Neulich in der Deutschen Oper. Die Sopranistin hat formvollendet und über Minuten ihr Leben ausgehaucht, das Orchester bäumt sich zum grandiosen Finale auf, es dauert Sekunden, bis das Publikum nach Verklingen des letzten Tons zur Fassung kommt und in tosenden Applaus verfällt.
Plötzlich ertönt ein lauter Ruf durch den Saal, sich mühsam Gehör verschaffend:
„Ein Arzt, ein Arzt, ist hier ein Arzt!“
Es dauert einen Moment, da tönt vom anderen Ende des Saals:
„Ja! Hier!“
Antwort: „Nicht wahr?! War das eine brillante Aufführung, Herr Kollege?!“
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Zwei Schenkelklopfer, beide mit ordentlichem Bart - aber nun denn. Beide haben etwas gemeinsam: Erzählt Otto Mustermann (von Beruf Fleischer, Frisör oder sonst was) diese „Witze“ Lieschen Müller (von Beruf Fleischer, Frisör oder sonst was), dann kann Lieschen nicht herzlich darüber lachen. Eine „Wertung“ der Heißluftballonstory fällt entweder neutral oder zu Gunsten des Heißluftballonfahrers aus.
Die Schenkel klopfen sich beim Erzählen dieser reizenden Anekdoten Techniker bzw. Mediziner (jedenfalls einige, zum Glück nicht alle!). Die Ärzte kokettieren mit der dem „Gag“ inne wohnenden Arroganz - finden sie eigentlich aber eben lustig. Die Techniker amüsieren sich über den ach so „wahren“ Schlusssatz ihres „Kollegen“.
Was die Techniker allerdings übersehen: Der Ballonfahrer hat gar keine Schuldzuweisung gemacht. Er hat nur gesagt, dass er mit den Informationen nichts anfangen kann. Nicht mehr - nicht weniger. Das hätte Lieschen Müller auch nicht gekonnt - auch ohne Manager zu sein.
Was dieser „Witz“ nämlich eigentlich aussagt bzw. wo der tatsächliche Bezug zum wahren Leben ist: Fachchinesisch ist Scheiße! (um mal deutlich zu kommunizieren) - weil nicht Kommunikationsfördernd. Das betrifft allerdings alle Berufsgruppen, den letztlich jede hat ihre Fachsprache. Jede Fachgruppe, die mit einer anderen Fachgruppe kommuniziert und dennoch diese Fachsprache benutzt, und sich dabei noch „cool“, „besser“ vorkommt, streut Sand ins Getriebe.
Diese Hitliste der kauderwelschenden Fachleute führen laut persönlicher Statistik Informatiker / Computerexperten an, dicht gefolgt von (eigentlich auf der gleichen Stufe) Medizinern, Technikern und Hififachverkäufern und - oha - Managern und betriebswirtschaftlichen Fachidioten… Und selbstverständlich ist das Gegenüber (selbst) schuld, wenn er / sie / es zu „blöd“ ist einen zu verstehen…
LG Petra