Hallo nochmal,
Da ist was Wahres dran. Allerdings ist die Sache mit dem
„gemeinsamen Anpacken“ kein so eifaches Thema. Es klingt ein
wenig nach Pfadfinderei, zumal eigentlich nicht wirklich klar
ist, was denn nun gemeinsam angepackt werden soll.
Also mir ist das schon klar: Wir haben uns sehr stark auf eine Position zurückgezogen die da heißt: „Staat mach mal, aber es darf halt nichts kosten“. Da wäre ein erster und guter Schritt schon mal sich zu überlegen, wo man Aufgaben wieder vom Staat weg und in die eigenen Hände nehmen könnte, um dann auch die Steuerlast wieder senken zu können. Das Beispiel mit dem Aufräumen im Park war ganz ernst gemeint. Unsere durchaus betuchte Kommune hatte in den letzten Jahren zeitweise nur noch € 1,-- pro Bürger im Haushalt, der nicht durch langfristige Verpflichtungen gebunden war. Zu besseren Zeiten hatte es eben ausgereicht eine „gute Idee“ zu haben, um Räumlichkeiten, Personal und Zuschüsse zu erhalten. Als die Gewerbesteuer einbrach und hier Dinge eingeschränkt werden mussten, wurde über den Untergang der abendländischen Kultur lamentiert. Die Betroffenen hätten statt dessen auch mal überlegen können, wie man mehr Ehrenamtliche motiviert, Sponsoring organisiert, … Bewegt hat sich hier nur unter Druck etwas und mit erneuter kommunaler Unterstützung.
Wenn es nur
darum geht so produktiv wie möglich zu sein, dann lässt einem
die Art wie Profit generiert wird kaum eine andere Wahl, als
sich einer Doppelmoral zu bedienen und letztlich doch nur für
sich selbst zu arbeiten. Das funktioniert nicht. Der
Kapitalismus reproduziert sich nicht selbst.
Nein, auf diesem Gebiet kann man wirklich als Einzelner oder in Gemeinschaft nicht viel tun. Aber bei den Einsparmöglichkeiten gibt es gerade auf kommunaler Ebene ein Riesenpotential. Allerdings ist eben immer wieder zu beobachten, dass Aktionen dort, wenn überhaupt, dann immer erst dann entstehen, wenn die Kommune schon mit dem Rücken an der Wand steht und bestimmte Dinge gar nicht mehr leisten kann. Wenn kein Geld mehr da ist, den Park aufzuräumen, dann hat man hin und wieder doch Glück, dass sich aus den Beschwerdeführern auch mal eine Gruppe zusammenfindet, die das Thema selbst in die Hand nimmt.
Unzufrieden mit Zuständen jeglicher Hinsicht zu sein macht
nicht zwangsläufig deperssiv. Schon gar nicht, wenn man seine
Unzufriedenheit ausspricht. Das Gegenteil, nämlich in Stille
in sich reinzufressen, mach depressiv.
Also ich würde den Unterschied eher da sehen, wo man die Unzufriedenheit produktiv umsetzt. Es gibt genug Leute, die ihre Unzufriedenheit fortlaufend kommunizieren und deshalb nicht glücklicher wirken. Im Gegensatz zu denen, die ihre Gefühle dann umsetzen und etwas unternehmen.
„Die da oben“ müssen
damit leben, dass man sie kritisiert. Sie wurden nicht
gezwungen diesen Job zu ergreifen.
Das ist eine für mich nicht nachvollziehbare Sichtweise. Die Arbeit wird nicht von alleine gemacht, und wenn ich mir ansehe, wie schwer es die Parteien (alle) momentan haben, ihre Listen zu besetzen und wieviel Leute mehr geschoben und gedrängt als freiwillig dann doch noch einmal für ein weiteres Amt kandidieren, dann sollte man denjenigen gegenüber schon etwas Anerkennung zollen, die sich oft genug neben einem anstrengenden Beruf noch die Gremienarbeit antun, die viele andere eben nicht machen wollen. Natürlich soll das nicht bedeuten, dass man die Arbeit von Politikern nicht auch kritisch begleiten sollte, aber mit wenigen Ausnahmen ist politische Arbeit nun einmal ehrenamtliche Arbeit, und wer dann mal auf einen bezahlten Posten kommt, der hat üblicherweise eben auch jahrelange intensive ehrenamtliche Arbeit hinter sich, in der er kräftig Zeit investiert hat, ohne dafür einen Cent zu sehen.
Sie werden auch RICHTIG gut
dafür bezahlt.
Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Natürlich klingen die Bezüge eines Bundestagsabgeordneten für einen einfachen Arbeiter nach viel Geld. Aber mal sollte hier auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Das sind Managerposten die am Abschluss einer deutlichen Karriere stehen, und die eben nicht mit 40 Wochenstunden erledigt sind. D.h. zum Vergleich muss man dann eben auch Managerbezüge in der Wirtschaft heranziehen. Und dagegen sehen die Bezüge unserer Politiker verdammt mau aus. Zudem kommt auch die extrem geringe Absicherung dazu. Welcher erfolgreiche Spitzenmanager würde da freiwillig seinen Posten in der Wirtschaft räumen und mit einer Sicherheit von maximal vier Jahren in den Bundestag gehen? Es kommt nicht von ungefähr, dass da überwiegend Beamte sitzen, für die die Abgeordnetenbezüge noch eine Herausforderung sind, und die nach ihrer Mandatszeit wieder problemlos in den alten Job zurück können.
Problematisch ist eher, dass vielen von ihnen
die Gehälter aus der Staatskasse nicht genug sind und sie in
der Wirtschaft nochmal abschöpfen, bis von ihrem einzelnen
Gehalt wahrscheinlich gut ~20 Menschen leben könnten.
S.o. Man muss einfach akzeptieren, dass es eine gewisse Einkommensstruktur in diesem Land gibt, und dass Leute in gewissen Positionen nun mal für mehr Arbeit und Verantwortung auch mehr verdienen. Ganz abgesehen davon, dass sie allerdings auch einen teureren Lebensstandard und teurere Rahmenbedingungen haben. Wer 80 Stunden in der Woche unterwegs ist, hat keine Zeit mehr den Schnäppchen bei Aldi hinterherzujagen oder seine Hemden selbst zu bügeln und die Wohnung selbst zu putzen. Damit schafft er dann von seinem Mehrverdienst Arbeitsplätze, was ja auch nicht schlecht ist.
Ja und Nein. Da wurde schon viel auf die Beine gestellt, aber
eigentlich kann man das auch in vielen andern Ländern
beobachten. Singapur ist nur ein Beispiel, wenn auch kein
europäisches. Nach deiner Ausführung könnte fast meinen, dass
andere Länder ohne eine gewisse Infrastruktur nur aus
Unmotivierten bestehen. Das ist falsch. Amerika hat gute
Geschäfte in Deutschland gemacht. Deutschland ist in einem
abstrakteren Sinne Kolonie. Wir exportieren ja wie kein
zweites Land, nur dass die Fertigung lediglich von hier
koordiniert wird. Daraus kamen der Bevölkerung Gelder zu gute.
Aber da machst du es dir schon etwas einfach.
Meine Ausführungen sollten ja nicht heißen, dass es nicht auch andere Länder gibt, die stolz darauf sein könnn, innerhalb kurzer Zeit wirtschaftlich eine Weltposition eingenommen zu haben. Natürlich hatte Deutschland auch Glück , aber dafür muss man sich ja nicht schämen.
Wird es auf diesem Flickenteppich den wirklich immer und immer
besser? Das stimmt nicht. Im Osten gibt es Regionen in denen
es immer schlimmer wird. Das hat nichts mit mangelnder
Motivation zu tun.
Sicherlich gibt es Regionen in denen es besser und schneller voran geht als andere. Aber das Gesamtbild ist doch zunächst mal entscheidend. Und dieses empfinde ich immer noch als positiv. Und was die Motivation angeht: Da gibt es tatsächlich sogar Riesenunterschiede. War es im Länderspiegel von vor zwei, drei Wochen? Jedenfalls ging es um einige der schlimmsten Regionen im Osten und Beispiele, wie Kommunen die wirtschaftliche Entwicklung behindern. Da wurde mir teilweise schwarz vor Augen, wenn man hört, dass es Kommunalverwaltungen gibt, die angesichts der Zunahme von Anfragen zu Trauungen am Wochenende mitteilen lassen, dass sie solche in Zukunft gar nicht mehr anbieten werden (die Zunahme hing mit dem Bau eines Hotelkomplexes zusammen, dessen Eigentümer sich auf die Ausrichtung von Hochzeiten spezialisiert hatte, und der damit zig Arbeitsplätze in der Region geschaffen hatte).
Die Wiedervereinigung war eine
Hauruckaktion, die überbewertet wird. Ich sage nicht, dass die
Grenzen hätten zu bleiben sollen, allerdings ergaben Umfragen,
dass insbeondere die Bevölkerung im damaligen Westdeutschland
keineswegs so überzeugt von ihr war, nachdem sie darüber
aufgeklärt wurde, mit welchen Kosten das Ganze verbunden ist.
