Der Stolz Deutsche/r zu sein?

Hallo,

ich habe neulich mitbekommen, wie sich irgendein Politiker darüber beschwerte, dass die Deutschen (insbesondere Jugendliche) viel zu selten stolz darauf wären welche zu sein. Für mich stellte sich die Frage, warum man es denn sein soll?
Einge werden es wahrscheinlich auf die Geschichte schieben, aber ich sehe darin keinen Grund dafür. Ich persönlich wurde zwar in der Schule jahrelang mit dem Holocaust gequält, aber habe mich sowieso nie wirklich damit identifizieren können. Ich habe ja mit den Dingen, die in Deutschland vor mehr als 50 Jahren geschahen auch einfach nichts zu tun. Für meine Eltern wird das noch ein Thema sein können, aber ich könnte sie auch Fragen, wie sie zu Marx oder Bismarck stehen. Nonsense!

Nun aber zurück zum Thema. Ich finde Deutschland nicht toll. Hier einige Gründe:

-Das Wetter ist schlecht.
-Die Bundesliga besteht zum größten Teil aus eingekauften Spielern.
-Spitzensportler leben nicht in Deutschland.
-Der Humor der Deutschen ist langweilig und flach.
-Die Musik der Deutschen ist kurzlebig, inhalts- und anspruchslos.
-Deutsche Stars sind eigentlich unbegabte Künstler.
-Die Bundestagsabgeordneten arbeiten ausschließlich für sich selbst.
-Deutsch ist eine scharfe und unästhetische Sprache.
-Bildung ist ein Privileg Bessergestellter.
-Es wird vorwiegend mit Natriumglutamat gekocht.
-Zünfte o.ä. gibt es eigentlich nicht. (Produziert wird in Fabriken)
-Das Personal ist meist unfreundlich und in der Regel unterbesetzt.
-Die Gehälter sind anderswo besser.
-Die Deutschen gelten weder als schön, noch als gute Liebhaber.
-Die Preise steigen kontinuierlich; die Leistung sinkt.
-Die meisten Deutschen sind alt und kinderfeindlich eingestellt.
-Keiner gönnt dem andern was.
-Viele Diskussion, nichts passiert.

Ganz im Ernst, ich würde gerne wissen, warum ich Deutschland besser als andere Länder finden sollte? Nein, ich möchte insbesondere wissen, warum ich denn stolz darauf sein sollte ein Deutscher zu sein? Bisher wohne ich hier, weil ich hier geboren bin, mehr aber auch nicht. Haben die Deutschen in den letrzten Jahrzehnten bis auf einige sportliche Erfolge irgendwas WIRKLICH beachtliches auf die beine gestellt? Sind wir Vorbild?

Ich bin wirklich gespannt, was ihr davon denkt.

Viele Grüße,

Hilmar

meckernation
Ahoi!

Ums vorneweg zu sagen: Ich bin auch nicht stolz darauf, deutsch zu sein. Warum auch? Du hast es ja gesagt, aus diversen Gründen.

Ich möchte zu dem Thema nur einen einzigen Aspekkt nennen. Wir Deutschen sind doch eine Meckernation. Bei uns ist doch alles falsch. Du hast es gesagt. Wir sehen scheiße aus, sind unsportlich, hören nur Kackmusik. Steuern sind zu hoch, Löhne zu schlecht, Angela Merkel kann nicht regieren, Schröder konnt’s aber auch nicht.
Schon seit einiger Zeit sind die Deutschen doch nur am Meckern. Liebe Deutsche: So schlecht ist Deutschland auch nicht…
Bestes Beispiel: Fußball. Klinsi ist kein vernünftiger Trainer, richtige Nachwuchsspieler haben wir schon lange nicht mehr. Sturm trifft nicht, Mittelfeld hat fehlende Klasse, Abwehr spielt miserabel.
Nicht zuletzt (weltklasse)Spieler Ballack kann der Mannschaft nicht genug Persönlichkeit geben.
ABER wir sind Vizeweltmeister.

Man muss doch nicht immer alles so schlecht sehen. Sage ich hier und mache das Gegenteil. Ich bin eben auch kein Optimist. Auch ich verstecke mich vor dem „Du bist Deutschland“-Spot. Muss ich ehrlich zugeben.

Trotzdem. Deutschland ist nicht so schlimm, wie es die meisten Deutschen sehen. Kann es gar nicht sein.
Wir Deutschen neigen halt irgendwie zu Unzufriedenheit.

Gerade bei dieser Frage würde es mich interessieren, die Meinung eines Ausländers zu hören…

Seid nicht so unglücklich. Deutschland ist cool.
Ihr seid Deutschland. Seid stolz auf euch.

Eure pommesbude

Hi Hilmar,

dein Posting wird einiges auslösen, vermute ich mal. Von rinks, lechts und aus der Mitte.

Ich hab dazu nur das zu sagen:

Stolz kann man doch nur auf etwas sein, was man selbst geleistet hat oder vielleicht noch auf etwas, was man in einem kleinen Team geleistet hat, also auf etwas, woran man unmittelbar beteiligt war.

An der Tatsache, dass jemand Deutscher, Amerikaner, Franzose, Russe, Kenianer etc. ist derjenige in der Regel genauso wenig unmittelbar beteiligt wie an der Tatsache, dass sein Verein Meister geworden ist oder ähnliches. Warum kann man also auf diese Sachen stolz sein.

Fazit: Ich persönlich bin nicht stolz Deutscher zu sein, dass hat aber wder etwas mit der deutschen Geschichte zu tun noch mit schlechtem Wetter (die Italiener sind an ihrem gutem Wetter im übrigen ja auch völlig unschuldig).

beste Grüße

Oliver

Hi Hilmar,
ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde es ganz toll, als Deutsche geboren zu sein, weil ich damit auch die deutsche Sprache in die Wiege gelegt bekommen habe. Klar, das Wetter ist mies, die Steuern sind zu hoch, die Politiker weltfremd bis bestechlich. Ich habe schon oft ans Auswandern gedacht. Das einzige, was mich davon abhielt war eben diese Sprache.
Vieleicht solltest Du auch mal die Befindlicnkeiten anderer Staaten in Deine Überlegeungen einbeziehen. Soweit ich weiss, müssen sich amerikanische Schüler jeden Tag zu ihrem Staat bekennen. Bei uns ist das ja nun gar nicht der Fall. Das finde ich gut. Ich finde es auch gut, dass ich über mein Heimatland meckern kann, so viel ich will - kein Mensch wird mich dafür in den Knast stecken. Zu meckern habe ich eine ganze Menge - aber ich kann es eben tun…
Liebe Grüße
Ricarda

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Hi Ricarda,

das überzeugt mich leider nicht. In Amerika wird auch geschimpft. Schimpfen kann man eigentlich fast überall. In den Knast kann man dafür kommen, wenn man zu viele Menschen hinter sich hat.
Ist aber interessant, warum immer gleich Amerika als Beispiel gewählt wird. Ist doch irrelevant, was in Amerika vorgeht, wenn man über Deutschland unterhält. China oder Japan nur unwesentlich weniger Einfluss auf den Gang der Dinge.
Aber selbst wenn man diese beiden Länder gleichermaßen gelten lässt ändert es nichts daran, dass die nächste TV-Diskussion mit Reinhold Messner, Sepp Maier, Hella von Sinnen und Hillu Schröder genauso unkonstruktiv und langweilig ist wie die letzte Woche mit Elton, Franz Beckenbauer, Alice Schwarzer und Willi Bogner.

Viele Grüße,

Hilmar

Sprache
Hallo Ricarda,

ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde es ganz toll,
als Deutsche geboren zu sein, weil ich damit auch die
deutsche Sprache in die Wiege gelegt bekommen habe.

Also das erinnert mich an eine Komilitonin (zugegebenermaßen
jung und gesinnungsblond damals), die sagte, sie sei ja
so froh, als Englischsprachige geboren worden zu sein,
denn so könne sie die wichtigse Weltliteratur in der
Originalsprache lesen. Ihr fielen dann aber außer Shakespeare
nicht mehr viele Autoren ein, und sie guckte ziemlich betreten als
ich sie nach Dostojewski, Goethe, Flaubert, Hugo, Balzac,
Lorca, Schiller, Dante fragte, von nicht-Europäern ganz
zu schweigen.

Gruß
Elke

So schoen wie alle es gesagt haben tue ich auch meine Meinung kund, Ich bin stolz, Deutscher zu sein.
Auch ich grenze teile der Geschichte aus.
Aber:
Die Sprache hoert sich vielleicht nicht sonderlich gut an, dafuer hat man aber mit ihr so wahnsinnig gut Moeglichkeiten, etwas ganz explizit zu bezeichnen. Im Englischen auch?
Musik ist nicht so klasse? Also Juli, Rammstein, H-Blockx’s, diese „Denkmal“-Gruppe (mir faellt der Name nicht ein) und einige weitere machen doch anspruchsvolle Musik?! Oder ist man nicht in der Lage, so einige englische Texte zu uebersetzten wo dann vom „Push the button“ und „galvanize“ gesungen wird. Ist das Klasse??

