst und oft.

Freundliche Grüße von einem Ausländer

Zaphod

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Hallo,

bin ich stolz ein Deutscher zu sein?
Nein, denn ich kann nur auf etwas stolz sein, was ich
selber geleistet habe.

Warum bist Du so bescheiden: Wenn Du Steuern und Sozialabgaben leistet, dann gehört dir von dem ganzen was uns umgibt auch ein Teil. Du hast die Erhaltung der Baudenkmale mitfinanziert, den alle Besucher deiner Stadt so toll finden, Du trägst zum sozialen System bei, …

Und wenn Du dich im Schulelternrat engagierst, bei einem Verein mitarbeitest, der jährlich ein großes Fest für die Bevölkerung organisiert, … dann trägst Du doch deinen Teil an dem bei, was Dritte als unser Land und unser Volk wahrnehmen.

Es gibt doch keinen Staat und kein Volk an sich, sondern nur einen Staat und ein Volk als Summe dessen, was jeder von uns dazu tut. Wie gelungen die Kampagne „Du bist Deutschland“ wirklich ist, weiß ich auch nicht, aber die Aussage trifft eben schon zu, und ich denke, dass ihre Bedeutung viel zu wenig Leuten bewusst ist.

Gruß vom Wiz

Hallo Wiz,

Warum bist Du so bescheiden:

nun, es ist doch nichts typisch deutsches, was Du aufgezählt hast.
Dann würde ich es eher so sagen:
Ich bin stolz ein (mündiger) Bürger zu sein.
Denn auch in anderen Ländern wird mehr oder weniger so verfahren.

Zudem; wer seinen Stolz öffentlich zuschau stellen muß, hat m.E. ein Problem mit seinem Selbstbewustsein :wink:

Gandalf

Hallo Gandalf,

Warum bist Du so bescheiden:

nun, es ist doch nichts typisch deutsches, was Du aufgezählt
hast.

Hat ja auch keiner behauptet. Aber es sind doch Dinge die da sind, und die Teil der Gesamtwahrnehmung sind. Die Franzosen können auf die selben Dinge stolz sein, und die Belgier auch, … warum wir also nicht auch? Du kannst stolz darauf sein, deinen Bauernhof ausgebaut zu haben, zig andere Leute haben vergleichbare Projekte auch gemacht. Trotzdem kann doch jeder auf sein Projekt stolz sein.

Dann würde ich es eher so sagen:
Ich bin stolz ein (mündiger) Bürger zu sein.

Spricht ja auch nichts gegen.

Denn auch in anderen Ländern wird mehr oder weniger so
verfahren.

Zudem; wer seinen Stolz öffentlich zuschau stellen muß, hat
m.E. ein Problem mit seinem Selbstbewustsein :wink:

Nicht „müssen“, sondern „dürfen“. Oft habe ich aber den Eindruck, dass gerade in Deutschland eine genau gegenteilige Auffassung eher verbreitet ist: Bloß dieses böse Wort „Stolz“ vermeiden, ja nicht mal sagen, dass etwas gut ist, ohne sich nicht im nächsten Halbsatz gleich mit zig negativen Beispielen dafür zu entschuldigen.

Da finde ich den Aufruf mal mehr Mut zu entwickeln und dieser Miesepetrigkeit einfach auch mal eine klare positive Aussage entgegen zu setzen schon richtig. Heißt ja nicht, dass man Negatives deshalb ignoriert oder totschweigt. Aber wenn die Ampel grün ist, dann fahre ich normalerweise und bleibe nicht mit der Begründung stehen, dass ja bald wieder rot sein wird. Wir haben wirklich eine unglaubliche Perfektion darin entwickelt, uns immer wieder die Laune zu verderben und das ist einfach nicht gut für die Stimmung. Wenn ich heute einen Grund zum feiern habe, dann feiere ich heute, und mit der guten Stimmung kann ich morgen die nächsten Probleme viel besser wieder angehen. Und wenn ich es schaffe in der guten Stimmung heute einige Leute zu begeistern, dann stehe ich morgen nicht alleine vor meinen Problemen, sondern kann auf Unterstützung und Verständnis rechnen.

Gruß vom Wiz

Gruß vom Wiz

Gandalf

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Hallo Wiz,

ja nicht mal sagen, dass etwas gut ist, ohne sich
nicht im nächsten Halbsatz gleich mit zig negativen Beispielen
dafür zu entschuldigen.

ich bin ein eher positiv eingestellter Mensch, ne richtige Rheinische Frohnatur :wink:
Stolz hin Stolz her, ich bin wie gesagt gerne Deutscher, schäme mich dessen in keiner Weise uns lebe gerne hier.
Das Glas ist für mich halb voll und nicht halb leer.
Aber ich gebe Dir recht, daß es in D eine Tendenz zum Schlechtreden gibt.
Die ursprüngliche Frage ist m.E. ein schönes Beispiel dafür.

Da finde ich den Aufruf mal mehr Mut zu entwickeln und dieser
Miesepetrigkeit einfach auch mal eine klare positive Aussage
entgegen zu setzen schon richtig.

Nur wird es gerade die Miesepeter nicht erreichen, denn dann würde man ihnen ja ihr schönese einfaches Weltbild kaputt machen.