Die DDR war bankrot. Sie hätte gar nicht weiter existieren
können. Einige Persönlichkeiten haben sich während dieser Zeit
als schillernde Menschenrechtler gefeiert. Sie waren aber
lediglich gerade am amtieren.
Such is life. Der eine bekommt die Chance Großes zu tun, der andere nicht. Aber jemandem daraus einen Vorwurf zu machen, dass er eine historische Chance genutzt hat …
Bekommen denn auch alle, die den Karren wieder aufpeppeln
sollen das, was darauf befördert wird. Das glaube ich nicht.
Das ist das Problem mit der Selbstverständlichkeit mit der wir all die staatlichen Leistungen empfangen. Wovon wird denn der garantierte Kindergartenplatz bezahlt? Wovon der dringend benötigte Physikraum oder die Sanierung einer Autobahn? Wovon sollen den Klinikärzten angemessene Gehälter bezahlt werden? Natürlich ist momentan das Geschrei wegen der Mittelkürzungen im Sozialbereich groß, aber wir klagen im internationalen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau.
Wie gesagt, sie haben sich für den Job entschieden. Damit
müssen sie leben. Wenn ein Arzt kein Blut sehen kann, dann hat
er Pech gehabt. Soweit ich es aus den Reihen von verschiedenen
Parteien mitbekommen habe, ist die Suche nach diesen
Mandatträgern aber keine Problematik, die nicht zu erklären
ist. Idealisten werden von den Parteien nicht gesucht, sofern
selblige auch von ihrer Arbeit leben können wollen. Mandate,
für die die Träger lediglich ihre Zeit opfern sind natürlich
nicht leit zu besetzen. Wer hat den die Zeit und den
finanziellen Hintergrund um sich in der Freizeit
ausschließlich für fremde Angelegenheiten ohne Belohnung zu
engagieren. Für die bezahlen Mandate finden sich schnell
Leute. Das Bild hängt hier etwas schief…
D.h. Du möchtest noch mehr Berufspolitiker? Sei mir nicht böse, aber gerade dies wird doch immer wieder kritisiert, dass es da diese angeblich zu gut bezahlten (wenigen) Berufpolitiker gibt. Und ja, ich denke schon, dass man es in einer Gemeinschaft von jedem verlangen kann, sich an der ein oder anderen Stelle ehrenamtlich zu engagieren. Was glaubst Du wohl, was Du an Steuern und Abgaben zahlen müsstest, wenn bis runter in die Ortsräte nur noch Berufspolitiker säßen, alle Feuerwehren nur noch Berufsfeuerwehren wären, und das THW, das DRK, die Johanniter und Malteser, die AWO, … nicht auf zigtausende ehrenamtliche Helfer setzen könnten. Genau um das Bewusstmachen dieser Abhängigkeit geht es mir doch: Will ich alles nur konsumieren, dann muss ich dafür eben zahlen. Will ich geringe Steuer- und Abgabenlast, dann muss ich mich eben persönlich einsetzen.
Wo welches Geld aus Steuereinnahmen hinfließt weiß kaum
jemand. Es herauszufinden ist eine Herkulesarbeit und ein Veto
gegen Ausgaben kann auch niemand einlegen. Dass alle davon
profitieren wird seit Jahren behauptet. Wo aber kann man
wirklich diese Selbstverständlichkeiten sehen, von denen du
spichts. Ich habe gehört, dass die Straßen in Bayern sich in
einem schäbigen Zustand befinden. An diesem Konzet scheint was
nicht zu funktionieren. Klingt nach einer Spendenmntalität
ähnlich der in puncto Greenpeace. Hier wird die Katze im Sack
verkauft.
Nein, da muss ich dir ganz vehement widersprechen. Es wird immer wieder gerne behauptet, dass das alles so intransparent wäre. Aber hast Du es denn wirklich einmal versucht? Fakt ist, dass z.B. mehr und mehr Kommunen sogar dazu übergehen speziell für den Laien aufbereitete Haushaltspläne zur Verfügung zu stellen. Allein das Interesse hieran ist so gering, dass dieses Modell in einigen Kommunen schon wieder eingestellt wurde. Und so ein Haushalt ist auch kein Hexenwerk. Es ist eben entgegen der vielfach verbreiteten Meinung nicht so, dass da mal eben nach persönlichen Vorlieben die Mios hin und hergeschoben werden. Ein Großteil der Haushaltsmittel ist durch klare gesetzliche Vorgaben und längerfristige Bindungen festgelegt. Spielmasse gibt es da nur wenig. Toll finde ich daher z.B. das Internetangebot von Hamburg, wo sich jeder mal an einem Haushaltsentwurf versuchen kann.
Gruß vom Wiz