Stolz kann man immer nur auf etwas sein, wo man selber Anteil dran hat. Etwas, was man selber geleistet hat. Etwas, wofuer man selber Verantwortung uebernommen hat. Jeder will soziale Sicherungssystem, aber keine will bezahlen. Alle wollen mehr, aber nicht mehr geben. Quatschen kann jeder, wie hier ja nun auch gerade, aber bewegen tut sich nichts. Rumheulen und sich in seinem Truebsinn waelzen bringt nichts. Werdet doch selbststaendig. Ueberlasst es nicht anderen. Ist die Politik zu doof, werde Politiker, die Musik, werde Musiker, ist dir das Land zu doof, wandere aus. Sind die Fussballspieler zu doof, werde Spieler, ist der Trainer ne Niete werde Trainer. Ist das Wetter zu bloed, ja mein Gott, dann erfinde ne Wettermaschine. Wenn einer stolz erzaehlt wie er mal wieder den Staat geprellt hat, sei stolz auf ihn oder erzaehle ihm, was fuer ein Egoist er ist.

Man kann nur aus dem Ueberfluss heraus solche Diskussionen fuehren. Ich lebe gerade in China und weiss, was es heisst, etwas nicht zu haben. Und in Deutschland hast du Luxus. Du hast einen Rechtsstaat, der dich vor Willkuer schuetzt, der dich zu deinem Recht kommen laesst, du hast einen Staat, der sich um deine Gesundheit kuemmert. Du hast alles, was du zum Leben brauchst und auch noch Zeit dazu, um ueber soetwas nachzudenken.
Ja, ich finde Deutschland absolut Klasse! Ich bin froh, in einer solchen Struktur zu leben, wo ich als Individuum existieren kann. Macken hat das System ueberall, aber es ist ja schliesslich auch von Menschen gemacht. Wenn dir was nicht passt, dann pack es an. Beschweren kann sich jeder, Tun tun nur wenige.
Mahlzeit,

Jens

Dieser Stolz ist einer der 7 Todsünden
Hallo,

hier auf Arbeit wurde ich auch immer wieder in internen Umfragen gefragt, ob ich stolz wäre für das Unternehmen zu arbeiten.

Ich werde also dazu genötigt eine Sünde zu begehen, die zu den 7 Todsünden gehört und meines Erachtens zu recht.

Es ist schon schlimm genug, dass ich einen latenten Hang zu Völlerei
mit nicht zu vernachlässigender Affinität zu Wollust habe. (laut http://www.7todsuenden.ch/interaktiv.php)

Da fehlt mir der Stolz(Hochmut)unsinn gerade noch.

Mitunter wird der Stolz in zwei Formen unterteilt: eine gesunde und ein kranke, d. h. neurotische Form. Neurotischer Stolz ist es, wenn man stolz auf etwas ist, was man nicht selber geschaffen hat.
(siehe wikepedia.de)

Hat hier irgendjemand Deutschland erschaffen oder sich als Deutschen gebären lassen?

Folglich steht die ganze Diskussion auf töneren Beinen derjenigen, die ein mangelndes Selbstbewußtsein und Lebenszufriedenheit aufweisen.

Ausserdem ist in Deutschland nicht alles schlecht…man kann da so schön wandern. :wink:

Eencockniedo

Hi Hilmar!

Nun aber zurück zum Thema. Ich finde Deutschland nicht toll.
Hier einige Gründe:
-Das Wetter ist schlecht.

Naja, ich sag mal so: In England isses noch schlechter, und von Grönland mag ich jetzt gar nicht anfangen…

-Die Bundesliga besteht zum größten Teil aus eingekauften
Spielern.

Da geb ich dir bedingt Recht, aber ein Land über seine Fußballmannschaften zu identifizieren ist vielleicht auch ein bissl einseitig.

-Spitzensportler leben nicht in Deutschland.

Weil die genug Kohle haben, um sich in jedem hippen, angesagten, wettermäßig angenehmeren :wink: oder was auch immer Land niederzulassen, in dem sie am besten noch keine oder wenig Steuern zahlen müssen.

-Der Humor der Deutschen ist langweilig und flach.

Das stimmt auch nur bedingt. Wenn man sich den Scheiß im Fernsehn anschaut, muss man dir Recht geben, aber es gibt verdammt witzige deutsche Kinofilme. Der Humor von beispielsweise amerikanischen Comedy-Serien lässt doch genauso zu wünschen übrig. Da riecht man jeden Witz Meilen im Voraus und wird dann auch noch durch diese unsäglichen Lacher aus der Dose darauf hingewiesen, wann man sich zu amüsieren hat

-Die Musik der Deutschen ist kurzlebig, inhalts- und
anspruchslos.

Das kommt auch wieder drauf an, in welcher Richtung man sich bewegt. Die momentane Unterhaltungsmusik alla Popstars und DSDS fällt wohl in deine Kritik, aber ich würde z. B. Ton, Steine, Scherben nicht als inhalts- und z.B. die Fanta 4 nicht als (musikalisch) anspruchslos (und schon gar nicht kurzlebig) bezeichnen.

-Deutsche Stars sind eigentlich unbegabte Künstler.

An welcher Meßlatte misst du dabei?

-Die Bundestagsabgeordneten arbeiten ausschließlich für sich
selbst.

Und wenn man Berlusconi (früher) oder George Bush anschaut, hat man nicht das Gefühl, dass sie für sich selbst arbeiten?

-Deutsch ist eine scharfe und unästhetische Sprache.

Dagegen möchte ich mich doch ebenso scharf erwehren. Da möchte ich behaupten, dass du die deutsche Sprache noch nicht zur genüge kennengelernt hast, und dass es im Vergleich sicherlich unästhetischere Sprachen gibt (Jetzt frage ich mich gerade: meinst du mit unästhetisch den Klang oder die tatsächliche syntaktische/semantische Nutzung von Wörtern in Sätzen?)

-Bildung ist ein Privileg Bessergestellter.

Noch nicht ganz, daran wird noch gearbeitet:wink:
Ich bin ein typisches Arbeiterkind (und so gar nicht privilegiert) und stecke grad mitten im Examen…

-Es wird vorwiegend mit Natriumglutamat gekocht.

Wenn man lediglich in der Lage ist, sich ne Maggi Fix - Packung zu öffnen, dann ja…In anderen Ländern wird das Zeug viel exzessiver benutzt.

-Zünfte o.ä. gibt es eigentlich nicht. (Produziert wird in
Fabriken)

Aber immerhin gab´s die mal. Denn irgendwoher muss deine Wehmut über diesen Zustand ja kommen. Dass die von Großkonzernen, die NICHT aus Deutschland kommen, immer mehr plattgemacht werden, tja, dass ist halt ein modernes Phänomen, dem sich die Mitglieder der Zünfte anpassen müssen, um als Einzelmenschen nicht unterzugehen.

-Das Personal ist meist unfreundlich und in der Regel
unterbesetzt.

Ich denke mal, dass das a) weder ein spezifisch deutsches Phänomen ist und habe b) schon ganz andere Erfahrungen nach dem „Wie´s in den Wald reinruft…“ - Prinzip gemacht. Es gibt hier so viel kompetentes und auch freundliches Personal, und oftmal habe ich festgestellt, dass sich unfreundliches Personal um 180° dreht, wenn man freundlich zu ihnen ist. Da hab ich immer den Eindruck, dass die sich so ne Kampfhaltung haben antrainieren müssen, weil es oftmals die Kunden sind, die mit der Unfreundlichkeit loslegen.
Und für die Unterbesetzung kann das Personal selbst nichts.

-Die Gehälter sind anderswo besser.

Und auch anderswo schlechter.

-Die Deutschen gelten weder als schön, noch als gute
Liebhaber.

Laut Statistik? Tja, is halt schade, dass die Statistik auch die Mediocren und „Schlechtweggekommenen“ (um mal Nietzsche zu bemühen…übrigens auch ein Deutscher…) mitzählt. Denk da mal dran, wenn dir das nächste mal auf der Straße die Zunge aus dem Mund rollt, weil du ne heiße Lady entdeckt hast…

-Die Preise steigen kontinuierlich; die Leistung sinkt.

Polemik…

-Die meisten Deutschen sind alt und kinderfeindlich
eingestellt.

Polemik…

-Keiner gönnt dem andern was.

Und nochmals Polemik…Einmal so richtig in den Vorurteilstopf gegriffen. Bewegt sich auf dem ähnlichen Niveau wie die Behauptung, alle Deutschen würden ständig Sauerkraut essen und Lederhosen tragen.