Und wenn ich es schaffe in der guten
Stimmung heute einige Leute zu begeistern, dann stehe ich
morgen nicht alleine vor meinen Problemen, sondern kann auf
Unterstützung und Verständnis rechnen.

Im Prinzip gebe ich Dir recht, aber so einfach wird es leider nicht gehen fürchte ich.
Laut zu kümen (auf sehr hohem Niveau, in jeder Hinsicht) ist schließlich so einfach und die anderen sind schließlich immer schuld.

Gandalf

Hi Barney,
jo, ich glaube, wir sind uns schon einig :smile:

Ich schätze, daß es in zwei Generationen soweit sein könnte.

Manchmal denke ich, in meiner Generation geht man schon ziemlich gut
miteinander um. Aber ab und an stoße ich dann doch nochmal auf
befremdliche Sachen.
Doch ich denke, alles hat 2 Seiten, und so hat auch die Tatsache,
DASS es immernoch viele Vorurteile gibt, und auch einige Unterschiede
zwischen Ost und West, auch sein Gutes: Würde niemand in (N)ostalgie
schwelgen, hätten sich alle sofort nach der Wende „vereinigt“, hätte
man vermutlich viel von der Vergangenheit vergessen, hätte sich alles
nur noch vermischt und verwischt.
Genauso wie in die Gegenwart und nach vorn, muss man eben auch mal
zurück schauen. Viele tun dies allerdings zu viel.

Schönen Abend,

Judith
(die sich jetzt als einziger Ossi mit haufenweise tollen Wessis
betrinken gehen wird:smile:

Hallo,

ich wohne seit längerer Zeit in Deutschland - dabei ist Australien zur Zeit die Erstwahl vieler Deutschen, wenn es ums Auswandern geht. Was verschlägt mich, der ich also von einem wunderschönen Kontinent komme, hierher nach Deutschland?

Ich denke, vielen von uns fällt es schwer, das zu schätzen, was man hat. Und die Sichtweise ist ebenso ausschlaggebend.

Ich würde auch nicht von „Stolz sein“ sprechen bezüglich meiner Nationalität, sondern - wie bereits gesagt wurde - auf das, was ich geleistet habe. Ansonsten kann ich nur dankbar sein, für das, was es in meinem Land gibt: an Schönheiten, Sonnenseiten und Leben. Und so bietet auch Deutschland tolle Seiten, sicher aber auch negative.

Ich schätze beispielsweise das Wetter hier in Deutschland sehr. Du glaubst gar nicht, wie schön Regen und Kälte sein kann. Momentan meckert hier jeder über den schlechten Sommer - ich hingegen finde es prima.

Ich schätze hier die kurzen Distanzen von einer tollen Stadt zur nächsten.

Ich schätze hier die wundervollen Schriftsteller, mit deren Hilfe ich ich mich mit der deutschen Sprache auseinandersetzen konnte.

Da ich auch schon in ärmeren Ländern gelebt habe, schätze ich hier die Technik, den Wohlstand usw.

Und - man sollte es nicht glauben - ich schätze deutsche Autos :smile: zumindest einige :wink:

Letztendlich liegt dies im Auge des Betrachters. Und daher finde ich es viel schöner von Dankbarkeit zu reden. Denn vieles, was wir als selbstverständlich hinnehmen, ist es nicht. Das ruht auf Erfindungen, Ideen, Gaben großer Köpfe - in unseren Händen liegt es, damit richtig umzugehen. Das heißt, einen Stolz dafür zu entwickeln, der Wertschätzung, Respekt beinhaltet. In meinem Land gibt es viele Beispiele, wo wir uns Dinge angeeignet haben, nur um sagen zu können, das macht uns aus. Über diesem Gefühl des Stolzes haben wir aber den Respekt gegenüber anderem Leben verloren und dadurch das, was uns anvertraut war, mit Füßen getreten.

Für mich ist es daher wichtig, durchaus einen Stolz zu entwickeln, der aber von Begriffen wie Dankbarkeit und Wertschätzung geprägt sein sollte.

Es grüßt Phil

Also, das ist einer der unqualifiziertesten „Kommentare“, die ich je gelesen habe. Und erst die lückenlose „Beweisführung“…

*kopfschüttel*

Ich mach dir ein Vorschlag (in einer Sprache, die du verstehst): Mach dich vom Acker, auf solche Rummotzer wie dich kann Deutschland sehr wohl verzichten.

Und komm’ nie wieder zurück!

Ich bin stolz auf Deutschland und als Deutscher!!!

Hallo Hilmar,

habe bis vor 2 Jahren auch gedacht, wie Du,
dann bin ich vom Norden Deutschlands (Großstadt) in den
Süden (Kleine Stadt) gegangen.
Und siehe da, Deutschland sah auf einmal ganz anders aus!
Wetter besser, Leute offener, mehr Lebensfreude,
angrenzende Länder wie Frankreich und Schweiz brachten
südlichen Flair, viel schönere Landschaften,
es gibt neue Städte zu entdecken, die ich vorher nur
vom Hörensagen kannte…

Deutschland hat viel Schönes zu bieten, man muß sich nur
bemühen es zu finden!

Vielleicht wohnst du in der -für dich- falschen Ecke
Deutschlands?

Lena