-Viele Diskussion, nichts passiert.

Da hingegen geb ich dir jetzt mal wieder Recht. Die Deutschen sind weniger spontan und handlungsfreudig als andere Landsmänner.

Ganz im Ernst, ich würde gerne wissen, warum ich Deutschland
besser als andere Länder finden sollte? Nein, ich möchte
insbesondere wissen, warum ich denn stolz darauf sein sollte
ein Deutscher zu sein? Bisher wohne ich hier, weil ich hier
geboren bin, mehr aber auch nicht. Haben die Deutschen in den
letrzten Jahrzehnten bis auf einige sportliche Erfolge
irgendwas WIRKLICH beachtliches auf die beine gestellt? Sind
wir Vorbild?

Keiner zwingt dich, stolz zu sein. Keiner zwingt dich, hierzubleiben.
Ich persönlich zum Beispiel mag die Landschaft, es gibt ein paar wunderschöne Fleckchen hier in Deutschland. Ich schau mir auch lieber hier nen historischen Stadtkern an (übrigens von den Zünften erbaut, deren Fehlen du ja oben beweint hast) als ne Skyscraper-Metropole in den USA.
Weiterhin geht es mir hier deutlich besser als z.B. in einem brasilianischen Slum, und dafür bin ich sehr dankbar. In einem anderen Land hätte ich mit meinen Voraussetzungen evtl. nicht die Möglichkeit erhalten, studieren zu gehen, und auch dafür bin ich sehr dankbar.
Weiterhin leben wir trotz aller Gesetze und potentieller Spießigkeit in einem freien Land, in dem diese Freiheit sogar im Grundgesetz verankert ist.
In den USA z. B., dem angeblichen Land der ultimativen Freiheit, gibt es viel mehr Einschränkungen, da wird die Freiheit lediglich vorgegaukelt, die wir hier tatsächlich haben. Ein Freund von mir lebt seit 1 1/2 Jahren dort und hat mir da so einige Stories erzählt…

Alles in allem wirst du in JEDEM Land auf Grenzen stoßen und Nachteile finden, es sei denn, du kaufst dir ne autarke Insel in der Karibik.
Wenn du wissen möchtest, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten so geleistet hat, dann geh doch vielleicht mal ab von deinem doch recht einseitigen Beispiel Sport und schau mal in die Wissenschaft und in die Kultur. Warum müssen es immer gleich die bombastischen Durchbrüche oder die Knaller aus der Musik- und Hollywood-Welt sein, an denen der Erfolg eines Landes gemessen wird? Was hat denn z.B. Island in den letzten Jahrzehnten geleistet, um Vorbild zu sein? Warum MÜSSEN wir Vorbild sein?
Es ist doch so einfach: entweder, du magst das Land, in dem du geboren bist, und kannst auch aus den kleinen Dingen Stolz oder Freude oder was auch immer ziehen. Oder aber du magst es nicht.

Gruß, Dine

Hallo,

mir stößt die „Du-bist-Deutschland“-Kampagne v.a. deswegen auf, weil
sie mal wieder zeigt, wieviel Komplexe die Deutschen eigentlich
haben. Je mehr sowas erst gemacht werden muss, desto weniger kann ein
gesundes Nationalbewusstsein entstehen.
Ich bin auch nicht „stolz“ drauf, Deutsche zu sein, aber ich kann
sagen, dass ich GERNE Deutsche bin, dass Deutschland das Land ist
(nach spät. einem halben Jahr Ausland gemerkt), wo ich am liebsten
lebe. Sonst würd ich ja nicht hierbleiben.
Ich finde nicht, dass wir eine tolle Fußballmannschaft bracuehn, um
ein tolles Land zu sein. Schade überhaupt, dass man immer irgendwas
äußerliches finden muss, um sich zu rechtfertigen, dass man sein Land
doch irgendwo liebt.
Das Einzige, was mich an Deutschland wirklich stört, ist das Jammern,
das kein Deutscher nötig hat. Und - gegen ein paar menschliche
Gefühle bin ich dann doch nicht gefeit - für diese Haltung „schäme“
ich mich als Deutsche. Obwohl ich das wiederum auch nicht nötig habe.
Genauso macht es mich nun doch ein klein wenig „stolz“, wenn ich im
Studium immer wieder mitbekommen habe, dass Deutschland das Land sei,
in dem man am besten Musik studieren kann. Deutschland hat einfach
eine immense Musik- und Theatertradition, die mir in jedem anderen
Land wahnsinnig gefehlt hat, und die auch Besucher nach Deutschland
lockt.
Was ich sonst noch mag an Deutschland:
-hohe Bevölkerungsdichte
-Umweltbewusstsein
-Sozialstaat
-Gedankenfreiheit
-Kultur, Kultur, Kultur

Klar ist es schade, dass wenig gelacht und viel gearbeitet wird. Aber
es kann ja nicht jedes Land gleich sein.
(Mein venezolanischer Mitbewohner hat nach 3 Jahren Studium
festgestellt, dass er plötzlich etwas sagte, was er nie geglaubt
hatte, jemals sagen zu können: Er meinte, er kann überhaupt nichts
negatives mehr an Deutschland finden.:smile:)

Wer wirklich unzufrieden mit seinem Land ist, sollte ernsthaft ans
Auswandern denken. Spätestens dann sollten sich etliche Gründe
auftun, warum man sein Heimatland doch irgendwie liebt.

Grüße
Judith

Hallo,

stolz auf sein Land zu sein, ist zumindest ebenso eine Option, wie sich ständig und ausschließlich darüber zu beklagen. Nur dass der Stolz eben eine positive Komponente hat, die die Stimmung hebt, Gemeinschaft vermittelt und zum gemeinsamen Zupacken anregt. Und genau dieser eigentlich ganz natürliche Stolz auf gemeinsame Wurzeln geht uns leider im Vergleich zu vielen anderen Ländern ab.

Natürlich haben wir Deutschen da aufgrund bekannten Mißbrauchs in der Vergangenheit die Verantwortung vorsichtig gegenüber tumbem Nationalismus zu sein, und wollen uns nicht so leicht auf nationaler Ebene vereinnahmen lassen, aber dies sollte uns andererseits aber auch nicht dahin treiben, uns der kollektiven nationalen Miesepetrigkeit anzuschließen. Denn die macht depressiv und damit gerät man wunderbar in eine Abwärtsspirale, die uns alle unsere Zukunft kosten kann. Wenn man nur noch meint, dass „die da oben“ nichts mehr mit einem zu tun haben, und propagiert, dass das Kind doch längst in den Brunnen gefallen ist, der brauch ja auch nichts mehr zu tun, und kann dann seelenruhig dieser selffullfilling prophecy bei ihrer Verwirklichung zusehen.

Dabei gibt es mehr als genug Dinge, auf die wir kollektiv stolz sein können. Nach dem Krieg haben viele Leute gemeinsam dieses Land wieder aufgebaut, ganz viele haben sich der historischen Vergangenheit gestellt (sicher längst nicht alle, aber wenn man sich andere Länder mit totalitäerer Vergangenheit ansieht, schneiden wir sehr gut ab). Sie haben es geschafft, dieses kleine Land wieder in die Spitzengruppe der Industriestaaten zu bringen mit einem hohen pro Kopf Einkommen und einer ordentlichen sozialen Sicherheit. Sie haben mit dem Grundgesetz eine moderne rechtsstaatliche Verfassung geschaffen, die immer noch weltweite Beachtung findet und gerne als Muster herangezogen wird.

Vor knapp 15 Jahren haben wir eine Teilung überwunden, die lange Zeit als unüberwindbar galt, und es war nicht die große Politik, sondern es waren eben die Massen auf den Straßen, die kollektiv mit „wir sind das Volk“ etwas geschafft haben, auf das sie wirklich stolz sein können. Wir haben natürlich wirtschaftlich immer noch an den Folgen dieser Vereinigung zu kämpfen, aber wie hätte es wohl ausgesehen, wenn die alte Bundesrepublik damals nicht die wirtschaftliche Stärke gehabt hätte, die sie glücklicherweise hatte. Natürlich haben wir noch nicht überall „blühende Landschaften“ und einige Aussagen hierzu waren zu optimistisch. Aber aus ersten punktuellen Fortschritten wird mehr und mehr ein Flickenteppich und es geht weiter voran. Aber man sollte vielleicht da auch weniger auf Wunder setzen, sondern mehr auf gemeinsames anpacken.

Darüber wie gelungen eine Kampagne wie „Wir sind Deutschland“ ist, kann man sicher streiten, aber angesichts leider zunehmendem Egoismus und krankhafter Suche nach Individualität, Selbstverwirklichung und Staatsferne, ist das zumindest ein Ansatz, der einen Versuch wert ist. Denn wenn dieser Staat momentan Kritik zu ertragen hat, dann sicher dafür, dass das Gemeinschaftgefühl und das Verständnis dafür mehr und mehr verloren geht, dass man den Karren nur gemeinsam wieder flott bekommt.

Ich kann die Meckerei über „die da oben“ einfach nicht mehr hören, und sie ist angesichts der Tatsache, dass alle Parteien und auf allen Ebenen händeringend nach Mandatsträgern suchen, die - wie im professionellen Arbeitsleben auch üblich - bereit sind unten anzufangen und eine ganz normale Laufbahn durch die Ebenen einer Hierarchie durchmachen, verlogen. Es ist natürlich leichter, sich über einen Politiker zu beschweren, der sich nach 80h-Woche mit dem Dienstwagen nach Hause bringen lässt, als selbst mal fünf Abende im Monat im Stadtrat und dessen Ausschüssen zu sitzen.

Und ich bekomme auch einen dicken Hals, wenn sich immer über die Steuerlast beschwert wird, aber keiner den Gemeinschaftssinn hat, für weniger Steuern auch auf Leistungen zu verzichten. Die Knete wird ja schließlich nicht versoffen, sondern wird - für jedermann im Haushalt nachlesbar, was aber aus Desinteresse kaum einer tut - schließlich in jede Menge Leistungen umgesetzt, die wir mehr und mehr als selbstverständlich betrachten, ohne uns über die Kosten klar zu werden. Aber nein, wir Deutschen werden mehr und mehr Weltmeister im Perfektionismus. Alles muss von Vater Staat perfekt geregelt werden, und das Ganze bitteschön umsonst. Wer mal über die Grenzen schaut, stellt schnell fest, dass man anderswo auch mit weniger auskommt, insbesondere dort aber auch ein gemeinsames Verständnis davon herrscht, was Dinge kosten und wen sie belasten.

BTW: Und nur zum Schluß: Diese WM geht mir quer am … vorbei. Aber mit ein bisschen mehr Gemeinschaftssinn/Stolz würden wir vielleicht das Ausscheiden in der ersten Runde besser verkraften. Kommt vielleicht nicht von ungefähr, dass sich Fans in solchen Situationen weinend in den Armen liegen. Wäre nur schön, wenn sie am nächsten Tag genauso gemeinsam zur Stelle wären, wenn man mal ein paar Freiwillige braucht um einen Park aufzuräumen, was aus der Stadtkasse nicht mehr finanzierbar ist.

Gruß vom Wiz

die Massen auf den Straßen, die kollektiv mit „wir sind das Volk“ etwas :geschafft haben, auf das sie wirklich stolz sein können. Wir haben :natürlich wirtschaftlich immer noch an den Folgen dieser Vereinigung zu :kämpfen, aber wie hätte es wohl ausgesehen, wenn die alte :Bundesrepublik damals nicht die wirtschaftliche Stärke gehabt hätte, :die sie glücklicherweise hatte.

Hahaha. Der War gut. Wir leben in einem verlogenen Land, welches sich auf Kosten seiner „neuen“ Länder hochgepusht hat, und das nicht einmal zugibt. Vor 15 Jahre sind so ziemlich alle Wirtschafts- und Aufbauaufträge an die alten Länder gegangen. Dadurch konnte man die ‚Wirtschaftsflaute‘ auf Kosten der eigenen Leute etwas verzögern. Gekommen/Geblieben sind die Probleme aber ja doch, wie jeder sieht.

Hallo Wiz,

stolz auf sein Land zu sein, ist zumindest ebenso eine Option,
wie sich ständig und ausschließlich darüber zu beklagen. Nur
dass der Stolz eben eine positive Komponente hat, die die
Stimmung hebt, Gemeinschaft vermittelt und zum gemeinsamen
Zupacken anregt. Und genau dieser eigentlich ganz natürliche
Stolz auf gemeinsame Wurzeln geht uns leider im Vergleich zu
vielen anderen Ländern ab.

Da ist was Wahres dran. Allerdings ist die Sache mit dem „gemeinsamen Anpacken“ kein so eifaches Thema. Es klingt ein wenig nach Pfadfinderei, zumal eigentlich nicht wirklich klar ist, was denn nun gemeinsam angepackt werden soll. Wenn es nur darum geht so produktiv wie möglich zu sein, dann lässt einem die Art wie Profit generiert wird kaum eine andere Wahl, als sich einer Doppelmoral zu bedienen und letztlich doch nur für sich selbst zu arbeiten. Das funktioniert nicht. Der Kapitalismus reproduziert sich nicht selbst.

Natürlich haben wir Deutschen da aufgrund bekannten Mißbrauchs
in der Vergangenheit die Verantwortung vorsichtig gegenüber
tumbem Nationalismus zu sein, und wollen uns nicht so leicht
auf nationaler Ebene vereinnahmen lassen, aber dies sollte uns
andererseits aber auch nicht dahin treiben, uns der
kollektiven nationalen Miesepetrigkeit anzuschließen. Denn die
macht depressiv und damit gerät man wunderbar in eine
Abwärtsspirale, die uns alle unsere Zukunft kosten kann. Wenn
man nur noch meint, dass „die da oben“ nichts mehr mit einem
zu tun haben, und propagiert, dass das Kind doch längst in den
Brunnen gefallen ist, der brauch ja auch nichts mehr zu tun,
und kann dann seelenruhig dieser selffullfilling prophecy bei
ihrer Verwirklichung zusehen.

Unzufrieden mit Zuständen jeglicher Hinsicht zu sein macht nicht zwangsläufig deperssiv. Schon gar nicht, wenn man seine Unzufriedenheit ausspricht. Das Gegenteil, nämlich in Stille in sich reinzufressen, mach depressiv. „Die da oben“ müssen damit leben, dass man sie kritisiert. Sie wurden nicht gezwungen diesen Job zu ergreifen. Sie werden auch RICHTIG gut dafür bezahlt. Problematisch ist eher, dass vielen von ihnen die Gehälter aus der Staatskasse nicht genug sind und sie in der Wirtschaft nochmal abschöpfen, bis von ihrem einzelnen Gehalt wahrscheinlich gut ~20 Menschen leben könnten.

Dabei gibt es mehr als genug Dinge, auf die wir kollektiv
stolz sein können. Nach dem Krieg haben viele Leute gemeinsam
dieses Land wieder aufgebaut, ganz viele haben sich der
historischen Vergangenheit gestellt (sicher längst nicht alle,
aber wenn man sich andere Länder mit totalitäerer
Vergangenheit ansieht, schneiden wir sehr gut ab). Sie haben
es geschafft, dieses kleine Land wieder in die Spitzengruppe
der Industriestaaten zu bringen mit einem hohen pro Kopf
Einkommen und einer ordentlichen sozialen Sicherheit. Sie
haben mit dem Grundgesetz eine moderne rechtsstaatliche
Verfassung geschaffen, die immer noch weltweite Beachtung
findet und gerne als Muster herangezogen wird.

Ja und Nein. Da wurde schon viel auf die Beine gestellt, aber eigentlich kann man das auch in vielen andern Ländern beobachten. Singapur ist nur ein Beispiel, wenn auch kein europäisches. Nach deiner Ausführung könnte fast meinen, dass andere Länder ohne eine gewisse Infrastruktur nur aus Unmotivierten bestehen. Das ist falsch. Amerika hat gute Geschäfte in Deutschland gemacht. Deutschland ist in einem abstrakteren Sinne Kolonie. Wir exportieren ja wie kein zweites Land, nur dass die Fertigung lediglich von hier koordiniert wird. Daraus kamen der Bevölkerung Gelder zu gute. Aber da machst du es dir schon etwas einfach.

Vor knapp 15 Jahren haben wir eine Teilung überwunden, die
lange Zeit als unüberwindbar galt, und es war nicht die große
Politik, sondern es waren eben die Massen auf den Straßen, die
kollektiv mit „wir sind das Volk“ etwas geschafft haben, auf
das sie wirklich stolz sein können. Wir haben natürlich
wirtschaftlich immer noch an den Folgen dieser Vereinigung zu
kämpfen, aber wie hätte es wohl ausgesehen, wenn die alte
Bundesrepublik damals nicht die wirtschaftliche Stärke gehabt
hätte, die sie glücklicherweise hatte. Natürlich haben wir
noch nicht überall „blühende Landschaften“ und einige Aussagen
hierzu waren zu optimistisch. Aber aus ersten punktuellen
Fortschritten wird mehr und mehr ein Flickenteppich und es
geht weiter voran. Aber man sollte vielleicht da auch weniger
auf Wunder setzen, sondern mehr auf gemeinsames anpacken.

Wird es auf diesem Flickenteppich den wirklich immer und immer besser? Das stimmt nicht. Im Osten gibt es Regionen in denen es immer schlimmer wird. Das hat nichts mit mangelnder Motivation zu tun. Die Wiedervereinigung war eine Hauruckaktion, die überbewertet wird. Ich sage nicht, dass die Grenzen hätten zu bleiben sollen, allerdings ergaben Umfragen, dass insbeondere die Bevölkerung im damaligen Westdeutschland keineswegs so überzeugt von ihr war, nachdem sie darüber aufgeklärt wurde, mit welchen Kosten das Ganze verbunden ist. Die DDR war bankrot. Sie hätte gar nicht weiter existieren können. Einige Persönlichkeiten haben sich während dieser Zeit als schillernde Menschenrechtler gefeiert. Sie waren aber lediglich gerade am amtieren.

Darüber wie gelungen eine Kampagne wie „Wir sind Deutschland“
ist, kann man sicher streiten, aber angesichts leider
zunehmendem Egoismus und krankhafter Suche nach
Individualität, Selbstverwirklichung und Staatsferne, ist das
zumindest ein Ansatz, der einen Versuch wert ist. Denn wenn
dieser Staat momentan Kritik zu ertragen hat, dann sicher
dafür, dass das Gemeinschaftgefühl und das Verständnis dafür
mehr und mehr verloren geht, dass man den Karren nur gemeinsam
wieder flott bekommt.

Bekommen denn auch alle, die den Karren wieder aufpeppeln sollen das, was darauf befördert wird. Das glaube ich nicht.

Ich kann die Meckerei über „die da oben“ einfach nicht mehr
hören, und sie ist angesichts der Tatsache, dass alle Parteien
und auf allen Ebenen händeringend nach Mandatsträgern suchen,
die - wie im professionellen Arbeitsleben auch üblich - bereit
sind unten anzufangen und eine ganz normale Laufbahn durch die
Ebenen einer Hierarchie durchmachen, verlogen. Es ist
natürlich leichter, sich über einen Politiker zu beschweren,
der sich nach 80h-Woche mit dem Dienstwagen nach Hause bringen
lässt, als selbst mal fünf Abende im Monat im Stadtrat und
dessen Ausschüssen zu sitzen.

Wie gesagt, sie haben sich für den Job entschieden. Damit müssen sie leben. Wenn ein Arzt kein Blut sehen kann, dann hat er Pech gehabt. Soweit ich es aus den Reihen von verschiedenen Parteien mitbekommen habe, ist die Suche nach diesen Mandatträgern aber keine Problematik, die nicht zu erklären ist. Idealisten werden von den Parteien nicht gesucht, sofern selblige auch von ihrer Arbeit leben können wollen. Mandate, für die die Träger lediglich ihre Zeit opfern sind natürlich nicht leit zu besetzen. Wer hat den die Zeit und den finanziellen Hintergrund um sich in der Freizeit ausschließlich für fremde Angelegenheiten ohne Belohnung zu engagieren. Für die bezahlen Mandate finden sich schnell Leute. Das Bild hängt hier etwas schief…

Und ich bekomme auch einen dicken Hals, wenn sich immer über
die Steuerlast beschwert wird, aber keiner den
Gemeinschaftssinn hat, für weniger Steuern auch auf Leistungen
zu verzichten. Die Knete wird ja schließlich nicht versoffen,
sondern wird - für jedermann im Haushalt nachlesbar, was aber
aus Desinteresse kaum einer tut - schließlich in jede Menge
Leistungen umgesetzt, die wir mehr und mehr als
selbstverständlich betrachten, ohne uns über die Kosten klar
zu werden. Aber nein, wir Deutschen werden mehr und mehr
Weltmeister im Perfektionismus. Alles muss von Vater Staat
perfekt geregelt werden, und das Ganze bitteschön umsonst. Wer
mal über die Grenzen schaut, stellt schnell fest, dass man
anderswo auch mit weniger auskommt, insbesondere dort aber
auch ein gemeinsames Verständnis davon herrscht, was Dinge
kosten und wen sie belasten.

Wo welches Geld aus Steuereinnahmen hinfließt weiß kaum jemand. Es herauszufinden ist eine Herkulesarbeit und ein Veto gegen Ausgaben kann auch niemand einlegen. Dass alle davon profitieren wird seit Jahren behauptet. Wo aber kann man wirklich diese Selbstverständlichkeiten sehen, von denen du spichts. Ich habe gehört, dass die Straßen in Bayern sich in einem schäbigen Zustand befinden. An diesem Konzet scheint was nicht zu funktionieren. Klingt nach einer Spendenmntalität ähnlich der in puncto Greenpeace. Hier wird die Katze im Sack verkauft.

BTW: Und nur zum Schluß: Diese WM geht mir quer am … vorbei.
Aber mit ein bisschen mehr Gemeinschaftssinn/Stolz würden wir
vielleicht das Ausscheiden in der ersten Runde besser
verkraften. Kommt vielleicht nicht von ungefähr, dass sich
Fans in solchen Situationen weinend in den Armen liegen. Wäre
nur schön, wenn sie am nächsten Tag genauso gemeinsam zur
Stelle wären, wenn man mal ein paar Freiwillige braucht um
einen Park aufzuräumen, was aus der Stadtkasse nicht mehr
finanzierbar ist.

Ich bin gar kein Fußball-Fan. habe nur davon geschrieben, weil es genügend gibt für die sie wichtig ist. Bei aller Liebe für die Wirtschaftlichkeit muss man aber festhalten, dass die Kosten für die Parkreinigungen die Einnahmen der Gastro alleine nicht übersteigen werden. Von der WM profitiert Deutschland tatsächlich.

Schönes Wochenende,

Hilmar

Hallo

Hahaha. Der War gut. Wir leben in einem verlogenen Land,
welches sich auf Kosten seiner „neuen“ Länder hochgepusht hat,
und das nicht einmal zugibt. Vor 15 Jahre sind so ziemlich
alle Wirtschafts- und Aufbauaufträge an die alten Länder
gegangen. Dadurch konnte man die ‚Wirtschaftsflaute‘ auf
Kosten der eigenen Leute etwas verzögern. Gekommen/Geblieben
sind die Probleme aber ja doch, wie jeder sieht.

Genau das ist so ein (typischer???) ahnungsloser Ossi-Kommentar,
der nicht wirklich zur wachsenden Einheit Deutschlands beiträgt.
Wenn die BRD damals auf die Wiedervereinigung verzichtet hätte,
wäre sie heute Wirtschaftsmacht Nr. 1 in Europa, und die Ex-DDR
eins dieser Entwicklungshilfe-Mitglieder der EU.

Ja, natürlich hat man viel gelogen. Vor allem hat Kohl die West-
deutschen belogen darüber, wieviel die Wiedervereinigung kosten
würde. Und natürlich wurden auch viele Fehler gemacht bei der
überheblichen Vorgangsweise, mehr oder weniger ungeschaut
all die VEB als unrentabel zu schließen.

Mir als Österreicher ist es aber lieber, Deutschland hat allein die
Probleme, als die ganze EU müßte die Ex-DDR aus dem Dreck
ziehen :wink:))

Gruß
Barney

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Hahaha. Der War gut. Wir leben in einem verlogenen Land,
welches sich auf Kosten seiner „neuen“ Länder hochgepusht hat,
und das nicht einmal zugibt. Vor 15 Jahre sind so ziemlich
alle Wirtschafts- und Aufbauaufträge an die alten Länder
gegangen. Dadurch konnte man die ‚Wirtschaftsflaute‘ auf
Kosten der eigenen Leute etwas verzögern. Gekommen/Geblieben
sind die Probleme aber ja doch, wie jeder sieht.

Der Vorteil der Schlauen ist zwar, sich dumm stellen zu können, aber es gibt auch Grenzen. Sorry, es mangelt mir an Möglichkeiten mich auf dieses Niveau zu begeben. Weitere Diskussion ausgeschlossen.

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Hi Dine,

-Das Wetter ist schlecht.

Naja, ich sag mal so: In England isses noch schlechter, und
von Grönland mag ich jetzt gar nicht anfangen…

Ja, klar! Das kann man jetzt so aufbröseln. Das Essen in Kroatien ist auch besser als das in England. :o)

-Die Bundesliga besteht zum größten Teil aus eingekauften
Spielern.

Da geb ich dir bedingt Recht, aber ein Land über seine
Fußballmannschaften zu identifizieren ist vielleicht auch ein
bissl einseitig.

Richtig!

-Spitzensportler leben nicht in Deutschland.

Weil die genug Kohle haben, um sich in jedem hippen,
angesagten, wettermäßig angenehmeren :wink: oder was auch immer
Land niederzulassen, in dem sie am besten noch keine oder
wenig Steuern zahlen müssen.

Und das halte ich für eine Sauerei!

-Der Humor der Deutschen ist langweilig und flach.

Das stimmt auch nur bedingt. Wenn man sich den Scheiß im
Fernsehn anschaut, muss man dir Recht geben, aber es gibt
verdammt witzige deutsche Kinofilme. Der Humor von
beispielsweise amerikanischen Comedy-Serien lässt doch genauso
zu wünschen übrig. Da riecht man jeden Witz Meilen im Voraus
und wird dann auch noch durch diese unsäglichen Lacher aus der
Dose darauf hingewiesen, wann man sich zu amüsieren hat

Das ist jetzt so eine Sache. Ich will auch nicht sagen, dass der/die Deutsche keinerlei Talent in jeglicher Hinsicht hat. Das wäre ja vollkommener Quatsch. Mir geht es, wie du auch richtig erkannt hast, primär um den meistverbreiteten Humor. Das mit der Musik ist ähnlich, deswegen spar ich den Punkt aus. Bei Musiker kommt nur noch dazu, dass der kleine Künstler alleine schon von der GEMA die Existenzgrundlage entzogen bekommt. Als früherer GEMA-Beauftragter in einem Schallplattenvertrieb kann ich davon ein Liedchen singen.

-Deutsche Stars sind eigentlich unbegabte Künstler.

An welcher Meßlatte misst du dabei?

Das fällt immer noch in den vorherigen Punkt. Ich halte die meisten Serienstars aber für richtige Pfeifen. Die Zeiten in denen gute Schauspieler daran gemessen wurden, wie sie auf der Bühne (eben ohne Schnitte und bombastische Explosionen) performten sind eigentlich vorbei. Es geht hier um die, die von Kultur leben.

-Die Bundestagsabgeordneten arbeiten ausschließlich für sich
selbst.

Und wenn man Berlusconi (früher) oder George Bush anschaut,
hat man nicht das Gefühl, dass sie für sich selbst arbeiten?

Das eine schließt das andere ja nicht aus.

-Deutsch ist eine scharfe und unästhetische Sprache.

Dagegen möchte ich mich doch ebenso scharf erwehren. Da möchte
ich behaupten, dass du die deutsche Sprache noch nicht zur
genüge kennengelernt hast, und dass es im Vergleich sicherlich
unästhetischere Sprachen gibt (Jetzt frage ich mich gerade:
meinst du mit unästhetisch den Klang oder die tatsächliche
syntaktische/semantische Nutzung von Wörtern in Sätzen?)

Du, ich kenne schon „verhältnismäßig“ viel aus dem literarischen Kanon. natürlich nicht alles. Deutsch klingt für Ausländer aber nicht gerade schön. Das habe ich mir von ein paar sagen lassen. Das kommt von den vielen Zischlauten.

-Bildung ist ein Privileg Bessergestellter.

Noch nicht ganz, daran wird noch gearbeitet:wink:
Ich bin ein typisches Arbeiterkind (und so gar nicht
privilegiert) und stecke grad mitten im Examen…

Dann bist du mit einem blauen Auge davongekommen. Künftig wird es teuer. Wünsche aber auf jeden Fall gutes Gelingen und eine gute Note!

-Es wird vorwiegend mit Natriumglutamat gekocht.

Wenn man lediglich in der Lage ist, sich ne Maggi Fix -
Packung zu öffnen, dann ja…In anderen Ländern wird das Zeug
viel exzessiver benutzt.

In Asien ist es in Restaurants eher verpöhnt. Wusstest du, dass selbt in echten Spitzenküchen hierzulande industriell geferitgte Basissoßen und Glutamat benutzt werden? Ein richtiger Koch, der seine Soßen noch von grundauf anrührt ist wirklich selten.

-Zünfte o.ä. gibt es eigentlich nicht. (Produziert wird in
Fabriken)

Aber immerhin gab´s die mal. Denn irgendwoher muss deine
Wehmut über diesen Zustand ja kommen. Dass die von
Großkonzernen, die NICHT aus Deutschland kommen, immer mehr
plattgemacht werden, tja, dass ist halt ein modernes Phänomen,
dem sich die Mitglieder der Zünfte anpassen müssen, um als
Einzelmenschen nicht unterzugehen.

Das ist richtig.

-Das Personal ist meist unfreundlich und in der Regel
unterbesetzt.

Ich denke mal, dass das a) weder ein spezifisch deutsches
Phänomen ist und habe b) schon ganz andere Erfahrungen nach
dem „Wie´s in den Wald reinruft…“ - Prinzip gemacht. Es gibt
hier so viel kompetentes und auch freundliches Personal, und
oftmal habe ich festgestellt, dass sich unfreundliches
Personal um 180° dreht, wenn man freundlich zu ihnen ist. Da
hab ich immer den Eindruck, dass die sich so ne Kampfhaltung
haben antrainieren müssen, weil es oftmals die Kunden sind,
die mit der Unfreundlichkeit loslegen.
Und für die Unterbesetzung kann das Personal selbst nichts.

Stimmt. Für die Unterbesetzung können sie natürlich nichts. Womöglich wäre das Personal aber auch freundlicher, wenn es mehr Kollegen hätte.

-Die Gehälter sind anderswo besser.

Und auch anderswo schlechter.

Ich würde das Gegenteil nicht behaupten.

-Die Deutschen gelten weder als schön, noch als gute
Liebhaber.

Laut Statistik? Tja, is halt schade, dass die Statistik auch
die Mediocren und „Schlechtweggekommenen“ (um mal Nietzsche zu
bemühen…übrigens auch ein Deutscher…) mitzählt. Denk da
mal dran, wenn dir das nächste mal auf der Straße die Zunge
aus dem Mund rollt, weil du ne heiße Lady entdeckt hast…

Das macht mich grad ganz wuschig, wie du das sagst. Weißt du…? Hach… Dine. :o)

-Die Preise steigen kontinuierlich; die Leistung sinkt.

Polemik…

Polimik ist eine Art von Witz. Laut Freud hat der etwas mit einer latenten Wahrheit zutun. Ich finde er hat Recht.

-Die meisten Deutschen sind alt und kinderfeindlich
eingestellt.

Polemik…

Das ist die Realität!

-Keiner gönnt dem andern was.

Und nochmals Polemik…Einmal so richtig in den Vorurteilstopf
gegriffen. Bewegt sich auf dem ähnlichen Niveau wie die
Behauptung, alle Deutschen würden ständig Sauerkraut essen und
Lederhosen tragen.

Das stimmt nicht. Vorurteile haben leider sehr oft mindestens ein Stückchen Wahrheit inne. Auch wenn die Bayern wohl kaum etwas mit dir oder mir zu tun haben, gibt es sie doch. Allerdings sind selbst sie mit ihrem markanten Immage nicht wirklich satisfaktionsfähig.

-Viele Diskussion, nichts passiert.

Da hingegen geb ich dir jetzt mal wieder Recht. Die Deutschen
sind weniger spontan und handlungsfreudig als andere
Landsmänner.

*Daumen hoch*

Ganz im Ernst, ich würde gerne wissen, warum ich Deutschland
besser als andere Länder finden sollte? Nein, ich möchte
insbesondere wissen, warum ich denn stolz darauf sein sollte
ein Deutscher zu sein? Bisher wohne ich hier, weil ich hier
geboren bin, mehr aber auch nicht. Haben die Deutschen in den
letrzten Jahrzehnten bis auf einige sportliche Erfolge
irgendwas WIRKLICH beachtliches auf die beine gestellt? Sind
wir Vorbild?

Keiner zwingt dich, stolz zu sein. Keiner zwingt dich,
hierzubleiben.

Ey, entschuldige mal…

Ich persönlich zum Beispiel mag die Landschaft, es gibt ein
paar wunderschöne Fleckchen hier in Deutschland. Ich schau mir
auch lieber hier nen historischen Stadtkern an (übrigens von
den Zünften erbaut, deren Fehlen du ja oben beweint hast) als
ne Skyscraper-Metropole in den USA.

Habe in Montana gelebt. Da kann man auch klasse Wandern. Bitte glaub nicht, dass ich Deutschland total scheiße finde. Ein Thread muss etwas scharf formuliert sein, damit man anderen die Möglichkeit geben kann sich daran abzuarbeiten.

Weiterhin geht es mir hier deutlich besser als z.B. in einem
brasilianischen Slum, und dafür bin ich sehr dankbar. In einem
anderen Land hätte ich mit meinen Voraussetzungen evtl. nicht
die Möglichkeit erhalten, studieren zu gehen, und auch dafür
bin ich sehr dankbar.
Weiterhin leben wir trotz aller Gesetze und potentieller
Spießigkeit in einem freien Land, in dem diese Freiheit sogar
im Grundgesetz verankert ist.
In den USA z. B., dem angeblichen Land der ultimativen
Freiheit, gibt es viel mehr Einschränkungen, da wird die
Freiheit lediglich vorgegaukelt, die wir hier tatsächlich
haben. Ein Freund von mir lebt seit 1 1/2 Jahren dort und hat
mir da so einige Stories erzählt…

Heißes Eisen. Es sind eben so Erfahrungen, auch wenn er dich jetzt sich nicht belogen hat. Ich halte es für schwierig da Punkte gegenüberzustellen, weil man letztlich zu dem Schluss kommen muss, dass Die Rahmenbedingungen zu verschieden sind.

Alles in allem wirst du in JEDEM Land auf Grenzen stoßen und
Nachteile finden, es sei denn, du kaufst dir ne autarke Insel
in der Karibik.
Wenn du wissen möchtest, was Deutschland in den letzten
Jahrzehnten so geleistet hat, dann geh doch vielleicht mal ab
von deinem doch recht einseitigen Beispiel Sport und schau mal
in die Wissenschaft und in die Kultur. Warum müssen es immer
gleich die bombastischen Durchbrüche oder die Knaller aus der
Musik- und Hollywood-Welt sein, an denen der Erfolg eines
Landes gemessen wird? Was hat denn z.B. Island in den letzten
Jahrzehnten geleistet, um Vorbild zu sein? Warum MÜSSEN wir
Vorbild sein?

Ich glaube dass ich dich etwas mit der Schärfe meiner Ausgangsargumente aufs Glatteis gelotzt habe. Ich glaube sogar, dass wir Einiges gar nicht so extrem unterschiedlich bewerten. Ich kann an dieser Stelle leider keine Stellung zu diesen Fragen nehmen, weil ich ja gar nicht anderer Meinung bin. :o)

Es ist doch so einfach: entweder, du magst das Land, in dem du
geboren bist, und kannst auch aus den kleinen Dingen Stolz
oder Freude oder was auch immer ziehen. Oder aber du magst es
nicht.

Ja.

Schönes Wochenende!

Hilmar

Hallo nochmal,

Da ist was Wahres dran. Allerdings ist die Sache mit dem
„gemeinsamen Anpacken“ kein so eifaches Thema. Es klingt ein
wenig nach Pfadfinderei, zumal eigentlich nicht wirklich klar
ist, was denn nun gemeinsam angepackt werden soll.

Also mir ist das schon klar: Wir haben uns sehr stark auf eine Position zurückgezogen die da heißt: „Staat mach mal, aber es darf halt nichts kosten“. Da wäre ein erster und guter Schritt schon mal sich zu überlegen, wo man Aufgaben wieder vom Staat weg und in die eigenen Hände nehmen könnte, um dann auch die Steuerlast wieder senken zu können. Das Beispiel mit dem Aufräumen im Park war ganz ernst gemeint. Unsere durchaus betuchte Kommune hatte in den letzten Jahren zeitweise nur noch € 1,-- pro Bürger im Haushalt, der nicht durch langfristige Verpflichtungen gebunden war. Zu besseren Zeiten hatte es eben ausgereicht eine „gute Idee“ zu haben, um Räumlichkeiten, Personal und Zuschüsse zu erhalten. Als die Gewerbesteuer einbrach und hier Dinge eingeschränkt werden mussten, wurde über den Untergang der abendländischen Kultur lamentiert. Die Betroffenen hätten statt dessen auch mal überlegen können, wie man mehr Ehrenamtliche motiviert, Sponsoring organisiert, … Bewegt hat sich hier nur unter Druck etwas und mit erneuter kommunaler Unterstützung.

Wenn es nur
darum geht so produktiv wie möglich zu sein, dann lässt einem
die Art wie Profit generiert wird kaum eine andere Wahl, als
sich einer Doppelmoral zu bedienen und letztlich doch nur für
sich selbst zu arbeiten. Das funktioniert nicht. Der
Kapitalismus reproduziert sich nicht selbst.

Nein, auf diesem Gebiet kann man wirklich als Einzelner oder in Gemeinschaft nicht viel tun. Aber bei den Einsparmöglichkeiten gibt es gerade auf kommunaler Ebene ein Riesenpotential. Allerdings ist eben immer wieder zu beobachten, dass Aktionen dort, wenn überhaupt, dann immer erst dann entstehen, wenn die Kommune schon mit dem Rücken an der Wand steht und bestimmte Dinge gar nicht mehr leisten kann. Wenn kein Geld mehr da ist, den Park aufzuräumen, dann hat man hin und wieder doch Glück, dass sich aus den Beschwerdeführern auch mal eine Gruppe zusammenfindet, die das Thema selbst in die Hand nimmt.

Unzufrieden mit Zuständen jeglicher Hinsicht zu sein macht
nicht zwangsläufig deperssiv. Schon gar nicht, wenn man seine
Unzufriedenheit ausspricht. Das Gegenteil, nämlich in Stille
in sich reinzufressen, mach depressiv.

Also ich würde den Unterschied eher da sehen, wo man die Unzufriedenheit produktiv umsetzt. Es gibt genug Leute, die ihre Unzufriedenheit fortlaufend kommunizieren und deshalb nicht glücklicher wirken. Im Gegensatz zu denen, die ihre Gefühle dann umsetzen und etwas unternehmen.

„Die da oben“ müssen
damit leben, dass man sie kritisiert. Sie wurden nicht
gezwungen diesen Job zu ergreifen.

Das ist eine für mich nicht nachvollziehbare Sichtweise. Die Arbeit wird nicht von alleine gemacht, und wenn ich mir ansehe, wie schwer es die Parteien (alle) momentan haben, ihre Listen zu besetzen und wieviel Leute mehr geschoben und gedrängt als freiwillig dann doch noch einmal für ein weiteres Amt kandidieren, dann sollte man denjenigen gegenüber schon etwas Anerkennung zollen, die sich oft genug neben einem anstrengenden Beruf noch die Gremienarbeit antun, die viele andere eben nicht machen wollen. Natürlich soll das nicht bedeuten, dass man die Arbeit von Politikern nicht auch kritisch begleiten sollte, aber mit wenigen Ausnahmen ist politische Arbeit nun einmal ehrenamtliche Arbeit, und wer dann mal auf einen bezahlten Posten kommt, der hat üblicherweise eben auch jahrelange intensive ehrenamtliche Arbeit hinter sich, in der er kräftig Zeit investiert hat, ohne dafür einen Cent zu sehen.

Sie werden auch RICHTIG gut
dafür bezahlt.

Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Natürlich klingen die Bezüge eines Bundestagsabgeordneten für einen einfachen Arbeiter nach viel Geld. Aber mal sollte hier auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Das sind Managerposten die am Abschluss einer deutlichen Karriere stehen, und die eben nicht mit 40 Wochenstunden erledigt sind. D.h. zum Vergleich muss man dann eben auch Managerbezüge in der Wirtschaft heranziehen. Und dagegen sehen die Bezüge unserer Politiker verdammt mau aus. Zudem kommt auch die extrem geringe Absicherung dazu. Welcher erfolgreiche Spitzenmanager würde da freiwillig seinen Posten in der Wirtschaft räumen und mit einer Sicherheit von maximal vier Jahren in den Bundestag gehen? Es kommt nicht von ungefähr, dass da überwiegend Beamte sitzen, für die die Abgeordnetenbezüge noch eine Herausforderung sind, und die nach ihrer Mandatszeit wieder problemlos in den alten Job zurück können.

Problematisch ist eher, dass vielen von ihnen
die Gehälter aus der Staatskasse nicht genug sind und sie in
der Wirtschaft nochmal abschöpfen, bis von ihrem einzelnen
Gehalt wahrscheinlich gut ~20 Menschen leben könnten.

S.o. Man muss einfach akzeptieren, dass es eine gewisse Einkommensstruktur in diesem Land gibt, und dass Leute in gewissen Positionen nun mal für mehr Arbeit und Verantwortung auch mehr verdienen. Ganz abgesehen davon, dass sie allerdings auch einen teureren Lebensstandard und teurere Rahmenbedingungen haben. Wer 80 Stunden in der Woche unterwegs ist, hat keine Zeit mehr den Schnäppchen bei Aldi hinterherzujagen oder seine Hemden selbst zu bügeln und die Wohnung selbst zu putzen. Damit schafft er dann von seinem Mehrverdienst Arbeitsplätze, was ja auch nicht schlecht ist.

Ja und Nein. Da wurde schon viel auf die Beine gestellt, aber
eigentlich kann man das auch in vielen andern Ländern
beobachten. Singapur ist nur ein Beispiel, wenn auch kein
europäisches. Nach deiner Ausführung könnte fast meinen, dass
andere Länder ohne eine gewisse Infrastruktur nur aus
Unmotivierten bestehen. Das ist falsch. Amerika hat gute
Geschäfte in Deutschland gemacht. Deutschland ist in einem
abstrakteren Sinne Kolonie. Wir exportieren ja wie kein
zweites Land, nur dass die Fertigung lediglich von hier
koordiniert wird. Daraus kamen der Bevölkerung Gelder zu gute.
Aber da machst du es dir schon etwas einfach.

Meine Ausführungen sollten ja nicht heißen, dass es nicht auch andere Länder gibt, die stolz darauf sein könnn, innerhalb kurzer Zeit wirtschaftlich eine Weltposition eingenommen zu haben. Natürlich hatte Deutschland auch Glück , aber dafür muss man sich ja nicht schämen.

Wird es auf diesem Flickenteppich den wirklich immer und immer
besser? Das stimmt nicht. Im Osten gibt es Regionen in denen
es immer schlimmer wird. Das hat nichts mit mangelnder
Motivation zu tun.

Sicherlich gibt es Regionen in denen es besser und schneller voran geht als andere. Aber das Gesamtbild ist doch zunächst mal entscheidend. Und dieses empfinde ich immer noch als positiv. Und was die Motivation angeht: Da gibt es tatsächlich sogar Riesenunterschiede. War es im Länderspiegel von vor zwei, drei Wochen? Jedenfalls ging es um einige der schlimmsten Regionen im Osten und Beispiele, wie Kommunen die wirtschaftliche Entwicklung behindern. Da wurde mir teilweise schwarz vor Augen, wenn man hört, dass es Kommunalverwaltungen gibt, die angesichts der Zunahme von Anfragen zu Trauungen am Wochenende mitteilen lassen, dass sie solche in Zukunft gar nicht mehr anbieten werden (die Zunahme hing mit dem Bau eines Hotelkomplexes zusammen, dessen Eigentümer sich auf die Ausrichtung von Hochzeiten spezialisiert hatte, und der damit zig Arbeitsplätze in der Region geschaffen hatte).

Die Wiedervereinigung war eine
Hauruckaktion, die überbewertet wird. Ich sage nicht, dass die
Grenzen hätten zu bleiben sollen, allerdings ergaben Umfragen,
dass insbeondere die Bevölkerung im damaligen Westdeutschland
keineswegs so überzeugt von ihr war, nachdem sie darüber
aufgeklärt wurde, mit welchen Kosten das Ganze verbunden ist.
Die DDR war bankrot. Sie hätte gar nicht weiter existieren
können. Einige Persönlichkeiten haben sich während dieser Zeit
als schillernde Menschenrechtler gefeiert. Sie waren aber
lediglich gerade am amtieren.

Such is life. Der eine bekommt die Chance Großes zu tun, der andere nicht. Aber jemandem daraus einen Vorwurf zu machen, dass er eine historische Chance genutzt hat …

Bekommen denn auch alle, die den Karren wieder aufpeppeln
sollen das, was darauf befördert wird. Das glaube ich nicht.

Das ist das Problem mit der Selbstverständlichkeit mit der wir all die staatlichen Leistungen empfangen. Wovon wird denn der garantierte Kindergartenplatz bezahlt? Wovon der dringend benötigte Physikraum oder die Sanierung einer Autobahn? Wovon sollen den Klinikärzten angemessene Gehälter bezahlt werden? Natürlich ist momentan das Geschrei wegen der Mittelkürzungen im Sozialbereich groß, aber wir klagen im internationalen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau.

Wie gesagt, sie haben sich für den Job entschieden. Damit
müssen sie leben. Wenn ein Arzt kein Blut sehen kann, dann hat
er Pech gehabt. Soweit ich es aus den Reihen von verschiedenen
Parteien mitbekommen habe, ist die Suche nach diesen
Mandatträgern aber keine Problematik, die nicht zu erklären
ist. Idealisten werden von den Parteien nicht gesucht, sofern
selblige auch von ihrer Arbeit leben können wollen. Mandate,
für die die Träger lediglich ihre Zeit opfern sind natürlich
nicht leit zu besetzen. Wer hat den die Zeit und den
finanziellen Hintergrund um sich in der Freizeit
ausschließlich für fremde Angelegenheiten ohne Belohnung zu
engagieren. Für die bezahlen Mandate finden sich schnell
Leute. Das Bild hängt hier etwas schief…

D.h. Du möchtest noch mehr Berufspolitiker? Sei mir nicht böse, aber gerade dies wird doch immer wieder kritisiert, dass es da diese angeblich zu gut bezahlten (wenigen) Berufpolitiker gibt. Und ja, ich denke schon, dass man es in einer Gemeinschaft von jedem verlangen kann, sich an der ein oder anderen Stelle ehrenamtlich zu engagieren. Was glaubst Du wohl, was Du an Steuern und Abgaben zahlen müsstest, wenn bis runter in die Ortsräte nur noch Berufspolitiker säßen, alle Feuerwehren nur noch Berufsfeuerwehren wären, und das THW, das DRK, die Johanniter und Malteser, die AWO, … nicht auf zigtausende ehrenamtliche Helfer setzen könnten. Genau um das Bewusstmachen dieser Abhängigkeit geht es mir doch: Will ich alles nur konsumieren, dann muss ich dafür eben zahlen. Will ich geringe Steuer- und Abgabenlast, dann muss ich mich eben persönlich einsetzen.

Wo welches Geld aus Steuereinnahmen hinfließt weiß kaum
jemand. Es herauszufinden ist eine Herkulesarbeit und ein Veto
gegen Ausgaben kann auch niemand einlegen. Dass alle davon
profitieren wird seit Jahren behauptet. Wo aber kann man
wirklich diese Selbstverständlichkeiten sehen, von denen du
spichts. Ich habe gehört, dass die Straßen in Bayern sich in
einem schäbigen Zustand befinden. An diesem Konzet scheint was
nicht zu funktionieren. Klingt nach einer Spendenmntalität
ähnlich der in puncto Greenpeace. Hier wird die Katze im Sack
verkauft.

Nein, da muss ich dir ganz vehement widersprechen. Es wird immer wieder gerne behauptet, dass das alles so intransparent wäre. Aber hast Du es denn wirklich einmal versucht? Fakt ist, dass z.B. mehr und mehr Kommunen sogar dazu übergehen speziell für den Laien aufbereitete Haushaltspläne zur Verfügung zu stellen. Allein das Interesse hieran ist so gering, dass dieses Modell in einigen Kommunen schon wieder eingestellt wurde. Und so ein Haushalt ist auch kein Hexenwerk. Es ist eben entgegen der vielfach verbreiteten Meinung nicht so, dass da mal eben nach persönlichen Vorlieben die Mios hin und hergeschoben werden. Ein Großteil der Haushaltsmittel ist durch klare gesetzliche Vorgaben und längerfristige Bindungen festgelegt. Spielmasse gibt es da nur wenig. Toll finde ich daher z.B. das Internetangebot von Hamburg, wo sich jeder mal an einem Haushaltsentwurf versuchen kann.

Gruß vom Wiz

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nur ne Frage
Hey, Barney,
woher willst Du genau wissen, dass das ein Ossi-Kommentar ist?
Judith

Probleme, als die ganze EU müßte die Ex-DDR aus dem Dreck
ziehen

Wieso komm ich mir grad so dreckig vor?

Hier mal ein paar Gründe, auf die du - wie ich finde zurecht - stolz sein darfst:

http://photoalbum.datafox.org/gallery/germany05

Soviele schöne Städte, soviel Kultur, und so ein schönes Wetter (!!) haben ich selten in einer Reise auf einmal gehabt. Auch den Regen und den Geruch danach habe ich genossen.

Man sieht alles ganz anders, wenn man mehrere Jahre wo lebt, wo alles ganz anders aussieht als da, wo man geboren ist. Als ich in Stuttgart gelandet bin, sah es aus wie der Garten Eden! Soviel Grün! Du weißt gar nicht was das für ein Luxus ist und wie schön die Natur dort ist wo DU lebst. Woanders ist Wasser knapp, alles ist Wüste, und jede Frucht muß dem Land mühsam abgerungen werden. Wahrscheinlich denkst du ich lebe im Paradies, weil ich direkt am Strand wohne, mit Palmen gesäumt, im Januar bei 20 Grad, aber bleib hier mehrere Jahre, dann sehnst du dich nach Grün und Regen und frischer Luft.

Gruß
dataf0x

Der Vorteil der Schlauen ist zwar, sich dumm stellen zu
können, aber es gibt auch Grenzen. Sorry, es mangelt mir an
Möglichkeiten mich auf dieses Niveau zu begeben. Weitere
Diskussion ausgeschlossen.

Gut, von dir kam nichts produktives. Was denkst du wer den Aufbau Ost übernommen- und dafür kassiert hat. DDR Betrieben sind dicht gemacht worden und Zweigstellen von Betrieben aus den alten Ländern kamen dafür. Vieles ist für einen lächerlichen Preis verschärbelt worden - Frage: Wer waren wohl die Investoren?
Unbestritten hatte die DDR keine vergleichbare wirtschaftliche Stärke wie die BRD, aber die verzögerte Wirtschaftflaute kommt sicherlich daher. Schauh dafür einfach zu unseren Nachbarländer, wie es denen in den 90zigern ging.